Glashütte Original- Prestigefrage !

    • Offizieller Beitrag

    WIR hatten ja tolle Bilder von tollen Uhren aus dem Haus Glashütte Orignal !


    Eine Fertigungstiefe von 9X % findet man auch selten im Uhrenbau und dann kommt noch die Philosophie von GO und deren "Politik" für ihre Fans dazu , die mir auch sehr am Herzen liegt ! ;)


    WAS meint IHR, wie sieht es mit dem Prestige aus der Marke GO ?
    Wie sind die Uhren aus dem Hause GO einzuordnen , auch der Stand dieser zu den anderen Herstellern ?!


    Neue Modelle bauen und welche !
    Pflege der Linien ?


    Mehr Uhren bauen im Jahr , denn die Produktion liegt ja , sagen wir mal unter 10000 Stück im Jahr ?
    WIE die Preise gestalten ?


    Wie seht IHR die Zukunft der Marke GO , gerade in der Swatch Group !? Kann man unter dem DACH dieser noch eigenständig arbeiten ?


    Fragen die mich mal intressieren würden !


    DANKE im voraus für eure Meinung !! :gut:

    • Offizieller Beitrag

    wie immer, der peter hat viele fragen auf einmal


    da muss man erst mal gründlich darüber nachdenken ehe antworten zu erwarten sind.


    in die firmenpolitik der SG und speziel von GO kann leider keiner reinschauen.


    viele modelle heist viele unterschiedliche uhren mit einem evtl. größerem kundenkreis, -potential.
    ob das aber so gewollt ist?


    welche uhren du sehen willst ist ja hinlänglich bekannt, aber jetzt alles auf eine große fliegerlinie zu setzten
    ist wohl nicht so der weg von GO, obwohl ich mir das ja auch wünschen würde.


    philosophiere noch ein bisschen mit dir selber :G
    vielleicht wird das dann noch was :wink:

  • Hi Pete,
    schön, auch mal hier mit Dir zu kommunizieren! :G


    Wie Du ja weißt, bin ich ein glühender Fan von GO, v.a. seit ich die Kalenderwoche habe und weiß, wie komplex die Uhr aufgebaut ist und aus 507 Einzelteilen besteht (das ist deutlich mehr als der Lange Datograph!)!!! :respekt:


    Ich mag die Politik und Philosophie von GO sehr und denke, dass gerade unter dem Dach der Swatch Group sich dieses eigenständige Arbeiten und diese offenherzige Geschäftspolitik gut verwirklichen lässt. In der Richemont-Group muss z.B. Lange für Panerai den Zeroreset zur Verfügung stellen, was mir so innerhalb der Swatchgroup nicht bekannt ist!


    Ich hoffe und wünsche mir, dass GO die aktuellen Linien (v.a. Pano und Senator) noch lange pflegt und nicht allzuviel dran herumbastelt, das passt alles so, wie es ist, und wenn es nicht mehr als 7-8000 Uhren pro Jahr werden, hab i a nix dagegen! :lupe:


    Den Stellenwert von GO ggü. anderen Marken würde ich mit sehr, sehr weit oben einordnen, gerade einmal PP würd ich noch eine Stufe höher hinstellen!


    In diesem Sinne noch einen schönen Tag,


    Olli

  • hi Pete,


    Ich bin zwar nur ein Laie, aber ich gebe trotzdem mal meinen Senf zu deinen vielen Denkanstössen.
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    Eines muß ich anfangs loswerden, es ist eine Tatsache und schmerzt mächtig:
    Hayek & Konsorten haben mit Glashütte Original eine erstklassige Manufaktur gekauft, die nur einem Ziel dient ... Gewinnmaximierung.
    Union wurde mal einfach so geopfert, das tat verdammt weh und so was vergißt der kleine Mann nicht so einfach ... :(
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    Im Zeitalter der Monopolisierung hat GO unter ihrem Mutterkonzern Swatch Group die Eigenständigkeit verloren und wird nur noch massiv fremdgesteuert.
    Die Uhren sind ohne Zweifel qualitativ 1a. Die Modellpalette ist übersichtlich und weitestgehend frei von gewagten Experimenten.
    Ich selbst besitze eine 39-31-07-07-04 und bin stolz auf dieses Produkt aus Glashütte, geplant und gefertig von Uhrenexperten aus dieser Region (ich hoffe, da liege ich so etwa richtig :grb: ).
    Die vorhandenen Modelle sollten auf jeden Fall gepflegt werden, leider sind die Preise in den letzten Jahren abartig gestiegen.


