Die IWC Yacht Club I - Eine kleine Sammler-Historie

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    Liebe Uhrenfreunde,


    wann ist man ein "Uhrensammler"? Diese Frage wird ja öfters mal diskutiert in den bekannten Foren, ohne dass man die wirklich eine sinnvolle, abschließende Antwort findet - was die Popularität dieser Frage mitbegründet ;) .


    Ich habe da natürlich auch keine allgmeingültige Weisheit, aber zumindest aus meiner bisherigen Zeit als Uhrenfreund ein paar Erkenntnisse. Mit der Zeit haben sich so einige Uhren "angesammelt", ganz unterschiedlicher Art und von ganz unterschiedlichen Herstellern. Den Großteil meiner Uhren habe ich nicht als "Sammler" gekauft, sondern als ganz normaler Uhrenträger. Zum Beispiel habe ich eine Fifty Fathoms oder eine GMT IIc - einfach nur weil sie mir gefallen und ich sie gerne trage. Aber beide Uhren sind absolute Standardmodelle, wirklich ohne jede Besonderheit im Sinne von Seltenheit. Also keine Sonderserie, keine Limitierung, keine flache Vier oder dicke Null, keine Frankfurt-Bayern 5:1 Gravur, nichts. Tolle Uhren, aber aus "Sammlersicht" nicht wirklich spannend (zumindest noch nicht).


    Dann gibt es aber auch Gebiete, wo es mir nicht einfach um die Uhr an sich geht, sonderen um spezielle Rahmendaten, Besonderheiten, wirklich seltene Geschichten. Zum Beispiel habe ich ein Interesse an modernen IWC Frackuhren mit den Brückenwerken, also Kal. 95/97/98 und deren Variationen. Da gibt es auch ganz "profane" Standardware (die auch in eine Sammlung gehört), aber der Fokus liegt doch auf den seltenen Sachen, die (fast) niemand sonst hat oder kennt. Das können Zifferblattversionen sein, Besonderheiten des Werkes, auch nach Jahrzehnten noch komplette Sets oder personalisierte Einzelstücke.


    Warum solche Frackuhren? Zum einen, weil sie mir optisch und technisch sehr gefallen. Aber auch - und jetzt kommt das "Sammeln" ins Spiel - weil es ausreichend viele gibt, so dass man dran kommt, ausreichend viele Variationen in kleinen Stückzahlen gibt, so dass es etwas besonderes ist, und weil diese Uhren nicht mehr gebaut werden, man also ein abgeschlossenes Gebiet hat. Dazu kommt dann noch etwas Praktisches: Diese Uhren sind - zumindest im Vergleich mit modernen Armbanduhren - nicht übermäßig teuer. Entsprechend muss man nicht für jeden Neuzugang eine Hypothek aufnehmen und selbst wenn man irgendwann 10 Stück herumliegen hat, bindet das weniger Geld als ein Stahl-Sporty. Der niedrige Preis dieser Uhren weist aber auf einen Nachteil hin: Das Interesse und damit die Nachfrage nach solchen Uhren ist sehr überschaubar - so richtig auftrumpfen kann man mit so einer "Sammlung" also nicht und als Geldanlage (zumindest mit einer Renditeerwartung) taugt das auch nicht. Man sammelt da also mehr still vor sich hin für die eigene Befriedigung.


    Nun sind ja Taschenuhren zwar technisch sehr schön, aber in der Realität dann doch mehr etwas für die Vitrine (oder am Ende das Schließfach). Wirklich tragen tut man die nicht und auch die Schreibtische und Regale sind irgendwann ausreichend bestückt.


    Da gibt es einen Ausweg: Man muss nochmal auf ein anderes Feld schauen im Bereich der Armbanduhren. Nun bin ich ein wenig auf die Marke IWC festgelegt im "Sammlerbereich", da das der einzige Bereich ist, wo ich mir ein wenig Wissen angeeignet habe. Zum Beispiel bei Rolex, Heuer oder Omega wäre ich im Vintage-Bereich komplett verloren - und das ist angesichts der heutigen Preise und Qualitätsunterschiede bei Vintageuhren keine gute Idee (da zahlt man ganz viel Lehrgeld). Was wäre also ein passendes Feld bei den IWC Armbanduhren?


    Ich bin irgendwann bei den IWC Yacht Club I hängengeblieben. Das war anfangs mehr Zufall, weil die erste Vintage-IWC-Armbanduhr eine solche IWC Yacht Club I war - und zwar diese hier:


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    comp_DSC_0666-01.jpg


    Eine Super-Uhr, die vorher eine Revision bei Westermann am Bodensee hatte, der damals der Yacht Club-Experte war. Hier hatte ich die Uhr vor einiger Zeit vorgestellt:


    Neuzugang: IWC Yacht Club


    Auch die erste "besondere" Armbanduhr war eine solche YC I (dazu später mehr) und so nahm das Schicksal seinen Lauf...


    Warum eignet sich die YC I für einen "Sammler"? Zunächst einmal, weil es eine wirklich gute Uhr ist - heute noch tragbare Größe, zeitloses Zifferblatt, sehr robust (das Werk ist mit kleinen Kunststoff-Puffern federnd gelagert), hochwertiges Inhouse-Kaliber, stabile Bänder von Gay Freres, die auch die Oyster-Bänder gebaut haben und später von Rolex übernommen wurden. Dann ist diese Uhr sehr gut am Markt verfügbar, da sie zu den erfolgreichsten Referenzen der IWC-Geschichte gehört. In der Bauzeit von 1967 bis ca. 1979/80 dürften deutlich fünfstellige Stückzahlen produziert worden sein, vor dem Beginn der Uhrenkrise in 1974 war die Yacht Club I wohl das meistverkaufte IWC Modell. Durch dieses große Angebot sind die heutigen Preise auch noch vergleichsweise günstig und es ist auch keine signifikante Aufwärtsbewegung zu erkennen. Trotz der Stückzahlen war die YC I aber keine Massenuhr und es gibt eine enorme Bandbreite an Varianten, die teilweise extrem selten sind:


    - Werke: Automatik, Handaufzug, Stimmgabel (!), Quarz (?)

