Uhrwerk in der neuen Portugieser Pure Classic

    • Offizieller Beitrag

    ... mal abseits von Glaubensfragen (die ja nur unnötig Zwietracht säen...), was ich mich als Laie gefragt habe: Hätte IWC sich nicht einfach im eigenen Werke-Fundus bedienen können? Wenn ich es richtig nachvollzogen habe, ist doch z.B. die Jubiläums-Portugieser inzwischen ein gefeierter Meilenstein. Da hat man doch aber auch nichts anderes gemacht, als ein "altes" Werk wieder in eine minimal modernisierte Form zu packen.


    Nun hat doch IWC früher (= nach dem WK II) dem Trend der Zeit entsprechend eigentlich nur aus heutiger Sicht kleine und flache Uhren gebaut. Hätte man da nicht zum Beispiel einfach ein - eventuell modernisiertes - Kaliber 89 für die Pure Classic nehmen können? Die Pläne werden sie doch noch haben und offenbar haben solche Werke in den allseits beliebten Vintages ihre Haltbarkeit bewiesen. Wenn man beim Design immer auf Bewährtes zurückgreift, warum macht man das hier beim Werk nicht auch? Gerade weil sich diese Uhr doch offenbar explizit an die "echten" Fans der Marke richtet.


    Ich will damit nicht die Qualitäten des Piaget-Werkes in Abrede stellen und ich habe auch mit Fremdwerken kein Problem (nicht mal mit Eta). Aber einen "Manufaktur"-Zuschlag, der ja sowieso eher marketingbasiert ist, würde ich dafür nicht bezahlen. Auch die Preisgestaltung der Pure Classic wirkt nur im IWC-Kontext "zurückhaltend" - wenn man das mit dem Wettbewerb vergleicht und noch die wahrscheinlich nicht existenten Rabatte in den Boutiquen berücksichtigt, sieht das schon wieder anders aus: real zu zahlende ca. 6.000,- Euro für eine einfache Zweizeiger-Handaufzug sind schon eine Ansage und ca. 50% mehr als eine vergleichbare JLC Ultra Thin oder eine GO Senator Automatik Kaliber 100.


    Gruß,
    Christian

  • Sascha


    Also irgendwie, so habe ich das Gefühl läuft die Debatte hier vollends aus dem Ruder.
    Was hat den Deiner Meinung nach IWC für "marketinggeborene Glaubensfragen" initiiert ?
    Sie haben ein erstklassiges Kaliber von Piaget zu Verfügung gehabt (was sie von Anfang an kommuniziert haben) und dies in einer Uhr verbaut die kein probus scafusia irgendwo auf der Uhr stehen hat.
    Das das Kaliber eine eigene Referenz bekommt ist bei IWC üblich .
    Auch die Jaeger Kaliber die meist ohne Veränderung verbaut wurden, haben eine IWC eigen Werk Ident. Nr. bekommen, aber das muss ich dir ja nicht erzählen.


    Diskussionen bei denen es einzig und allein darum geht , Negative Halbwahrheiten und Gerüchte über eine Company und derer Klientel zu streuen bringen mich eben leicht auf die Palme.
    Bei IWC scheint es mir ausgeprägter zu sein als z.b. bei Hublot,Breitling,Panerai oder Longines um mal einige Firmen zu nennen , die ebenfalls Eta Kaliber "einschalen" (und ihnen eigene Werkenummern geben) sowie auch eigene Kaliber entwickeln.
    Und da hilft es auch nichts wenn man sich nur noch in der smile Liste bedient wenn einem die Argumente (oder das Wissen) fehlen.


    So , zu diesem thread habe ich fertig.

  • ist doch z.B. die Jubiläums-Portugieser inzwischen ein gefeierter Meilenstein.


    warum macht man das hier beim Werk nicht auch? Gerade weil sich diese Uhr doch offenbar explizit an die "echten" Fans der Marke richtet.


    Meine Rede, Christian, ist schon ein paar Tage her.


    Ich will dann mal folgendes relativieren, die 5441 (Jubiläumsportugieser, und auf die wäre hier jeder scharf) hat (mit gewölbtem [!] Plexiglas und Glasboden) bei auch 42,1 mm Durchmesser und kleiner Sekunde eine Höhe von 10 mm :lupe: .
    D.h. auf heutige Verhältnisse gerechnet (flaches Spahirglas, kein Glasboden, keine Sekunde) wäre man nicht weit weg von den 7,5 mm mit dem Piaget-Werk.
    Da wird erst deutlich, zu was die alten Werke in der Lage waren.
    Und heute muss man sich im Konzern bedienen. :motz:

  • ich sehe das ganz entspannt und kann dem Einschalen von Manufakturkalibern durchaus was abgewinnen ;)


    ein tolles Werk, das Piaget. man hätte ihm ruhig einen Glasboden schenken können. Edit: Quatsch! Das Piaget ist doch bestimmt so klein, dass das übel aussähe mit einem breiten Stahlring um den Glasboden :bash:


    die Punze kann ich auf dem von Sascha geposteten Bild indes nicht erkennen :lupe:

  • @ Florentine:


    ich denke Du kannst Dir vorstellen, was ich mit "marketinggeborenen Glaubensfragen" gemeint habe...!
    Die IWC redet in diesem Kapitel in keiner Weise Klartext.
    Alles was es über dieses Thema gibt sind derartige Diskussionsbeiträge in Foren und ab und zu ein
    Brocken Information in einem Interview hier und da.
    Viele der Uhrenkäufer erwarten bei den aufgerufenen Preisen halt "Manufaktur", weil dieser Begriff im
    Marketing hoch und runter gebetet wird.
    Nicht nur von der IWC! Und einige, die noch nicht so lange im Metier sind wir Du oder ich, sind dann irritiert
    bis verärgert wenn eben nicht "IWC-Manufaktur" drinnen ist. Und das wird dann so emotional, das es fast irrational
    anmutet. Da werden dann die Vorzüge fremder Werke, vom Preis über die Ersatzteilversorgung und Reparierbarkeit durch
    externe Uhrmacher bis zur unbestrittenen Qualität, Erprobung und Langlebigkeit, leicht übersehen.


    Noch etwas:
    Und ich habe keinen Grund die IWC in irgend einer Weise schlecht zu machen, immerhin "spende" ich
    einen nicht unerheblichen Teil meiner Freizeit diesem Forum und damit auch direkt der IWC ohne einen
    erkennbaren Vorteil ausser dem Spaß, dem mir das Ganze hier bringt!


    Nur kann man eben sehen, dass dieses Thema offenbar wichtig ist und Emotionen weckt! Nicht zuletzt auch bei Dir!
    Es ist Zeit für eine transparente Kommunikation seitens der IWC zu diesem Thema.
    Immer nur über mehr oder weniger wichtige Prominente und Werbeanzeigen mit markigen Sprüchen zu kommunizieren reicht eben nicht.
    In diesem Punkt dürfte es etwas mehr "Substanz" sein!


    Gruß!


    Sascha

  • Zur Frage, warum den nun ein Piaget-Werk Verwendung fand:


    Uhrenhersteller kaufen ab und zu mal Uhrwerke ein, um damit das eine oder andere Projekt zu realisieren.
    Das machen viele Hersteller so und dadurch kommt es u.a. bei Chronoswiss und in früheren Zeiten z.B. auch
    Omega ab und zu zu Sonder- und Kleinserien.
    Wenn nun ein Hersteller wie die IWC diese Werke liegen hat, warum soll er sie denn dann nicht verwenden?
    Zumal diese Werke von sehr guter Qualität sind und zu der Uhr passen!


    Und die noch vorhandenen eigenen alten IWC-Werke finden sicher auch noch Verwendung in den nächsten
    Jahren! Da bin ich mir sicher!


    Gruß!


    Sascha

  • Und weil es so gut zum Thema passt hier ein paar Fragen, die von Sammlern auf dem SIHH Georges Kern
    gestellt worden sind und natürlich seine Antwort darauf:


    Frage: Wie ordnet IWC die Bedeutung der ETA basierenden Werke in den 80ern und 90ern für die IWC Geschichte ein?
    Frage: Wie sieht die Strategie für „eingekaufte“ Uhrwerke von ETA oder Sellita aus – wie viel wird wo in Zukunft eingekauft?
    Wird in IWC-Uhren wie in der Vergangenheit schon praktiziert auch mal ein Uhrwerk aus dem Richmond-Portfolio verwendet werden, wie z.B. von JLC?


    Antwort Georges Kern:
    IWC wird das Preissegment von 3000 Euro-Uhren nicht verlassen – diesen Level möchte man unbedingt behalten.
    Jedoch wird es in diesem Bereich nie ein Manufaktur-Kaliber von IWC geben, weil das ökonomisch gar keinen Sinn machen würde.
    Man wird aus weiterhin Werke zukaufen, sei dies Sellita, ETA, Piaget oder Fleurier (welche z.B. das Jones Kaliber im Auftrag von
    IWC bauen, ETA baut das 8000er Kaliber exklusiv im Auftrag von IWC).
    Man hat aber den Anteil der Manufaktur-Werke bei den Uhren auf über 60% gesteigert und wird den Weg weiter gehen – allerdings
    nur für kompliziertere Uhren.
    Er konnte den durchschnittlichen Verkaufspreis der IWC Uhren verdreifachen und somit auch die Rentabilität verbessern.
    Er findet die gesamte Diskussion um die ETA-Werke müssig, denn IWC war seit den 80er Jahren immer ein guter
    Partner von ETA und wird dies auch bleiben und entsprechend auch beliefert werden.


    Hayek beliefert nur diejenigen Firmen nicht mehr, die ihn geärgert haben.
    (Quelle: IWC)


    Da gibt es wenig hinzuzufügen!
    Gruß!
    Sascha

  • Interessante Info, spannend,d ass auch das 8000er von ETA für die IWC gebaut wird, gilt das auch für das 89360 Chrono Kaliber?


    Dann wäre ja nur das 5000er ein echtes IWC Kaliber und damit die Portugieser Automatik und die Grosse Fliegeruhr die einzigen authentischen IWC Uhren !

  • Interessante Info, spannend,d ass auch das 8000er von ETA für die IWC gebaut wird, gilt das auch für das 89360 Chrono Kaliber?


    Dann wäre ja nur das 5000er ein echtes IWC Kaliber und damit die Portugieser Automatik und die Grosse Fliegeruhr die einzigen authentischen IWC Uhren !

    @ sspeedy:
    sind für Dich nur diejenigen IWC-Uhren mit eigenen, in SH hergestellten Uhrwerken "authentische IWC-Uhren"?
    Für mich nicht! man darf bei der ganzen Betrachtung die Produktionskapazitäten der IWC nicht ausser Acht lassen!
    Die haben gar nicht die Kapazität, alle Werke für 60.000 - 80.000 Uhren pro Jahr selber zu fertigen...!
    Ausserdem wäre es vermutlich unwirtschaftlich!
    Sind IWC-Uhren mit einem "Fremdkaliber" etwa keine echten IWC´s???


    Gruß!


    Sascha

  • @ Oulrij:


    das 838P ist optisch dem 835P, welches von der IWC verbaut wird, fast bis auf´s Haar identisch, ausser
    dass das Werk für die IWC speziell finissiert wurde.
    Normalerweise trägt dieses Werk bei Piaget die Genfer Punze.


    Gruß!


    Sascha

  • mit Piaget habe ich mich noch nicht wirklich beschäftigt, aber Genfer Siegel konnte ich in der aktuellen Kollektion auf Anhieb keine entdecken ... :grb:


    ist aber eigentlich auch egal ...

  • „Die Jugend wäre eine schönere Zeit, wenn sie erst später im Leben käme.“


    Charlie Chaplin


    knarf1.jpg

  • @ Pimpish:


    es freut mich Dich so beschwingt und erfreut zu sehen!
    In diesem speziellen Fall trifft Deine (allgemein sicher zutreffende Äusserung, dass man erstmal die
    Jobs im eigenen Konzern schützt) nicht zu.
    Erstmal sind die 1000 Piaget Werke sicher Peanuts und zum anderen lagen die Werke, aus einem älteren jedoch nicht
    realisierten Projekt stammend, tatsächlich bei der IWC im Regal.


    Auch ist Deine o.g. Behauptung wenig schlüssig oder warum kauft die IWC auch weiterhin bei der ETA komplette Werke
    bzw. lässt sogar die "eigenen" Werke (8XXXX Serie) dort produzieren und nicht im eigenen Konzern???
    Wo doch Richemont eine zentrale Werk- und Werkteilefertigung besitzt und unterhält.


    Weil´s schlicht extern preiswerter ist und die Konzernschwestern vermutlich gut zutun haben.


    Übrigens muss ich Dein Kompliment bezüglich meiner Kreativität und der angeblich von mir "gestrickten" Begründungen
    an Georges Kern, dem CEO von IWC weitergeben!
    All die kreativen und gestrickten Begründungen stammen aus einem Gespräch von ihm mit einigen IWC Sammlern
    auf dem SIHH in der letzten Woche! :lupe:


    Es schmeichelt mir aber sehr, dass Du mir eine derartige Kreativität zutraust! :blume:


    Gruß!


    Sascha

    • Offizieller Beitrag

    ... die Story mit den Piaget-Werken stammt tatsächlich direkt von Kern - offenbar waren die Werke ursprünglich für ein anderes Projekt vorgesehen, dass dann nicht realisiert wurde (warum auch immer - auch unklar was es war). Insoweit war die Pure Classic eine Art "Notlösung" - dafür ist sie ganz gelungen. An eine PR-Nummer würde ich da nicht glauben - wozu auch?


    Wenn er einfach gesagt hätte, wir haben die genommen, weil sie gut sind, passen und aus dem Konzern stammen, hätte das doch auch niemanden gekümmert.


    Gruß,
    Christian

  • „Die Jugend wäre eine schönere Zeit, wenn sie erst später im Leben käme.“


    Charlie Chaplin


    knarf1.jpg

    • Offizieller Beitrag

    ... naja, der Betriebswirt neigt doch zum Rechnen - machen wir das doch einfach mal:


    Umsatzseitig:
    Wenn man den kompletten Netto-Umsatz der PC auf IWC bucht (es wird ja nur über Boutiquen verkauft und es gibt wohl keinen Rabatt), wir einen Umsatz pro Uhr von ca. 4.500,- Euro annehmen, den kompletten Abverkauf in einem Jahr unterstellen, landet man bei Erlösen i.H.v. 4,5 Mio Euro. Das sind weniger als 3% des Gesamtumsatzes der Portugieser-Linie.


    Kostenseitig:
    Nehmen wir mal an, so ein Werk kostet in der internen Verrechnung 500,- Euro (vermutlich ist es eher - deutlich - weniger), liegen da also Werke im Wert von 0,5 Mio Euro im Regal. Jetzt müssen wir etwas raten, nehmen wir aber mal eine Umsatzrendite von 15% an (entsprechend würden jedem Euro Umsatz 85 Cent Kosten gegenüber stehen), dann entsprechen diese 0,5 Mio Euro weniger als 0,5% des Gesamtaufwands der IWC.


    Auslastungsseitig:
    Werke, die bereits montiert und ausgeliefert sind, sichern keine Beschäftigung bei Piaget.


    Fazit: Die PC ist betriebswirtschaftlich durch den Boutiquen-Vertrieb bestimmt ganz nett margenseitig, aber nichts, was IWC oder gar Richemont nennenswert erschüttert. Und dann braucht es uns doch auch nicht übermäßig zu erschüttern, oder? :kaffee:


    Gruß,
    Christian

  • Egal ob der ganzen Diskussionen- ich finde die Uhr toll und wunderschön mit einem super Werk. Und das ist für mich das hauptsächlich entscheidende: Die Uhr muss gefallen und wenn das Innenleben auch noch schön ist, umso besser. Uhren haben für mich etwas mit Emotionen zu tun, funktionieren tun sie alle und das ist auch nicht das Wichtigste, sonst würden alle mit Quarzern rumlaufen. Über Preis-Leistung hier zu diskutieren halte ich für müßig, das stimmt für einen Außenstehenden wahrscheinlich eh nicht. Für mich kommt jedenfalls der "Habe wolle" Effekt bei diesem Modell und darum hätte ich sie gern ;)