    Es schenken noch viel zu wenige Leute der Marke GO ihre Beachtung, die Schweizer Uhrenindustrie ala Rolex, Patek usw. sitzt hier tief in den Köpfen.
    Ich denke aber, das braucht seine Zeit.
    Die aktuellen Stückzahlen sollten nicht erhöht werden, schließlich braucht die Fertigung der Meisterwerke ihre Zeit und Ressourcen und sollte nicht zur Massenware verkommen :G


    Ich hoffe, daß ich bald mal dem sächsischen Glashütte einen Besuch abstatten kann, schließlich gibt es dort für Uhrenfreaks viel Interessantes zu erleben.


    tschö Dirk

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    Tschüss Dirk


    Wenn ein Mensch dir gegenüber meint, er/sie sei hübsch und intelligent, dann fange um Gottes willen bloss nicht an zu lachen. ;)

  • Hallo


    Das große Problem von GO ist die Swatch-Group und eben die direkte Nachbarschaft.


    Denn Breguet ist und bleibt das Lieblingskind von Hayek.
    Da darf GO noch nicht einmal in die Nähe kommen.
    Und dann ist da noch Blanpain, die in der Swatch-Group wohl auch noch
    vor GO stehen.


    Und dann gibt es noch den "großen" Nachbarn A. Lange & Söhne.
    Mittlerweile über 500 Mitarbeiter stark (bei rund 5000-5500 Uhren).
    Und Lange steht eben für DIE teure deutsche Uhrenmarke.
    Da gibt es nur Edelmetalluhren, fast jede Uhr hat ihr eigenes Werk
    und mit der "Lange 1" hat man den Klassiker schlechthin.
    In zwei Jahren soll in Glashütte zudem das neue Produktionsgebäude
    fertig sein. Das Ziel ist aber nicht die Anzahl der gebauten
    Uhren zu erhöhen, sondern Komplikationen zu weiter auszubauen.


    Gruß
    Andreas

  • Ein paar Gedanken zu Gedanken, die hier geäussert wurden: :)


    Know-how-Austausch in der Swatch-Group: Die Swatch ist schon allein aufgrund ihrer Konzernstruktur ein riesiger Know-how- und Teile-Austausch-Apparat. Man macht das alles nur raffinierter als andere, nämlich z.B. durch Fremdentwicklung und Lizenzvergabe von Basistechnologie innerhalb des Konzerns. Die Fertigungstiefe sagt daher bei der Swatch nichts darüber aus, wer was wirklich selbst entwickelt oder erfunden hat.


    Stellenwert im Vergleich zu anderen: Was soll verglichen werden? Die Anzahl der Uhrwerksteile? Die Kompliziertheit der Konstruktion? Der Aufwand bei der Fertigung? Oder nehmen wir doch zur Abwechslung mal die Robustheit der Werke und die funktionale Eleganz der Konstruktion. Kommt GO (oder irgendein anderer) hier an Rolex vorbei? Nehmen wir die Innovation, also etwas wirklich neues zu machen. Ist GO innovativer als andere? Ist GO überhaupt innovativ?


    Politik, Philosophie usw.: GO ist (wie viele andere auch) im Hintergrund anders als im Hochglanzprospekt. Die Konzis werden pauschal mit hohen Lagerkontingenten geknebelt, unabhängig davon ob sie die Finanzkraft und das Potential haben. Dazu kommen deutlich höhere Preise, die in einigen Lagen die Kundschaft wegbrechen lassen. GO ist auf kontrolliertes, aber kompromissloses Wachstum ausgelegt, zielt auf den gut betuchten Luxuskäufer, nicht auf den Uhrenfreak. Grundsätzlich nichts dagegen, das ist das Geschäft, aber eben auch alles andere als sympathisch.


    Dazu noch eine Perspektive aus der Schweiz: Wir sehen in GO (wie auch in Lange) die deutsche Uhrmachertradition fortgeführt. Wenn man mal davon absieht, dass die computergestützte Konstruktion und die vollautomatische Produktion bei GO überhaupt nichts mit Tradition zu tun haben (guckt mal nur ein paar Meter weiter nach Kalbe...), ist das ein höchst patriotischer Ansatz. In der Schweiz fragt man sich hingegen, welche Gründe wohl dafür sprechen, eine Glashütter Uhr zu kaufen. Und so manchem Schweizer fällt da einfach nix ein...