    - Komplikationen: Mit und ohne Datum

    - Gehäuse: Edelstahl, Edelstahl/14k Gelbgold, 18k Gelbgold, 18k Weißgold

    - Bänder: Kroko, 2 Stahlbänder, 18k Gelbgold massiv, 18 Weißgold massiv

    - Zifferblätter: Sonenschliff / Streifenschliff, mind. 7 Farben (weiß, silber, blau, kupfer, anthrazit, gold, champagner), Sonderversionen mit Steinbesatz, Wappendrucken oder Cloisonné-Motiven, mindestens zwei Generationen (Logo appliziert / Logo gedruckt, Datumsrahmen)

    - Zeigerspiel: Originalsatz vs. Service-Satz


    Vermutlich habe ich noch Variationen vergessen, aber man erkennt schon: Mit Geduld und Spucke könnte man sich mit diesem Modell eine ganze Weile beschäftigen und relativ große Uhrenkoffer füllen.

    Im Folgenden werde ich mal ein paar Beispiele für diese Uhr vorstellen und beschreiben, warum genau dieses Exemplar den Weg zu mir gefunden hat. Erstmal zur Abgrenzung, worum es geht: Ursprünglich waren es die Referenzen 811 A/AD und 911 A/AD, nach der Umstellung auf die vierstellige Referenznummern sind es diese Modelle:

    Automatik (Kal. 8541) mit Datum:


    1811_1-80_zpsn5clageg.jpg


    Automatik (Kal. 854) ohne Datum:


    1911_1-80_zpsxf6mdzar.jpg


    Handaufzug (Kal. 89) ohne Datum:


    2611_1-80_zps9nnkahf9.jpg


    Stimmgabelwerk (Kal. 150) mit Datum - aber ohne "Yacht Club"-Aufdruck (dazu später mehr):


    3401-80_zps8jl7lkwt.jpg


    Der aufmerksame Leser merkt - es fehlt die Quarz-Version. Die gehört aber zu den Einhörnern der IWC-Vergangenheit - jeder glaubt, dass es sie gibt, so richtig in freier Wildbahn gesehen habe ich die aber noch nicht. Meines Wissens gab es die auch nie als offizielle Referenz.


    Aber genug der Einleitung, in loser Folge kommen jetzt die Uhren, um die es eigentlich gehen soll ;)


    Gruß,

    Christian

    • Offizieller Beitrag

    #1: IWC Yacht Club I Ref. 1811, ZB blau, Stahlband Ref. 10


    Warum diese Uhr? Dieses Exemplar hat gleich mehrere Besonderheiten:


    Die Uhr wurde 1976 verkauft und zwar in Saudi-Arabien, also offenbar ein Exemplar aus der harten Zeit der IWC, als nur die Verkäufe in den Nahen Osten den ganzen Laden über Wasser gehalten haben. Es gibt da ja diverse Anekdoten, über den IWC-Vertriebsleiter Hannes Pantli, der mit seinem Uhrenkoffer auf Reisen ging und mit den anstehenden Monatsgehältern wieder zurück kam. Das waren dann zwar häufig auch etwas opulentere Uhren (oft Gold), aber gerade die blauen Blätter sind ja offenbar im arabischen Raum sehr beliebt. Den Importeur gibt es sogar noch: http://www.al-mushiri.com/


    Gut 25 Jahre später landete die Uhr dann in den Händen eines bekannten Autoren für Uhrenbücher, Michael Mehltretter. Der wollte ein Buch über Klassiker der großen Schweizer Uhrenmarken schreiben, darunter IWC. Damit die Uhr auch vernünftig aussah, ging sie zu IWC zu einer Komplettrevision - das war 2003. Entsprechend befindet sich die Uhr in einem perfekten Zustand inkl. exzellenter Gangwerte. Im Zuge der Revision wurden auch das Zifferblatt und das Zeigerspiel getauscht und komplett auf SL umgerüstet. Und hier ergibt sich eine weitere Besonderheit der Uhr: Obwohl es SL-Zeiger sind, haben die Zeiger die ursprüngliche Form wie bei der Auslieferung - das ist mir noch bei keiner anderer revidierten YC I untergekommen. Normalerweise werden beim Service moderne Zeiger mit einer längeren SL-Füllung verwendet.


    Und schließlich diente diese Uhr dann als Foto-Modell und Recherche-Objekt im Buch "Die Noblen aus der Schweiz: Besondere Armbanduhren aus der großen Zeit der mechanischen Uhren". Das Buch hat einen etwas eigenwilligen Stil, aber ist inhaltlich durchaus interessant - ich habe es im Regal stehen (es war allerdings Teil des Kaufs ;) ). Nach der Veröffentlichung des Buches waren die zugehörigen Uhren irgendwann über und kamen auf den Markt - und da habe ich dann zugegriffen.


