Liebe IWC-Freunde,
die meisten aktuellen und vergangenen Kollektionen haben ja inzwischen einen eigenen Faden - aber mindestens eine wichtige Reihe fehlt noch: Die IWC Club-Uhren.
Die Geschichte dieser Uhren beginnt im Jahr 1967 mit der ersten Generation der IWC Yacht Club, die in verschiedenen Varianten bis ca. 1980 in der Kollektion blieb und zumindest bis zum Beginn der Quarzkrise 1973/74 der Bestseller der Marke war - quasi die Datejust von IWC.
Aufgrund des damaligen Erfolgs trifft man diese Referenzen auch heute noch häufig an und gerade die klassischen Varianten mit dem Gay Freres-Stahlband sind ein sehr guter Einstieg in die Vintage-Welt - hier kann man für vergleichsweise kleines Geld qualitativ wirklich hochwertige Uhren bekommen.
Ich hatte mal vor einiger Zeit einen sehr umfangreichen Faden zum Thema Yacht Club I erstellt. Wer sich etwas tiefer mit den verschiedenen Varianten, Werken, Bändern und Zifferblättern beschäftigen möchte, findet hier weitergehende Informationen und Vorstellungen:
wann ist man ein "Uhrensammler"? Diese Frage wird ja öfters mal diskutiert in den bekannten Foren, ohne dass man die wirklich eine sinnvolle, abschließende Antwort findet - was die Popularität dieser Frage mitbegründet .
Ich habe da natürlich auch keine allgmeingültige Weisheit, aber zumindest aus meiner bisherigen Zeit als Uhrenfreund ein paar Erkenntnisse. Mit der Zeit haben sich so einige Uhren "angesammelt", ganz unterschiedlicher Art und von ganz unterschiedlichen…
Mitte der 1970er Jahre versuchte IWC dann verzweifelt auf die Einbrüche der Verkaufszahlen im Zuge der Quarz- und Währungskrise zu reagieren. In dieser Zeit entstand mit der Ingenieur SL 1832 eine Uhr, die heute zwar jeder Uhrenfreund kennt, die sich aber damals als absoluter Verkaufsflop entpuppte mit 543 verkauften Exemplaren.
Zeitgleich mit der Ingenieur SL, wurden 1975/76 zwei weitere sportliche "SL" Uhren lanciert, mit denen man versuchte, an den Erfolg der Yacht Club anzuknüpfen: Die IWC Polo Club SL und die IWC Golf Club SL:
Ähnlich wie bei der Yacht Club, gab es von beiden Modellen verschiedene Varianten: Mit und ohne Datum, das Zifferblatt silber oder schwarz und bei der Golf Club zudem noch kleinere Größen und Varianten ohne Stahlband. Trotzdem blieben auch diese Referenzen weit hinter den Erwartungen zurück. Während ihrer Bauzeit von 1976 bis 1980 wurden von der Polo Club nur (je nach Quelle) 350 bis 500 Stück verkauft, bei der Golf Club waren es über alle Varianten ungefähr 1000 Stück.
Anders als zur Ingenieur und der Yacht Club I findet man zu diesen beiden Club-Modellen nur sehr wenige Informationen im Netz, unter diesem Link gibt es zumindest etwas mehr Hintergründe und Fotos:
Dort wird auch ein weitere Uhr erwähnt, die 1977 als drittes Modell dieser zweiten Generation der Club-Uhren lanciert wurde: Die IWC Yacht Club II. Bei dieser Uhr hatte man versucht, wirklich alles richtig zu machen - den Namen des alten Bestsellers, das Design stark orientiert an den Genta-Entwürfen dieser Zeit, aber anders als die Ingenieur SL diesmal in einem sehr flachen und eleganten Gehäuse, wie man es von der Royal Oak oder der Nautilus kannte.
