Es gibt keine vernünftige mechanische Budget-freundliche Uhr

  • Ich habe mich im Steinhart-Forum gerade ziemlich unbeliebt gemacht :pistolero: aber eigentlich liegt da ein ernsthafter Gedanke dahinter.


    Immer wieder wird hier im Budget-Freundlich Forum nach einer Kaufberatung für günstige, mechanische Uhren gefragt und bis kürzlich habe ich da fleissig mit vorgeschlagen: SEIKO SNZH, Longines Hydroconquest, Fortis, Oris, Tissot


    Im Grunde genommen ist dies aber alles Blödsinn. Im Steinhart-Forum habe ich das so formuliert:

    Zitat

    Die Produktion von mechanischen Uhren in diesem Preisbereich macht KEINEN Sinn. Was ist denn der Grund, das Zehnfache des Preises einer Seiko für seine Uhr auszugeben? Der Kauf einer hochpreisigen Uhr ist einStatement gegenüber der Wegwerf Gesellschaft und die Investition in etwas Dauerhaftes - in einen lebenslangen Begleiter, der ans Herz wächst. Da ist es schlicht absurd, eine Uhr zu kaufen, deren Werk weniger kostet als dessen Revision. Was macht man denn mit der Uhr, wenn die Revi ansteht? Für 300 EUR revidieren lassen? Ein neues ETA kaufen? Ist der Nachbau einer Roli oder IWC wirklich etwas, dass man langfristigam Arm tragen möchte?


    Ich vermute viel eher, dass man sich die Uhr kauft, weil die noch schön ausschaut und erschwinglich ist - die macht eine kurze Zeit Freude und dann verkauft man das Ding weiter. Und genau das läuft dem Gedanken an die Wertschätzung mechanischer Wunderwerke entgegen. Mit solchen Uhren verkommt das Ganze zum Mode-Accessoir.


    Man kann auch nicht sagen, dass dies die einzige Möglichkeit für weniger wohlhabende Uhrenfans sei, sich eine gute Uhr zu kaufen. Für 1000 EUR findet man coole gebrauchte (auch grosse) Omegas (Chronostop, Seamaster
    120...), Rolex Oysterdates, diverse Zenith und ähnliches, die noch Jahrzehnte überdauern werden.

    Natürlich ist es verlockend, für 180$ eine Seiko SNZH55 zu kaufen. Das Ding sieht scharf aus und läuft echt gut - aber im Ernst: was geschieht damit, wenn die erste Revi ansteht??
    Bei mir liegt z.B. seit bald 2 Jahren eine schwarze Seiko Samurai im Regal. Das Ding hat mir lange Freude gemacht aber jetzt stünde eine Revi an...und ehrlich gesagt "I cannot really be bothered". Nicht gerade sinnvolles Uhrensammeln sowas :grb:

  • ... Da ist es schlicht absurd, eine Uhr zu kaufen, deren Werk weniger kostet als dessen Revision.


    Da sind dann aber auch recht viele teure Marken dabei - allerdings würde die uns die Werke nicht zu diesem Preis verkaufen. Aber bei Einschalung könnte da dann wenigstens ein "normales" ETA rein. ;)


    Aber mal im Ernst: ich sehe das nicht ganz so. Bei vielen der günstigen Marken kann ich - sofern vorhanden und bekannt - einen findigen normalen Uhrmacher mit der Dvi beauftragen und da bin ich günstiger als 300,- Euro dabei. Damit kann ich auch mit beschränkteren Möglichkeiten eine mechanische Uhr dauerhaft tragen und unterhalten und ein Statement gegen den Wegwerf-Wahn setzen. Eine Luxusuhr setzt doch eher ein soziales Zeichen.
    Mit Kieselweich und Konsortien kann ich allerdings nicht ganz so viel anfangen, adaptieren sie doch oft zu viele Designelemente.


    Na los, gib Dir einen Ruck - bring die Seiko zum Service! Er hat auch schon seit Jahrzehnten eine:




    von http://www.brianmay.com - http://brianmay.com/brian/bria…eron_Fox_IMG_7461_690.jpg