    Das Blatt hat einen wunderschönen Sonnenschliff, den man je nach Licht nur schwer einfangen kann. Hier ein paar Versuche:


    comp_IWCYCBlau020-01.jpg


    comp_IWCYCBlau030-01.jpg


    Gut wiederhergestellt wurden auch die Original-Schliffe: Die Lünette ist poliert, das Gehäuse hat oben und an den Flanken einen Strichschliff - leider sieht man hier oft ziemlich fiese Exemplare, wo z.T. die Hörner sehr deutlich an Höhe verloren haben. Auch hat das Kissengehäuse eine scharfe Kante - das wird ebenfalls gerne "rundgelutscht".


    comp_IWCYCBlau029-01.jpg


    Man erkennt die leicht grün-bläulichen Dots auf dem Blatt - alles SL. Bei den Tritium-Blättern fangen die Dots oft an zu bröckeln und werden meist bei einem Service entfernt.


    comp_IWCYCBlau025-03.jpg


    comp_IWCYCBlau006-03.jpg


    Hier erkennt man gut die alte Zeigerform mit der schwarzen Spitze analog zu den Indizes - die Leuchtmasse ist aber tatsächlich SL. Normalerweise gibt es genau diese Zeiger nur original und mit Tritium, die heutigen Service-Zeiger weichen optisch sichtbar ab.


    comp_IWCYCBlau025-02.jpg


    comp_IWCYCBlau006-02.jpg


    Ein Blick auf die eher schlichte Rückseite - oben erkennt man gut die Bandanstöße, die nicht massiv sind und gerade an den beiden Flügeln gerne verbiegen. Auch werden nicht selten falsche oder nicht originale Anstöße verwendet, um Bänder an die Uhr zu bekommen, die entweder nicht von IWC sind oder nicht für dieses Modell. Ist eine "20" eingraviert, ist das zumindest schon mal ein gutes Zeichen.


    comp1_IWCYCBlau047-01_zps919cc24d.jpg


    Hier mal im Vergleich blau und silber - beide am Gay Freres Band Ref. 10, das nahezu baugleich mit den Oyster-Bändern aus der Zeit ist. Die Feinverstellung erfolgt über die Schließe, man kann allerdings auf jeder Seite auch einige der verschraubten Bandglieder entfernen / ergänzen. Achtung: Da diese Bänder sehr gefragt sind (und entsprechend teuer), gibt es auch diverse Fälschungen und Bastelarbeiten auf dem Markt, z.T. auch mit IWC-Logo auf der Schließe.


    comp_IWCYCBlau061-01.jpg


    So soll es sein: Die Bandanstöße passen auch von oben perfekt und sind nicht verbogen - leider nur selten zu finden, da die Dinger ziemlich flötig konstruiert sind im Vergleich zum Rest des Bandes.


    comp_IWCYCBlau039-01.jpg


    Das Tauschblatt erkennt man u.a. am "SWISS" und den fehlenden "T" Hinweisen daneben:


    comp_IWCYCBlau038-02.jpg


    So viel zum ersten Exemplar - es kommen noch weitere (später) ;) .


    Gruß,

    Christian

  • Ein , wie immer, superausführlicher Bericht mit vielen tollen Infos.

    Vielen Dank dafür, das du das alles teilst.:gut:

    Ach ja, und der alte Westermann wohnt fünf Minuten von mir entfernt;)

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    Am besten Südwesten :wink:

    Gruß

    Bernd

  • warum schreibst du keine bücher? Oder tust du es doch insgeheim?

    Zumindest lass dich auf die gehaltsliste von iwc setzen, denn du machst hunger auf die marke. Und dieser hunger will (von einigen) gestillt sein.
    du machst auch den unterschied zwischen tiefer leidenschaft und reinem konsumverhalten.
    dank

  • Lieber Christian,

    herzlichen Dank für diesen faszinierenden Beitrag!!! Genau für solche Berichte bin ich Mitglied in Uhrenforen, sie sind nur leider viel zu selten geworden. Ich kann Faustino nur zustimmen, Dein Schreibstil erinnert an den eines Journalisten (auf hohem Niveau), und verbunden mit den exzellenten Fotos wird das Ganze zum Gesamtkunstwerk!


    Ich freue mich schon jetzt auf die Fortsetzung. Deine Begeisterung für die Yacht Club Modelle von IWC kann ich gut nachvollziehen, leider kommen sie für mich nicht in Frage, weil sie von ihrer Größe her nicht mal ansatzweise zu meinen riesigen Pranken passen... :(


    Also, nochmal herzlichen Dank für die Mühe, die Du Dir gemacht hast, und bitte nicht nachlassen ;)


    Viele liebe Grüße

    Ulf

  • Hallo Christian,


    auch eine real existierende Yacht Club Quartz war mal in meiner Sammlung.

    Hier die wenigen Infos dazu, die ich in meinen Artikeln zu den CLUB/SL Uhren erwähnt habe.

    Einzigartig für Yacht Club der 1. Generation ist das für die Quarz verbaute Saphirglas.


    Ein Ausschnitt aus dem 3. Teil von 2012.


    Beste Grüße


    Heiko


    yc-quartz.jpg

  • Hallo Christian,


    über das Thema, wer nun ein echter Uhrensammler ist, oder wer "nur" ein Uhrenfreund und -träger, habe ich auch schon öfters vor mich hin philosophiert. Wohl nur die wenigsten von uns - mich eingeschlossen - sind wahre Sammler, die sich eben nicht in erster Linie für die gängigen und neusten Modelle, Gangreserven und -genauigkeit, Wasserdichte oder - was bei vielen auch ganz wichtig ist - Prestige und Werterhalt interessieren, sondern vielmehr für die Historie der jeweiligen Uhr, ihre Einzigartigkeit, das Besondere und die ganz kleinen Feinheiten, die jede Uhr unverwechselbar machen. Und das immer mit dem Ziel, eine stimmige und erlesene Sammlung an seltenen Stücken zusammen zu stellen.


