Liebe Uhrenverückte,
da ich ja in den letzten Monaten nicht mehr so oft hier im Forum war, obwohl ich es gern gewesen wäre, folgt hier meine ganz persönliche Weihnachtsgeschichte. Verzeiht mir bitte schon einmal vorab, das ich kein großer Romanautor bin.
Das Jahr 2019 näherte sich damals dem Ende als mein Kater Reis am ersten Weihnachtstag seinen schrecklichen Unfall hatte. Niemand von uns ahnte damals das er seine schweren Verletzungen überleben würde und heute immer noch, oder sollte ich schreiben, wieder sein Unwesen treiben würde. Viele von Euch haben gebangt, die Daumen gedrückt und seelischen Beistand geleistet.
Nun im Dezember 2020, auf den Tag genau am ersten Weihnachtstag, hat meine Frau sich dazu entschieden mich zu verlassen. Sie fuhr unter dem Vorwand eine Auszeit zu benötigen mit den Kindern zu ihrer Mutter nach Deutschland, um wie sie es nannte , um etwas Urlaub zu machen. Als wir dann am Tage darauf telefonierten, teilte sie mir mit, dass sie nicht wisse ob unsere Ehe weiter Sinn machen würde.
Wie es nunmehr in solchen Momenten der trauten Einsamkeit üblich ist, fängt man mit etwas an, wozu sonst nicht wirklich die Zeit bzw eine Not besteht - zum tiefen Nachdenken.
Je mehr ich zu reflektieren begann, desto mehr wurde mir klar, dass wir in den letzten Monaten (dies beruht auf Gegenseitigkeit) eigentlich nur noch an einander vorbeigelebt haben und keine wirklichen Gemeinsamkeiten -außer unserer Kinder- mehr hatten. Dies beginnt mit geteilten Freuden des Lebens und endet mit unserer Liebe zueinander. In all den Jahren konnten wir nicht verstehen das wir so gar keine Gemeinsamkeiten mehr hatten, da ich sehr viel gearbeitet hatte und die private Zeit zusammen viel zu kurz kam. All dies kam jetzt während meines Studiums an die Oberfläche. Jahrelang war sie es gewohnt tagsüber alleine zu sein und mich erst abends wieder zu sehen. Jetzt bin ich ganztags zuhause und pauke und bin demnach auch präsent.
Anfang Dezember 2020 habe ich ein Praktikum in einer großen Kanzlei in Moskau bestätigt bekommen, welche sich bereiterklärt haben, mich über meine noch verbleibende Zeit des Studiums zu begleiten. Meine Frau hat dem ganzen damals schon zugestimmt.
Leider wurde mir auch bewusst, dass ich in den vergangenen 12 Monaten immer wieder meine ganz große Liebe in Gedanken hatte, welche ich vor 20 Jahren habe ziehen lassen. In all diesen Jahren waren wir stets in regem Kontakt, haben aber niemals etwas über unsere Gefühle zueinander verloren - warum auch, denn wir hatten ja noch nie eine Beziehung oder Liebelei.
An Neujahr 2021 bekam ich eine unerwartete Mail von Julia worin sie mir mitteilte (sie wusste nicht das wir uns getrennt hatten) das sie mir etwas sagen müsse, was sie seit vielen Jahren bewegte. Sie müsse es mir sagen wenngleich ihr bewusst ist das es das Ende unseres langjährigen Kontaktes sein könne.
Seit 20 Jahren habe sich mich in ihren Gedanken, und sich nie getraut mir zu sagen welche Gefühle in ihr für mich schlummern. Auch sie habe geheiratet, ein Kind bekommen und sich wieder scheiden lassen. Leider habe sie sich immer wieder danach gesehnt mich wieder zu sehen und das zu beginnen was damals nicht stattgefunden hat.
Daraufhin begannen wir zu skypen - und ja was soll ich sagen - der Blitz schlug ein.
Ich habe ihr davon erzählt das ich im September diesen Jahres für mein Studium nach Moskau gehen werde und wir uns dann treffen sollten, denn sie lebt in diesem kleinen Dorf namens Moskau.
Wenn ich niemals im Leben daran geglaubt hätte das eine Bestimmung gibt, so glaube ich es jetzt.
Mit meiner "Nochfrau" habe ich zum ersten mal seit fast 2 Jahren wieder vernünftig reden können als es um die Klärung der Scheidungsrelevanten Punkte ging. Wir waren uns sofort einig das alles zum Wohle der Kinder getan wird und sie mir keine Steine in den Weg legen wird.
Dieses Mal ist es meine persönliche Weihnachtsgeschichte - und geschenk, denn ein Weihnachten und ein Sylvester hatte ich 2020 nicht wirklich.
danke Euch fürs lesen.
P.S. Julia teilt ebenfalls unser aller Hobby