289......Baujahr 1965....

  • So, gestern mit Fred (dafredy) haben wir das geile Wetter ausgenutzt und sind mit meinem Oldie zum Stammtisch gefahren, schön ruhig, über Land, offen….daß wir dann in der Nacht in der letzten (!) Kurve liegengeblieben sind- who cares? Der Motor schnurrt wie ein Kätzchen…wahrscheinlich hats den Regler zerbraten und wir sind die letzten 100 km auf „Batterie“ gefahren….


    Mit dem Mustang-Virus hatte ich mich infiziert, als ich im zarten Alter von 8 Jahren bei unserem Nachbarn, der für eine amerikanische Company arbeitete, einen Boss gesehen hatte…da stand fest: So einen will ich mal.


    Ok, es ging dann doch einige Zeit ins Land, ein paar Freunde hatte ich irgendwann informiert hinsichtlich meines Wunsches mit folgenden specs:


    1. Cabrio
    2. Ruine oder perfektes Auto
    3. Klimaanlage – sehr selten
    4. Rallye-Pack wenn möglich (Drehzahlmesser und Uhr seitlich der Lenksäule)
    5. Power brakes mit Scheiben vorne
    6. V8, wenn möglich der 4Ventiler
    7. BJ Ende 64 bis Anfang 66


    Ok, das waren starke Einschränkungen des verfügbaren Materials durch die Klimaanlage und das BJ, aber BJ mußte sein, da die Ponies mit der Zeit immer fetter wurden und mir die Karrosse der späten Modell nie gefallen hatte. (Außer beim Shelby, dazu gleich mehr)


    Ich habe das Projekt dann nie weiter verfolgt, zwischendrin einen Shelby GT für 40000 DM NICHT gekauft (ich Trottel, da das Auto nicht im offiziellen Shelby-Register zu finden war) und ein Crack wußte, was er da billig abfischt…..es war einer der Werks-Renner, der nachträglich umgebaut wurde auf Strassenzulassung- ich hätte meinen Hintern perforieren können!!! Ein guter Shelby liegt heute bei 200+K Euro, wenn der Wagen Renn-Historie hat, gerne noch mal 30% drauf- und dieser Wagen war komplett, nur ramponiert….- ich habe diesen dann 4 Jahre später wieder gesehen.


    Anfang 2000 krieg ich nen Anruf von einem Spezi: „Suchst Du noch nen Mustang?“ „Öh, ja, nicht lebensnotwendig, warum?“ „Beim Baretta steht einer wie Du ihn suchst!“


    Aha, aufgelegt und gegrübelt, denn Baretta war nicht immer unumstritten, aber ein anderer Bekannter hat da gearbeitet, also da hin gesockt am nächsten Tag und vor nem roten Fastback aus 1969 gestanden :grb:


    Gerade als ich wieder gehen wollte, kam mein „Bekannter“ und meinte, „…da haben wir noch einen anderen gerade rübergeholt und eben die Typisierung gemacht…“. Als ich das Auto gesehen habe, hat mich fast der Schlag getroffen: Goldgrün außen und goldene Sitzbezüge innen, so gold wie die „Take me home and **** me boots“ der 70er Jahre….


    Da bin ich erst mal wieder nach Hause gefahren und habe gegrübelt und mir schließlich gesagt: Ist doch Klasse, rot und schwarz hat ihn jeder- außerdem war der aus erster Hand mit allen Unterlagen, dem originalen Wartungsheft/ Bedienungsanleitung, Kaufrechnung und frischem TÜV- was kann man da schon falsch machen…..????


    Gesagt getan, Auto gekauft- leider habe ich da nur wenige Bilder von, aber hier geht’s los….


    Nun versteht man auch, warum Klima so rar ist – die US Cabrios sind meistens offen, das ganze Jahr über und da waren die Leute früher der Meinung, daß man keine Klima braucht… zudem noch zu dem Preis: Das elektrische Verdeck kostet 54 USD, die Klima das siebenfache


    Hier die Originalrechnung



    Der registered owner plan



    Ein paar Bilder des ursprünglichen Wagens habe ich auch noch:



    Kleinere (?) Wehwehchen….



