Imperial Peterhof Factory

  • Ich möchte heute mal auf eine Manufaktur bzw. Uhrenmarke verweisen, die hochwertige und interessante Zeitmesser herstellt, aber nur wenigen Uhrenfreunden bekannt sein dürfte, die Imperial Peterhof Factory.


    Mal bisschen was zur Geschichte: Vor über 300 Jahren, genauer im Jahre 1721, gründete kein geringerer, als Zar Peter der Große eine Fabrik für Hartsteinschnitzereien, die Kaiserliche Peterhof-Fabrik bzw. die Imperial Peterhof Factory.


    Quelle Fotos: ipf1721.com


    In der Folgezeit wurden Luxusgegenstände aus Edelsteinen hergestellt, welche heute noch in der Eremitage in St. Petersburg, aber auch in zahlreichen Palästen in ganz Europa, z.B. Versailles und Sanssouci, zu bewundern sind. Der berühmte rote Stern auf dem Kreml stammt ebenfalls von Peterhof. Ab dem Jahre 1938 widmete sich die Fabrik der Welt der Uhren, stellte anfangs Rubinsteine und weitere Teile für Uhrwerke her, alsbald aber auch komplette Werke und ab 1945 auf Anordnung Stalins komplette Uhren unter dem Namen Pobeda.


    Wie allseits bekannt, flog im Jahre 1961 der Kosmonaut Oberst Juri Alexejewitsch Gagarin als erster Mensch in den Weltraum. An seinem Arm befand sich somit die erste Uhr im Weltall, eine Pobeda-Sturmanskie. Übrigens ... der erste Mensch, der sein Raumschiff verließ und im Weltraum schwebte, war 4 Jahre später der Kosmonaut Generalmajor Alexei Archipowitsch Leonow, welcher auf der Mission einen Chronographen von Strela trug. Nun können die Amerikaner ihre Mondlandung noch so preisen sowie Omega diese Mondmission mit ihrer Moonwatch noch so werbewirksam bejubeln und ausschlachten, dass man meinen könnte, der Mond selbst sei in Biel erfunden und gebaut worden ... Fakt ist, die Pioniere der Raumfahrt, der erste Mensch im Weltraum und der erste, der in diesem schwebte, kamen nebst ihrer Uhren aus Russland bzw. der damaligen Sowjetunion, was im Westen gern schon mal unter den Teppich gekehrt wird.


    Links eine alte, dem Original sehr nahe kommende Gagarin-Uhr aus den 1960´er Jahren,

    rechts die Strela von Leonow:

    Quelle Foto links: uhrforum.de / Foto rechts: sturmanskie.com


    Im Zuge der Begeisterung über den ersten Flug eines Menschen ins All erhielten die Uhren der Peterhof-Manufaktur ab dem Jahre 1961 den Namen Raketa. Im Jahre 2021, also zum 300. Jahrestag der eigentlichen Firmengründung, wurde eine Marke unter dem besagten und historischen Namen Imperial Peterhof Factory (Императорская Петергофская Фабрика) ins Leben gerufen, unter der faktisch die Edeluhren der Manufaktur, sprich klassische und elegante Gold-Zeitmesser gebaut werden.



    Quelle Fotos: ipf1721.com


    Die Kollektion der IPF ist nicht groß bzw. besteht bis jetzt nur aus einer Uhr, wenn man mal von Exklusivaufträgen wichtiger Persönlichkeiten absieht. Diese eine Uhr kann man aber ein gutes Stück weit nach den eigenen Wünschen gestalten, z.B. bei der Gehäuse- und Zifferblattfarbe, dem Steinring am Rand des Zifferblattes und einer persönlichen Gravur auf dem Rotor.

    Das Gehäuse weißt einen Durchmesser von 41 mm aus und besteht, wie auch die Faltschließe, wahlweise aus 18 kt. Rot- oder Weißgold. Auf Wunsch kann auch ein Gehäuse mit 72 Diamanten (zus. 0,720 kt.) verbaut werden. Die Wasserdichte beträgt 3 bar. Das weiße oder schwarze Zifferblatt besteht aus Emaille. Die Ringe um das Zifferblatt werden, ganz in Tradition des Unternehmens, aus verschiedenen Steinen hergestellt, womit jeder Ring eigene, individuelles Muster und Farben aufweist. Das hauseigene Kaliber PWF 2615 (18.000 / 2,5) verfügt über eine Gangreserve von 42 Stunden. Der von Hand gravierte Rotor besteht aus 18 kt. Rotgold. Das Band ist aus Alligatorleder, die Gläser aus Saphirglas.







    Quelle Fotos: ipf1721.com


    Nun sind diese Uhren, wie alle Uhren dieser Welt, individuelle Geschmackssache. Beim ersten Blick dachte ich "Mmmhhh ... nööö". Je länger ich mir die Uhren jedoch anschaue und je mehr ich sie auf mich wirken lasse, um so mehr erschließen sich mir die handwerklichen Feinheiten und die wunderbare, von vorn schlichte, auf der Rückseite aber prunkvolle Eleganz.


    Auf der Homepage (KLICK) gibt es einen Konfigurator, mit welchem man sich die persönliche Wunschuhr gestalten kann.