    Fazit: Eine GO ist eine sehr gut gemachte, sehr leckere Uhr zu (zum Teil) sehr knackigen Preisen. Mehr nicht. Warum nicht? ES IST NUR EINE UHR! ;)


    Viele Grüsse
    Eisbaer



    Ach so: Falls sich hier einer wundert, ich komm aus der Tool-Watch-Ecke. Ärgern ist also zwecklos. :bgdev:

  • Hallo zusammen,


    bereits viele interessante Denkanstöße hier, die ich gern aufgreifen und vielleicht noch mit zusätzlichen Punkten anreichern möchte.


    Vorweg eine Bemerkung grundsätzlicher Art:


    Ich finde solche offenen Fragestellungen sehr gut und in den Foren eigentlich viel zu selten. Das bietet sehr viel Raum für guten und regen Austausch hier. Sofern es uns gelingt, sich hier nicht in „wer ist besser Diskussionen“, ob nun GO vs. Lange oder CH vs. D, zu verlieren. Das bringt in der Regel wenig bis gar nix. Ist oft subjektiv und argumentativ festgefahren.


    Also. In der Hoffnung auf interessanten Austausch meine Diskussionsanregungen.


    Die Zugehörigkeit zu einer Unternehmensgruppe wird fast ausschließlich negativ besetzt. Das gilt nicht nur für die Uhrenbranche, aber dort besonders. Schnell wird damit die Aufgabe der gestalterischen Freiheit und die Unterwerfung durch oft global ausgerichtete Strategien attestiert. Ich würde mal festhalten wollen, dass es sowohl Vor- als auch Nachteile gibt. Dem Arrangieren mit Konzernvorgaben wie Markenpositionierung und Design für die verschiedenen Zielmärkte stehen sicher Pluspunkte in Bereichen wie Nutzung finanzieller Möglichkeiten für Investitionen in Gebäude, Maschinen, qualifiziertes Personal, usw. gegenüber. Genau so wie Möglichkeiten wirtschaftlich effizient gemeinsam für unterschiedliche Segmente zu entwickeln und dabei die in den Einzelunternehmen erworbenen Spezialkompetenzen zu nutzen.


    Stören tun mich persönlich direkt oder halb verdeckt vorgetragene „Gewinnmaximierungsvorwürfe“. Das ist eine Art romantische Verklärtheit, gepaart mit betriebswirtschaftlicher Blauäugigkeit gegenüber nun einmal nicht wegzudiskutierenden Faktoren wie globalen Märkten und eben auch globalem Wettbewerb. Ein Unternehmen mit einer gewissen Grundgröße, wie GO oder Lange, kann kaum langfristig überleben mit der Entscheidung „es bleibt alles so wie es ist und alles wird gut“. Das ist mit Verlaub „Singen im dunklen Keller“ und entspricht nicht der unternehmerischen Verantwortung für mehrere hundert Mitarbeiter und natürlich gegenüber den Inhabern. Dieses „klein bleiben und sich eine Nische suchen“, können Firmen wie Dornblüth für sich entscheiden und erfolgreich umsetzen. Aber Unternehmen wie GO und Lange stellen sich entweder dem internationalen Wettbewerbern, oder werden von Selbigen verdrängt.


    An GO schätze ich die Kultur des sehr offenen und interessierten Umgangs mit der Kundschaft. Ich hoffe, dass sie sich dieses Gut erhalten. Hinsichtlich Innovation ist es immer ein schmaler Grad, zwischen zu viel und zu wenig. Besonders in einer doch insgesamt eher konservativen Branche und bei einem Produkt, dass nun einmal in seinen wichtigsten Facetten (Komplikationen) mehr oder weniger erfunden und abgearbeitet ist. Da kann ich dem Treiben der Hersteller, mit Materialien und abgewandelten Mechanismen für ein und die selbe Funktion, nur begrenzt folgen und hoffe, GO hält in diesem Bereich eine gesunde Balance.


    Weiter wünsche ich mir etwas mehr Ruhe und Souveränität, sowohl bei der Modellpolitik im Allgemeinen, als auch bei der designerischen Ausgestaltung einzelner Modelle. Das war meiner Ansicht nach in den letzten Jahren zu hektisch und das stellt sowohl die Konzessionäre (Bestandshaltung) als auch die Kunden (Werthaltigkeit) vor größere Herausforderungen. Hier wäre weniger eben doch mehr.