    Hier mit der Innenfarbe…





    Motorhaube…



    Ok, einen Sommer gefahren mit mehr oder weniger Pannen und immer störender gewordenen Geräuschen aus dem Motor…zudem fing er innen an zu muffeln nach Regenfahrten.
    Also hat sich der stolze Besitzer gedacht, die Teppiche sind eh fertig, machst neue rein, gibst das Auto zum Mechaniker und alles ist gut. Großer Denkfehler.


    Teppich entfernt im Fahrerfußraum:



    …uuuppss, das graue da drunter ist ja mein Garagenboden, DAS kann nicht gut sein… TEIL II FOLGT, da zu lang :bash:

  • Also alles an Teppichen und Verkleidungen rausgerissen und nicht wirklich gutes darunter gefunden…und es wurde mir klar: Ich Trottel habe die amerikanische Verkaufslackierung gekauft und mein Bekannter war zwar nicht unehrlich, weil er nur gemeint hat „Altersbedingter guter Zustand“ aber eben auch nicht wirklich ehrlich…


    Erstmal stehen gelassen, das Ding und bei Winteranfang 2001 zum Kfz-Betrieb gelatscht und mit dem eine frame-off-Restaurierung besprochen. Der hatte dann nen alten Spengler an der Hand, der noch ein bißchen arbeiten wollte- jeden Tag von 08:00 bis 12:00 Uhr und hat mir das Angebot geschrieben:



    Ok und etwas wollt eich ja auch dran arbeiten….Schweißen, Elektrik und Hydraulik vom Verdeck….


    Meine ersten Schweißnähte an einem Auto (sonst habe ich nur Rohre und Fomenbaustahl geschweißt) nötigten den alten Spengler zu folgender Aussage: „Ned schlecht, oba ois Spangla dadast vahungarn!“ (Nicht schlecht, aber als Karosseriebauer würdest Du verhungern!)


    Und das nur weil ich für die Bodenbleche den ganzen Tag gebraucht habe:



    Gekränkt habe ich mich von der Karosserie ferngehalten und die Ersatzteilbeschaffung in Angriff genommen- es gibt alles, entweder noch original oder als Repro in den verschiedensten Qualitäten und Preisen. Die Bodenbleche kosteten in USA 280,00 Dollar, hier 1500 Euro….aber man hat ja Gott sei Dank Freunde drüben und jeden Monat einen Container Ware, wo dann immer Autoteile mit dabei waren- die Geschäftspartner drüben waren sehr hilfsbereit und dann auch sehr genervt, da statt einer Zollposition immer 10-15 zu erfassen waren….


    Ein neuer Kotflügel, ein Seitenteil und beide Türen sowie der Tank wurden als Neuteile verbaut, der Rest wurde von dem alten Mann fachgerecht behandelt und gerettet.





    Ich habe mich dann doch wieder an der Karosse versucht und das Windleitblech mit seinen 120 Schweißpunkten entfernt, da es um die beiden Töpfe schwer gegammelt hatte und so das Wasser in den Innenraum gekommen ist- eine Arbeit für einen, der Vater und Mutter erschlagen hat, da das händisch gesetzte Schweißpunkte waren….




    Zwischendurch wurde der Motor ausgebaut und zu Geiger gebracht- auch hier wieder erstaunlich günstig….





    Eine Rückbank mit den schön ausgehärteten Hydraulikleitungen des Verdecks- habe ich leider rausgerupft ohne mir das aufzuzeichnen….20 Stunden Mehrarbeit…




    Dann ging es blechmäßig langsam zu Ende und die Lackierung sollte kommen….






    Prompt taucht die nächste Schwierigkeit auf: Woher die Farbe nehmen? Nicht mehr im Sortiment von Ford….Ford Deutschland weiß…….RICHTIG: GAR NICHTS.
    Nix mobile Tradition oder vintage department, zu dem Zeitpunkt habe die Ihre Fiestas zusammengenagelt und schauten nicht über den Teller-Rand, die Koffer.