    Auf jeden Fall eine sehr schöne und interessante Vorstellung von Dir. Vielen Dank hierfür und immer viel Spaß an Deiner Sammlung.


    Beste Grüße

    Tom

    • Offizieller Beitrag

    @ all: Danke für das positive Feedback :wink: -


    @ Ulf: Zum Journalisten hat es leider nicht gereicht - bleibt nur die Ersatzbefriedigung im Uhrenforum ;) .


    @ Heiko: Warum wundert es mich nicht, dass Du mal eine Quarz hattest :lupe: :G - schade, dass die nicht mehr vorhanden ist. Weißt Du noch, welche Referenz im Deckel eingeschlagen war?


    Gruß,

    Christian

    • Offizieller Beitrag

    #2: IWC Yacht Club I Ref. 811 A, ZB Champagner, Stahlband Ref. 13


    Warum diese Uhr? Auch dieses Exemplar hat gleich wieder mehrere Besonderheiten:


    Zum einen ist die Uhr wirklich ein "Full Set" direkt vom Erstkäufer - die Uhr wurde 1970 in Berlin gekauft und der Vorbesitzer hatte alle Belege aufbewahrt, also nicht nur Box und Garantie-Papiere sondern auch die Rechnung, die Anleitung, das Service-Heftchen, inkl. der Hüllen und Umschläge - halt ein echter Sammler :G


    Die Uhr ging damals für 486 DM über den Ladentisch, bei einem Listenpreis von 540 DM gab es (trotz der damals strikten Rabattverordnung) ordentliche 10% Rabatt. Er war allerdings auch ein sehr guter Kunde. Die Uhr kam mit zwei Bändern: Zum einen ein originales Lederband mit ebenso originaler Dornschließe und zum anderen das zweite Stahlband, das offiziell in der Yacht Club I - Serie verbaut wurde, ein Gliederband Ref. 13.


    Hier mal ein Überblick der zeitgenössischen IWC-Stahlbänder:


    Bracelet_Ref_10amp11_zpsnpwil9lo.jpg


    Bracelet_Ref_12amp13_zpssudzgowy.jpg


    Dieses Band findet man heute nur noch vergleichsweise selten, da es lange nicht so robust ist wie die Oyster-Bänder - vielleicht trifft es auch den heutigen Geschmack nicht mehr so gut.


    Die Variante ohne Datum ist ebenfalls deutlich seltener als die Version mit Datum. Aber eine wirkliche Rarität ist das Zifferblatt, denn das ist weder weiß noch silber, sondern hat einen sehr schönen Champagner-Ton. Dieses Blatt hatte ich vorher noch nie gesehen und es ist auch ein anderer Farbton als das eher kupferfarbene Blatt, das im Mehltretter-Buch als eine Testserie erwähnt wird :lupe:. Der Verkäufer sprach von nur sehr wenigen (<100 Uhren), die angeblich mit diesem Blatt verkauft wurden - überprüfen lässt sich das heute natürlich nicht mehr. Mir ist allerdings bisher noch kein anderes Exemplar über den Weg gelaufen (jetzt warte ich mal, ob Heiko eines hat :G ).


    Das Ganze nochmal mit Bildern:


    Wirklich ein komplettes Set mit allem Zipp und Zapp :jump:


    comp2_DSC_0186-01_zpsoqeiosot.jpg


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    Den Juwelier gibt es sogar heute noch - auch wenn die Webseite nicht mehr ganz so aktuell ist:


    http://www.uhren-thomas.com/pages/ueber-uns/historie.php


    Sogar der Laden sieht von außen immer noch sehr ähnlich aus, wie damals in den 1970er Jahren. Und das ist schon sehr interessant zu sehen, wie sich das Umfeld von Uhrenmarken wie IWC über die Jahre verändert hat. Damals gab es gefühlt in jeder Kleinstadt einen IWC Konzessionär und die Läden waren oft ganz weit weg von den heutigen Lifestyle-Boutiquen...


    Ein paar Detailansichten zum Band: Das trägt sich sehr bequem am Handgelenk, allerdings muss man beim Kauf darauf achten, dass es nicht gar zu arg ausgeleiert ist. Um es zu kürzen, muss man die dünnen Mittelglieder aufbiegen - das ist allerdings nur selten nötig, da der Verstellbereich der sehr stabilen Schließe sehr weit ist und deshalb für die meisten normalen Handgelenke passen sollte.


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    Man sieht hier auch sehr schön das extrem gewölbte Plexiglas, das wahrscheinlich noch original ist. Die Bandanstöße schließen schön sauber ab.


    comp2_DSC_0238-01_zpssjiwpuwb.jpg


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    Die Farbe des Blattes lässt sich durch das Glas nur schwer einfangen und variiert je nach Lichteinfall deutlich - erkennbar ist der Sonnenschliff, der bei vielen YC I Blättern verwendet wurde und auf mich deutlich schöner wirkt als der etwas stumpfe vertikale Schliff, den man gerade in den letzten Baujahren öfters findet.


    comp2_DSC_0236-02_zpsbhd60jtn.jpg


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    Und zum Abschluss noch ein paar Bilder am Arm:


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    Man sieht, dass die Uhr trotz der überschaubaren Maße mit 36mm Durchmesser durch das Kissengehäuse doch etwas größer wirkt und deshalb auch nach heutigen Maßstäben problemlos an die meisten Handgelenke passt.


    Soweit Teil 2 - mehr folgt später ;)


    Gruß,

    Christian

  • @ Christian => Zu dieser Frage:


    @ Heiko: Warum wundert es mich nicht, dass Du mal eine Quarz hattest - schade, dass die nicht mehr vorhanden ist. Weißt Du noch, welche Referenz im Deckel eingeschlagen war?


    Ist immer etwas asymmetrisch wenn thematisch zurück gesprungen wird, das könnte auch via PM laufen. Weil dieses sehr spezielle Thema evtl. doch für einige hier interessant ist, packe ich das im Thread.


    Einhörnern der IWC-Vergangenheit - jeder glaubt, dass es sie gibt, so richtig in freier Wildbahn gesehen habe ich die aber noch nicht. Meines Wissens gab es die auch nie als offizielle Referenz.


    Leider habe ich damals Fotos von nicht mehr vorhandenen Uhren gelöscht, deswegen aus dem Gedächtnis:


    Eine Ref. im Deckel war sehr wahrscheinlich nicht vorhanden, denn sonst hätte ich das sicher im Artikel erwähnt, denn es war mir damals schon absolut klar, dass die Quarz Variante der YC etwas extrem seltenes ist.


    Ich habe bisher auch nie wieder so eine Uhr gesichtet und Infos dazu gibt es auch nicht.


    Sehr seltene Uhren sind absolut keine Garantie für einen guten Preis, denn die sind ja unbekannt und das Interesse deswegen gegen Null.


    Inzwischen gehe ich auch davon aus, dass einige Prototypen hergestellt wurden, die MA oder/und Tester bekommen haben. Ist nur meine persönliche Deutung !


    Ich habe auch noch ein ZB für YC II mit dem Aufdruck "YACHT CLUB Automatic". Die "II" ich noch nicht dabei.


    Und noch eine Frage zu der Ref. 3401, die Du auch den YC zugeordnet hast. Das wäre dann eine neue Variante, die ich bisher nicht als YC betrachtet habe ?!


    Was macht die zu einer YC ?


    Noch ein Phänomen zu YC und deren Sammlern. Ich kenne einige Sammler, die sich intensiv mit YC beschäftigt haben und auch den Ehrgeiz hatten, die diversen Modelle anzusammeln, ich war auch dabei.


    Fast alle erwähnten Sammler (ich auch) haben nach einigen Jahren das Interesse an YC Uhren beendet oder stark reduziert. Einen erkennbaren Grund dafür habe ich bisher nicht gefunden ?!


    Beste Grüße


    Heiko

    • Offizieller Beitrag

    @ Murmel: In den Tiefen der Watchlounge finden sich doch immer noch mehr rare Schätze, als man auf den ersten Blick so denkt ;) - selbst von diesem Blatt sind also beiden Kaliber-Versionen vertreten.


    Oben kam schon mal (zurecht) die Frage auf, warum ich denn die Referenz 3401 mit aufgeführt habe. Die Antwort folgt ;)


    #3: IWC Ref. 3401 "Yacht Club", ZB silber, Kal. 150:


    Gerade im Vintage-Bereich wird ja gerne gebastelt und nicht jede angebotene Uhr ist in allen Bestandteilen original. Das beobachtet man insbesondere dort, wo schon Kleinigkeiten einen Unterschied machen können, sei es beim Zifferblatt, bei einer Lünette, Zeigern oder gar nur einer Box - Rolex-Vintage-Sammler können davon ein Lied singen. Auch bei IWC kommt das öfters mal vor, wenn auch in einem kleineren Rahmen (es geht da ja auch nicht um so viel Geld). Besonders gerne genommen wird hier die Variante, eine Uhr in eine gefragte Referenz umzuwidmen. Da wundert man sich, welche Ingenieur plötzlich eine "Jumbo" ist oder warum eine Ref. 1828 plötzlich als "Yacht Club" firmiert. Manchmal wird das sogar auf dem Zifferblatt manifestiert - da gibt es so einige "Ingenieure", die keine sind. Auch das Zifferblatt einer Yacht Club kann sich durchaus in andere Referenzen verirren.


    Oben hatten wir ja schon die Diskussion, ob es die Yacht Club wirklich außerhalb des mechanischen Bereichs gab. Bei Quarz sind offenbar Prototypen gebaut worden, eine offizielle Referenz gab es aber wohl nicht.


    In der frühen Phase der elektronischen Uhren gab es ja noch eine zweite Variante, die Stimmgabeluhren. In der ersten Hälfte der 1970er Jahre finden sich verschiedene Referenzen im IWC Katalog, meist mit dem Kaliber 150 oder 160. Das Kal. 160 basierte dabei auf dem ESA 9164 und hatte als Komplikation Tag und Datum, das Kal. 150 basierte auf dem ESA 9162 und zeigte nur das Datum. Diese Werke wurden in der IWC-Version nur für kurze Zeit gebaut (ca. 1971-1973), auch die Stückzahlen hielten sich mit zusammen ca. 30.000 Stück in Grenzen.


    Im Vergleich zu der zum Teil sehr traurigen Optik damaliger Quarzwerke, sind diese Kaliber einigermaßen liebevoll gestaltet:


    comp2_s-l1600-1-01_zpsfhdrplmq.jpg


    Und im Deckel sieht man auch die Antwort auf die Frage "Wer hat's erfunden?" :lupe:


    comp2_s-l1600-2-01_zps3c6uowp8.jpg


    Das Bulova Accutron war zu seiner Zeit schon ein riesiger Fortschritt, die Frequenz von 300-720 Hz ermöglichte im Vergleich zu den üblichen mechanischen Uhren (damals meist mit einer Unruh-Frequenz von 2,5 Hz) eine deutlich höhere Ganggenauigkeit. Der Erfinder dieser Technik, Max Hetzel, hat übrigens auch dieses Kaliber entwickelt. Nach den Erfolgen bei Bulova war er in den 1960er Jahren zur Ebauches SA gewechselt, dem Vorläufer der heutigen ETA. Dort brachte er 1969 das ESA 9162 zur Marktreife (das ESA 9164 folgte 1972). Diese Werke sind sehr robust und laufen auch heute noch vielfach ohne Probleme, zudem lassen sie sich einigermaßen einfach reparieren.


    Das ESA 9162 gilt dabei unter Fachleuten als der "Rolls-Royce der Stimmgabelwerke" - warum kann man bei Interesse u.a. hier nachlesen:

    http://members.iinet.net.au/~fotoplot/acctechesa.htm


    Am Ende waren die Stimmgabelwerke aber nur eine Übergangstechnologie. Schon im Jahr der Vorstellung des ESA 9162 begann die Quarz-Ära, die mit einer Standard-Frequenz von 32.768 Hz einen weiteren Sprung in der Ganggenauigkeit erreichten und schnell auch viel billiger in der Herstellung waren. Trotzdem haben die Stimmgabeluhren einen ganz eigenen Charme (oder besser ein ganz eigenes "Summen").


    Aber zurück zur 3401. Die vorliegende Uhr wurde ca. 1971 produziert und 1974 ausgeliefert. In diesem Jahr ist die Referenz schon aus der Preisliste verschwunden, es bleibt nur der Blick in die Vorjahre: 1972 lag der Listenpreis für die Stahlversion mit Krokoband bei 590 DM - zum Vergleich: die automatische Yacht Club I Ref 1811 wurde für 690 DM verkauft. 1973 ging es leicht nach oben, jetzt wurden für die 3401 schon 620 DM fällig, für die 1811 am Kroko 720 DM.


    Nach so viel Geschichte wird es endlich Zeit für Bilder der eigentlichen Uhr:


    comp2_DSC_0259-01_zpssux5lnpi.jpg


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    comp2_DSC_0284-01_zpsmzpn4oa7.jpg


    Was fällt auf? Das Gehäuse sieht aus wie bei einer Yacht Club und auch das Zifferblatt scheint gleich zu sein :lupe:


    comp2_DSC_0331-03_zpsdqwcicey.jpg


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    comp2_DSC_0333-02_zps4onrow3q.jpg


    Die Nahaufnahmen bestätigen diesen Eindruck - das Zifferblatt ist vom Layout her identisch, die Indizes sind gleich, nur der Datumsrahmen weicht etwas ab. Man erkennt ebenfalls, dass das Zeigerspiel die gleiche charakteristische Formgebung hat wie bei den Yacht Clubs oben.


    comp2_DSC_0331-02_zps4whdgdxn.jpg


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    comp2_DSC_0322-01_zpse8suwv4d.jpg


    Auch am Arm trägt sich die Uhr genauso, gleiche Proportionen und das typisch gewölbte Glas. Und bei dieser Uhr ist natürlich alles original wie bei der Auslieferung - scharfe Kanten, Original-Band und -Schließe:


    comp2_DSC_0325-02_zpsbszaqolj.jpg


    comp2_DSC_0267-01_zpsgcjqpjez.jpg


    comp2_DSC_0263-01_zps4b2azny8.jpg


    comp2_DSC_0335-01_zps5sbbjzkz.jpg


    comp2_DSC_0334-01_zpsw2texsly.jpg


    Tja: Sieht aus wie eine Yacht Club, trägt sich wie eine Yacht Club, aber der Schriftzug auf dem Zifferblatt fehlt:


    comp2_DSC_0333-02_zps4onrow3q.jpg


    Kann man diese Referenz dann also als Yacht Club zählen? Ich finde schon, aber das hat jetzt nicht allzu viel zu bedeuten ;) .


    Fragen wir also mal beim Hersteller nach, der muss es ja wissen:


    comp2_s-l1600-6-01_zpsjlwarxux.jpg



    Das Urteil lautet also "Yacht Club" - und wenn der René Schwarz das sagt, dann muss es stimmen :G.


    Gruß,

    Christian


    P.S.: Wenn man 1973 beim Juwelier stand und in die Auslage blickte, dann lag rechts die 3401 für 620 DM, in der Mitte die 1811 für 720 DM und links die 1812 (aka Ur-Aquatimer) für 655 DM - letztere allerdings mit Edelstahlband, für das bei einer Yacht Club 135 DM Aufpreis zum Kroko berechnet wurden. Heute liegt zwischen 3401 und 1811 ein Faktor 2, zwischen 3401 und 1812 ein Faktor 20. Hätte man das damals schon geahnt... ;)

  • Sehr schöner Bericht mit guten Fotos, Christian.


    Danke für den Aufwand und das Zeigen der Raritäten, das orig. Lederband und die orig. Schliesse aus der Zeit. Sowas ist kaum noch zu finden.


    Das Urteil lautet also "Yacht Club" - und wenn der René Schwarz das sagt, dann muss es stimmen :G.


    Nach so vielen Jahren ist es schlicht egal, eine interessante Uhr ist es in jedem Fall.


    "Yacht Club" in Anführungszeichen kann auch bedeutet, dass sich René Schwarz bei der Zuordnung auch nicht absolut sicher war :grb:


    Beste Grüße


    Heiko

    • Offizieller Beitrag

    @ Heiko: Ja, es wäre interessant zu wissen. ob es eine Differenzierung von Yacht Club und "Yacht Club" gibt. Offiziell wurde die 3401 nie der Yacht Club-Serie zugeordnet, trotz der offensichtlichen optischen Familienzugehörigkeit. Zumindest habe ich das in keinem Katalog von damals finden können.


