Interview mit Panerai-CEO Jean-Marc Pontroue

  • Ich fand es interessant für Viele hier im Panerai-Faden, euch das Interview mit der Schweizer Finanzzeitschrift BILANZ nicht vorzuenthalten. Ist kein Abonnement und somit öffentlich, somit kein Problem für die Veröffentlichung hier.



    Panerai-CEO Jean-Marc Pontroué: «Wir brauchen Platz für alles»




    Jean-Marc Pontroué, CEO von Panerai, über seine Expansionsstrategie – geografisch wie uhrmacherisch.

    Von Iris Kuhn-Spogat vor 1 Stunde Quelle: BILANZ


    In der Nähe des Triumphbogens in Paris spannt sich ein Riesenpanel mit Panerai über das breite Trottoir. Das muss ja kosten…

    Das ist nicht einfach eine Werbung. Das Banner ist Teil der Lösung eines Problems, das wir beim Umbau des Geschäfts an der Champs Elysée zu lösen hatten: Bei der Renovation der Location gab es sehr viel Schutt abzuführen, was auf offener Strasse dort nicht erlaubt ist. Wir mussten eine Brücke bauen über die Fussgängerzone. Die haben wir mit dem Panel verkleidet. Es hängt nun seit sechs Monaten und hatte viel Publicity: Man sah es zum Beispiel als König Charles in Paris war, bei der Parade des 14. Juli und so weiter.

    Wann eröffnen Sie?

    Die Casa in Paris Anfang November, ein Pendant dazu eine Casa in Mailand Ende Oktober. Das erste dieser Art haben wir im Juni in New York eröffnet.

    Casa?

    Das sind unsere zweistöckigen Geschäfte. Alle in Städten, wo wir bereits viele Kunden haben und zudem Touristen. Die Casa Panerai sind die Leuchttürme für die Marke.

    Der Panerai-Shop in Zürich hat auch zwei Etagen, ein Leuchtturm ist er nicht.

    Weil er zu klein ist: Das zweite Kriterium für eine Casa ist die Grösse: Wir brauchen mindestens 250 Quadratmeter. Die erste haben wir in New York Anfang Juni eröffnet. Sie misst 450 Quadratmeter. Davor hatten wir dort ein Geschäft auf 40 Quadratmeter.

    Wofür braucht eine so kleine Marke wie Panerai so grosse Läden?

    So klein? Wir brauchen Platz für alles, unter anderem für eine Damenabteilung, um unsere Geschichte zu erzählen, historische Uhren zu zeigen, die in unserem Lagerhaus aufbewahrt sind und die noch nie jemand gesehen hat.

    Es heisst, Sie drücken mächtig aufs Gas, eröffnen einen Laden um den andern. Wahr?

    Wahr. Als ich angefangen habe, hatten wir 80 weltweit. Nun sind es fast 200.

    Ihr Ziel?

    Ich sehe Potenzial für 250 bis 300 Boutiquen. Es gibt immer noch Städte, wo ich frage, wie kann es sein, dass wir dort nicht vor Ort sind?

    Die Expansion lässt auf Ihren Erfolg schliessen.

    In einem Luxuskonzern bekommt man kein Geld, um Geschäfte zu eröffnen, wenn man nicht sehr profitabel ist…

    …und vielversprechend.

    In den vergangenen Jahren haben wir viele Newcomer bei der Marke. Panerai war viele Jahre eine Nischenmarke, hat sich in den letzten fünf Jahren geöffnet, insbesondere für Frauen. Aber auch für Männer, die keine 47mm-Uhr-Handgelenke haben.


    Wo haben Sie den Hebel angesetzt?

    Wie heisst es so schön: Wir haben alles geändert, um nichts zu ändern. Heisst: Die kleineren Grössen, die hat es früher gegeben, wir haben sie einfach nur wieder belebt. Wir haben wir früher rund 120 Referenzen, einfach mehr Differenzierungen bezüglich Durchmesser, Kaliber und Zifferblattfarben. 95 von 100 waren schwarz, als ich 2018 hier angefangen habe, der Rest war weiss.

    Wie gross ist heute der Frauenanteil in Ihrer Kundschaft?

    Ungefähr 22 Prozent, als ich angefangen habe, waren es 10 Prozent.

    Und was finden die puristischen Paneristi zur, Pardon, Verniedlichung der Marke?

    Sie veranstalten 6.10. ihr Jahrestreffen in Lissabon. 220 Paneristi reisen von überall aus der Welt an, inklusive mir. Einige unsere Konzepte werden von diesen Fans der Marke sehr geschätzt. Und dann gibt es Dinge, die für die Marke okay sind, aber nicht für sie. Aggressivität erlebe ich aber keine.

    Laden Sie diese Leute ein?

    Nein, die bezahlen bis auf ein Nachtessen, alle alles selber. Und ich erzähle Ihnen, was wir nächstes Jahr vorhaben.

    Sie machen aus den Fans Insider. Wie sichern Sie, dass die Neuheiten nicht zu früh öffentlich werden?

    Alle unterschreiben selbstverständlich eine Geheimhaltungsklausel - und halten sich daran.

    Neu haben Sie eine Kollaboration mit Prada für die Uhrenbänder.

    Wir haben zwei grossen Partnerschaften. Die erste ist die mit dem Americas Cup. Dort ist Luna Rossa unsere Plattform seit 2019 und wir haben das gerade um vier Jahre verlängert. Prada ist ebenfalls ein Sponsor. Und es ist eine Tatsache, dass Prada Dinge kann, die wir nicht können und umgekehrt. Wir unterstützen mitunter die gleichen Umweltschutzinitiativen. So kommen wir zu den Uhrenbändern.


    Und wie passt da die Partnerschaft mit Brabus dazu?

    Diese Partnerschaft ist vor allem mit Brabus Marine assoziiert. Sie machen Highspeed-Boote und dank der Partnerschaft kommen wir an Fachmessen in Monaco, Cannes und einige in den USA. Als reine Uhrenmarke wäre das sehr schwierig. Wir tauchen zudem aus in Sachen Materialien. Die dritte Partnerschaft haben wir mit den Streitkräften. Wir arbeiten mit der Marina Militare in Italien und den Navy Seals in den USA. Diese Leute helfen uns, unsere Uhren unter den schwierigsten Bedingungen zu testen.

    Fahren Sie eine Brabus?

    Nein, ich fahre elektrisch und immer öfter mit dem Fahrrad.


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