Wer hat Ahnung von Einhandmesser/Klappmesser

  • Ich würde nach dem Grundsatz "Was nicht verboten ist, das ist erlaubt" behaupten, dass ein Messer wie das UKPK, also ein einhändig zu öffnendes Messer, das aber kein Einhandmesser ist, ohne Altersbeschränkung erworben, besessen und geführt werden darf....zumindest finde ich keine Stellen im Waffengesetz und den Kommentaren dazu, die das untersagen.

    :gut:

  • Eigentlich wollte ich ja mit meinem eigens hergestellten EDC-Organizer mit Schloss den Helden bei der nächsten Polizeikontrolle spielen, um ganz großkotzig behaupten zu können: „Ich transportiere mein Einhandmesser ja nur!“ Ziel sollte sein, u.a. mein Benchmade täglich mit mir herumzutragen. Tja ähm…ich hab ein neues Messer gekauft…doch fangen wir vorne an:


    Seit ich hier im Forum im Thread „Wer hat Ahnung von Einhandmesser/Klappmesser“ mitlese hat sich meine Einstellung gegenüber Taschenmessern geändert. Ich habe zwar grundsätzlich seit über 10 Jahren jederzeit ein Taschenmesser am Schlüsselbund oder in der Hosentasche, allerdings immer das typische Schweizer Taschenmesser. Je mehr man hier mitliest, desto intensiver stellt man natürlich fest, dass so ein Victorinox ganz nett, aber die Welt der Taschenmesser viel viel größer ist. Dabei wurde ich auf einen Hersteller aufmerksam, der für viele scheinbar das Ende der Fahnenstange symbolisiert, sofern man nicht in die Welt der „handmade customs“ eintaucht: Chris Reeve.


    Schon eine ganze Zeit lang ging ich mit dem Gedanken schwanger, ein Messer aus Idaho zu kaufen. Dabei schwankte ich immer zwischen Small Sebenza oder Small Inkosi. Das Problem beider Messer, abseits des Preis, ist natürlich die Tatsache, dass es sich um Einhandmesser handelt, die man blöderweise in Deutschland aufgrund fragwürdig begründeter Gesetze und durch Medien verängstigter Menschen nicht ohne weiteres Führen darf. Klar, es gibt den Passus „berechtigtes Interesse“, aber darauf wollte ich es als Beschäftigter im öffentlichen Dienst nicht ankommen lassen. Also blieb der Kauf eines Chris Reeves nur eine Gedankenspielerei.


    Als der Organizer dann vor ein paar Wochen fertig wurde, kam mir wieder in den Sinn, dass ich in einem „abgeschlossenen Behältnis“ ja problemlos ein Sebenza oder ein Inkosi mit mir herumschleppen könnte. Leider zeigt der Praxistest, dass mich mein eigens entworfener Organizer beim Tragen nervt. Die Konzentration von Taschenlampe, Messer und Stift direkt an einer Stelle, recht unbeweglich nebeneinander, war irgendwie nicht so bequem, wie Stift an der einen Stelle, Messer mit Clip in der Hosentasche und Taschenlampe wo ganz anders, kurzum: der Organizer liegt in der Ecke. Blöderweise konnte ich den Wunsch nach einem Chris Reeve nicht so schnell aus dem Kopf bekommen, wie die Tasche.


    Was also tun? Ich als Hasenfuß in der Beziehung eigne mich nicht dazu, ein Einhandmesser auf gut Glück mit mir herumzutragen, in der Hoffnung „das wohl schon nix passiert“. Ich wurde zwar noch NIE von der Polizei kontrolliert, weder im Auto noch auf der Straße, aber bei meinem Glück passiert das am zweiten Tag, mit nem neuen Messer. Daher habe ich mir das Portfolio aus Idaho noch einmal angesehen und dabei sind mir sowohl das Mnandi als auch das Impinda aufgefallen. Von beiden Messer hatte ich gehört, von dem Mnandi auch schon viele Fotos gesehen. Die einzige Sache, die mir beim Mnandi nie so ganz klar war: Ist es ein Einhandmesser (weil der „Nagelhau“ so riesig ist) oder ist es verriegelndes Zweihandmesser. Das Impinda hingegen ist ganz klar ein Slipjoint, mit beiden Händen zu öffnen ohne zu verriegeln und daher beanstandungsfrei nach aktueller Gesetzeslage aber quasi nicht zu bekommen. Kaum ein Händler hat welche lagernd. Einer jedoch vor zwei Tagen schon :G.


    Tja…hier kommt das Ende vom Lied:











    Noch ein paar technische Infos:

    Klingenstahl CPM S35VN

    Länge (geschlossen): 10,2cm

    Klingenlänge: 7,9 cm

    Länge gesamt: 18,1 cm

    Material der Rückenfeder CPM S35VN

    Material der Griffschalen: Titan 6Al4V


    Bei dem Messer handelt es sich um eine Kooperation von Tim Reeve und Will Harley (der war für das Green Barren verantwortlich soviel ich weiß). Das Besondere ist wohl der Mechanismus der Klinge, da die Kraft zum Öffnen deutlich kleiner ist, dass die Kraft zum Schließen. Ich behaupte mal, dass es gefühlt eines der sichersten Slipjoints ist. Leider erkauft man sich den Mechanismus dadurch, dass es keinen "halfstop" gibt.


    Nach den ersten 50 produzierten Messer hat man bei Chris Reeve drei „Probleme“ festgestellt:

    1. Die Achsschraube der Klinge löst sich leicht, kann aber nicht mit Loctite befestigt werden, weil man sie dann gar nicht mehr aufbekommt.
    2. Die Rückenfeder ist im Verhältnis zu den Schalen leicht „gewellt“ in dem Sinn, dass man mal ein winziges Stück über- bzw. unterhalb der Kannte der Schalen liegt. Kein Problem im Sinne der Funktionalität, aber natürlich qualitativ einem Chris Reeve nicht würdig.
    3. Der Clip hatte zwei Auflagepunkte an der Schale, sodass das Messer nicht so leicht in bzw. Aus der Tasche herausglitt.


    Allen drei Problemen hat sich das Team noch einmal vorgenommen, mit dem Resultat, dass die Ausführung aller Messer nach der ersten Serie nun einwandfrei ist. Das Klinge öffnet und schließt butterweich und so langsam fange ich an zu verstehen, warum manche den Firmennamen mantrartig wiederholen, wenn man nach einer Empfehlung für ein EDC Messer fragt. Ich hatte vorher rund ein Jahr lang ein Spyderco DK im Einsatz…kein Vergleich. Da liegen Welten dazwischen. Allerdings trifft das auch auf den Preis zu, der beim Chris Reeve einfach heftig ist. Dennoch bin ich happy den Schritt gegangen zu sein und hoffe, dass das die Beschränkung der Klingenlänge auf 6 cm weiterhin erfolgreich abgeschmettert werden kann.


    Bisher findet man recht wenige Vorstellungen/Fotos/Videos/etc. Deswegen dachte ich, manch einer will das Ding vielleicht gerne mal sehen.

  • Ja, irgendwann landet man bei Chris Reeve.


    Wo hast du das denn her? Ich hatte letztens auch mal nach dem geschaut und es war nirgends lieferbar


    ach, Herzlichen Glückwunsch :blume:

    :wink: Benny :wink:

    Die junge Generation hat auch heute noch Respekt vor dem Alter; allerdings nur noch beim Wein, beim Whisky und bei Möbeln.
    Truman Capote



  • Knivesandtools.de hatte diese Woche scheinbar eine kleine Lieferung. Gesehen habe ich es da am Mittwochmorgen als "lieferbar" und als ich dann bestellt hatte (gegen Nachmittag), ist danach der Status auf "zurzeit nicht lieferbar" umgesprungen. Ich habe dann etwas später am Abend gesehen, dass riversandrocks noch eines auf Vorrat hat (was glaube ich immer noch der Fall ist). Grundsätzlich sind die Teile aber noch recht schwer zu bekommen. Angeblich (stand in irgend einem Forum, glaube bladeforums) ist denen ne Maschine verreckt.

  • Bei mir gibt´s auch was Neues.

    Seit fast einem Jahr war ich auf der Suche nach einem ganz bestimmten Messer. Habe bei nationalen und internationalen Anbietern Reminder eingestellt, in unregelmäßigen Abständen immer wieder einschlägige Auktionsplattformen heimgesucht und befreundete Messerfreaks gebeten, innerhalb ihrer Kreise Augen und Ohren offen zu halten.

    Aber immer war irgendwas…nicht auf Lager, für den Zustand zu teuer, allgemein zu abgenuffelt, nicht das Wunschmodell, was die Ausführung betraf. Bis letzten Dienstag.