Da man kein eigenes flaches Kaliber zur Hand hatte, entschloss man sich bei IWC, dem Beispiel der Genfer „Einschaler“-Marken zu folgen und ebenfalls bei JLC anzufragen. Die Wahl fiel dabei auf das gerade 1976 neu vorgestellte JLC Kaliber 900 – das hatte den gleichen Durchmesser wie das Kal. 920 (nämlich 11,5 Linien = 26,0mm), wich aber technisch deutlich ab: Denn es war eines der ersten „Schnellschwinger“-Dreizeiger-Werke, also mit einer Frequenz von 28,800 A/H (4 Hertz), wie es auch heute noch üblich ist (das JLC 920 hatte noch traditionelle 21,600 A/H). Auch war das Werk minimal höher, nämlich 3,25mm – was sich in der Kalibernummer der Uhr wiederfindet: Die begannen nämlich damals mit der Höhe, deshalb hieß das Werk bei IWC 3254.
Das Ergebnis konnte sich durchaus sehen lassen:
Trotzdem blieb der Verkaufserfolg sehr bescheiden, geschätzt wurden von den großen Automatik-Versionen Ref. 3212 (Stahlband) und 3211 (Lederband) zusammen deutlich unter 1000, nach manchen Quellen sogar unter 500 Exemplare verkauft. Das erscheint durchaus realistisch angesichts des heute extrem knappen Angebots. Eine Yacht Club II Automatik ist nach meiner Erfahrung seltener zu finden als eine Ingenieur SL, entsprechend stetig gingen die Preise für diesen Uhren in den letzten Jahren nach oben.
Eine umfassende Vorstellung zur Yacht Club II Automatik findet sich hier:
Wenn man einmal schaut, welche „Klassiker“ in der IWC-Geschichte eine besondere Rolle spielen, dann dürften unter Uhrenfreunden (auch solchen ohne besondere Affinität zu SH) vermutlich häufig die gleichen Namen fallen: Die Fliegeruhren, insbesondere die große Fliegeruhr (alt wie neu) oder die Mark 11, die Portugieser (auch hier…
Etwas häufiger zu finden sind die zahlreichen Quarz-Varianten der Yacht Club II, wobei auch hier die großen Varianten 3012 bzw 3312 die beliebtesten Modelle sind.
Optisch sind diese nahezu identisch mit der Automatikversion, verbaut wurde hier aber ein Quarz-Kaliber Kal. 2405 (in der Ref. 3012, die nur ca. 1977/78 gebaut wurde) bzw. Kal. 2250 (in der Ref. 3312, die von 1980 bis 1984 gebaut wurde).
Eine umfassende Vorstellung zur Ref. 3312 findet sich hier:
es liegt in der Natur einer Sammlung, dass man irgendwann das Feld schon so weit abgegrast hat, dass es mit neuen Zielen schwierig wird - zum einen weil diese deutlich weniger werden, zum anderen weil die noch fehlenden Uhren in aller Regel besonders rar oder besonders teuer (oder beides...) sind. Solche Uhren kann man entsprechend selten als Neuzugang in der Box begrüßen - denn entweder fehlt das Geld oder es fehlt ein passendes Angebot (oder beides... ).
Im vergangenen Jahr…
Es gab die Yacht Club II in einer Vielzahl von Größen, Zifferblättern und Gehäuse-Materialien und die letzten Referenzen dieser Kollektion waren bis 1990 noch im Katalog.
Dann war es vorbei mit den IWC Club-Uhren für die kommenden zwei Jahrzehnte, bis im Januar 2010 der Name wiederbelebt wurde für die dritte Generation: Nun aber in einem völlig neuen Kontext, nämlich als sportliche Variante der Portugieser-Kollektion. Und auch nicht mehr als klassischer Dreizeiger, sondern (zunächst) als Chronograph. In den ersten Modelle dieser Kollektion (Referenz 3902) wurde das Inhouse-Chrono-Kaliber 89360 verbaut, später folgten noch Varianten mit einer Weltzeit- oder einer Tidenanzeige, auch die Größe der Modelle schwankte zwischen 43,5 und 45mm.
Hintergründe zur Entstehung der modernen Club-Uhren finden sich hier:
https://www.iwc.com/en/articles/journal/portugieser-yacht-club.html
Die aktuellen Modelle der Referenz 3907 finden sich hier:
Das soweit als historischer Abriss zu fast sechs Jahrzehnten IWC Club-Uhren, jetzt freue ich mich auf Bilder und Hintergrundinformationen zu euren Uhren - da sollten sich in der Watchlounge einige finden lassen
Gruß,
Christian