  • alingher Das hat mit unbeliebt machen wenig zu tun,es ist deine Sicht auf die Dinge,und grundsätzlich hast Du auch nicht ganz Unrecht.Aber,ich denke,das es schon Gründe gibt eine Uhr von genannten Herstellern zu kaufen,die zugegebenermassen meistens in dem Budgetfreundlichen Angeboten des Herstellers liegen.Denn ich bin der Meinung,wenn jeder der sich hier tummelnden Uhrenenthusiasten genügend Mittel hätten,würden sie sich sicher auch die,ein oder andere Uhr von Herstellern des höherpreisigen Segments holen.Da ist es wie beim Auto zig Menschen hätten vielleicht gerne einen fetten Sportwagen,wenn es aber dann nicht reicht,muss ich mich mit dem etwas kleineren zufrieden geben,der aber gemessen am Neupreis/Prozentual auch immer mehr Inspektionskosten aufwirft als der Sportler.Es gibt ebenso Leute die sich ihr Limit setzen,nach dem Motto mehr ist mir eine Uhr nicht wert.
    Ich zähle mich selbst auch zu denen die nicht immer machen können was sie wollen,insofern versuche ich die Balance zwischen den Uhren auf die man etwas hinarbeiten muss,und dem unteren Preissegement zu halten.Du hast insofern Recht,als das man eine Uhr aus der höheren Liga mit einem anderen Gefühl trägt als ne Steini,trotzdem habe auch ich mir irgendwann ne Steini Ocean zugelegt,und zwar aus ganz pragmatischen Gründen.
    Ich wollte sie für den Sommer,mit einem robusten mechanischen Werk/Saphirglas/Druckfestes Gehäuse mindestens 200m im Prinzip als Sommer/Dailyrocker bei der ich mir keine Gedanken muss.Sie macht einfach alles mit läuft perfekt,und wenn sie revidiert werden muss stehe ich vor der Frage die Du beschreibst,(zugegeben,da ist was dran)aber einé Revision beim Steini kostet auch nicht den Betrag den Du beschreibst,sollte es so sein,kann ich mir immer noch überlegen,ob ich mich drauf einlasse oder in dem Fall auch mal zum Wegwerfheini mutiere,aber ich glaube dann hat mir diese Uhr mindestens 10 Jahre einigermasssen zuverlässig die Zeit gezeigt.
    Somit hat für mich die eine,wie die andere Uhr seine Daseinsbrechtigung,und ich bin froh,das auch Leute mit kleinerem Geldbeutel so in den Genuss einer recht brauchbar verarbeiteten mechanischen Uhr kommen können.


    LG Festus

  • Ich sehe das ähnlich. Schlimmer ist es eigentlich, dass es im Bereich der Luxusuhrenträger etliche gibt, die zwar eine Uhr für 10 K kaufen, aber erst zum Service gehen, wenn sie stehen bleibt.


    Der Serviceaufwand bei mechanischen Uhren war neben der Ungenauigkeit ein Grund für den Niedergang dieser Industrie in den 70ern. Darf man nicht vergessen. Auf der anderen Seite tut's die mechanische Seiko auch noch in 100 Jahren bei guter Wartung ;)

  • Die Citizen Diver Automatic meiner Frau blieb nach über 9 Jahren Tragezeit einfach stehen.
    Meine Frau wollte sie schon wegwerfen, eine Neue kostet ja nur ca. € 200,--.
    Ich schickte aber die Uhr zu Citizen und die verbauten für € 45,-- ein neues Werk mit Dichtungen etc.. :gut:
    Nun kann meine Frau diese mechanische Uhr weitere 9 Jahre tragen, da sie ja doch an dieser Uhr hängt.

  • Leben und leben lassen. ;)


    Was Sinn macht und was nicht, darüber kann man trefflich diskutieren. Technisch gesehen sind mechanische Uhren, bis auf spezielle Anwedungen, ein Anachronismus. Und betriebswirtschaftlich gesehen ist die Anschaffung der meisten mechanischen Uhren im höheren Preissegment genauso wenig sinnvoll. Um kein Geld zu verbrennen, müssen hier in der Regel Hersteller / Modell und Einkaufspreis passen. Und auch, wenn die Revisionskosten eines in einer Breitling oder TAG Heuer verbauten ETA-Werkes prozentual zum Anschaffungspreis natürlich "besser" aussehen, fallen diese zu gegebener Zeit an. Ist also eine Milchmädchenrechnung.

  • Eine Luxusuhr setzt doch eher ein soziales Zeichen.

    Genau das ist doch der Punkt - eine gute Uhr sollte genau nicht eine Luxusuhr sein, die ein soziales Zeichen setzt. Die Idee, dass eine Uhr Status oder gar Prestige verleihen soll, halte ich für dämlich. Der Kauf einer hochwertigen Uhr sollte m.E. mit der Idee verbunden sein, sich nicht ein x-beliebiges Teil ans Handgelenk zu hängen, welches mitteilt, wie spät es ist. Es sollte im Gegenteil der bewusste Entscheid für ein geschätztes hochwertiges Teil sein, dass gefällt und Freude macht - und im besten Fall ein lebenslanger Begleiter wird, den man vielleicht auch noch mal weitervererbt. Oder aber jemand ist so begeistert von den kleinen Wunderdingen, dass er sich eine Sammlung zusammenstellen möchte.


    Wer also beispielsweise eine Speedmaster kauft, weil die ein ausgezeichnetes Werk hat, wunderbar schlicht und klassisch ausschaut, die ideale Grösse hat und mehr oder weniger unzerstörbar ist, der setzt doch kein soziales Zeichen, sondern der kauft doch die Uhr für sich. Okay, May hat offensichtlich seinen Bund fürs Leben mit einer SEIKO gefunden - das geht also auch...


    Zitat

    Leben und leben lassen. ;)




    Was Sinn macht und was nicht, darüber kann man trefflich diskutieren.

    Ja genau, das ist ja vermutlich Sinn eines Forums. Ich bin immer wieder überrascht, wie sich Leute persönlich angegriffen fühlen, wenn man gewisse Uhren oder Brands nicht mag. Ein Forum in welchem über Uhren diskutiert wird halte ich jedenfalls für interessanter, als eines wo man sich lediglich gegenseitig über den neusten Kauf bauchpinselt. So entsteht doch einfach eine Gemeinschaft von "schau mal was ich jetzt wieder neues gekauft habe"-Leuten, mit dem Drang auch immermal wieder einen Neuzugang zu zeigen. Je nach Budget sinds dann halt Seikos, Steinis, Omegas, Pateks... was auch immer. So nach dem Motto "Ich finde meine Stahl Sub so toll, jetzt habe ich die auch noch in Stahl/Gold und nächstes Jahr hole ich mir die GMT" und dann geht das Gebauchpinsle los.
    Naja, wie Du richtig schreibts "Leben und leben lassen".. jeder wie er will. Problematisch ist halt, dass sich kaum jemand überlegt was er will, sondern will, was die anderen für wollenswert halten :bgdev:

  • Ja genau, das ist ja vermutlich Sinn eines Forums. Ich bin immer wieder überrascht, wie sich Leute persönlich angegriffen fühlen, wenn man gewisse Uhren oder Brands nicht mag. Ein Forum in welchem über Uhren diskutiert wird halte ich jedenfalls für interessanter, als eines wo man sich lediglich gegenseitig über den neusten Kauf bauchpinselt.


    Das sehe ich auch so. :gut: Sollte mein Beitrag den Eindruck erweckt haben, dass ich mich persönlich angegriffen fühle, so war das nicht meine Absicht. ;)

  • Sollte mein Beitrag den Eindruck erweckt haben, dass ich mich persönlich angegriffen fühle, so war das nicht meine Absicht.

    Nein nein, der Eindruck ist nicht entstanden - ich meinte wirklich die Steinhart Freunde die häufig ziemlich allergisch reagieren, wenn man die Marke kritisiert. Dies vermutlich deshalb, weil sie so häufig kritisert wird, wobei man sich dann natürlich überlegen sollte, ob nicht zu recht ;)

  • Ich sehe das vielleicht ein bisschen anders, was die Rentabilität einer Revi angeht. Meine Citizen Promaster wie auch die Sector, eigentlich alle meine mechanischen Uhren, die Bleiberecht haben, werden revidiert.
    Die beiden sind daher auch mit deutlich über 15 Jahren noch frisch wie am ersten Tag :jump:
    Besonders die Promaster war nach der Revi wie verwandelt, die Gangabweichung blieb danach immer unter 5 Sekunden am Tag, die Gangreserve war spürbar höher.


    Warum soll ich ne neue Uhr kaufen, wenn die alte nach der Revi besser als neu ist?
    OK, die Revisionen haben jeweils 80€ gekostet, das war dann doch auch günstiger als neu.


    Grüsse


    Christian

    Hallo ich habe eine Ferrari Uhr und wollte nur mall wiessen ob die Orgenal ist Wo mann das dran erkent


  • Besonders die Promaster war nach der Revi wie verwandelt, die Gangabweichung blieb danach immer unter 5 Sekunden am Tag, die Gangreserve war spürbar höher.


    OK, die Revisionen haben jeweils 80€ gekostet, das war dann doch auch günstiger als neu.

    Wo hast Du die Revi machen klassen ?
    Citizen tauscht, siehe weiter oben, das Werk aus und revidiert nicht.
    Kosten hierfür sind € 45,--. Warum also eine Revi am Werk für € 80,-- machen lassen ?

  • Ich kauf mir ne Uhr vorallem aus einem Grund - weil sie mir gefällt. Das kann bei einer Uhr für 500 EUR genauso der Fall sein wie bei einer für 5000 EUR. Wenn dann ein China Werk drin tickt, kann mich das durchaus vom Kauf abhalten, aber ansonsten...
    Ueber Servicekosten und der gleichen mach ich mir beim Kauf sicher keine Gedanken. Einen Service an einem ETA Werk macht mir der Uhrmacher für unter 150.- - von dem her schmeiss ich meine Uhren dann sicher nicht weg.

