Auf der Jagd nach einem Ingenieur Chrono: Ein Langstrecken-Rennen...

Liebe IWC-Freunde,

nachdem ich an dieser Stelle regelmäßig mit absonderlichen Dingen wie Taschenuhren oder Vintage-Geklöter nerve, jetzt mal etwas, was hoffentlich auch die Otto Normaluhrenfreund anspricht...

In schöner Regelmäßigkeit gibt es ja in Foren Fäden zum Thema "Was soll als nächstes kommen? / Was sind die Pläne fürs kommende Jahr? / War bei der Messe irgendwas überzeugendes dabei?", in denen man ein wenig über denkbare zukünftige Käufe diskutiert. Bei den alten Hasen ist die Tendenz dabei meist "ich hab alles, ich brauch nichts mehr" und entsprechend stehen mehr Uhren im Fokus, die man nicht kaufen würde. Dann gibt es solche Uhren, die man zwar gerne hätte, die aber preislich so jenseitig sind, dass es nie über eine Träumerei hinausgehen kann. Ab und an findet ein neues Modell dagegen solch einen positiven Anklang, dass mancher sich zu einem "die kaufe ich mir!" hinreißen lässt. Ob das dann allerdings auch tatsächlich in die Tat umgesetzt wird, ist allerdings nicht selten eine andere Geschichte.

Als ich vor einiger Zeit mal auf der Suche nach einem verschütteten Link alte Beiträge von mir durchgeschaut habe, stieß ich auf einen Post aus 2012, der mich zum Schmunzeln brachte - Thema war "2013 - Welche Uhren stehen bei euch auf der Agenda":

Zitat

Für das kommende Jahr ist zwar eher Konsolidierung angesagt, falls aber eine neue kommen sollte, stünden folgende Modelle auf der Liste der Kandidaten:

JLC Deep Sea Chrono
Breitling Transocean Chrono
Breguet XXI Transatlantique
Zenith El Primero 36,000 VbH Charles Vermot
oder
ev. ein IWC Flybackchrono (Spitfire? Vielleicht AT, allerdings Gold?? Vielleicht kommt so noch in Stahl...? Oder doch so ein Inge Racer?)

sollte es dafür nicht reichen, wären mögliche "kleine" Lösungen

Tudor Black Bay (als Alternative zu einer abgehoben gepreisten Sub no date)
Nomos Zürich (ohne Datum, in weiß)

Mal gucken, zuerst muss der Geldspeicher wieder etwas befüllt werden - aber ein Jahr ganz ohne Neuzugang erscheint mir unrealistisch

Gruß,
Christian

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Eine typische Mischung von Selbstüberschätzung ("... ist zwar eher Konsolidierung angesagt") und Selbstkenntnis ("... ein Jahr ganz ohne Neuzugang erscheint mir unrealistisch") - dazwischen stehen 7 Uhren, von denen man doch vielleicht eine mal kaufen könnte

Gut 2,5 Jahre später ist man schlauer - und welche kam? Alle... - wobei die Zenith nicht als Vermot sondern als Baumgartner kam (die es damals noch nicht gab) und bei IWC war es weder Spitfire noch AT, sondern die Da Vinci. Was allerdings vielleicht noch bedenklicher ist: Welche dieser Uhren ist denn noch da? Keine... nee , ganz so schlimm ist es auch nicht. Aber 4 von 7 hat es schon wieder dahingerafft (Breguet, Breitling, Nomos, Tudor) - und drei davon mussten gehen, um die letzte in diesem Post erwähnte Uhr doch noch an Land zu ziehen: Den IWC Ingenieur Chronograph Racer Ref. 3785-08

Warum kommt der jetzt erst? Nun, auch dazu fand ich einen treffenden (und ziemlich genau zwei Jahre alten) Post:

Zitat

... tja, das ist natürlich schon eine ziemliche Hausnummer - 12.700 für eine sportliche Uhr würde ich nicht ausgeben. Und die Größenordnung ist absolut gesehen schon jenseits zumindest meiner Range, da ist man als "Normalverdiener" eher raus - zu mal das keine Uhr ist, für die ich "Dummheiten" machen würde. Selbst wenn man mit übliche Rabatten beim Konzi/Grauhändler einrechnet, macht es das nicht viel besser.

Andererseits war es bisher immer so, dass man mit etwas Geduld solche Uhren doch irgendwann bekommt - z.B. der GST PC lag im Listenpreis noch drüber, zu meinem damaligen Einstandspreis würde ich den Chrono aber auch sofort kaufen ... und z.B. die Da Vincis mit dem gleichen Werk kriegt man (von privat) schon um 6k in einem sehr guten Zustand, wenn man schmerzfrei beim Zustand ist, sogar noch darunter. Ich fürchte aber, dass der Racer Chrono zumindest in absehbarer Zeit nicht so weit absackt, dafür gehen einfach inzwischen zu wenige Uhren nach DE und Umgebung.