    Die Tatsache, dass GO immer noch einen großen Teil der Modellpalette in Stahl anbietet empfinde ich als gut und nicht schädlich. So lange ich den Ewigen Kalender in Gold kaufen kann, wenn ich es möchte und wert darauf lege, schadet es mir und dem Image meiner GO nicht, wenn es ihn auch in Stahl gibt. Ich finde es gut wenn hochwertige Komplikationen durch das Material Stahl auch Budgets zugänglich sind, denen eben Diese aufgrund des nochmals exorbitanten Goldzuschlags sonst verwehrt bleiben. Ich kenne andere Meinungen, welche die Existenz einer Stahlvariante als Minderung ihrer eigenen Goldversion ansehen. Finde ich albern und elitär.


    Die Modellpalette bei GO empfinde ich als ausreichend umfangreich. Es werden sowohl bei den Komplikationen (Großdatum, diverse Kalenderfunktionen, bis hin zum Tourbi) als auch bei den Uhrensegmenten/-Typen (Taucher, Flieger, Dresswatch, Damenkollektion, ....) alle wichtigen Bereich abgedeckt. Ich vermisse dort nichts und es kann nicht jede noch so kleine Nische bedient werden.


    Mit dem Thema Design kann man Seiten füllen. Zugehörigkeit zu einem internationalen Konzern und damit Zugang zu internationalen Märkten bedingt manchmal Designrichtungen die unserem Geschmack näher liegen und manchmal eben weiter entfernt sind. Lange und Patek haben es da per Ausgangslage (kleineres, exklusiveres Segment) etwas leichter und verkaufen sich über den Namen/Status eben bereits ausreichend gut. Da muß man nicht noch zusätzlich mit 48mm Uhren Märkte erschließen. GO sollte diesem Vorbild folgen und den einen oder anderen Extremausschlag anderer Marken vermeiden. Ich bin da bei den wuchtigen Sport Evos mit ewigem Kalender schon zusammengezuckt und hoffe, das bleiben Ausnahmen.


    Ansonsten mag ich diese Firma. Ich mag viele Modelle, aber nicht alle. Muß ich auch nicht. Ich habe keine Ambitionen damit angeben zu können, alle Modelle eines Herstellers zu besitzen (was mich auch finanziell überfordern würde). Aber ich finde bei GO immer noch Modelle die mir gut gefallen und die bei mir noch Lücken bei den gewünschten Komplikationen oder Uhrentypen schließen und darum ist diese Marke zur Zeit bei mir ein Schwerpunkt. Eine Religion daraus machen werde ich aber gewiss nicht.


    Grüße,
    Stefan

  • Nachtrag:


    Breguet und Blancpain: Ich glaube nicht, dass diese Art von Konkurrenz innerhalb der Swatch besteht. Ich habe den Eindruck, die Swatch überlegt sich ganz genau, welche Marke wie positioniert wird (Jacquet Droz nicht vergessen!) und versteht es auch sehr gut, im Markenauftritt schweizerisch und deutsch zu unterscheiden. Dementsprechend hat die Formensprache der Uhren jeweils eine ganz andere Aussage. Auch die Werke von Lemania und Piguet pflegen einen ganz anderen Stil. Von der technischen "delicatesse" insgesamt steht GO in der Swatch für mich ganz oben.


    Lange: Jetzt reizt es mich doch, hier ein bissel zu kacheln... Lange ist eine Retorten-Marke. Wurde aus dem nichts gegründet, ist mit dem Geld von Richemont und der technischen Hilfe von JLC in die Gänge gekommen und stützt sich lediglich auf den Namen Lange. Historisch führt die direkte Linie des Herrn Lange aber zu GO. Nicht falsch verstehen, ich hab da nix gegen. Auch die Lange-Uhren sind tolle Teile. Aber wenn immer so auf Tradition gepocht wird, darf man schon auch mal genauer hingucken... ;) Die Historie von GO zwischen 1990 und 2000 ist einfach einzigartig. :respekt:


    Stahl vs. Gold: Ja, sehr drollig immer. Wie war das: "Der Wert unserer Uhren liegt in den Werken, ein Stahlgehäuse würde sich preislich kaum auswirken." Uhuuahh! Bei denen, die Stahl und Gold haben (GO nämlich) sehen wir, was sich da auswirkt. Oder anders: Eine Lange 1 z.B. wäre 4 bis 5k billiger im Stahlgehäuse. Also geht es um was anderes: Erstens Image (da kann ich Lange verstehen), zweitens Flocken. Diese 4 bis 5k bleiben nämlich fast komplett hängen, in der Herstellung ist ein Goldgehäuse nicht sooo viel teurer als ein Stahlgehäuse.


    Viele Grüsse
    Eisbaer


    Odin: Guter Text! :gut:

  • Breguet und Blancpain: Ich glaube nicht, dass diese Art von Konkurrenz innerhalb der Swatch besteht. Ich habe den Eindruck, die Swatch überlegt sich ganz genau, welche Marke wie positioniert wird (Jacquet Droz nicht vergessen!) und versteht es auch sehr gut, im Markenauftritt schweizerisch und deutsch zu unterscheiden. Dementsprechend hat die Formensprache der Uhren jeweils eine ganz andere Aussage. Auch die Werke von Lemania und Piguet pflegen einen ganz anderen Stil. Von der technischen "delicatesse" insgesamt steht GO in der Swatch für mich ganz oben.


    Gehe mal ins eigene Forum auf der GO Homepage.
    Dort gibt es momentan einen Thread in dem genau über das gleiche Thema wie hier
    geschrieben wird.
    Selbst die dortigen Mitglieder sind der Meinung, dass für Hayek im Luxussegment nur Breguet zählt.
    Und über "seine" Marke lässt er nichts kommen.
    Bei der Museumseröffnung in Glashütte im Mai, war von den Swatch-Oberen jedenfalls
    keiner anwesend (zumindest habe ich auf den Bildern keinen entdecken können.



    Lange: Jetzt reizt es mich doch, hier ein bissel zu kacheln... Lange ist eine Retorten-Marke. Wurde aus dem nichts gegründet, ist mit dem Geld von Richemont und der technischen Hilfe von JLC in die Gänge gekommen und stützt sich lediglich auf den Namen Lange. Historisch führt die direkte Linie des Herrn Lange aber zu GO. Nicht falsch verstehen, ich hab da nix gegen. Auch die Lange-Uhren sind tolle Teile. Aber wenn immer so auf Tradition gepocht wird, darf man schon auch mal genauer hingucken... ;) Die Historie von GO zwischen 1990 und 2000 ist einfach einzigartig. :respekt:


    Die technische Hilfe kam wohl eher von IWC ;)
    Lange gibt ja auch offen zu, dass man Geld von IWC bekommen hat, und die ersten Mitarbeiter
    dort ausgebidet wurden.
    Und etwas zur Geschichte:
    Die Firma Lange wurde 1948 enteignet. Walter Lange floh, um der Zwangsverpflichtung im Uranbergbau zu
    entgehen, in den Westen.
    Nach der Wende hat er in Glashütte dann die Lange Uhren GmbH gegründet.
    A. Lange und Söhne durfte er noch nicht verwenden, da er dafür die gesamte GUB mit weit
    über 1000 Mitarbeiter ganz übernehmen hätte müssen.
    Erst später einigte man sich darauf, dass die Lange Uhren GmbH den Namen A. Lange und Söhne verwenden konnte
    und GO sich auf das Datum 1845 beziehen darf.
    Walter Lange hat mir selbst erzählt, wie schwer dies für ihn war. Er wollte eigentlich dagegen klagen.
    Günter Blümlein hat ihn um des Friedens Willen in Glashütte, davon abgehalten.
    Ich habe Herrn Walter Lange vor kurzem bei sich zu Hause in der Nähe von Pforzheim besuchen dürfen.
    Einen solch großartigen und bescheiden Menschen habe ich selten kennen gelernt.
    Wie schrieb der Moderator eines anderen Forums:
    "Könnte Hayek für Breguet so einen Mann wie Walter Lange auftreiben, würde er seine Großmutter verkaufen..."