  • @ Kristian:
    Da gibt es viele Gründe:


    Zum Einen, weil für mich das Werk das Herz der Uhr ist und ich zu den Uhren mit "Bleiberecht" (die Citizen war meine erste mechanische Uhr) eine emotionale Bindung habe.
    Daher soll alles drin bleiben, was drin war, ein Werktausch kommt daher nur bei Totalschaden in Frage.
    Abgesehen davon habe ich von allen Citizen Händlern, die ich bezüglich Revi angesprochen hatte, die Auskunft erhalten, dass eine Reparatur (wird wohl die Überholung einschließen) teurer sei, als eine neue Uhr.
    Das Interesse der Händler liegt aber ja auch im Verkauf.
    Doch wie schon erwähnt, nun ist sie besser als neu.


    Zum Anderen bin ich ein leidenschaftlicher Verfechter von "Reparatur vor Ersatz", deswegen käme es für mich überhaupt nicht in Frage, einen Gegenstand (Uhrwerk) wegzuwerfen, nur weil ein wenig Öl fehlt.


    Grüsse


    Christian

    Hallo ich habe eine Ferrari Uhr und wollte nur mall wiessen ob die Orgenal ist Wo mann das dran erkent


  • Das wird sicher eine spannende Diskussion! :gut:


    Marken-Leidenschaft lässt sich nicht ausschließlich über den Geldbeutel definieren, was man bei den Fans der Marke Steinhart sehr deutlich sehen kann. Sie verteidigen "ihre" Marke ebenso wie die Fans von hochpreisigen Marken wie z.B. Rolex, Panerai, Hublot, Breitling, etc. So etwas erreicht eine Marke nicht, in dem sie seelenlosen Mist produziert!


    Meiner Meinung nach soll jeder kaufen womit er glücklich wird und anderen gönnen, womit sie glücklich werden.


    Ich sammele nur Uhren die mir gefallen, egal was sie kosten!

    · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·
    VG aus HH,
    Simon


    "Opinions are like assholes, everybody's got one!"

  • Nein nein, der Eindruck ist nicht entstanden - ich meinte wirklich die Steinhart Freunde die häufig ziemlich allergisch reagieren, wenn man die Marke kritisiert. Dies vermutlich deshalb, weil sie so häufig kritisert wird, wobei man sich dann natürlich überlegen sollte, ob nicht zu recht ;)


    :keule: .... :popo: ..... :G

  • In meinen Augen eine sehr undurchdachte Aneinanderreihung von Pauschalisierungen und Spekulationen. Eigene Meinung hin oder her, die Argumentation passt vorne und hinten nicht. Die Diskussion ist dennoch interessant.


    Der Kauf einer hochpreisigen Uhr ist einStatement gegenüber der Wegwerf Gesellschaft und die Investition in etwas Dauerhaftes - in einen lebenslangen Begleiter, der ans Herz wächst. Da ist es schlicht absurd, eine Uhr zu kaufen, deren Werk weniger kostet als dessen Revision. Was macht man denn mit der Uhr, wenn die Revi ansteht? Für 300 EUR revidieren lassen?


    Nicht jeder sieht eine einzelne Uhr als einen lebenslangen Begleiter, und wenn doch, wer legt denn fest, dass es eine teurere sein muss? In meiner Sammlung nenne ich einige Vintage-Modelle von angeführten Marken wie Heuer oder Omega mein Eigen, die ich wahnsinnig toll finde und nicht hergeben werde. Trotzdem bekommt eine andere Uhr, die unter 400€ gekostet hat, 85% Tragezeit. Und hierbei sollte nicht vernachlässigt werden, dass eine Uhr in dieser Zeit am Handgelenk ins Herz geschlossen wird - selbst wenn die Revision 300€ kosten sollte, was meiner Erfahrung nach bei einem Standard-ETA aus der Luft gegriffen ist - bezahle ich das gerne. Ideeller Wert! Schließlich begleitet mich die Uhr fast tagtäglich in einer heißen Lebensphase. Der Preis der Uhr entscheidet an keiner Stelle über Statement-Setzung gegenüber der Wegwerfgesellschaft, sondern jeder Uhrenträger selbst bei der Pflege bzw. Unterlassung letzterer seines Zeitmessers.


    Anfügen muss man noch dringend, dass gleich das erste Argument zerballert werden kann: Hochpreisig heißt nicht hochwertig... und das sollte meines Dafürhaltens ein zentrales Merkmal der Uhr sein, die mich Jahrzehnte begleitet.


    Problematisch ist halt, dass sich kaum jemand überlegt was er will, sondern will, was die anderen für wollenswert halten


    Really?