Liebe Gemeinde!
Schon oft viel dieser Satz in diesem Forum: „Wer einmal mit dem Panerai Virus infiziert ist, wird ihn nie wieder los.“
Ich kann bestätigen, dass diese Krankheit wirklich unheilbar ist. Symptomatisch ist sie ist mal stärker, mal schwächer, aber irgendwie irgendwo irgendwann bricht sie immer wieder aus und dann wird’s immer noch heftiger als bei dem Mal zuvor.
Meine persönliche Geschichte mit Panerai begann mit der ersten Uhr in 2002. Damals war es noch eine 40er mit blauem Blatt. Eine Größere konnte ich mir nicht vorstellen. Als die Fiddy rauskam und sich ein Kumpel von mir gleich zwei davon zum Listenpreis gekauft hat, habe ich ihn für völlig bekloppt erklärt, weil das Ding ja „so groß wie eine Bratpfanne sei.“ Wenig später hatte ich selbst eine 47er am Arm…
Richtig gepackt hat mich das Virus dann im Jahr 2010 und seitdem bin ich nie wieder richtig von den Uhren losgekommen, egal wie sehr ich mich auch zwischendurch über die Marke, ihren CEO, ihr Marketing und sonst was aufgeregt habe. In der Spitze waren es mal knapp 20 Uhren, dann gingen alle bis auf Eine und jetzt sind wieder mehr als Zehn da. Bekloppt? Ja, bekloppt!!
Aber…
Einmal Paneristi, immer Paneristi!
Und wie ich schon mehrfach an anderer Stelle schrieb, ist das einfach auch mehr als eine Uhrenmarke. Das ist eine Community, das sind GTGs, das ist der P Day, das sind Freundschaften, die sich entwickelt haben, sogar einen meiner besten Freunde überhaupt bescherte mir diese Marke: Mays!
Meine absolute Begeisterung für die Marke kehrte mit dem P Day in Amsterdam 2019 zurück. Ich war damals so geflasht von der Stimmung, den guten Gesprächen und den vielen tollen Uhren, dass ich meine Sammlung langsam wieder aufbaute. Am P Day hielt ich dann auch meine erste Pre V in den Händen und war mir sicher, dass ich eines Tages auch genau so ein Ding besitzen möchte. Allerdings waren mir die Dinger lange Zeit einfach schlicht zu teuer. Immerhin reden wir hier über Uhren, die mal vor knapp dreißig Jahren etwas über 2.000 Deutsche Mark gekostet haben.
Auf der anderen Seite zahlen Leute heute 36.800 EUR für eine grüne Uhr mit einer Krone auf der 12, die vor sechs Jahren keine 7.000 EUR gekostet hat und feiern sich dann für ihr tolles Investment. Nun, ich dachte mir, wenn man etwas wirklich will, dann muss sich irgendwann auch dazu durchringen, den Weg zu gehen. Auch wenn einem jeder Zweite sagt, man sei völlig bekloppt! Aber das macht ja Leidenschaft aus, ein wenig „drüber“ zu sein!
1996 drehte ein gewisser Sylvester Stallone (unter anderem) in New York einen Film mit dem klangvollen Namen „Daylight“. In diesem Film trägt er auf eigenen Wunsch eine Panerai 5218-201/A. Mit diesem Film verbinde ich eine sehr persönliche und ebenso witzige Geschichte.
Just zur Zeit der Dreharbeiten in New York (große Teile des Films wurden meines Wissens in Rom in einem Studio gedreht) war ich mit meiner damaligen Freundin und einem befreundeten Pärchen gemeinsam in New York. An einem der Tage liefen wir über die Fifth Avenue und sahen, dass eine Seitenstraße gesperrt war und dort einige Kameras aufgebaut waren. Ich ging zu der Absperrung und fragte einen der Aufpasser, was hier gerade passiert. Hier (aus dem Gedächtnis) der damalige Dialog im englischen Original.
„Hey, are you making a movie here?” – “Yes, we’re doing the new Stallone.” – “Oh! Cool! How is it called?” – “Daylight!” – “Ah! Daylight! What is it about?” – “As always… he will save the day!”
Aus dem Augenwinkel konnte ich die Szene vor dem Hotel sehen, wo Stallone in sein Taxi steigt. Klar, dass ich den Film später im Kino sehen musste…
Ein gutes halbes Jahr zuvor saß Stallone auch bei Panerai. Sein Freund Monty Shadow hatte den Kontakt hergestellt und man sprach dort über zwei Uhren, die mit dem Label „Sly“ versehen werden sollten. Eine mit schwarzem Blatt für das Filmen unter Wasser und eine mit weißem Blatt zur Benutzung bei Tageslicht. So entstanden zwei Referenzen, die 5218-205/A Submersible und die 5218-207/A Daylight. Es war geplant, von jeder der Uhren 200 Stück herzustellen.
Im Dezember 1995 kamen 105 Stücke der Daylight in Florenz an. Im ersten Schritt wurden sie mit Zifferblättern ausgeliefert, die blaue Schrift auf weißem Grund hatten. Von diesen wurden Stallone etwa 30 Stück zugesandt. Stallone war damit überhaupt nicht zufrieden. Er mochte die Blätter nicht und beklagte sich darüber, dass nirgendwo in den Plänen gestanden habe, dass die Schrift blau sei. Also wurden alle Uhren in drei Sendungen wieder zurückgesandt und sollten neue Blätter bekommen. Eine der Sendungen mit vier von den Uhren kam nie in Florenz an und gilt bis heute als verschollen. Bei allen anderen Uhren wurden die Blätter gegen andere mit schwarzer Schrift getauscht. Aufgrund der fehlenden vier Uhren entschied man sich, die Nummerierung neu vorzunehmen und so wurde die alte Gravur aus dem Bodendeckel entfernt und eine Neue darüber graviert.
Am Ende wurde niemals 200 dieser Uhren produziert. Es gibt lediglich 107 Stück der Schwarzen und 105 Stück der Weißen, von denen vier Stück verschollen und weitere vier Stück ohne Box und Papiere geliefert wurden. Nur 97 Full Sets der Daylight 5218-207/A wurden jemals produziert. Davon erhielt Stallone 32 Stück (+4 ohne Box/Papers) und vier Stück wurden an die Group Vendome übergeben, Lediglich 61 Stück gingen in den Handel und eine dieser 61 ist nun bei mir und zwar im absoluten Full Set!
Na gut... genug Verpackungsbilder... Da war auch eine Uhr drin!
Es war ein langer Weg dorthin und ich musste einige Opfer aus Stahl und Titan bringen, um sie zu mir zu bekommen, aber das ist jetzt wirklich Endstufe! Mehr geht nicht, zumindest nicht für mich! Ich freue mich gerade wie Bolle und habe das Ding sofort an den Arm geschnallt. Da die Uhr im letzten Jahr eine Voll-Revision im Werk in Neuchâtel erhalten hat, ist sie absolut alltagstauglich.
So… hat nicht bis März gedauert, aber dafür wird das für einige Zeit die letzte Neuvorstellung gewesen sein. Das Tafelsilber ist komplett weg, die Uhren, die ich nicht getragen habe liegen beim Händler und so richtig kann ich mich von nichts mehr trennen, was ich im Bestand habe… Würde sagen: Pleite, aber glücklich!
Das war jetzt viel Text, aber ich denke, eine besondere Uhr hat eine etwas umfangreichere Vorstellung verdient. Mit alten Traditionen soll man ja nicht brechen und daher bekommt auch diese Vorstellung einen Liedtitel. Für alle, die es nicht mehr mitsingen können, hier noch einmal das Video in der Celebration Version (ja, auch die Damen sind älter geworden):
Vielen Dank fürs Reinschauen!!!