The Whiskythreads #3 - Was ist kaltfiltern?

  • Manchmal hat man überraschend mehr Zeit, als man denkt.


    Hossa!


    Dann schiebe ich mal den Whiskythread #3 nach.


    Thema heute: „Was heißt eigentlich kaltgefiltert?!“


    In den anderen Threads tauchte bereits öfter die Vokabel „kaltgefiltert“ auf. Es gab Hinweise, dass das bei Fassstärken i.d.R. nicht so wäre und bedeutungsschwanger ging immer die Sekundärinformation mit, dass nicht kaltgefilterte Whiskies was ganz feines wären. Ist auch so!




    Chill filtering oder kaltfiltern


    Warum?


    Aus kosmetischen Gründen! Die Mär besagt, dass gegen Anfang des 20. Jh. eine ganze Schiffsladung Scotch aus Amerika zurückkam, weil der Whisky angeblich verdorben wäre. Er wäre wolkig und trüb und so nicht trinkbar. :motz:


    Die Amis hatten Recht. Was die Optik betraf. Wenn weitgehend naturbelassener Whisky sehr kalt wird, wie das seinerzeit auf Überseereisen schon mal vorkam, fällt er aus. Soll heißen es bilden sich Kristalle aus feinsten, sonst nicht erkennbaren Schwebteilchen und machen den Whisky bisweilen leicht wolkig oder trüb. Ähnliches ist zu beobachten, wenn man etwas stilles Wasser hinzufügt, um die Aromen besser zu öffnen.


    Das soll sich allerdings in aller Regel wieder geben, wenn der Whisky wieder auf „Normaltemperatur“ kommt. Somit waren die Amis hier etwas voreilig, setzten aber zumindest den Trend des Kaltfilterns. Denn damit das den Exporteuren in Schottland nicht wieder passierte kühlte man nun in aller Regel den Whisky stark herab und filterte beim bottlen die „bösen Schwebteilchen“ heraus. Das funktionierte. Der Whisky wurde nicht mehr trüb.



    Das Problem


    Den Genießern allerdings stieß das sauer auf. Denn diese feinsten Schwebteilchen machen eine Menge des intensiven Geschmacks eines Whiskies aus. Der Whisky ist zwar nun schöner. Aber weniger ursprünglich und intensiv. Trotzdem setzte sich das chill filtering durch. Die Leute kaufen Whisky scheinbar mehr nach Auge, als nach Nase und Mund. Wohin das führt, haben wir 1999 gesehen. Als alle aufschrieen, als die Destillen gemäß neuer EU-Verordnung auf den Etiketten angeben mussten, dass Zuckerkulör als Farbstoff in vielen Whiskies ist. Haha. :holly:



    Die Lösung


    Independents kaufen. Nehmen wir mal die G&M CC bottlings außen vor, war es bei den independent bottlers schon immer wahrscheinlich ungefilterte Whiskies zu bekommen. So bot Cadenhead’s neben seine Fassstärken auch immer schon 46%er Trinkstärken an. Beides ungefiltert. Aber auch die Originalabfüller setzen wieder verstärkt auf den Trend. So geht Ardbeg spätestens seit seiner 1977er OA und dem TEN dazu über, mit sexy 46% und ungefiltert zu bottlen.


    Mir selbst gefallen ungefilterte Malts besser und seitdem ich keine Wald-und-Wiesen-OAs mehr kaufe, habe ich auch fast nur noch solche im Schrank. Oft stehen Hinweise dazu auf dem Label.


    Viel Spaß beim Probieren und immer dran denken, wenn der Malt bei Zugabe von etwas Wasser trüb wird – ist das gut! :gut:


    Gruß


    Stefan :wink:

  • Toll, vor allem dass man jetzt die Hintergründe dazu kennt!


    Gehe ich richtig in der Annahme, dass meine aktuell vorhandenen Whiskys (Oban und Lagavulin 16 yo) beide kaltgefiltert sind?

    Viele Grüße, Marius :hut:



    "Der Mensch, der den Berg versetzte, war derselbe, der anfing, kleine Steine wegzutragen!"

  • Ja, oder hast Du da mal was drin schweben sehen? ;)


    Was gebt Ihr eigentlich für Wasser in die cask strengths. Ich nehme da immer das Vittel meiner Frau, da mir unser Leitungswasser hier so schon nicht schmeckt. Haltet Ihr das für übertrieben oder verfahrt Ihr ähnlich?

  • schweben siehst Du darin eigentlich erst, wenns gekühlt wird ;)


    deswegen wird der Whisky vor dem Filtern ja auch gekühlt uund deswegen nennt man das Ganze ja auch kaltgefiltert



    die "Schwebeteilchen" sind eigentlich im "Rohwhisky" enthaltene Eiweiße, die erst beim Kühlen "ausflocken" dieses sah man früher als Zeichen minderer Qualität an und führte daraufhin diese sog. Kaltfilterungsmehode ein - Kritiker meinen jedoch -m.E. zurecht- das so auch wesentliche Geschmacksmoleküle mit herausgefiltert werden und der Whisky so "kastriert" wird.

    Gruß Stefan :insoman:


    Im Knast bringt es nichts mit dem Rücken zur Wand zu liegen, wenn man mit offenem Mund schläft :bgdev:

  • Zitat

    Original von Oulrij le Rouge
    Was gebt Ihr eigentlich für Wasser in die cask strengths. Ich nehme da immer das Vittel meiner Frau, da mir unser Leitungswasser hier so schon nicht schmeckt. Haltet Ihr das für übertrieben oder verfahrt Ihr ähnlich?


    Neutrales Wasser ohne Kohlensäure. Was man so an stillen Wassern bekommt, finde ich dazu völlig tauglich.


    Chloriertes "Tap-Water" würde ich eher nicht nehmen.


    Wer's auf die Spitze treiben will, sollte das Wasser von der Quelle des Destille nehmen. Von Springbank habe ich noch irgendwo so eine Pulle rumstehen. Gab es früher mal zu kaufen.


    Allerding sollte man sich die Frage stellen, welches Wasser beim bottlen der Fässer benutzt wird, wenn die Whiskies von Fass- auf Trinkstärke gebracht werden.


    Ich glaube kaum, dass da nebenan ein Tankwagen mit original Quellwasser steht. :lol:


  • ... touché ... :rotwerd:

  • Zitat

    Original von Oulrij le Rouge
    Ja, oder hast Du da mal was drin schweben sehen? ;)


    Was gebt Ihr eigentlich für Wasser in die cask strengths. Ich nehme da immer das Vittel meiner Frau, da mir unser Leitungswasser hier so schon nicht schmeckt. Haltet Ihr das für übertrieben oder verfahrt Ihr ähnlich?


    Ich trinke die "neat" in ganz kleinen Schlucken. Das Best, das ich jemals im Glas hatte, war ein 25jähriger unchill-filtered ARDBEG von Cadenheads. 63 vol. % Ich trauere ihm heute noch nach. Im Moment habe ich ungefiltert noch Laphroaig, Macallan und ein paar andere - Bilder kommen gleich.

  • Zitat

    Original von kaempo
    ...



    Wir sollten mal eine Probe veranstalten.



    DAS halte ich für eine sehr gute Idee, Martin!


    Jeder bringt was Feines mit und wir probieren uns durch, schmauchen eine begleitendes Zigärrchen und quatschen was über Uhren :gut: