goldene Bestandteile im Uhrwerk

  • Gold macht in einem Uhrwerk aus technischer Sicht nur Sinn wo ein Werkstoff mit einer hohen Dichte gefragt ist oder eine hohe Korrosionsbeständigkeit ggf. in Verbindung mit einer guten Umformbarkeit. Das wären dann die Mikrostallaregulageschrauben, der Rotor, bzw, der äussere Rand des Rotors und Zeiger, bzw. Indices und Verzierungen des Blattes. Es gibt auch Rotoren mit wolframhaltigen Legierungen.

    Genau das ist die Frage in einer seriösen Diskussion. Wenn du meinst es macht auf jeden Fall mehr Sinn, dann werfe ich einmal die Frage in den Raum wieviel mehr Sinn es macht, denn Rolex ist ja nicht gerade bekannt dafür gute oder bessere Lösungen dem Sparstift zu opfern.


    Dort wo andere Stahlzeiger oder Zeiger verwenden die nur aussehen als wären sie aus Gold (über Panerai habe ich das hier erst gelesen) setzt Rolex Gold ein das man als solches gar nicht erkennt, einfach weil es Sinn macht.

    Gruß, René



    Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.

    Friedrich Nietzsche

  • Bei den Zeigern wird aufgrund des geringen Materialaufwandes der Mehrpreis bei der Verwendung von Gold nicht allzu hoch sein, da die Materialkosten bei Zeigern sicherlich zu vernachlässigen sind.


    Beim Rotor ist es ja technisch möglich normale Werkstoffe zu verwenden. Je schwerer der Rotor ist, um so effizienter könnte er technisch gestaltet werden, aber auch kleiner. Das macht bei Uhren mit Sichtboden mehr Sinn als bei einem undurchsichtigen Boden, das wäre dann eher eine Entscheidung aus Designgründen. Da würde man das Gold dann auch sehen können, was das Pestige aber sicher auch den Preis steigert.


  • Rolex ist mit ca 13 Tonnen Gold/Jahr der größte Goldverarbeiter der Schweiz, es ist daher keine Frage der Kosten wo Gold eingesetzt wird, sondern ob das Sinn macht.

    Der kleine Betriebswirt in mir hat gerade einen Schock bekommen. Zum Glück habe ich noch Adrenalin da. Bitte aber in Zukunft etwas Rücksicht auf ihn nehmen, ja?

  • Der kleine Betriebswirt in mir hat gerade einen Schock bekommen. Zum Glück habe ich noch Adrenalin da. Bitte aber in Zukunft etwas Rücksicht auf ihn nehmen, ja?

    Ich nehme doch immer auf alle Rücksicht. :prust:


    Aber klar, „keine Frage der Kosten“ klingt etwas verwirrend. Was ich damit meinte war, wenn ein wenig Gold am Rotor eingesetzt wird dann verursacht das natürlich zusätzliche Kosten von ...... keine Ahnung wieviel Gramm man da braucht aber das Gramm kostet so um die € 30,- und wenn es 5 Gramm sind dann macht das € 150,-.


    Um den Preis würde eine Rolex dann teurer - und das hält mit Sicherheit niemanden vom Kauf ab.



    Die Frage stellt sich aber gar nicht, denn warum Rolex am Rotor kein Gold einsetzt um diesen schwerer zu machen, kann ganz leicht beantwortet werden:


    Denn ein schwerer Rotor hat nicht nur Vor- sondern auch Nachteile. Und so hat Rolex die Schwungmasse an den neuen Kalibern sogar durchbrochen - also Gewicht bewusst weggenommen - um die Stoßfestigkeit zu erhöhen.

    Gruß, René



    Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.

    Friedrich Nietzsche

  • Das ist eine zu wohlwollende Denkweise, Rene. Konkurrenz gibt es bei jedem Hersteller. Wenn eine Zenith, Omega et al. dasselbe ohne Gold am Rotor schaffen, wandert Rolex wegen der 5 Euro (die ich tatsächlich eher bei 300 sehe; und dies ist ja nur ein einziges von vielen Details) die Kundschaft ab. Oder die Marge wird zu dünn, und das Wachstum wird dadurch gehemmt. Gespart wird daher an allen Enden und Ecken; Hersteller, Produkt und Zielkundschaft egal..


    Aber der Goldrotor spielt deiner Theorie tatsächlich in die Tasche; ist ja weit verbreitet; teilweise ja sogar monolithisch. Scheinbar lassen sich Premiumkunden dies allgemein was kostet bzw. wird es sogar erwartet. Manche gehen ja sogar auf 23K hoch oder noch teureres Metall :rolleyes:
    Wahrscheinlich kommt bald ne Poljot mit Diamantrotor am ETA auf den Markt :G

  • Ich denke, das hat eher etwas mit dem Anspruch der Marken zu tun. In dem Segment, in dem Rolex positioniert ist, geht es um robuste und zuverlässige Werke, Ästhetik spielt nahezu keine Rolle und nicht umsonst bekommt man die Werke auch nicht zu sehen. Bei den Marken im oberen Segment (sowieso Lange, PP, VC, Audemars Piguet, aber auch fast alle JLC) sind Rotoren meistens aus Gold, ob sie zu sehen sind oder nicht (z.B. Jules Audemars-Uhren). In der Haute Horlogerie wird dann viel mehr mit Gold gemacht, bis zum Extrem FP Journe, der alle Brücken aus Gold fertigt. Dann bekommt man natürlich aus denselben Gründen einen Sichtboden gegönnt, die ihn bei Rolex lieber vermeiden lassen.


    Gruß
    Andreas

  • Jaeger LeCoultre (und damit auch automatisch mindestens Audemars Piguet und Vacheron Constantin) setzt seit mind. 50 Jahren Automatikrotoren ein, die am äußeren Rand mit Gold „beschwert“ sind. Eben weil es besser aufzieht. An Sichtböden zum Betrachten des Werkes hat damals keiner gedacht. Es ging rein um die Funktion.

    • Offizieller Beitrag

    Ich glaub quasi keine Marke verbaut Werke mit goldenen Rotoren, wenn die Uhren keinen Glasboden haben, mal abgesehen von wenigen Ausnahmen wie eventuell Patek Philippe. Das dient mmn. in erster Linie zur Zierde


    Sorry, aber das stimmt so nicht.



    Kein Glasboden, aber.....


  • Ob Goldrotor oder nicht hat für mich nichts mit Haute Horlogerie zu tun.


    Da gehört mMn schon ein wenig mehr dazu, wie umfangreiche Verzierungen die ausschließlich von Hand vorgenommen werden oder bestimmte Funktionen wie ein Repetitionsschlagwerk oder ein ewiger Kalender, etc.

    Gruß, René



    Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.

    Friedrich Nietzsche

  • @BSBV da ich ne royal oak mit ähnlichem jlc rotor habe, weiss ich ja selbst dass das so nicht stimmt. ebenfalls eine patek mit vollgold rotor. habs ja selbst relativiert. hoffe aber die eigentliche aussage ist angekommen, wenn man es nicht sieht, ist es auch nicht so wichtig ;)

    • Offizieller Beitrag

    Nein, das ist eine Glucydur-Unruh.
    Glucydur ist eine Legierung aus Kupfer und 2-3% Beryllium. Diese Legierung hat besonders gute mechanische Eigenschaften. Es ist nicht magnetisch und nicht oxidierend und hat bei normalen Temperaturen nur eine sehr geringe Ausdehnung.


    Der Rotorrand besteht aus 21c Gold.

  • Aber wenn jeder ne andere Definition von Haute H. hätte, wie kommt es dann, dass sich der Begriff überhaupt etabliert hat?


    Genfer Punze vielleicht? Würde sich zumindest mit meiner „Erfahrung“ decken.


    Geht man das ganze logisch von der Übersetzung her an, sind es ja Uhren, die andere nicht hinbekommen. Das war einmal eine Rolex Submariner. Heute hat natürlich jeder eine hochpräzise, 300m wasserdichte Automatikuhr im Programm.
    Aber Flachheit des Werks, Komplikationen, besondere konstruktionsbedingte Gehäusemerkmale, Bandkonstruktionen, Schnittstellen sind heutzutage demnach Haut H., wenn sie nur manche unter hohem Aufwand hinbekommen


    Einfach nur „ich finde“ ist doch Quatsch.

  • Was du als Quatsch oder nicht Quatsch findest spielt keine Rolle, denn es gibt schlicht keine allgemein gültige Definition für den Begriff „Haute Horlogerie“.


    Der Begriff tauchte erstmals in den 1970ern auf und sollte hochgradig komplexe mechanische Uhren (auch das bedarf einer Definition) von massenhaft hergestellten Quarzuhren abgrenzen.

    Gruß, René



    Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.

    Friedrich Nietzsche

    • Offizieller Beitrag

    Und, den meisten Leuten sagt der Ausdruck „Haute Horlogerie” auf Anhieb nichts. Ins Deutsche übersetzt würde es soviel heißen wie „Hohe Kunst der Uhrmacherei”.


    Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um eine traditionelle Handaufzugs- oder eine Automatikuhr handelt.


    Schon ein Chronograph ist ein gutes Beispiel dafür oder eine Uhr mit Weltzeit- oder GMT-Anzeige.
    Einige Komplikationen sind wesentlich komplexer und schwieriger, andere wiederum nicht.


    Ein tiefer Blick ins gesamte Werk, die Konstruktion, die Ver- u. Bearbeitung der Bauteil sind Bestandteile der Haute Horlogerie.


    Mag sein, das Jeder den Begriff für sich anders auslegt. Wenn dem so ist, dann ist das so. Auch gut.