    An diesem Tag surfte ich erneut etwas gedankenlos und eher unmotiviert - weil, bringt ja wahrscheinlich eh wieder nichts - durchs Netz. Keine back-in-stock-Nachrichten, in der Bucht auch nix, meine Kontakte schwiegen…bis ich über die Stichwortsuche bei einem bis dahin noch nicht wahrgenommenen deutschen (!) Shop landete.

    Da war MEIN Messer abgebildet. Auf Lager. Lieferzeit 1-3 Tage. Preis im Vergleich zum originären US-Kurs unter Berücksichtigung des Entfalls von Versandkosten, Zoll, EUSt und Rennerei völlig in Ordnung. Und kein Risiko, dass das Messer bei der Einfuhr womöglich direkt kassiert wird. Eine nicht nur leichte Unruhe befiel mich; sollte es jetzt etwa endlich klappen?

    Also schnell einen meiner Spezis angehauen (thx Mark!), damit er mal kurz rüberguckt. Denn in einigen Punkten wich das Angebot von den mir bis dato bekannten Exemplaren ab: Aufbau und dadurch bedingt die Optik sowie das Material waren anders.

    Allerdings konnten diese Zweifel u. a. anhand von Vergleichsbildern eines renommierten US-Shops schnell ausgeräumt werden - es handelt sich schlicht und ergreifend um die aktuelle, überarbeitete Evolutionsstufe des Messers. Die MOPF sozusagen; der „Neustart“ nach einigen jüngst stattgefundenen Umstrukturierungen in der Firma des Herstellers (welche wohl auch zur schlechten Verfügbarkeit am Markt beigetragen hatten).

    Spezi gab jedenfalls grünes Licht und riet zur Eile, weil seiner Erfahrung nach damit zu rechnen sei, dass sich der Status „auf Lager“ womöglich sehr schnell zum Negativen hin ändern könnte.

    Ich glaube, ich habe noch nie so schnell getippt, Haken gesetzt und AGB´s zugestimmt…

    Gestern ist es eingetroffen. Ein Strider SMF in der Konfiguration Titanium Flamed/Aluminum Gunner Grip/Tiger Stripe Blade. Wikipedia schreibt zum Ur-SMF:



    Und so sieht meins aus:





    Der Strider Military Folder wiegt 178 Gramm, ist eingeklappt 13 cm und offen 22,8 cm lang. Die in einem überdimensionierten Lager geführte Spearpoint-Klinge mit Dagger-Grind misst 10 cm (davon 8,2 cm Edge), ist 4,5 mm stark und aus Crucible Particle Metallurgy (CPM) 20CV in einer Rockwell-Härte von ca. 59-61 gefertigt. Ohne den in nur einer Position Tip-up montierbaren Titan-Clip ist das Messer 1,3 cm breit.





    Geöffnet wird mit dem ovalen Ausschnitt; die Studs dienen hier nur dem Klingenstop in ausgeklapptem Zustand und sind insofern auch kleiner dimensioniert als normale Daumenpins.

    Fixiert wird die in ölimprägnierten Bronzelagern sanft laufende Klinge per Framelock und Hinderer Lockbar-Stabilizer.

    Das Griffstück besteht aus geflammtem Titan auf der einen und strukturiertem Vollaluminium auf der anderen Seite. Für Letztere wurden Optik und Bezeichnung des früheren Gunner Grip übernommen, die Oberfläche ist bei der Neuauflage jedoch weniger aggressiv und hosentaschenstofffeindlich.





    Die Verarbeitung ist phänomenal. Exakte Passungen, eine tolle Haptik und supersaubere Oberflächen. Obwohl das Griffstück etwas kastig gestaltet ist liegt das Messer sehr gut in der Hand. Zwei Fingermulden an Klinge und Griff geben zusätzlich zum Gunner Grip Halt.





    Was jedoch nicht nachvollziehbar ist: warum wurde im Zuge des Facelifts nicht auch gleich der Lanyard-Killer eliminiert? Noch immer halbiert die eingeklappte Klinge die Bohrung und macht eher über kurz als über lang jeder Kordel den Garaus. Kann mir persönlich aber egal sein, weil ich da eh keine Strippe ranbasteln werde.





    Mein Fazit: dieser Folder war die lange Suche absolut wert.