    Stahl vs. Gold: Ja, sehr drollig immer. Wie war das: "Der Wert unserer Uhren liegt in den Werken, ein Stahlgehäuse würde sich preislich kaum auswirken." Uhuuahh! Bei denen, die Stahl und Gold haben (GO nämlich) sehen wir, was sich da auswirkt. Oder anders: Eine Lange 1 z.B. wäre 4 bis 5k billiger im Stahlgehäuse. Also geht es um was anderes: Erstens Image (da kann ich Lange verstehen), zweitens Flocken. Diese 4 bis 5k bleiben nämlich fast komplett hängen, in der Herstellung ist ein Goldgehäuse nicht sooo viel teurer als ein Stahlgehäuse.


    Gerade letzte Woche hat mir Hartmut Knothe in Glashütte auch wieder erzählt, dass der Hauptanteil am Preis einer
    Uhr von Lange vom Werk abhängt.
    Nicht umsonst ist laut Walter Lange die Finissage, mit über 50 Mitarbeitern, die teuerste Abteilung bei Lange.
    Eine Stahluhr würde meiner Ansicht nach, auch überhaupt nicht zur Marke passen.
    Aus welchem Grund sollte man das auch tun? Die Produktion ist vollkommen ausgelastet.
    Als Lange letztes Jahr die Preise stark anhob, haben sich nicht wenige gefragt, ob das gut geht.
    Das Einstiegsmodell, die einfache Saxonia, war mit 12.500 Euro immerhin rund 3.000 Euro teurer
    als das alte Einstiegsmodell (die nächste billige Uhr, die Carbaret, kostet dann gleich 17.000 Euro).
    Doch bereits auf der Messe in Genf wurde von den Juwelieren die gesamte Produktion der Saxonia
    der nächsten drei Jahre bestellt...


    Gruß
    Andreas

  • Die technische Hilfe kam wohl eher von IWC


    Sorry, war LMH-Geld, Richemont kam ja erst 2000. Ob die Hilfe von JLC kam oder von IWC, sei dahingestellt. Sonst steigen mir die IWCler hier auch noch aufs Dach... :G


    Wie gesagt :shout: ICH HAB NIX GEGEN LANGE! Hier ging es (auch) um GO. ;) Dass der Herr Pfeiffer (im Gegensatz zum Herrn Blümlein) nicht überall beliebt ist, weiss ich. Dennoch, was er geschafft hat, ist beispiellos.


    Viele Grüsse
    Eisbaer

  • ulfale: Das ist nicht nur meine Meinung, sondern eine Tatsache, die sich mit Fakten belegen lässt. Das heisst aber nicht, dass GO Uhren schlechter sind als Lange. Der Unterschied ist sachlich gesehen die bessere Finissage sowie die oftmals bessere Ausstattung der Uhren.


    @Eisabär: Historisch führt die Linie von Herr Lange zu GO? Mit den beiden Unternehmen verhält es sich so (Andreas möge mich korrigieren, wenn ich falsch liege): Die Treuhandgesellschaft hat nach der Wiedervereinigung Walter Lange die Rechte zur Nutzung der Marke A.Lange & Söhne zugesprochen, aber der den "historischen GUB Stamm" GO zugesprochen. Zu diesem Stamm gehört nunmal auch Lange & Söhne, da sämtliche Uhrenmarken mit Beginn der DDR-Verstaatlichung in der GUB -charmant gesagt- "vereinigt" wurden. Somit führt der direkte Anspruch von GO auf Lange nur über die Parteibonzen der DDR. In meinen Augen ist Walter Lange der Schlüssel zu der Uhrenmarke mit der "echten" Lange-Historie. Schade, dass er keine eigenen Nachkommen hat, aber sein Adoptivsohn Benjamin ist soweit ich weiß ein "echter" Lange aus dem Stamm von Richard Lange.


    Andreas: Danke für das Zitat bez. Hayek und dem Verkauf seiner Großmutter! Köstlich amüsiert habe ich mich - aber wahr ist es ohne Frage.

  • mE ist Lange natuerlich schon noch eine Ebene ueber GO, aber eigentlich kann man die 2 gar nicht vergleichen. Bei Lange gibts ja nur DResswatches aus Edelmetall, und da sind sie ja jetzt die einzigen/letzten, sogar PP und VC haben SS Sportmodelle im Sortiment.
    Wogegen GO jetzt eben auch sehr interessante casual und Sportmodelle (eben auch in SS) im Programm hat.
    AUswuechse a la Evo mit Ewigem sollte man sich imho allerdings verkneifen.....das is so wie Taucher aus Gold mit Tourbi und Lederband....

  • Nun will ich auch meinen Senf dazu geben.


    GO geht einen konsequenten Weg mit breiter Modellpalette, wobei nicht jede Komplikation schön sein muss. Ich finde diese großen Datumsfelder furchtbar. Diese silbernen guillochierten Zifferblätter sind die eine Hommage an Zenith oder Breguet? Die gefallen mir auch nicht und gefielen mir bei Zenith schon nicht.


    Die Preise sind sehr ambitioniert, aber im Vergleich zum Wettbewerb sicher angemessen. Alle Hersteller haben ja in den letzten Jahren eine steile Treppe nach oben genommen Die betriebswirtschaftlichen Zahlen müssen nun einmal passen. Preis - Leistung ist besser als bei manch anderem Hersteller, ich will aber jetzt keine Werkediskussion anfangen. Wobei die Werke sicher sehr wichtig für GO sind, sie machen die Eigenständigkeit der Marke aus. Wie sollte das mit Eta Werken gehen?


    Ich wußte nicht, dass GO nur ca. 10000 Uhren im Jahr herstellt, das wiederum finde ich sehr charmant, weil man ja dann doch etwas seltenes am Arm trägt. Gibt es eigentlich Produktionszahlen je Modell?

    Dirk
    ------------------------------------------------------
    Planung ist die Ersetzung des Zufalls durch den Irrtum.

  • Hallo !


    Interessante Diskussion. Möchte auch hier einen der oben angesprochenen Punkte aufgreifen.


    Neben diesem leidigen Thema über „böse Großkonzerne und Gewinnmaximierung“ kommt bei mir an zweiter Stelle der „überstrapazierten Themen“ der Punkt mit den sog. „Retorten-Marken und Wiederbelebung“.


    Man muß doch mal Folgendes objektiv anerkennen. Die Uhrenbranche und dort die Uhrenkunden, ist/sind extrem Marken- und imageorientiert. Ähnlich der Automobilbranche. Warum sollen Firmen und primär die beiden dominanten Gruppen, ihre Rechte an älteren Markennamen nicht nutzen, sofern sie schlüssige Konzepte und Produkte dafür entwickelt haben ? Der Kunde verbindet diese Markennamen mit etwas, was ihm scheinbar wichtig ist. Ob das die Historie, das Design, die Qualität oder die Wertstabilität ist, variiert sicher. Wenn ein Hersteller das klug am Markt ermittelt und dann in Produkte umsetzt, dann ist das aus meiner Sicht nicht verwerflich, sondern bedient eine in den letzten Jahren unglaublich gestiegene Nachfrage. Außerdem sind nicht alle Kunden unmündig bzw. uninformiert und können für sich entscheiden, ob die wiederbelebte Marke und die neuen Produkte zu ihnen passen. Natürlich versucht die Marketingabteilung diese Entscheidung zu beeinflussen ..... Aber auch das ist nix Neues und begegnet uns im täglichen Leben, vom Papiertaschentuch bis zum Haarshampoo.


    Übrigens kennt man dieses Vorgehen auch im Automobilbereich, wo Volkswagen sich mit Bugatti im exklusiven Sportwagensegment positioniert und Mercedes dies mit der Marke Maybach im Luxuslimousinenbereich tut. Diese Marken würden sonst nur noch in Oldtimerbüchern Erwähnung finden und die beiden genannten Produkte haben die beim Kunden vorhandenen Assoziationen mit diesen beiden Marken wohl getroffen.


    Die Verbindung zu einer historisch belegten Tradition als Uhrenhersteller halte ich bei Lange und GO mindestens mal für genauso plausibel und belegt, wie bei anderen Marken die „pausiert“ haben. In manchen Fällen sogar für wesentlich authentischer. Darüber streiten, wer von diesen beiden Herstellern nun „moralisch betrachtet“ authentischer ist, halte ich für Haarspalterei.


    Viel wichtiger finde ich festzuhalten, dass es bisher keinem anderen Deutschen Hersteller außer Lange gelungen ist, sich als Gesamtmarke und nicht nur mit einem einzelnen Technologie- oder Imageträger, international anerkannt in der exklusiven Oberliga, bei Patek und vielleicht auch noch VC, zu platzieren. Nicht als netter Emporkömmling, der mal dran kratzt. Sondern als wichtigen Wettbewerber in Sachen Technologie, Finish, Werterhalt und Image, den man ernst nimmt.


