....mein Telefon klingelt. Ich erschrecke mich leicht, denn es reißt mich mitten aus einer riesigen Excel Tabelle. Unser Büro in Bordeaux, ob ich mal 10 Minuten für ein paar Fragen hätte. "Klar", sage ich und gucke auf die Uhr. "Oh Mist, so spät schon" denke ich mir in dem Moment. "Also mach schnell mit dem Telefonat, Du hast heute Abend noch etwas vor". Natürlich sind es am Ende 25 Minuten geworden, aber das ist ok. Eilig packe ich meinen Laptop ein und schlüpfe in die Jacke.
Meinen Kollegen rufe ich noch zu das ich mal weg muss, wenn was ist, das Handy ist an...es wird sich schon keiner melden.
Ein Kollege ruft mir noch etwas von einem halben Tag Urlaub zu den ich wohl habe, ein running Gag wenn mal mal um 17 Uhr Feierabend macht.
Im Fahrstuhl zur Tiefgarage klingelt das Handy; "Oh, bitte jetzt nicht irgendwas Dringendes" denke ich mir und hole es aus der Jackettasche. Naja, fast, die Dame ruft an: "Wann kommst Du heute raus?" "Ich bin schon draußen, hab doch aber noch was vor" antworte ich. "Ach ja, Du und Deine Uhren, Du hast echt nen Knall". "Einen Knall? Noch nicht...". Sie versteht das Wortspiel sofort und lacht: "dann mal viel Spass und komm nicht so spät".
35 lange Minuten quäle ich mich für fünf Kilometer in die Frankfurter Innenstadt. Furchtbar der Verkehr, "na wenigstens sind die anderen auch nicht schneller" denke ich mir und blicke rüber zu einem X6M. Der bringt dem gerade auch nichts. Ich grinse innerlich, trotzdem ein tolles Auto, wenn auch nichts all zu Besonderes in Frankfurt.
Angekommen geht es auf die Goethestraße...zu Cartier. 20 Minuten dauert es bis ich dran bin, aber ok, sie entschuldigen sich und ich muss sagen, sie sind sehr freundlich und kümmern sich wirklich mit Geduld um die Kunden, keiner wird schnell abgefertigt. Ich gucke auf die Uhr...tempus fugit. Aber es muss sein, immerhin hole ich die Liebste meiner Liebsten aus der Revision, eine 70er Jahre Weißgold Tank mit Handaufzug. Der Schatz meines Schatzes, sie liebt diese Uhr. Sie wird sich freuen, die Aufarbeitung war minimalst, aber sie lässt sich wieder wunderbar leicht aufziehen und der Revipreis war noch ok, nicht mehr als bei einer Datejust. Trotz des Goldes.
"Auch LVMH, aber nicht was ich will.", denke ich mir und gehe zügigen Schrittes and dem großen Louis Vuitton Store vorbei.
Jetzt verlässt mich meine Erinnerung etwas, der Knall war wohl zu heftig, ich erinnere mich an Bruchstücke eines netten Gesprächs, etwas zu trinken und einer Tüte. Ja, die Tüte! Eilig versuche ich nach Hause zu kommen. Dauert das lange...ewig wie es mir vorkommt.
"Alles geklappt?" fragt meine Holde. Mein Honigkuchengrinsen beantwortet ihr die Frage noch bevor ich den Mund aufmache. Recht wortlos gebe ich ihr eine rote Samt-Schachtel und verziehe mich Richtung Wohnzimmer. Nur die Kamera, die kann ich gerade noch ergreifen.
"Zufrieden?" fragt sie und steht in der Tür. "Glücklich", antworte ich. Beide sind es heute Abend, auch wenn es einen Knall gab. Einen Großen.