Wieder mal ein Beitrag, den die Welt nicht braucht. Aber vielleicht hat der ein oder andere ja Lust, an meinen momentanen Empfindungen teilzuhaben:
Früher als Kind gab es statt Geld für gute Noten bzw. für das Zeugnis immer eine Uhr. Diese wurde damals im Duty Free Shop im Flughafen gekauft. Die erste Uhr an die ich mich erinnern kann, war eine schwarze FlicFlac uhr mit schwarzem Band, auf dem Gelbe Fisch-Skelette abgebildet waren. Die Uhr hatte außerdem eine charakteristische Drehlünette, mit der man die Eltern so schön nerven konnte.
Mit 12, 13 kam dann eine Seiko (keine Ahnung welches Modell) hinzu. Dieser Chronograph hatte ein schwarzes Ziffernblatt und ein Metallband. Diese Uhr war wohl prägend für sämtliche weitere Kaufentscheide.
Als es zur Bundeswehr ging, musste natürlich eine passende Uhr, eine H3 Traser Commander in die Sammlung. Auch sie hatte eine Drehlünette, diesmal sogar einseitit drehbar und dazu herrlich leuchtende blaue H3 Leuchtmasse. Mit ca. 450 Euro war sie damals meine erste "teure" Uhr.
Irgendwann bin ich auf die Rolex Submariner Date aufmerksam geworden, mit ca 3500 Euro war diese jedoch unerreichbar für mich. Nicht nur, dass 3500 Euro viel Geld sind und waren, vor allem komme ich aus einem Umfeld, das "materielle Statussymbole" ablehnt. Entsprechende verpöhnt war und ist Rolex dort.
2008 sollte ein beruflicher Erfolg mit einer schönen, klassischen automatischen Uhr gekrönt werden. Da mir die 3500 Euro für eine Submariner Date zu viel waren und mir die Datumslupe irgendwie auch nicht so recht gefiel, wurde es eine Omega Seamaster Professional.
Ohne weitere Recherche bin ich zum Konzi, habe sie angelegt und gut ist. Elegant, sportlich, edel aber dennoch recht dezent.
Irgendwann sah ich mal eine DeepSea in der Auslage, fand sie zwar sehr nett, aber zu groß, zu teuer und unnütz.
Ende 2011 wurde es beruflich nochmal eng. 80 Stunden Wochen waren keine Seltenheit, aber Lehrjahre sind nunmal keine Herrenjahre. Motiviert habe ich mich mit einer weiteren schönen Uhr, die es als Belohnung geben sollte. Durch Recherchen bin ich auf diese Website aufmerksam geworden. Eine Breitling Seawolf hat mein Interesse geweckt, die Omega PloProf ist schaurig schön und die Omega Planet Ocean als "große Schwester" meiner SMP war auch im Rennen. Ob nun ETA-Werk oder Manufakturwerk etc. Davon hatte ich keine Ahnung. Von allem anderen auch nicht.
Dennoch habe ich in recht kurzer Zeit ein halbwegs fundiertes Wissen angeeignet, mit dem man auch schlecht informierte Verkäufer entlarven kann.
Als ich mir mal einen Tag Auszeit genommen habe, bin ich in die Stadt und wollte mir verschiedene Rolex Modelle zeigen lassen. SubD, GMT und Milgauss GV standen auf der Hitliste.
Die Ernüchterung kam schnell. Alle Modelle nicht verfügbar, Rolex stellt die Computer um, Wartelisten pipapo. Wie bitte? Ich investiere 6000 Euro in eine Uhr und muss darum betteln, und wie in der DDR auf Wartelisten, bis ich endlich mein Geld Rolex in den Rachen werfen darf? Nicht mit mir!
Durch weitere Recherchen und auch durch das Tragen schloss ich die Breitling aus; nicht hochwertig genug. Die Planet Ocean ist zwar klasse, optisch aber ZU nah an meiner SMP (Schwertzeiger) dran, dazu aber zu hoch. Und die PloProf?! Die Spitze meiner Uhrensammlung sollte ich auch zur Hochzeit tragen können. Und um eine PloProf zum Frack zutragen, fehlt es mir an Exzentrik.
Beim Konzi wurde mir die PAM328 gezeigt. Die fand ich klasse. mal was anderes - eben keine Taucherlünette, subtiler, weil viele Menschen (in meinem direktem Umfeld) Panerai nicht kennen und selbst wenn kann man als Laie schlecht danach googeln und den Preis rausfinden, da es so viele extrem ähnliche Modelle gibt. Im mitgegebenen Katalog habe ich dann die PAM352 entdeckt. Sie hatte sogar ein braues Blatt und goldene Zeiger. Wie geil ist das denn?! Ich bin grundsätzlich eher der Freund von "warmen" Farben, würde Braune schuhe immer schwarzen vorziehen und finde den Kontrast schwarz / Edelstahl zu hart und braun/gold/titangrau optisch ansprechender.
Also... Auf Rolex warten, ehe ich Ihnen mein Geld in den Rachen schmeißen darf? Never! Die Panerai ist doch viel schöner und subtiler und außerdem ist die Box viel hochwertiger. Einzig Berichte über Gangungenauigkeiten haben mich verunsichert, aber da habe ich mit dem Konzi ein sehr kullantes Agreement getroffen. Wenn ich solche Ungenauigkeiten feststelle, regelt er das.
Also ging es voller Grinsen mit der PAM352 vom Konzi nach hause. Trotz der anfänglichen Angst vor der Größe war ich begeistert vom Understatement der Uhr und ihrer Wandelbarkeit durch die Straps. Die militärisch angehauchte Historie tat ihr Übriges.
Danach habe ich festgestellt, dass ich mich vor mir selbst immer wieder für den Kauf rechtfertigen musste. "Viel subtiler als Rolex", "exklusiver, da seltener" usw. Auf die provokante Frage meiner militanten Schwester, was an dieser Uhr sechseinhalb Tausend Euro wert sei, konnte ich außer der Exklusivität und dem Image nur wenig antworten.
In mir schwelte ein Konflikt. Habe ich etwa so viel Asche für eine "ganz nette" Uhr in den Sand gesetzt? Hinzu kam, dass die Gangwerte weitaus schlechter waren, als von meiner ETA Omega. Also sieht die Uhr zwar ganz nett aus (tut eine 200 Euro Festina mitunter auch) und es steht Panerai drauf (tut es bei einem 20 Euro Fake auch). Nur dafür so viel Geld ausgeben war mir nicht geheuer. Aber so einen Fehlkauf einzugestehen, vor allem meiner besseren Hälfte mitzuteilen war nicht so einfach.
Den Kauf einer weitere Uhr (ich hatte die PloProf im Auge) schloss ich allerdings aus, da die ein oder andere finanzielle Verpflichtung hinzukam und das Budget leider nur noch für eine reichte und es außerdem paradox wäre, die PAM als Safequeen zu behalten.
Nach viel hin und her meinerseits bin ich beim Konzi auf sehr entschlossene Menschen getroffen, die ie Firmenphilosophie und Begriffe wie Kundenzufriedenheit nicht nur als hohle Phrase betrachten.
Man bedaueterte die Gangungenauigkeiten und meine Unzufriedenheit sehr und bot mir trotz Wartelisten direkt eine DeepSea an. Naja, gucken kostet nichts...
BAAAAMS! Amors Pfeil schlug ein. War sie doch einst eigentlich zu groß, nach der 44er PAM trug diese sich erstaunlich angenehm.
Folgende Punkte machen die DeepSea (für mich) zur perfekten Uhr:
- blaue Leuchtmasse (finde ich seit der H3 Uhr hammer)
- keine Datumslupe
- von der Technik für mich die beste Rolex überhaupt
- die Mutter aller Taucheruhren
Ich möchte in keine Diskussionen über "Kopflastigkeit" oder den "Ziffernblatt Text" verfallen, für mich ist beides absolut kein Problem.
Und nach einer Woche haben hat sich ein seltsames Gefühl eingestellt: Zufriedenheit! Anders als bei der PAM gucke ich mich nicht nach anderen Uhren oder mehr oder minder guten Zubehör um, warum auch?! Diese Uhr spricht für sich.
Ich weiß, viele Leser fühlen sich genervt, dennoch muss ich meine Freunde zum Ausdruck bringen. Auch weiß ich, dass Bilder gefragt sind. Ich halte davon nichts, weil ich nur eine Handycam habe und das der Schönheit der Uhr nicht ansatzweise gerecht wird, dennoch ein kleines, das garnicht erst versucht, gut zu sein :
Ich fühle mich, wie Boris Becker, als er nach Sandy Meyer Wölden wieder zu seinem eigentlichen Beute Scheme zurückgekehrt ist
PS: Wie nennt ihr das noch gleich? Die "letzte" Uhr der Sammlung? Hatte das irgendwo mal gelesen... Finisher? Exit Watch?