Schnellerer Gang im Sommer?

  • Hi,


    Ich hatte im Dezember ne SMP 300 gekauft. Die Uhr habe ich bisher immer am Wochenende und in der Freizeit aufgesetzt und einen kontinuierlichen Gang von -1 bis -1,5 Sekunden am Tag.


    Seit letzter Woche trage ich die Uhr auch tagsüber bei der Arbeit (Außendienst). Macht sich mit kurzen Ärmeln noch besser ;)


    Worauf ich hinaus will: Ich habe die Uhr letzten Donnerstag gestellt und bis auf nachts fast immer getragen. Seit dem hat sie gerade mal 0,5 Sek. verloren. Kann es sein, dass sich die Temperatur doch so stark auf den Gang auswirkt? Bisher wars ja meistens bitter kalt, sprich das Öl zäher.


    Mein Konzi hatte sowas schon angedeutet, dass im Sommer das Problem mit dem leichten Nachgang behoben sein könnte. Hat er wohl Recht gehabt...


    Habt ihr schon mal ähnliche Erfahrungen gemacht?

  • upps, das ist mir jetzt echt neu, allerdings habe ich mir auch noch nicht die gänge meiner uhren genau aufgeschrieben.
    was meinen die spezialisten hier im forum? :grb:

    Grüße - Gerd... :wink:


    Sascha, Unvergessen!:blume:


    Kein Instagram, kein Facebook. Kein TikTok, kein anderes Gedöns, das ist ja wie ein Gefängnisausbruch! Herrlich!

  • Zitat

    Original von kwUAxx
    das ist mir echt neu :grb:
    ich habe darauf allerdings nie wirklich geachtet.


    aber vllt. hat sie sich jetzt auch nur endlich eingelaufen?


    das wird es wohl sein. wenn du sie vorher nur in der freizeit und am we getragen hast, jetzt aber staendig, koennte sie nun "eingelaufen" sein.

  • Daran habe ich auch schon gedacht, dass sie mir das dankt, weil ich sie jetzt täglich trage. :)


    Allerdings neigen die ETA-Werke nach der Eintragezeit eher zum langsamer laufen und die ROLEX-Werke hingegen werden schneller.


    Wie schon erwähnt, hat mich mein Konzi erst darauf gebracht...


    Aufschreiben tu ich mir den täglichen Gang auch nicht, ist mir heute morgen nur aufgefallen, dass sie nach fast 1 Woche immer noch nahezu genau geht.

  • Mir geht es gerade ähnlich. Die ganze Zeit ging meine SMP pro Tag ca. 2 sec. vor. Momentan sind es 5 bis 6 sec. täglich. Ob das an den Temperaturen liegt? Keine Ahnung, aber ich denke, ich werde meinen Konzi mal hierzu interviewen.

  • Das sagt der Profi dazu:


    Gangabweichungen hängen meist von Faktoren ab, die der Uhrmacher nicht beeinflussen kann z.B. schwankende Temperaturen, wechselnde Luftdruckverhältnisse, Erschütterungen der Uhr, unregelmässiges Aufziehen bzw. Verschmutzung. Bei aussergewöhnlichen Klimaveränderungen ist eine plötzliche Gangabweichung also erklärbar. Uhren laufen im Winter oft schneller (Vorgang) und im Sommer langsamer (Nachgang). Uhren mit Glasboden reagieren in der Regel stärker auf Temperatur- und Luftdruckunterschiede.


    Quelle: http://www.zeno-watch.ch/de/Ga…ody_gangabweichungen.html

  • :grb: Da Öle mit steigenden Temperaturen eher dünnflüssiger werden, kann ich mir das so jetzt nicht vorstellen. Abgesehen davon, sind Uhrenöle ja echtes Hightech-Marterial. Man versucht bei der Entwicklung ja solche Einflüsse zu minimieren.


    Auch ist die Menge an Öl so gering, daß ich Schwierigkeiten habe, mir einen so starken Einfluss vorzustellen. Nartürlich ist es sonst richtig, daß die Einflüsse auf den Gang einer Uhr manigfaltig sind!

  • Der Einwand leuchtet durchaus ein. Je dünnflüssiger das Öl, desto besser geschmiert die Funktion, desto schneller und nicht langsamer.


    Aber wer weiss. Ich werde mal eine Frage an Zeno stellen. Und die Antwort posten. Sind wir mal gespannt! :grb:

  • Zitat

    Original von Meister


    Uhren laufen im Winter oft schneller (Vorgang) und im Sommer langsamer (Nachgang).


    Das ist genau das Gegenteil von dem, was mir mein Konzi erzählt hat. ... und der ist noch ein richtiger Uhrmacher, das bestimmt schon seit über 20 Jahren.



    Zitat

    Original von Frank Valentin


    Da Öle mit steigenden Temperaturen eher dünnflüssiger werden, kann ich mir das so jetzt nicht vorstellen.


