Hallo liebe Uhrengemeinde,
ich bin in der App Quora über folgenden Artikel gestolpert:
Was sind weniger bekannte Fakten über Rolex?
Das ganze Marketing Konzept basiert auf Lügen!
"Es weiß doch jeder, dass Rolex immer schon alles selbst hergestellt hat!
Das Rolex, die erste "richtige" Taucheruhr gebaut hat.
Das Rolex DER Innovator der Uhrenindustrie ist….! Bla, bla, bla…
Alles Unsinn! Bis zum Jahr 2004 hat Rolex nicht mal selber Uhrwerke gebaut!
Die ganze Geschichte:
Rolex, wie wir die Firma heute kennen, ist durch Zukäufe entstanden!
Vor nicht allzu langer Zeit, erst vor ein paar Jahren.
Was Rolex tat, sie schufen, teilweise durch Lügen, teilweise durch weg lassen,
eine Legende!
Und mit dieser Legende füttern sie ihr Marketing!
Das Schlimme ist, dass jeder Trottel es glaubt!
Die Wahrheit ist:
Rolex ist eine ziemlich einzigartige Geschichte in der Schweizer Uhrenindustrie.
Von Anfang an unterschied sich der Geschäftsplan von den anderen Uhrmachern. Nehmen wir zum Beispiel Rolex' größten Konkurrenten, Omega Watches.
Für sie begann alles mit einer Manufaktur namens "Louis Brandt" mit Sitz in La Chaux-de-Fonds. In diesen frühen Tagen wurden alle produzierten Uhren unter diesem Namen verkauft. Erst später, unter dem Einfluss seiner beiden Söhne, hatte Louis Brandt die Idee, eine kommerzielle Marke namens Omega zu kreieren.
Die Produktion vor dem Verkauf war das Geschäftsmodell des Unternehmens.
Rolex begann andersherum.
Da Wilsdorf und Davis nicht in der Schweiz ansässig waren (beide waren Deutsche), konnten sie kaum Uhren herstellen, wollten diese aber vermarkten. So entstand eine Handelsgesellschaft mit einem starken Namen, Rolex. Die Idee der Produktion kam später, viel später, denn 100 Jahre lang verließ sich Rolex bei der Herstellung seiner Uhren nur auf Lieferanten.
Wenn Rolex heute eine vollständig integrierte Manufaktur ist, sicherlich eine der Manufakturen, die die meisten Teile einer Uhr herstellt, kam diese Situation erst, nachdem Rolex mehrere seiner Subunternehmer übernommen hatte.
Es war Patrick Heiniger (dritter CEO der Marke, der 1992 nach seinem Vater André Heiniger die Position übernahm), der die Integrationsstrategie wirklich begann.
Unter seiner Leitung wurden viele Unternehmen in Rolex integriert.
Genex, einer der größten Gehäusehersteller, war einer der ersten, der gekauft wurde.
Später, 1998, erwarb Rolex den Armbandhersteller Gay Frères, ein Unternehmen, das für die Heuer Perlen des "Reisarmband" und für die Armbänder der
Audemars Piguet Royal Oak bekannt ist, und natürlich dafür, dass es die meisten Oyster-Armbänder für Rolex herstellte.
Im Jahr 2000 übernahm Rolex Beyeler, einen "Cadranier" oder Zifferblatthersteller.
Die Marke integrierte auch Unternehmen wie Boninchi, den größten Lieferanten von Kronen für Rolex seit 1919, oder Virex et Joli Poli,Gehäusefinisher (hauptsächlich Polierer).
Der interessanteste Teil kommt jedoch bei den Uhrwerken.
Die Meisten von uns sind davon ausgegangen, dass Rolex ihre eigenen Kaliber herstellt, die einzigartig für die Marke und natürlich "inhouse" sind.
Nun, wenn das nicht ganz falsch ist, ist die Geschichte viel komplexer.
Tatsächlich muss ein Name berücksichtigt werden:
Jean Aegler.
Unter diesem Namen ist ein Schweizer Uhrmacher (1850-1891) mit Sitz in Biel tätig.
Seine Manufaktur war auf die Herstellung kleiner Uhrwerke spezialisiert, insbesondere für Damenuhren.
Es gelang ihm, ein Uhrwerk mit einem Durchmesser von 20 mm zu schaffen, was damals ziemlich beeindruckend war. Die meisten Hersteller produzierten noch 40mm- oder 50mm-Werke, die für den Einbau in Taschenuhren vorgesehen waren.
Aufgrund dieses Fachwissens, das der Idee von Rolex entsprach, nur Armbanduhren zu verkaufen, wurde er 1901 (also vor der Gründung von Rolex in London) von Hans Wilsdorf zum einzigartigen Uhrwerkslieferanten der Marke ernannt - eine Situation, die jahrzehntelang so blieb, außer, das Rolex nur für die Chronographen (Valjoux) anderswo ausgelagert wurde.
Die Werke von Aegler waren klein genug und vor allem als hochpräzise Werke bekannt (etwas, das Rolex später definitiv half, bei ihrem Bedürfnis nach Präzision).
Allerdings hat nicht einmal Aegler die Werke vollständig alleine hergestellt, sondern
es wurden Ebauches, also Rohwerke, von Lemania zugekauft und veredelt!
Also müsste man eigentlich sagen, dass bis 2004 in jeder Rolex (außer Daytona)
ein Lemania Uhrwerk seinen Dienst versah. (Am Anfang sogar Lemania Chronographen Werke in der Daytona und den Vorgängern!)
Auch wenn dieses Unternehmen hauptsächlich für Rolex produzierte,
waren sie nicht im Besitz der Marke, sondern blieben unter der Kontrolle der Familie Aegler/Borer.
Diese Rolex/Aegler-Situation, in der die Werke eigentlich nicht richtig selbst hergestellt wurden, blieb fast ein Jahrhundert lang - von 1905 bis 2004 - bestehen.
Zu diesem Zeitpunkt hatten sich beide Parteien einvernehmlich geeinigt. Rolex konnte keine Werke einer anderen Manufaktur kaufen und Aegler konnte nicht an eine andere Uhrenmarke verkaufen (mit Ausnahme von Chronographen, die nicht von Aegler hergestellt wurden).
Also, was die Produktion betrifft, Rolex-Uhrwerke waren exklusiv und wurden von einer Manufaktur namens Aegler hergestellt.
Doch erst am 26. März 2004 übernahm Rolex offiziell die Kontrolle über Aegler/Rolex Bienne und integrierte sie in das Portfolio der Marke!
Bis 2004 war es sogar so, wenn sich eine Gruppe aus dem Ausland für eine Werksbesichtigung anmeldete, wurde auf das Gebäude von Aegler, das Rolex Logo
angebracht und das passende Schild an die Tür gehängt. Gruselig!
Und so ist es nur eine Legende, dass von Anfang an alles bei Rolex selbst und im eigenen Haus gemacht wurde.
Marketing und Hype für Leute, die jeden Unsinn glauben!
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Ich würde gerne Eure Meinung hierzu hören, weil aus meiner Sicht ein paar interessante (ob richtig oder falsch kann ich nicht beurteilen) vermeintliche Fakten über das „Traditionsunternehmen“ genannt werden
ich bin sehr gespannt