Enstehungsgeschichte eines Paar Maßschuhe - Endergebnis - Update 06.02.2011

Danke

Jepp, ich freu mich schon, wie wenn ich eine neue Uhr kaufe und die erst bestellt werden muß

Das schöne ist, die beiden Schuhmacher arbeiten mit Freude und Leib und Seele, das macht Spaß.

Danke

Hallihallohallöle

Es geht weiter

Montags hat mein Schumacher den Laden geschlossen um in Ruhe arbeiten zu können.
Wie versprochen durfte ich dabei sein, wie die Arbeit Fortschritte macht.

Die heutigen Arbeitsschritte sind vielfältig uns geben dem Schuh ein neues Bild.

Die wichtigsten Schritte habe ich dokumentiert und möchte sie Euch vorstellen.

Heute stand auf dem Programm, den Rahmen anzusetzen, den Korkausball einzubringen und den Rahmen anzunähen.
Nächsten Montag wird die Laufsohle aufgenäht. Dieser Vorgang entscheidet über Wohl und Wehe, über Erfolg oder Niederlage bei der Schuhfertigung.
Da möchte Sascha alleine sein, ich darf nicht spionieren

Doch nun zu dem was heute passierte:

Zuerst einmal müssen die feuchten Rahmen von überschüssigem Wasser befreit werden
Das Leder muß feucht sein, damit es so wie beschrieben bearbeitet werden kann.

Jetzt können die Kanten ausgeschärft werden. Einserseits dort, wo die Enden übereinander liegen werden und längs, damit kein Absatz ensteht:

Auf der Schaftunterseite wird die Position des Rahmens markiert. Wie man sieht, hat Sascha bereits die Schaftunterseite plan geschliffen.
Brandsohle und Gelenkfeder sind bereits vorhanden, auf die Brandsohle wurde der Schaft gezwickt.

Sascha klebt den Rahmen nicht an sondern nagelt ihn mit Holzstiften. Dazu wird mit der Ahle ein Loch geschlagen, in das der Holzstift eingeschlagen wird.
Der Rahmen wird eingeschnitten, damit er den Rundungen folgen kann und es keine Falten gibt.

Also, Loch schlagen, bzw. schon beim Ahle rausziehen:

Holzstift einschlagen:

Rahmen einschneiden. Wobei es ja kein einschneiden sondern eher ein Dreieck ausschneiden ist.

Und wieder Holznägel setzen:

Und wieder Rahmen einschneiden...

Und nageln...

Wenn der Rahmen einmal rundum fixiert ist, werden die Endsen überlappt. Damit es keinen Absatz gibt, wird das Ende ausgeschärft:

Und so sieht es aus, wenn der Rahmen fertig ist:

Diese Hürde ist schon mal geschafft
Sascha kümmert sich jetzt um den Fußkomfort und klebt eine Korkschicht auf, die den späteren Ausball bildet.
Wie er so das Kork aufklebt, denke ich so bei mir "Himmel, was macht er da..."
Alles easy, Sascha weiß was er macht

Nun denn, drauf mit der Korkschicht:

Schön festklopfen, damit keine Hohlräume zwischen Kork und Sohle sind:

Und druff:

Damit man den armein Schuh auch mal wieder von oben sieht

Keine Zeit für Spielerei, die Korkschicht wird auf Maß geschliffen:

Et voilà, geschliffene Korkschicht an Sohle mit Holznägel garniert...

Das war aber noch nicht das Tagwerk.
Sascha zeichnet mit einer Schablone die Lage der Naht an:

Jetzt muß der Leisten raus. Oh Mann, sitzt der fest, Sascha mußte alle Technik und Kraft einsetzen um den Schuh auszuleisten...
In dem Leisten befindet sich ein Loch, in das er ein historisches Werkzeug von seinem Lehrmeister einsetzt um den Leisten aus dem Schuh zu ziehen...

Leider ist ein Bild verunglückt

Das ist die Maschine, mit der genäht wird. Ein "etwas" älteres Modell Dafür top in Schuß und auch für Stiefel geeignet.

Noch schnell eine neue Rolle Garn eingesetzt:

Und schon kann es los gehen. Die Naht wird durch die Brandsohle, den Schaft und den Rahmen gesetzt.
Wenn später die Laufsohle aufgenäht wird, liegt diese Naht schön geschützt und es kann kein Wasser in den Schuh dringen.

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Uff, der erste Schuh ist geschafft:

Nachdem beide Schuhe genäht waren, hat Sascha die Nähte ausgeklopft und verdichtet:

Zum Anschluß wird der Schuh wieder eingeleistet. Dafür wird auf die Hinterkappe ein Schutz gesetzt, damit der Leisten nicht die Kappe beschädigt:

Zum Abschluß kommt der Leisten, also die Kopie meines Fußes wieder in den Schuh:

Beide Treter liegen nun im Regal und warten auf nächsten Montag, wenn es heißt, Laufsohle an den Rahmen nähen.

Ich hoffe, Ihr hattet beim Zuschauenein wenig Spaß.
Ich hatte ihn live dabei auf jeden Fall.
Eine Supersache, wenn man einem Könner über die Schulter schauen darf

Zitat von Mork vom Ork

und du bist in der glücklichen lage zu sehen
wie dein schuh entsteht

Das macht die Schuhe am Ende auch einzigartig, ich weiß, wie es drinnen aussieht

Und auf echtem Handwerk zu laufen ist was anderes als geklebte Fabriksocken.

Zitat von SgtPepper

Klasse den Meister bei der Arbeit zusehen zu können, und jemand ein solches Handwerk (noch) beherrscht.

Jo, das macht Spaß zuzusehen und ist sehr interessant. Wir haben uns dabei viel unterhalten und Sascha hat viel erklärt.
Dabei ist er kein Meister sondern Geselle. Meister ist der Inhaber des Geschäftes, der die Maße vom Fuß abgenommen und den Leisten angepaßt hat.
Es gibt inzwischen wieder mehr Schuhmacher, die sich der Schuhherstellung zuwenden und denen täglich Absätze und Sohlen erneuern nicht die Erfüllung bedeutet.

Nächste Woche Montag werden wie gesagt die Laufsohlen genäht. Da ich geschäftlich unterwegs bin, komme ich frühestens Mittwoch zur nächsten Fotoserie.
Ich bleibe dran, denn ich hoffe, es macht Euch auch ein wenig Spaß, den Werdegang zu verfolgen.

Ein dreifach Hoch auf gute Handwerker

Zitat von Poldi

Sehr interessant, vielen Dank!

Freut mich, daß es Dir gefällt

Oh, dankeschön