    Ich habe mir zum Spaß mal diese zwei Uhren konfiguriert, die ich mir gut an meinem Handgelenk vorstellen könnte:





    Ohne nun gleich eine unerwünschte, politische Diskussionen anzuregen, möchte ich noch erwähnen, dass der derzeit wohl bekannteste Träger einer IPF-Uhr der Präsident der Russischen Föderation Wladimir Putin ist, der vor einigen Monaten seine sich fast immer am rechten Handgelenk befundene Blancpain Leman Aqua Lung ablegte und seitdem eine schwarze IPF (ein Unikat) trägt.


    Preise für die Uhren werden auf der Homepage nicht angegeben. Ich habe dieser Tage jedoch auf einer russischen Uhrenseite eine zum Verkauf angebotene für 1,8 Mio. Rubel gesehen, was ungefähr 20.000 Euro entsprechen würde.


    Ich hoffe, Euch wieder einmal etwas neues, interessantes und sich abseits des Mainstreams befindendes gezeigt zu haben.


    Und da man ja heutzutage vorsichtig sein muss, mit dem, was man sagt und schreibt, noch ein Hinweis: Dieser Beitrag ist rein informativ und hat den Sinn und Zweck, das Wissen über Uhren zu erweitern. Ich möchte mit diesem niemanden raten oder anregen, eine solche Uhr aus Russland in die EU einzuführen und hiermit wohlmöglich gegen vom Westen erlassene Sanktionen zu verstoßen.



    Beste Grüße

    Tom

  • Vielen Dank für Eure Rückmeldungen und Eure Likes. Ich freue mich natürlich immer, wenn ich etwas neues und für Euch interessantes präsentieren konnte.

    Wie Ihr wisst, wandele ich ja gern mal abseits der allgemein bekannten und überfüllten Wege. ;)


    Beste Grüße

    Tom :wink:

  • Wie allseits bekannt, flog im Jahre 1961 der Kosmonaut Oberst Juri Alexejewitsch Gagarin als erster Mensch in den Weltraum. An seinem Arm befand sich somit die erste Uhr im Weltall, eine Pobeda-Sturmanskie. Übrigens ... der erste Mensch, der sein Raumschiff verließ und im Weltraum schwebte, war 4 Jahre später der Kosmonaut Generalmajor Alexei Archipowitsch Leonow, welcher auf der Mission einen Chronographen von Strela trug. Nun können die Amerikaner ihre Mondlandung noch so preisen sowie Omega diese Mondmission mit ihrer Moonwatch noch so werbewirksam bejubeln und ausschlachten, dass man meinen könnte, der Mond selbst sei in Biel erfunden und gebaut worden ... Fakt ist, die Pioniere der Raumfahrt, der erste Mensch im Weltraum und der erste, der in diesem schwebte, kamen nebst ihrer Uhren aus Russland bzw. der damaligen Sowjetunion, was im Westen gern schon mal unter den Teppich gekehrt wird.

    Danke für die Info. :gut: Auch, wenn die Uhren selbst und die Umstände natürlich Geschmackssache sind.

    Gagarin war übrigens zum Zeitpunkt des Raumflugs Oberleutnant. Genauso, wie Leonow erst deutlich später zum Generalmajor ernannt wurde. ;)

  • Wobei das Werk (abgesehen vom Rotor) echt übel aussieht.

    Inwiefern? :grb: Ich würde jetzt nicht sagen wollen, dass das Werk "echt übel" aussieht, im Gegenteil. Aber auch das sieht sicher jeder anders.


    Quelle Fotos: ipf1721.com


    Gagarin war übrigens zum Zeitpunkt des Raumflugs Oberleutnant. Genauso, wie Leonow erst deutlich später zum Generalmajor ernannt wurde. ;)

    Da hast Du natürlich recht. Ich hatte die Dienstgrade der Beiden genannt, die sie am Ende ihrer Laufbahn (bei Gagarin zum Zeitpunkt des tödlichen Unfalls) innehatten, wie das normalerweise auch so üblich ist, wenn man verstorbene oder sich außer Dienst befindende Offiziere namentlich benennt. Aber Danke für die Info und Ergänzung.


    Beste Grüße

    Tom

  • Aber Danke für die Info und Ergänzung.

    Immer gern. :gut:

    Bei aller Bewunderung für den sowjetischen Beitrag zur Raumfahrt sollte aber man auch nicht vergessen, dass ein mehr als hundertköpfiges Team von deutschen Experten - viele davon ehemalige Mitarbeiter von Wernher von Braun - deportiert wurde und maßgeblich zur Entwicklung der Raketen für Sputnik-1 und später Wostok-1 beigetragen hat. Auch, wenn Koroljow sicher ein genialer und kreativer Kopf gewesen ist.

    Genauso, wie natürlich auch die Amerikaner davon profitiert haben, bei denen sich von Braun selbst und diverse seiner Mitarbeiter in Gefangenschaft begeben hatten.

    Das Kaliber 3017 von Leonow seinem Strela-Chrono basiert übrigens auf dem Venus Kaliber 150/152 aus der Schweiz, von dem die Russen auch die Fertigungslinie kauften. ;)

  • Vielen Dank für diese sehr interessante Vorstellung, lieber Tom! Wieder was gelernt!


    Ich hatte noch nie etwas von dieser Marke gehört. Den Konfigurator finde ich sehr cool, auch wenn ich mir die Uhr wohl nicht kaufen würde, da so schicke Uhren einfach nicht zu mir passen.


    Die Idee dahinter es aber schon sehr geil und mal ganz ehrlich… was kann die Marke dafür, dass so‘n komischer Typ sie trägt… die konnten sich wohl kaum weigern, ihm eine zu verkaufen.