Liebe IWC-Freunde,
es liegt in der Natur einer Sammlung, dass man irgendwann das Feld schon so weit abgegrast hat, dass es mit neuen Zielen schwierig wird - zum einen weil diese deutlich weniger werden, zum anderen weil die noch fehlenden Uhren in aller Regel besonders rar oder besonders teuer (oder beides...) sind. Solche Uhren kann man entsprechend selten als Neuzugang in der Box begrüßen - denn entweder fehlt das Geld oder es fehlt ein passendes Angebot (oder beides... ).
Im vergangenen Jahr gelang mir jedoch ein solcher "Jagderfolg" der Kategorie "selten" und zwar eine IWC Yacht Club II. Diese Modellreihe wurde direkt nach der Lancierung der IWC Ingenieur SL 1832 "Jumbo" ab 1977 auf den Markt gebracht, um die wachsende Nachfrage nach einer möglichst flachen, hochwertigen Stahluhr zu befriedigen. Diese Uhren gibt es in diversen Größen und mit drei verschiedenen Werken - die begehrteste ist die Ref. 3212, also die große Version mit 38mm Durchmesser mit Automatikwerk (Cal. 3253/JLC 900).
Das ist das Datenblatt zur Uhr:
Und so sieht sie in der Realität aus :
Die ausführliche Vorstellung der Ref. 3212 findet ihr hier:
Ein besonders exklusiver Club: IWC Yacht Club II Ref. 3212
Nun fiel die Vorstellung dieser Uhr wirklich genau in die Hochphase der Quarzkrise, als die Zukunft der mechanischen Armbanduhr ziemlich finster aussah - das waren die Jahre als z.B. selbst Breitling oder Heuer aufgeben mussten und Zenith die Produktion mechanischer Werke einstellte.
Diese Unsicherheit traf natürlich auch IWC, die ziemlich ratlos zwischen der mechanischen Vergangenheit und der (scheinbaren) quarz-gesteuerten Zukunft standen. Aus dieser Zeit stammen zwei Uhrenpaare, die eine ganz besondere Eigenschaft haben: Optisch identische Referenzen, die das gleiche Gehäuse, Band, Zifferblatt, Zeigerspiel etc. teilten - und die es sowohl mit einem Automatik- als auch alternativ einem Quarz-Werk gab (Mitte der 1980er Jahre gab es das nochmal und zwar bei der IWC Ocean 2000).
Das eine Automatik-Quarz-Paar hatte ich bereits in meiner Sammlung, die beiden Ingenieure Ref. 1832 und 3003 - die deutlich bekanntere Kombi: Hier wurden sogar noch nach der Auslieferung munter Werke ausgetauscht, erst von Mechanik auf Quarz, später wieder retour. Ein Unterschied ist nur durch den Schriftzug auf dem Zifferblatt zu erkennen:
Meine 1832 wurde übrigens ausgeliefert mit einem Automatik-Werk, dann vor dem Verkauf umgebaut auf Quarz und dann später wieder zurückgebaut auf Automatik (durch IWC). Die 3003 wurde als Quarz-Uhr verkauft, war aber ursprünglich auch eine 1832, was man an der eingeschlagenen Referenznummer auf der Innenseite des Gehäusedeckels erkennt - dadurch kann die Uhr übrigens bei Bedarf auch wieder auf Automatik umgebaut werden. Wobei aus Sammlersicht die Quarz-Version 3003 mit dem Kal. 2405 sogar noch wertvoller, da heute deutlich seltener ist (geschätzt hat nur noch eine zweistellige Anzahl bis heute überlebt).
Das zweite Automatik-Quarz-Pärchen aus dieser Zeit ist die Yacht Club II, Automatik 3212 und Quarz 3012/3312. Hier gibt es zwei unterschiedliche Versionen der Quarz-Variante: Praktisch zeitgleich mit der 3212 kam auch die 3012 auf den Markt, die exakt das gleiche Zeigerspiel/Blatt hatte und in der das Kal. 2405 verbaut war. Diese Referenz gab es aber nur extrem kurz (vermutlich nur 1977/78), so dass der eigentliche Quarz-Gegenspieler die Ref. 3312 mit dem Kal. 2250 ist - diese Uhr löste 1980/81 die 3212 ab - hier ein Auszug aus dem IWC-Katalog von 1982:
Es gab diese Yacht Club II Generation in 4 Größen (Herren, Midsize, Damen groß, Damen klein), drei-vier Blättern, Stahl, Mixte, Gold und Gold/Brillanten - also eine Vielzahl von Variationen, von denen keine wirklich in großen Stückzahlen gebaut wurde, denn zumindest für die 3312 war 1984 schon wieder Schluss.
Hier das damalige Datenblatt der 3312 von 1982 - damals kostete diese Uhr schlanke 2.750 DM, kein Schnäppchen...
Zur 3212 gibt es nur einen minimalen optischen Unterschied: Die Indices der 3212 sind gefasst und haben die Leuchtmasse innen, die 3312 hat dagegen Stabindices mit Leuchtdots außen . Ohne Lupe dürfte das schwer zu sehen sein, jeder "normale" Mensch wird wohl keinen Unterschied sehen .
Auch bei dieser Generation ist wieder die große Größe eher selten vertreten - und leider ist es anhand von Fotos nur schwer zu erkennen, ob man ein 34mm oder 38mm Gehäuse vor sich hat. Entsprechend schwierig ist die Suche, zumal nicht jeder mit diesen gerade an der Lünette doch eher empfindlichen Uhren ausreichend pfleglich umgegangen ist .
Aber mit ein wenig Suchen kommt man hier zum Erfolg (einfacher als bei einer 3212), wobei die Preise für eine 35 Jahre alte Quarz-Uhr erstaunlich hoch sind - unter 1.000 Euro wird man da nicht fündig, gute Exemplare gehen sogar in Richtung 1.500 Euro. Zum Vergleich: Dafür kriegt man auch problemlos eine Omega Seamaster 2264.50, die vielleicht 5-10 Jahr auf dem Buckel hat. Woran das liegt? Ich glaube, dass das Design der Yacht Club II sehr zeitlos elegant ist - die Uhr sieht auch heute noch von der Gehäuseform her relativ modern aus. Sie liegt zudem extrem flach am Handgelenk.
Das Kal. 2250 läuft auch heute noch erstaunlich stabil, Abweichungen um 1-2 Sekunden pro Monat sind kein Problem, Batterien sind ebenfalls problemlos zu bekommen. Wirklich schön ist das Werk natürlich nicht, aber man sieht es ja normalerweise nicht :
(c) Auctionata
Aber genug der Worte, nun habt ihr euch wieder ein paar Bilder verdient :
Da lacht die Sammler-Seele - und der große Vorteil für den Alltag: Ich kann die perfekte 3212 schonen und habe mit der 3312 einen fast perfekten Doppelgänger, der zudem nicht groß gestellt werden muss, sondern allzeit bereit in der Vitrine vor sich hin tickt - manchmal macht Quarz doch Sinn
Gruß,
Christian