Manchmal braucht man das gewisse "Extra"...

    • Offizieller Beitrag

    Liebe IWC-Freunde,


    nachdem es mit vernünftigen Kaufangeboten für meine Vintage Vacheron etwas zäh war, habe ich mal eine lokale Uhrenbörse genutzt, um nach Tauschkandidaten Ausschau zu halten. Geld sollte zwar schon noch reinkommen, aber eine schöne IWC TU ließe sich durchaus für eine Inzahlungnahme rechtfertigen ;) .


    Durch den aktuellen Goldpreis ist das kein einfaches Geschäft, da ist zum Teil viel Phantasie unterwegs - gerade bei alten, schweren Savonette-Uhren ist aber durch den tatsächlichen Materialwert schon eine erhebliche Preissteigerung festzustellen. Nun liegt mein Augenmerk ja eher bei Nachkriegs-Taschenuhren - und die gerne als Lépine, flach und schlicht.


    Inmitten der üblichen Gaunereien entdeckte ich dann ein ganz interessantes Stück - seitdem man mit dem Smartphone gleich am Stand alles mögliche im Netz verifizieren kann, ist ja das Risiko von Marriage-/Fake Dial etc. Flops deutlich gesunken. Hier passte alles und auch bei der finanziellen Ausgestaltung wurden wir uns einig.


    Ich hatte hier ja schon in loser Folge verschiedene IWC-Frackuhren vorgestellt - und in dieser Neuzugang passt ganz gut in die Reihe. Die neue TU ist aus verschiedenen Gründen ziemlich interessant:


    Es handelt sich um eine Referenz 5201 in ihrer ursprünglichen Zeiger-Konfiguration. Dieses Modell war die letzte noch von IWC angebotene Taschenuhr - im Sammelband von 2007 wurde sie das letzte Mal geführt, wie in den Jahren zuvor mit dem "Spiegelei"-Zeigerspiel. Hier der Link zum Workbook Datenblatt von 2007:


    http://weeber.biz/IWC/Workbook/2007/5201.pdf


    Und hier ein Bild aus dem historischen Katalog:




    Der Listenpreis betrug 2007 in Deutschland satte 7.500,- Euro, da wundert es nicht, dass am Ende nur zweistellige Verkaufszahlen erzielt wurden. Andererseits: Wenn man den uhrmacherischen Wert der Uhr nüchtern betrachtet, war das vielleicht sogar eines der besten Angebote im ganzen Band - ein wirklich echtes Manufakturwerk im großen 18k-Gehäuse, da wurde es damals schon dunkel (und heute umso mehr). Insofern meine erste "aktuelle" Taschenuhr.


    Der zweite spannende Punkt ist das Werk - und das war der eigentliche Kaufgrund. Ich bin ein großer Fan der klassischen IWC-Brückenwerke der Kaliberfamilie 9x. Das sanft geschwungene Layout fasziniert mich immer wieder und lässt in seiner kühlen Eleganz fast alles hinter sich (nur Patek TUs können da optisch mithalten). In Lépine-Uhren finden sich 3 Grundkaliber - das eher schlichte Kal. 67 (allerdings in Marine-Uhren sehr begehrt), das Kal. 97 mit Schwanenhals und das mit 3,2mm Bauhöhe sehr flache Kal. 95.


    In der Literatur findet man drei Evolutionsstufen: das ursprüngliche Kal. 95 mit 17 Steinen (1927 bis 1962 rund 9.600 mal gebaut), das Kal. 952 mit Incabloc-Stoßsicherung und 19 Steinen (von 1967-1973 ca. 5.400 mal gebaut), beide vernickelt, und dann später ab 1981 das 9520, das sich nur durch die Vergoldung unterscheidet. Der große Sprung ist also zwischen 95 und 952, die sich auch in den Maßen minimal unterscheiden.


    Und da kommt die - zumindest für mich - eigentlich Überraschung der Uhr ins Spiel: Die Werksbezeichnung ist "C 95" und die Werksnummer fällt auch eindeutig in diese Zeit (1945). Die Ausstattung ist jedoch wie bei einem Kal. 952, also mit 19 Jewels, Incabloc und dem Schriftzug "Adjusted to 5 Positions". Dazu kommt noch der Schriftzug "Extra", wie er in ähnlicher Form früher für besonders edle Ausführungen verwendet wurden ("Qualität Extra") - habe ich noch nie gesehen bei 9x-Werken :grb: .





    Leider lässt sich im Netz nichts zu dieser Version finden - es gab meiner Erinnerung nach mal einen Beitrag von Adrian & Co. im deutschen IWC-Forum, aber der lässt sich dankenswerter weise nicht mehr abrufen...


    Zwei Varianten halte ich für möglich: Entweder hat man tatsächlich vom Kal. 95 eine "Luxus-Variante" gebaut oder es wurden später (die Uhr wurde erst Anfang der 1970er Jahre fertiggestellt und verkauft) einfach die "alten" Kaliber 95 auf 952 "hochgerüstet". Vielleicht findet sich ja noch ein alter Hase, der dazu Informationen hat.


    Nun aber erstmal ein paar Bilder von der Uhr und der originalen Box:














    Gruß,
    Christian

  • Hallo Christian,


    Glückwunsch zu dieser absolut tollen Taschenuhr! Genau so hätte ichnes auch gemacht! :gut:
    Diese Uhr ist einfach nur toll!!!
    Viel Spaß mit Ihr! Hoffentlich trägst Du sie auch mal, denn dafür wurde sie gebaut!


    Gruß!


    Sascha

  • Also in dem Fall wäre es interessant, was der Stammbuchauszug zur Uhr sagt. Da würd ich das Geld investieren.
    Spricht einiges für ein hochgerüstetes Kaliber, oder es wurde das Werk mal komplett getauscht.


    Mir fehlt ja immer noch ein Cal. 95, aber das wird schon noch.


    Mail-Adresse von Adrian hätte ich.


    Grüsse


    Karl