    Das kann z.B. Marketing-Gründe gehabt haben, wenn man die Yacht Club als rein mechanischen Serie erhalten wollte - auch wäre der Preisunterschied sonst deutlicher geworden, was angesichts der besseren Ganggenauigkeit der 3401 zum Problem geworden wäre.


    Am Ende ist man sich nach 50 Jahren auch bei IWC wohl nicht mehr ganz so sicher, wie und warum man die Referenz eingeordnet hat.


    Mir fehlt ja jedes Talent für Bastelarbeiten, aber mich würde schon interessieren, ob die Gehäuse von 1811 und 3401 wirklich identisch sind :lupe: - ähnlich wie heute mancher Autohersteller in eine Verbrenner-Karosserie einen Elektromotor einbaut, da sich ein eigenständiges Modell noch nicht lohnt.


    Gruß,

    Christian

  • @ Christian


    Erst mal einige Indizien für meine persönliche Meinung:


    • Zu der Zeit war IWC sehr stringent, wo z.B. Ingenieur oder Yacht Club drauf stand war auch garantiert Ingenieur oder Yacht Club drin. Anders als heute, wo z.B. Magnetfeldschutz für Ings. vielleicht nach Tagesform vorhanden ist oder nicht.
    • Die technischen Merkmale der Yacht Club sind auf den Datenblättern angegeben: Werk im Gehäuse federn aufgehängt und für Stahl wasserdicht bis 10 Atü. Ähnliche Eigenschaften sind bei der Stimmgabel nicht erwähnt.
    • Den Scan einer Stimmgabel-Uhr mit "Yacht Club" Gehäuse aus dem 1973er Katalog, Ref. 3601, habe ich beigefügt und auch das Yacht Club Versprechen aus der Zeit.
    • Wir finden also bereits zwei "Yacht Club" Gehäuse mit Stimmgabeln im 73er Katalog und im 80er Katalog. Evtl. würde auch dieses weitere Modell im Stabu den Zusatz "Yacht Club" erhalten ?! Wahrscheinlich wäre das so => aufgrund der Gehäuseform.


    Weil ich es für extrem unwahrscheinlich halte, heute noch konkrete Hinweise zu dem Thema zu bekommen, folgende Annahme aufgrund der frühen Stimmgabel in 73 und der späten Stimmgabel in 80:


    Evtl. wurden vorhandene Stimmgabel Restbestände 1980 in noch vorhandene Yacht Club Gehäuse eingeschalt, allerdings ohne die für Yacht Club zuvor erwähnte Eigenschaften ?!


    Ein Teil Yacht Club, nämlich das typische Gehäuse ist schon mal sicher.

    Den Rest kann der jeweilige Betrachter individuell entscheiden .....


    Beste Grüße


    Heiko



    • Offizieller Beitrag

    Die federnde Lagerung des Werkes ist in der Tat ein Hauptmerkmal der Yacht Club-Serie - leider lässt sich das nur sehr schwer einfangen:


    Auf dem Foto erkennt man die Lücke zwischen Gehäuse und dem Rand des Werkes. Wenn man ganz genau hinschaut, kann man links von der Krone ungefähr auf Höhe der Schraube ein solches Kunststoffkissen erkennen, das zur Dämpfung eingelegt ist :lupe::


    s-l1600-5-01_zpslfwjjypl.jpg


    Bei der 3401 kann ich eine solche Federung nicht erkennen:


    comp2_s-l1600-1-01_zpsfhdrplmq.jpg


    Aber die Frage ist natürlich: Braucht man bei einem Stimmgabelwerk überhaupt eine solche Federung? Denn es gibt ja keine Unruh, die aus dem Takt oder gar aus der Verankerung gestoßen werden kann?


    Während wir die 3401 wohl nicht abschließend einordnen können, werden die noch fehlenden Exemplare dieser Serie unkritisch sein, versprochen ;) .


    Gruß,

    Christian

    • Offizieller Beitrag

    So, nachdem die EM klar gemacht ist, bleibt noch Zeit hier weiter zu machen - wieder mit einem "Exoten":


    #4: IWC Yacht Club I Ref. 911 A, ZB Gold, Gehäuse 14k / Boden Stahl


    "Stahl oder Gold" ist ja gerade bei hochwertigen Uhren eine gerne gestellte Frage. Die Tendenz geht bei der "guten" Uhr, die man nur im kultivierten Umfeld abseits von Wasser und Schlamm trägt, eher zu Gold (gerade bei Vintage-Uhren), bei eher sportlichen "Tool-Watches" soll es dagegen meist Stahl sein. Nun gibt es ja entscheidungsschwache Zeitgenossen, die hin- und hergerissen am Ende mit einem Mittelding enden - Stahl/Gold, gerne auch als Mixte, Bi-Color, Rolesor etc. umschrieben. Von wirklich ganz wenigen Modellen abgesehen (GMT Rootbeer wäre die einzige aktuelle Referenz, die ich gelten lassen würde), trifft diese Misch-Modelle normalerweise der Bannstrahl der Verachtung des wahren Uhrenfreunds, was sich an entsprechenden Preisabschlägen ablesen lässt. Für mehr hat es halt nicht gereicht ;) ...


    Nun gab es aber immer schon andere Wege, dem sozialen Stigma des Halbseidenen zu entkommen: Manche Uhrenmarken verwendeten schlicht "Goldhauben" oder Oberflächenveredelungen unterschiedlicher Güte (Plaque). Beides lässt sich am Arm kaum von einer massiven Golduhr unterscheiden - am Ende leidet aber natürlich die Seele, wenn man nur so tut, als ob :eek: .


