Watchpro-Artikel: Rolex muss Millionen-Strafe zahlen

  • Ich habe einen Artikel auf Watchpro gelesen, nach welchem von der französischen Wettbewerbsbehörde eine Strafe von 91,6 Millionen Euro gegen Rolex verhangen wurde, weil die Manufaktur den Onlineverkauf seiner Uhren verhindert hatte. H I E R  der Artikel.


    Ich bin ja nun in den Interna von Rolex und seinen Händlern nicht so drin. Vielleicht sehe ich es auch falsch, aber: Ich meine, jeder, der ein Produkt herstellt (mal von Arznei o.ä. abgesehen) hat das gute Recht, entscheiden zu können, wo und auf welchen Wegen das Produkt verkauft und vermarktet wird. Wenn ich Badelatschen herstelle und meine, diese ausschließlich in Fleischerfachgeschäften verkaufen zu müssen, dann mag das etwas eigenartig sein, wäre aber mein gutes Recht als Produzent dieser Dinger. Und wenn Rolex aus Tradition und sicher auch anderen Beweggründen sagt, wir verkaufen unsere Uhren nur in auserwählten Geschäften im stationären Handel, dann ist das deren Entscheidung ... Ende! Wenn das einem Händler nicht passt, soll er seine Konzession zurück geben und mit einem anderen Uhrenhersteller einen Vertrag schließen, dessen Produkte er online vermarkten kann ... fertig! Warum da eine Behörde meint, sich einmischen und eine Strafe verhängen zu müssen, erschließt sich mir nicht.


    Beste Grüße

    Tom

  • Ich weiß, was du meinst. Meiner Meinung sollte hier auch Vertragsfreiheit gelten. Die EU sieht es aber anders.


    Rolex sollte es halt nicht offiziell im Vertrag regeln: Wer als Konzi online verkauft bekommt beispielsweise nur noch < 34 mm DJ, Pearlmaster und Vollgold-Skydweller /-Yachtmaster II geliefert. Mal sehen, wie lange der Konzi online toll findet. ;)

  • Das nennt sich Wettbewerbsrecht.


    Denn wenn die Idee "Vertragsfreiheut" konsequent umgesetzt, heißt auch, daß eine feste Preisbildung möglich ist.


    Und jetzt stellen wir uns mal vor, wie dann ein "Wettbewerb" aussieht:


    Jeder PKW Händler verkauft zum vorgegebenen Preis über einen vorgegebenen Vertriebsweg ..


    Überall kostet das Auto, die Uhr, die Schuhe, der Sprit das gleiche.


    Innovation eines Marktführer? Wozu, der Händler muss sich ja an meine Regeln halten.


    Insofern macht die Einschränkung der "Vertragsfreiheit" zugunsten des Wettbewerbs schon Sinn.


    Denn der nächste, konsequente Schritt wäre, zu hinterfragen, ob die tägliche Arbeitszeit, Urlaub, Lohn etc nicht auch unter "Vertragsfreiheit" fallen. Also auch abschaffen?

  • cladulev : Jein ... würde ich mal sagen. Die Frage ist immer, wie viel und in welchen Bereichen der Staat und die EU sich in die freie Wirtschaft einmischen, regulieren und nach deren Empfinden Strafen verhängen sollen oder dürfen. Die Gefahr besteht, dass aus freier Wirtschaft schnell eine Art sozialistische Planwirtschaft wird. Und das ist ja genau das, was Du befürchtest, vorgegebene und einheitliche Vertriebswege, Preise etc. Gerade die hochgeschätzten Beamten dieser EU maßregeln die Unternehmen und Bürger m. E. schon viel zu viel und erschweren somit das Leben der Menschen in deren Einflussbereich unnötig.