    Von diesem Erfolg, der in den letzten Jahren erreicht wurde, profitiert der gesamte Standort Glashütte. Das ist ein unbestreibarer Verdienst von Lange. GO schafft es mit ausgewählten Modellen ebenfalls in der Liga mit zu spielen. Auch das ist für mich Fakt. Die neue Senator Rattrapante muß sich technisch nicht hinter dem Datographen verstecken und auch im Tourbillion-Bereich hat GO höchst anspruchsvolle Produkte im Sortiment. Aber durch die Breite des Programms und dem Bedienen verschiedenster Segmente (eben auch Sport-/Stahluhren) fällt es GO naturgemäß schwerer, sich als Gesamtmarke in der Gruppe um PP, Lange, VC und Brequet zu platzieren. Das ist absolut nachvollziehbar und logisch. Gleichzeitig macht diese Breite im Sortiment eben auch einen positiven Faktor aus und hat ebenfalls zur Bekanntheit und internationalen Verbreitung der Deutschen Uhrmacherei beigetragen.


    So kann ich beiden, GO und Lange, eine ganze Menge abgewinnen und was diese beiden Firmen, ja man muß sagen trotz ihrer Zugehörigkeit zu Schweizer oder zumindest nicht Deutschen Uhrenkonzernen, für den Uhrenstandort Deutschland geleistet haben, muß hoch geschätzt werden.


    Ohne diesen Glanz und die vor allem internationale Reputation würden meiner Einschätzung nach die neueren Entwicklungen, auch mit Wempe, Nomos oder jetzt Tutima, so nicht stattfinden.


    Gruß,
    Stefan

  • und einiges was bisher (gutes wie schlechtes) geschrieben wurde, kann ich voll und ganz unterstützen.


    Den Vergleich zwischen ALS und GO will ich nicht aufnehmen, da man meiner Meinung nach (heute!) beide voneinander getrennt betrachten sollte.
    Beide haben in den Jahren nach der Wende eine sehr interessante, ja ich würde sogar sagen spektakuläre Entwicklung hingelegt. Hierfür erstmal ein großes Kompliment an BEIDE.


    Nun aber zu GO:


    Vorab zur Info: Mein Verhältnis zu GO ist mitunter sehr schwieirig und schwankt zwischen Begeisterung für Detaillösungen und eine art "innere Ablehnung" zu anderen Details, leider oftmals bei der gleichen Uhr. Meine volle Begeisterung jedoch haben nahezu alle Mitarbeiter, welche ich bisher bei GO kennengelernt habe. Mein Kompliment hierfür!


    Die qualitative Entwicklung der Uhren als ganzes (Haptik des Gehäuses, Optik der Zifferblätter, Details bei den Bändern, ...) ist aus meiner Sicht phantastisch.
    Das Design ist im Gegensatz zu früher "frischer" geworden. Das Design hat aber auch so viele Veränderungen und (marketingorientierte?!) Auswüchse mit sich gebracht.
    Das Modell-/Variantenfeurwerk der letzten Jahre in Basel ist phantastisch und (in meinen Augen) irrsinnig zu gleich. Will man es hier ALLEN recht machen? Ist weniger nicht vielleicht mehr?
    ...


    Meine absolute Lieblings GO habe ich bis heute nicht gefunden, aber losgelassen hat mich die Marke und ihre Uhren auch nie!


    Vielleich eine "alte" Karree mit ewigem Kalender, manuellem Werk und dunklem Blatt,
    oder eine Senator mit dem sensationellen Meissen-Blatt in WG oder PT - allerdings mit manuellem Werk, ... die Zeit wird es zeigen.


    Gruß
    Oliver

  • Das Modell-/Variantenfeurwerk der letzten Jahre in Basel ist phantastisch und (in meinen Augen) irrsinnig zu gleich. Will man es hier ALLEN recht machen? Ist weniger nicht vielleicht mehr?


    Das sehe ich auch so!!!


    GO hat einige tolle Uhren im Programm.
    Ich denke da an die PanaMaticLunar oder den Ewigen Kalender aus der Senatorlinie.
    Auch die ganz normale Sport Evolution finde ich klasse.
    Aber von der Neuheitenflut der letzten Jahre wird man fast erschlagen (zumindest geht es mir so).
    Da geht sehr leicht der Überblick verloren.


    Gruß
    Andreas