    Öle werden mit steigenden Temperaturen zwar dünnflüssiger, aber im allgemeinen nimmt die Schmierfähigkeit dadurch zu. Erst bei Überhitzung des Öls reißt der Ölfilm ab. Dieses sollte aber bei einer Uhr wohl keine Rolle spielen.

  • ... also ich (als Kaufmann ;)) würd' es so sehen:


    Je dünner (wärmer) das Oel, desto weiter kann die Unruh ausschwingen. Je weiter die Unruh ausschwingt, desto langsamer läuft die Uhr. Ergo: wärmer = langsamer.


    Vielleicht ist aber alles ja ganz anders, und man muss bei der nächsten Revi auf Mehrbereichsoel umstellen :G...


    Gruß Heiner :wink:

  • Zitat

    Original von heiner1603
    Je dünner (wärmer) das Oel, desto weiter kann die Unruh ausschwingen. Je weiter die Unruh ausschwingt, desto langsamer läuft die Uhr. Ergo: wärmer = langsamer.


    :grb: :grb: :grb: Hmmm, nicht schlecht, wenn sich so Nicht-Techniker wie wir (dazu zähle ich mich auch !) den Kopf über sowas zerbrechen ;) Jetzt könnte ich dagegenhalten: Die Omega macht pro Stunde 28.800 Halbschwingungen. Das sind am Tag 691.200 (!!!) und in der Sekunde 8.


    Wenn durch eine höhere Temperatur (=flüssigeres Öl) alle Teile besser flutschen, dann macht sie vielleicht ca. 8 Halbschwingungen mehr und die fehlende Sekunde ist ausgeglichen. Prozentual gesehen wären das 0,001% Abweichung von der Norm, was durch äußere Einflüsse durchaus machbar wäre.


    Ich nehme mal an, würde ich die Uhr in den Kühlschrank legen, bei +3° dann würde dies vermutlich eine Veränderung in die andere Richtung ergeben.


    ... alles nur Theorie :lupe:

  • Das man hier die Ölung der Unruhlager betrachtet halte ich für nicht zutreffend.
    Die hier entstehenden Unterschiede ... also ich glaube einfach nichts, dass
    die Gangunterschiede hierher hervorgerufen werden.


    Zu den wärmere Temperaturen wäre eigentlich das Trageverhalten interessanter
    als nur die Aussage es ist wärmer. Am Arm getragen wird eure Uhr eigentlich immer
    eine relativ konstante Temperatur aufweisen. Erst beim Ablegen der Uhr nimmt
    sie nach und nach die Umgebungstemperatur an. Und dann kommt die Rolle der
    Unruh ans Tageslicht:


    Alle Materialien dehnen sich bei Erwärmung aus. Auch der Unruhreif (die Schenkel
    vernachlässigt man bei der Betrachtung). Dadurch nimmt der Trägheitsradius
    zu. Dies bewirkt eine Verlangsamung der Schwingung (bei einer geschlitzten
    Bimetallkompensationsunruh ist bei Erwärmung zu beobachten, dass die Enden
    des geschlitzen Reifes nach innen in Richtung Zentrum wandern. Beim Abkühlen
    beobachtet man selbiges in umgekehrter Richtung).


    Allerdings wirkt sich die Wärme auch auf die Spiralfeder aus. Alte Stahlspiralen
    waren sehr empfindlich! Das Rückstellmoment der Feder wird bei Erwärmung
    nämlich kleiner - gleichzeitig nimmt der Trägheitsradius des Unruhreifes zu.
    Also zwei Ursachen welche die gleiche Wirkung verursachen: ein Nachgehen
    bei Erwärmung. Und dies wurde eben durch die geschlitzte Bimetallunruh
    mit Masseschrauben (die Position der Masseschrauben im Reif verändert die
    Stärke der Kompenation) soweit wie möglich kompensiert. Warum nur so
    weit wie möglich?


    Der Sekundäfehler tritt hier auf:


    Die auf den Gang wirkende Veränderung von Spirale und Unruhreif ist nicht
    identisch. Eine der beiden weist eine Gerade, die andere eine parabelförmige
    Form auf wenn man sie zu Papier bringt. Legt man nun bei der Kompensation
    beide "aufeinander", so entstehen zwei Punkte bei welchen die beiden "Funktionen"
    sich schneiden: Hier findet eine exakte Kompensation statt. Die anderen Bereiche
    aber weisen Differenzen auf welche nicht zu kompensieren sind: Der Sekundärfehler.


    Nun aber zu heute verwendeten Unruhspiralsystemen:


    Nivaroxspiralfeder mit Glucydurunruhreif.


    Wie bereits erwähnt werden Stahlspiralen bei Erwärmung geringfügig länger
    und weicher - ebenso nimmt der Durchmesser des Unruhreifes leicht zu.
    Folge: Nachgehen der Uhr.
    Das Wort Nivarox setzt sich folgender Maßen zusammen: Nicht variabel und
    oxydfest. Aus Nivarox werden temperaturkompensierende Spiralfeder gefertigt.
    Erstens: Im Temperaturbereich der Chronometernorm ändert die aus Nivarox
    gefertigte Spiale von vornherein nur äußerst geringfügig ihre Länge und
    Elastizität.
    Zweitens: Der Rest an noch zu kompensierender Temperaturabhängigkeit wird
    durch Vorgänge im Inneren der Feder selbst kompensiert (auto-kompensierend).
    Dieser Vorgang, Magnetostriktion genannt, beruht auf Eigenschaften des in
    der Legierung enthaltenen Nickels. Die Magnetostriktion bewirkt ein bei
    Temperaturänderungen umgekehrtes Verhalten des Materials: Bei Erwärmung
    kommt es also zu einer Verhärtung bzw. Verkürzung der Spirale. Zweitens bewirkt
    eine Temperaturänderung eine Veränderung des Magnetisierungszustandes
    der Spirale.


    Also: Die Nivaroxlegierung in Verbindung mit der Glucydurunruh erzielt relativ
    gute Ergebnisse, da die beiden Effekte sich zum Teil gegenseitig aufheben.
    Der auf diese Art erzielte Temperaturfehler beträgt pro Grad Celsius weniger
    als eine halbe Sekunde pro Tag. Allerdings können von außen einwirkende
    Magnetfelder den Magnetisierungszustand der Nivaroxfeder ändern und somit
    auch deren Elastizität.


    Mal zum Vergleich: Der Temperaturfehler pro Grad Celsius einer Messingunruh
    mit Stahlspirale beträgt 12 Sekunden am Tag!


    Zuletzt noch schnell zu Glucydur: Das ist eine Legierung aus Kupfer und
    Beryllium. Nicht magnetisch, nicht oxidierend und weist eine sehr
    geringe Wärmeausdehnung auf - darum eignet es sich besonders gut für
    monometallische Unruhen.






    Bin ich leicht vom Thema abgewichen ... naja, ich hatte keine Lust das alles
    wieder zu löschen :bgdev:

  • Wie wäre es mit einer super simplen Erklärung?


    Mit der Zeit macht sich eben Verschleiss bemerkbar. Reibwiderstände erhöhen im laufe der Zeit. Die Amplitude der Unruh nimmt ab, und somit stellt sich Vorgang ein.


    Wahrscheinlich zu simpel diese Erklärung :G :G :G

    „Die Jugend wäre eine schönere Zeit, wenn sie erst später im Leben käme.“


    Charlie Chaplin


    knarf1.jpg

  • Oh man, oh man! Den Text musste ich mir jetzt aber 3x durchlesen. Wahrscheinlich habe ich ihn trotzdem nicht ganz verstanden... :grb:


    Aber nicht schlecht, so viele verschiedene Meinungen...


    Ich hätte noch ne letzte Theorie! Vielleicht hat sich meine Omega gar nicht im Gang verändert, sonder die Atomuhr von Uhrzeit.org ist nicht genau. Die Zeit wird immerhin übers Internet übertragen, so richtig sicher war ich mir da nämlich auch noch nie, ob das wirklich ganz genau geht.


    Ist im Endeffekt doch sowieso egal, Hauptsache die OMEGA läuft überhaupt, und das im Sommer wie Winter doch schon extrem genau für ein mechanisches Kleinod. :gut:

  • Ich erfreue mich jeden Tag an meinen Uhren.
    Ein paar Sekunden zu schnell oder zu langsam spielen hier für mich keine Rolle ;)


    Aber das Thema interessiert mich trotzdem.
    Da werde ich mal bei Gelegenheit auch meinen Konzi (Omi Boutique HH) fragen :lupe:


    Gruß aus Hamburg :wink:

  • schön erklärt, bernd, wieder was gelernt!


    das ist so ein thema für laue grillabende, man kann darüber wahrscheinlich endlos diskutieren.


    zu meinem bekanntenkreis gehören drei kfz-meister, wenn die eine eigentlich recht harmlose auto-frage gestellt bekommen gehts genau so los.


    dies funktioniert so, das andere muss nicht sein, aber trotzdem kommt dann das ins spiel und so weiter. allein die frage ob vollsynthetik- oder normales öl nimmt schon einen kasten bier in anspruch... :bash:

    Grüße - Gerd... :wink:


    Sascha, Unvergessen!:blume:


    Kein Instagram, kein Facebook. Kein TikTok, kein anderes Gedöns, das ist ja wie ein Gefängnisausbruch! Herrlich!

  • Also mit Ölen und komplexer Uhrentechnik kenne ich mich auch nicht so aus, ich kann nur mein persönlichen Beobachtungen wiedergeben, und die sind daß meine SMP 300 bei gleichen Tragegewohnheiten tatsächlich im Sommer einen stärkeren Vorgang hat als im Winter, und das habe ich einige Zeit ( jeweils im Sommer und Winter) gemessen. Und das jedes Jahr obwohl die Uhr schon eingelaufen ist.


    LG