    In dem hier genannten Fall Rolex wollen mir die Strafe und die vorangegangenen Ermittlungen nicht einleuchten. Rolex hat seit eh und je seine Vorgaben bzgl. Verkauf. Und wenn ein Händler Konzessionär von Rolex werden und über seiner Eingangstür oder seinen Schaufenstern die Krone mit den 5 Buchstaben gut sichtbar hängen will, was ihn natürlich eine deutliche Aufwertung gegenüber anderen Juwelieren und Uhrenhändlern vor Ort verschafft, dann muss er sich bitteschön an die Spielregeln halten. Wenn diese heißen, es wird nicht online verkauft, dann ist das so. Keiner zwingt den Händler zu einer Zusammenarbeit mit Rolex. Er hätte den Vertrag nicht unterschreiben müssen und hat nach wie vor das Recht, diesen wieder zu kündigen. Der Juwelier schräg gegenüber wird gern einspringen. ;)


    Beste Grüße

    Tom

  • Man denke mal etwas weiter. Wenn die Wettbewerbsbehörde hier wirklich konsequent wäre, würde sie durchsetzen, dass auch freie Uhrmacher mit Ersatzteilen für Revisionen beliefert werden müssen. Ähnlich, wie freie Kfz-Werkstätten in der Automobilbranche. Aber soweit scheint das Interesse dann doch nicht zu gehen. ;)

    … und das wär mal wirklich ein Quantensprung - nicht nur in der Welt der Kronen, sondern quer über alle „Premium“ Hersteller…


  • Ideale Voraussetzungen für die mannigfaltige Konkurrenz, sich eine gute Platzierung beim genervten Luxus-Händler zu sichern. :gut:

    Und mal den Sprit außen vorlassen. Der Vergleich hinkt. Das Luxus-Produkt Uhr ist quasi nicht monopolfähig, da die Wertschöpfung zu 95 Prozent aus Feenstaub und Marketing besteht.

    Das Material gibt’s quasi überall. Man braucht nicht mal eine Produktion. Einfach zu Parmigiani, Tudor etc. gehen und dir was Feines bauen lassen.

  • Jetzt mal unter uns: ich bin ein wenig enttäuscht, wie schlecht hier recherchiert wird - und zu watchpro kann man auch eine eigene Meinung haben.


    Fakt ist:


    - die Klage wurde vom französischen Luxusgerümpelverband (der selber gar nichts verkauft) und Peregrin & Fils (die 2013 bei ROLEX rausgeschmissen wurden) angeregt. Sprich: keiner von den beiden Klägern hat am Ende was davon. Wir reden hier schlicht von "nachtreten".


    - die Klage hat nur deswegen wirklich funktioniert, weil ROLEX inzwischen mit Bucherer zusammen "Certified Pre-Owned" online verbimmelt - sprich: die Brüder in Genf haben schlicht Mist gebaut. Was sie sich selbst erlauben, müssen sie auch anderen erlauben.


    Mich erinnert die Aktion eher an unsere heißgeliebte deutsche Umwelthilfe und deren Aktionen... ich kenne keinen Konzi, der selber ROLEX hat und dicke Tränen weint, dass er die Zwiebeln nicht online verkaufen darf... welche auch, sind ja eh kaum welche zu haben...


    HIer ist das besser beschrieben:


    https://www.blick.ch/wirtschaft/87-millionen-franken-rolex-kassiert-busse-von-franzoesischer-wettbewerbsbehoerde-id19258470.html

  • Jetzt mal unter uns: ich bin ein wenig enttäuscht, wie schlecht hier recherchiert wird - und zu watchpro kann man auch eine eigene Meinung haben.


    ......


    - die Klage hat nur deswegen wirklich funktioniert, weil ROLEX inzwischen mit Bucherer zusammen "Certified Pre-Owned" online verbimmelt - sprich: die Brüder in Genf haben schlicht Mist gebaut. Was sie sich selbst erlauben, müssen sie auch anderen erlauben.

    Fußen Deine Aussagen auf eigenen Recherchen, oder einzig auf dem Blick.ch-Artikel?

    Das kann auch alles so sein. Allerdings wurde das Verfahren gegen Rolex bereits 2017 eröffnet, mit Durchsuchung franz. Büros in 2019. Damals war noch nix mit "Certified Pre-Owned". Zwischenzeitlich mag das in die Entscheidungsfindung der Behörde mit eingeflossen sein und dieser in die Hände gespielt haben, mehr aber auch nicht.


    Beste Grüße

    Tom

  • Richtig: es wurde bereits 2017 eröffnet - aber bis zum Sommer diesen Jahres hatten sie schlicht nichts in der Hand. Das kam erst durch Bucherer.


    Und es war, wenn man die Urteilsbegründung liest, auch die einzige Handhabe.