    Für dieses Segment hatte IWC von Ende der 50er bis Anfang der 1970er Jahre eine Lösung: Und zwar wurden populäre Modelle nicht nur in Stahl oder massiv 18k angeboten, sondern auch in einer Mischvariante: Das Gehäuse war aus massiv 14k Gold, der Bodendeckel jedoch aus Stahl - Vorteil: Optisch wirken diese Uhren wie die 18k Varianten und man hat auch anders als bei den Plaque-Uhren keine Probleme mit Kratzern oder anderen Abnutzungsspuren einer Goldbeschichtung. Und die Dinger waren natürlich deutlich günstiger als die 18k Versionen.


    Bei IWC gab es diese Versionen bei Bestsellern wie der Ref. 810 AD, der Ingenieur 666 und eben der Yacht Club I. Bis zur Umstellung der Referenznummern Anfang der 1970er Jahre wurden diese Modelle angeboten und hatten zur Identifikation auch eigene Referenzen: Die 910 A/AD war das Einstiegsmodell, die Ingenieur 766 war das Spitzenmodell:


    7671b33c226708837e9ed2e3ccd41036d3810112.jpg


    6bbd60001a51f462298476f01b01533b07f779eb.jpg


    Hier dazu der passende Text aus dem Katalog:


    41db69c26b344103d954934c7feee0b49bb52851.jpg


    Diese Uhr hatte ich übrigens hier einmal vorgestellt: Eine Fehlentscheidung korrigiert: IWC Ingenieur 766 AD


    Die Yacht Club I war als Bestseller im oberen Mittelfeld positioniert und auch hier gab es bis zu den Wirren der Quarzkrise eine solche Mischvariante, die Ref. 911 A bzw. AD - und so sieht sie aus:


    comp2_DSC_0177-01_zps4ga9xzfx.jpg


    Auch diese Uhr kam als komplettes Set zu mir, inklusive der Box und aller Papiere:


    comp2_DSC_0228-01_zpscntzxtvx.jpg


    Diese Uhr wurde vor fast genau 48 Jahren in Koblenz verkauft - diesen Juwelier gibt es übrigens noch (wenn auch inzwischen ohne IWC):

    https://www.juwelier-cwm.de/


    Wenn man genau hinschaut, sieht man die beiden eingetragenen Referenznummern (911 AD / 1811), damals erfolgte gerade die Umstellung.


    comp2_DSC_0226-01_zpsvxw9nqfu.jpg


    Die Yacht Clubs hatten ein eigenes Heftchen, in dem die technischen Besonderheiten der Reihe aufgeführt wurden (s.o.). Auch die Eintragung war sehr korekt mit "14 karat - Stahl" in der Gehäusezeile:


    comp2_DSC_0231-03_zpswohcvjo4.jpg


    Liegend und am Arm, kann man den Unterschied zur 18k Version praktisch nicht erkennen:


    comp2_DSC_0215-02_zpsmy2d6bjk.jpg


    comp2_DSC_0175-01_zpsparnwiy1.jpg


    Nur von hinten sieht man den Stahlboden - die Schließe ist übrigens ebenfalls original (die waren allerdings meist nur vergoldet):


    comp2_DSC_0146-01_zpsyt8fkbaj.jpg


    Durch das 14k Gehäuse wirkt der Goldton etwas milder, nicht ganz so hart wie 18k Gelbgold - was die Uhr heute deutlich tragbarer macht. Highlight der Uhr ist aber in meinen Augen das Zifferblatt mit dem goldenen Sonnenschliff:


    comp2_DSC_0197-01_zpsngawexyu.jpg


    comp2_DSC_0184-02_zpst79w8obx.jpg


    comp2_DSC_0183-02_zpsfdcibzv5.jpg


    comp2_DSC_0182-05_zpsvvxhl2ze.jpg


    comp2_DSC_0177-02_zps3okilfrg.jpg


    In den Nahaufnahmen erkennt man gut, dass Blatt und Zeigerspiel noch original sind inkl. Tritium-Einlagen bzw. -Dots. Witzigerweise ist diese Version der Yacht Club I am häufigsten bei mir am Arm zu finden, obwohl (oder weil :grb:) ich sonst keine Gelbgold-Uhren trage:


    comp2_DSC_0258-02_zpspf5ybbon.jpg


    comp2_DSC_0249-01_zpsae243jco.jpg


    comp2_DSC_0248-02_zpsjvudurer.jpg


    comp2_DSC_0238-01_zpszmcpiyhg.jpg


    comp2_DSC_0244-02_zpstobk04iz.jpg


    Preislich liegen diese Uhren auch heute noch deutlich unterhalb der 18k Variante, die nicht selten 50% teurer gehandelt wird. In meinen Augen sind diese Uhren ein Geheimtipp, zumal viele Händler gar nicht wissen, dass das Gehäuse massiv 14k ist sondern das für Plaque halten.


    Mit der 18k Variante zum Vergleich kann ich leider aktuell nicht dienen, da arbeite ich aber dran :lupe: .


    Gruß,

    Christian


    P.S.: Jetzt fehlt auch nur noch eine, dann ist es überstanden ;) ...

  • Danke auch für den Aufwand dieses "goldenen" Teils der YC, Christian.

    Sehr schöne Full Sets mit Uhren in sehr gutem Zustand, sowas ist sehr selten geworden.


    Tatsächlich habe ich auch mal an die GOLDHAUBE der 14k geglaubt, denn der Hinweis dazu kam u.a. auch aus Schaffhausen ?!


    Inzwischen hat sich mein Glaube geändert und ich bin überzeugt, dass für das 14K Gehäuse massiv Gold verwendet wurde.


    Hier noch ein Hinweis mit Fotos zu den unterschiedlichen Gehäuseformen der Stahl - und der 18k Variante.


    yc-quartz.jpg