    Internet war ja erstmal so ziemlich am Anfang, Foren gabs so gut wie keine, Suchmaschine hieß wenn sie funktionierte Yahoo und so hat es ne Weile gedauert bis ich an den First Mustang Club gekommen bin….dort den Vorstand angerufen: Ja, ich will gerne Mitglied werden (die sind wirklich gut) und dann die Frage: „Wo kriege ich „honey-gold“ her?????“


    Antwort: Du Pont hat die Farbe hergestellt und macht sie immer noch….hurra, erledigt. Einen Spezi, der fließend französisch spricht dort anrufen lassen und 8 kg Farbe (Mindestmenge!) bestellt- wohlgemerkt nur Basislack, da hätte ich noch 3 Panzer lackieren lassen können, egal…800 Euro dafür gelatzt…ok, wars mir wert.


    In der Zwischenzeit habe ich mich drum gekümmert, wie ich die goldene Innenausstattung wieder hinkriege. Allerdings ohne Kunstleder- wer schon mal ein Cabrio mit Kunstlederausstattung hatte, weiß wovon ich rede- binnen Minuten produziert man eine Körperflüssigkeiten-Suhle, da sind Weinbergschnecken und notgeile Milfen gar nix dagegen.


    Ein Spezi konfektioniert Leder für die Automobilindustrie, den hab ich angehauen, aber: Es gibt kein goldenes Leder von der Stange. :motz: Also nach langem Aussuchen das grüne gewählt und alle Teile zum Sattler gebracht.


    Innerhalb eines Jahres ist auch das Hydrauliksystem fürs Dach von mir fertig gebracht worden, ich war schweinsstolz auf mich- vor allem, weil es dicht war und funktioniert….danach bin ich an den Kabelbaum des Wagens gegangen, da der schon zimlich zerbröselt war: Alles neu gemacht, alles und gleich auf kontaktlose Zündung umgebaut, aber im Gehäuse der alten Zündung- war ein bißchen Frickelei, ging aber und funktioniert.


    Dann den Kabelbaum ins Auto gespaxt und voller Neugier die Batterie angeschlossen: GEIL, nix Ampere-Geruch, alles geht bis auf den Zigarettenanzünder….den nehme ich jetzt irgendwann in Angriff, wir schrieben das Jahr 2002….


    Das Auto wurde komplett lackiert, 3 x Basis, 3 x Klarlack mit abnehmendem Basis-Lack Anteil und 3 x Klarlack….dann wurde es 2 Wochen gehärtet und nach weiteren 3 Monaten, nach dem Zusammenbau wurde alles außen mit 2000er Papier geschliffen, dann gabs Läpp-Paste und zum Schluß die Hochglanzpolitur. Außer den beiden Türen wurde nichts gespachtelt, alles nur mit Zinn gearbeitet.


    Das war dann das Ergebnis:







    Irgendwann kriegt er jetzt noch ein neues Dach, das alte Radio wird auf FM umgebaut mit I-Pod Anschluß (unsichtbar) und dann? Das nächste V8 Projekt habe ich schon, allerdings 7,4 Liter……

  • Saubere Arbeit :gut: ! Kommt mir aus meiner Famile sehr bekannt vor. Mein Vater hatte vor 16 Jahren auch einen Oldie in angeblichem Topzuzustand erworben und musste nachher unerwartet nahezu den Kaufpreis nochmal in die Aufarbeitung stecken. Vor dem Kauf meinte der Schurke von Händler noch, die kleinen Bläschen auf den Kotflügeln seien ja ohne Probleme von ihm binnen eines Tages zu beseitigen... :bash:


    Der Motorpreis hält sich ja wirklich in Grenzen. Wenn ich den im letzten Jahr für die verdammte Vette gekriegt hätte, wären meine Schmerzen noch echt erträglich geblieben :( .