Eine andere Geschichte ist die Preisgestaltung relativ zum Wettbewerb: Da gibt es schon Uhren, die preislich deutlich drunter liegen. Beispielsweise die Breitling Transocean mit dem Kaliber 01 oder einige der JLC-Chronos, die so zwischen 6,5 bis 9k liegen, ebenso wie Zenith. Aber man hat da schon deutlich einfacherer Gehäuse und Bänder bzw. mit dem El Primero ein klassisches, aber altes Werk (z.B. ohne Sekundenstopp).

Wenn es dann vom Band/Gehäuse ambitionierter wird, sieht es schnell anders aus - z.B. die MCD Chronos von JLC liegen preislich auch auf der Höhe. Daytona um 10k hat eine andere Wahrnehmung, allerdings kein Datum, kein Flyback und ein einfacheres Gehäuse.

Die eher "expressiven" Marken wie AP RO Offshore oder Hublot liegen durch die Bank drüber und zwar in vielen Fällen mit Modul- bzw. ETA-Werk und ohne Stahlband. Würde ich auch nicht kaufen, aber zum Vergleich hilft es.

Und dann bleibt so etwas in Richtung Blancpain oder Breguet (preislich ebenfalls vergleichbar) bzw. drüber VC Overseas (inzwischen bei 17-19k) oder Nautilus Chrono. Die Overseas hatte ich im Vergleich am Arm: Fein gemacht, keine Frage und deutlich eleganter. Aber in vielen Details sehr gewollt und die Verarbeitung zumindest von Band und Gehäuse liegt nicht drüber. Dazu ist es auch keine "Inhouse"-Werk - wofür auch immer das gut ist. Die Nautilus ist zwar eine total galaktisch tolle Patek aber mal ehrlich: 40.000 Euro? Die kann nichts, was die IWC nicht auch kann - die Kaliber sind gleich alt, kombinierter Compteur etc., dafür das Dreifache? Nö.

Andersherum kann man die gleich Frage im Vergleich zum Omega PO Chrono stellen: Ja, kein Flyback und etwas kürzere Gangreserve. Aber auch mit kombinierten Compteur und Silizium-Hemmung und 4 Jahren Garantie. Das für unter 50% des Listenpreis der IWC...

Fazit: Wer in dem Segment noch Preis-Leistung im Blick hat, kommt an der PO nicht vorbei - und die jetzt eben insbesondere preislich einen ziemlichen Benchmark. Wenn es die nicht ist (oder man die schon hat ), dann kann man bei der Racer eine Vielzahl von Konkurrenten finden, die weniger bieten fürs gleiche Geld oder vergleichbares, für extrem viel mehr Geld. Rechtfertigen kann man das also immer irgendwie...

Gruß,
Christian

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Das würde ich eigentlich auch heute noch genauso wieder schreiben (die Omega ist übrigens auch noch da ). Erstaunlicherweise hat sich auch der Listenpreis des Racer seitdem nicht verändert (trotz Euro-Krise etc.) - zumindest relativ ist die Uhr heute also etwas günstiger...

In den zwei Jahren seit dem Beitrag sind mir auch nur ganze 2 Angebote untergekommen, bei denen die Uhr gebraucht und von privat in einem akzeptablen Preisbereich angeboten wurde. Beim ersten Angebot vor gut einem Jahr passte das Timing so gar nicht, beim zweiten Angebot habe ich dann vor kurzem zugeschlagen. Übrigens ziemlich genau zum Einstandspreis meines GST PC, wie im Text vorhergesagt

Damit hat sich die alte Weisheit wieder bewahrheitet, die ich beim Gejammer (auch meinem eigenen...) über die abgehobenen Preise der neu vorgestellten Modelle bei IWC immer hervorhole: Einfach Geduld haben, irgendwann passt der Preis. In diesem Fall musste ich zwar gut 2,5 Jahr warten - aber langweilig ist es mir in der Zwischenzeit ja auch nicht geworden . Warten heißt übrigens auch nicht, dass man dann am Ende mit völlig zerschundenen Daily Rockern nach Hause trottet, nur damit der Preis passt - meine Uhr war ein halbes Jahr alt, komplett und vom deutschen Konzi - der sie vermutlich im aktuellen Zustand ohne schlechtes Gewissen weiterhin als neu verkauft hätte

Was man da bei aller Begeisterung allerdings nicht vergessen darf: Solche Preise haben ja einen Grund und nur selten liegt es an einem komplett unfähigen Verkäufer. Es ist einfach ab einem gewissen Preisniveau extrem schwer, Uhren privat zu verkaufen - besonders wenn das jetzt nicht irgendwelche schnelldrehenden Standards sind (Daytona oder so etwas). Deshalb bleibt als Alternative oft nur ein Händler, der dann gerne die alte Faustformel "ich kaufe zu 50% vom Listenpreis" hervor holt. Da ist dann selbst ein bitterer Privatverkauf immer noch ein bisschen weniger schmerzhaft...

Aber genug mit alten Geschichten und Diskussionen zu neuen Preisen, das ganze macht keinen Sinn ohne - Fotos

... kann man machen

Gruß,
Christian

... am Morgen danach noch ein paar Bilder am Handgelenk :

Dank der neuen Schließe mit integrierter Feinverstellung und dem im Vergleich zu den Vorgängern ergonomischeren Gehäuse trägt sich die Uhr am Arm sehr gut - der Boden ist komplett flach und sitzt satt auf dem Handrücken, die Hörner sind etwas runder als früher und insbesondere der Bandanstoss erlaubt jetzt mehr Spiel und eine engere Führung am Handgelenk:

Der Durchmesser ist zwar offiziell mit 45mm etwas kleiner als beim Vorgänger und der Großen Ingenieur (45,5mm), die Uhr wirkt aber zumindest breiter, da auf der Kronenseite die Drücker, Kronenschutz und Krone eine durchgängige Erweiterung bilden.

Die Höhe ist mit 14,5 mm zwar nicht "ultra thin", aber gerade im Vergleich zum Omega PO Chrono sehr angenehm (ein halber Zentimeter macht sich in der Höhe schon bemerkbar...).

Durch die zurückhaltende Farbgebung ist die Uhr trotz der Größe nicht aufdringlich - gleichzeitig erkennt man auf den Makros viele Details auf dem Zifferblatt und dem Gehäuse, die die doch ziemlich hochwertige Ausführung zeigen.

Nur den Renner auf der Rückseite hätte ich jetzt nicht gebraucht - er stört aber im Alltag auch nicht...

Mit dem Racer Chrono ist übrigens wieder eine Uhr aus der aktuellen IWC-Kollektion bei mir, wenn man vom Da Vinci Chrono absieht (der ja noch auf der Webseite steht, aber nicht mehr im Sammleband enthalten ist).

Gruß,
Christian

... die Druckknöpfe an der Seite sind ja typisch für die Fliegeruhren, weil dort das Band feingliedriger ist. Hier sind die Drücker in der Mitte (wie traditionell bei den Ingenieur- und Aquatimer-Bändern).

Das Highlight ist natürlich die neue Schließe, die trotz der Feinverstellung noch angenehm flach ist:

Der Verstellbereich entspricht ungefähr einem ganzen Bandglied, entsprechend erspart man sich jetzt den Ein- und Ausbau von halben Gliedern.

Die ganze Schließe ist nun mit Doppeldrückern und voll gefrästem Faltstück deutlich stabiler:

Die Bedienung erfolgt denkbar einfach: Zum Kürzen kann man das Bandende einfach in die Schließe schieben, bis die Uhr passt. Will man das Band weiten, muss man auf das IWC-Logo drücken und entsprechend ziehen (ein wenig Muskelanspannung tut es auch):

Durch die voll schwenkbaren Anstöße sitzt die Uhr trotz der Größe sehr satt am Arm:

Gruß,
Christian

... da habe ich Dich falsch verstanden - ich dachte, es geht Dir um die Drücker zur Schnelljustierung der Bandelemente, die sind bei den Ingenieuren und Aquatimern immer mittig und bei den Fliegern außen. Und bei letzteren wurde das Band ja mit der Einführung der Feinverstellung in der Schließe komplett neu gestaltet (das hatte ich deshalb als "neue Generation" im Kopf).

Am Bandanstoß ist der Drücker beim Racer Chrono dagegen auch außen, wie wohl bei allen Ingenieuren nach der 3227/3228 - das gibt es aber schon seit 2007 mit der 5005 bzw. den 44mm Modellen ref. 3234 von 2008 (Zidane, Keramik etc.).

Gruß,
Christian

... danke

Nach den ersten Trageerfahrungen noch ein Wort zu den Gangwerten - das Chrono-Kaliber kriegt ja im IWC-eigenen Forum in den letzten Monaten immer gerne etwas mit, insbesondere beim 89365 in der Spitfire klappt es bei manchen mit dem Flyback nicht (wobei mir nicht ganz klar ist, was da am Werk und was am Nutzer liegt).

Beim Racer laufen die Funktionen einwandfrei und die Gangwerte sind auch ziemlich perfekt minimal im Plus. Die gleiche Erfahrung habe ich bei meiner Da Vinci (da noch mit dem 89360) aus dem ersten Produktionsjahr, wobei die wohl beim Vorbesitzer einige Runden im Service hatte.

Das Kal. 89360/61 ist ja nun schon gut 9 Jahre auf dem Markt, da dürften dann eigentlich alle Kinderkrankheiten einer Neuentwicklung behoben sein.

Gruß,
Christian

... gerade bei solchen Sondermodellen muss man den richtigen Moment erwischen, der Preisverlauf ist da meist U-förmig - ambitionierter Listenpreis, dann geht es stetig runter, bis schließlich die Talsohle erreicht ist und die Preise (mehr oder weniger stark) wieder hochgehen. Das kann man schön z.B. bei der VC Ingenieur/Aquatimer beobachten, den Top Guns - oder auch bei den DFB-Modellen:

Der erste Doppelchrono 2008 kam für 8900 Euro auf den Markt, das günstigste Angebot bekam ich 3 Jahre später - 4000 Euro glatt, fast ungetragen von einem Bundesliga-Profi - da habe ich leider nicht zugeschlagen und heute liegen die wieder deutlich höher .

Gruß,
Christian