  • :respekt::respekt::respekt:



    das was du da mitgemacht hast ,
    kann nur jemand verstehen und nachvollziehen
    der es selbst schon mal erlebt hat



    :respekt::respekt::respekt:

    [align=center] :danielmuc:


    Nix!!!
    :danielmuc:
    Ich lebe zwar über meine Verhältnisse, aber immer noch unter meinem Niveau....
    .. und yes sir i am a diver-holic


    :leicafan:
    [align=center]

  • ... hat sich wirklich gelohnt :gut: Toll geworden ... Das muss sogar ich zugeben, der mit Mustangs nie wirklich warm geworden ist (zu schlapp). 7,4 Liter klint interessanter, wenngleich man aus einem Smallblack mehr Spaß rausholen kann. Oder man macht es gleich richtig und stürzt sich auf einen Hemi :G


    Was mit sehr gut gefällt: Die hochwertigen Arbeit und die Detailversessenheit :gut: So ist das fein :)

  • Mal eine Frage am Rande, wie lange hat das Projekt gedauert?


    Hast Du noch ein paar schöne Fotos vom Innenraum und dem neuen Leder?


    Ich komme immer wieder ins schwärmen, wenn ein altes Fahrzeug richtig wieder aufgebaut wird.


    Dafür 6 Daumen :gut::gut::gut::gut::gut::gut:

    Gruß :wink:
    Lutz


    Wir trampeln durchs Getreide,wir trampeln durch die Saat, Hurra wir verblöden, für uns bezahlt der Staat!



  • Hausel: Richtig...anhören tut er sich nach 400 PS, 200 stehen in den Papieren und gefühlte 100 kommen auf die Strasse....der Durchzug ist allerdings Klasse...


    Das andere Projekt ist tief, laut, hart, offen, gelb und hat mit nem Blower ca. 650 PS......


    Der Mustang hat 3 Jahre gedauert bis er fertig war...hier noch ein paar Details:






  • Ach ja, so ein paar Neben-Details: Alles, was zu restaurieren war, alos Original, wurde ohne Rücksicht auf Kosten gemacht (Stichwort: Verchromen, usw....)


    Alle Dichtungen wurde neu gemacht.
    ALLE Schrauben (alle) durch Edelstahl ersetzt.
    Hohlraumschutz komplett, der Wagen mußte dann 4 Wochen in der Kabine "austropfen" (kennt man von den alten Golf an der Heckklappe)
    Unterbodenschutz kam aufs lackierte Blech....

  • Einfach toll, hochachtung vor diesem Projekt. Es hat sich aber gelohnt, denn wer kann schon so einen schönen Mustang sein Eigen nennen. Ich muss doch wieder mal feststellen, dass früher Autos noch schön waren und die heutigen nur noch zum fahren da sind, nix schönes mehr und eins wie das andere nur noch Windkanal gepimpt.


    :gut: :gut: :gut: :gut: :gut: :gut: :gut: :gut: :gut: :gut: :gut: :gut: :gut: :gut: :gut: :gut: Tolles Auto :gut: :gut: :gut: :gut: :gut: :gut: :gut: :gut: :gut: :gut: :gut: :gut: :gut: :gut: :gut: :gut:

  • Michi, sensationelle Leistung, hammermäßiges Auto :verneig: Ich habe mit meinem 65er Impala SS eine Dreijahres - Vollrestaurierung durchgezogen :rockandrolex: Solltest Du nun für Dein Auto einen vernünftigen Motor mit ernstzunehmender Leistung benötigen, so hätte ich da was am Lager :zwitscher:



    Habe die Ehre :hut:


    Jürgen

  • Wunderschönes Pony, Michi :gut:


    Die Farbe ist einfach nur granatenstark, und endlich mal was anderes. Und die investierte Arbeit sagenhaft. Hut ab, daß Du es durchgezogen, und nicht auf halber Strecke die Lust verloren hast.


    Bin begeistert! Und finde die Kurse, vor allemdas Angebot für die komplette Aufarbeitung, fair. Da habe ich schon schlimmeres gesehen/gehört.


    Danke für den wunderbaren Erlebnisbericht, und toi toi toi, daß das Pony nur vorüberhegend lahmt, und sich nix Schlimmes auf Eurer Cruising-Tour geholt hat. :troest: