Ein Vergleich zweier Dresswatches: Audemars Piguet Jubiläumsuhr - Jaeger LeCoultre Master Control Grand Taille

  • Ich möchte hier einmal 2 klassische Dresswatches meiner Sammlung miteinander vergleichen.



    Es handelt sich hier einmal um:


    Audemars Piguet Jubiläumsuhr (Ref. 14995ST.00A002XX.01 / D71022-438049-00)


    und der


    Jaeger LeCoultre Master Control Grand Taille (Ref. 140.840.292 / 140889)



    Zunächst möchte ich aber noch etwas kurz über die beiden Manufakturen verlauten lassen.


    Audemars Piguet als auch Jaeger-LeCoultre gehören zu den alteingesessenen Uhren-Manufakturen der Schweiz.


    Jaeger-LeCoultre geht zurück auf das Jahr 1833 als das erste Uhrenatelier gegründet wurde und dann entstand 1866 im Vallée de Joux die Manufaktur.


    Wie genau die Eigentumsverhältnisse bei JLC später waren, kann nicht sagen, jedoch hielt auch Audemars Piguet Anteile an JLC und das ist wiederum eine Erklärung warum gerade JLC und AP in einer gewissen Periode recht eng zusammen gearbeitet haben.


    Das, was ich jetzt schreibe, finde ich persönlich höchst interessant und mitteilenswert, und wem das zu wirtschaftlich ist, der möge es bitte einfach ignorieren.


    Nur wenige wissen, dass JLC und IWC in 1978 von der Firma VDO, deren Eigentümerin Liselott Linsenhoff (Dressurreiterin mit Goldmedaille u. a. in Mexiko 1968) war, gekauft wurde.


    Diese verkaufte wiederum Ihren gesamten Besitz 1991, und somit auch JLC und IWC, an die Mannesmann AG.


    2001 wurde dann die Mannesmann AG für 180 Milliarden € von Vodafone übernommen.


    Vodafone wiederum verkaufte kurz darauf den Luxusuhren-Bereich LMH für 1,8 Milliarden € an die Südafrikanische Richemont-Gruppe. Der Umsatz der 3 Marken ( JLC, IWC und A. Lange) lag damals bei „lediglich“ 200 Millionen €.



    Auch Audemars Piguet gehört zu den alteingesessenen Manufakturen und geht zurück auf das Jahr 1875 und befindet sich seitdem im Familienbesitz und ist somit die älteste Schweizer Uhren-Manufaktur bei der nie ein Eigentümerwechsel durch Verkauf stattgefunden hat und auch ununterbrochen Uhren im Haute Horlogerie – Bereich Uhren gefertigt wurden.


    Aber jetzt zu den Uhren auch bevor ich zu den Fotos komme, möchte ich auch noch etwas zu den eingeschalten Werken sagen.




    Bei der AP verrichtet hier das Kaliber 2121 seinen Dienst.

    Das ist ein ultra-flaches Werk, entwickelt von der Manufaktur Jaeger-LeCoultre. Das 2121 basiert auf dem Jaeger-LeCoultre Kaliber 920, dem mit 2,45 Millimetern flachsten Automatik-Werk mit zentralem Aufzugsrotor überhaupt, welches ebenfalls von Vacheron Constantin und Patek Philippe genutzt wurde, nun aber exklusiv Audemars Piguet zur Verfügung steht. Mit Datumsfunktion bringt es das 2121 auf immer noch erstaunliche 3,05 Millimeter.
    Das 2121 verfügt über eine interessante Datumsverstellung, in dem die Uhrzeit zwischen 11 Uhr und 1 Uhr hin und hergestellt wird. Also keine Schnellverstellung im üblichen Sinne, funktioniert aber tadellos.
    Dieses Kaliber 2121 schwingt mit 19.800 Halbschwingungen pro Stunde, was 2,75 Hz entspricht. Die Gangreserve beträgt 40 Stunden.




    Bei der JLC ist das Jaeger-LeCoultre Kaliber 889/2 eingeschalt.


    Ein extraflaches Automatikwerk mit 3,25 mm Höhe und mit kugelgelagertem Zentralrotor, beidseitig über steingelagerten Wippenwechsler und steingelagertes Reduktionsrad aufziehend, 28.800 A/h, 36 Lagersteine, indirekte Zentralsekunde, Glucydur-Unruh, Kif-Stoßsicherung und einer Gangreserve von 38 Stunden.
    Ebenfalls ein Manufakturkaliber der Spitzenklasse, verwendet in zahlreichen Uhren u. a. bei einigen Modellen der IWC Ingenieur und Mark.




    Und jetzt die Vergleichsaufnahmen und da es sich um beide Uhren um extrem klassische Dresswatches handelt, habe ich sie jeweils in Doppelaufnahmen abgelichtet um einen besseren, optischen Vergleich vorzunehmen zu können.










    Die AP hat einen Gehäusedurchmesser von 36 cm und die JLC von 37 mm.


    Hier wirkt die JLC am Arm etwas prägnanter, was sicherlich nicht nur an dem 1 mm größerem Gehäuse liegt sondern auch an die glatte Lünette. Hier verfügt das Gehäuse der AP über eine Lünette mit 2 Rundungen.


    Die Höhe der AP liegt bei 6,8 mm und bei der JLC bei 9,5 mm. Dieser „relativ“ große Unterschied liegt aber auch darin begründet, dass bei der JLC das 1000 Hour-Siegel ein wenig Aufträgt und der Gehäuseboden sich ein wenig nach außen wölbt.


    Beide Uhren sind Leichtgewichte, 37 Gramm bei der AP mit Dornschließe und 61 Gramm bei der JLC mit Faltschließe.




    Einer der größten optischen Unterschiede der Uhren ist natürlich das Zifferblatt.


    Bei der AP ist ein silberfarbenes, opalisierendes Blatt mit einem Wellenmuster im Zentrum und mit schwarzen, römischen Zifferindizes zum Rand hin, eingesetzt. Was bei näherem Anschauen auffällt, ist die besondere Schriftart, die bei den Zahlen der Datumsscheibe verwendet wurde. Für mich die schönste Schriftart, die ich bisher bei einer Datumsscheibe gesehen habe. Bei den Zeigern handelt es sich um eine Art Schwertzeiger, die beide die passende Länge haben.


    Es passt einfach alles bei dieser AP.



    Das Blatt der JLC ist dagegen schlicht silberfarbig mit Keilindizes und Ziffern bei 12, 6 und 9. Mit Dauphinezeiger, 100% passend zu dem Stil der Uhr. Obwohl die Zeiger nicht die Länge haben, wie bei der AP, passt auch hier einfach alles.







    Auch ein schöner Rücken kann entzücken und hier hat die AP wirklich etwas zu bieten.


    Hier zeigt Audemars Piguet die komplette Schönheit des Kalibers 2121 mit einer rotvergoldeten Ausführung, die nicht Standard bei diesem Werk ist. Zusätzlich verfügt der Rotor über eine Jubiläumsgravur zum 120-jährigen Bestehen der Manufaktur und einer Limitierungsnummerngravur. Die Rotorführung selber ist auch ungewöhnlich, läuft dieser doch zur zusätzlichen Stabilisierung auf eine einem schienenähnlichen Ring.



    Aber auch die Rückseite der Master Control hat Etwas. Bei diesem Modell wurde erstmalig von JLC die 1000 Stundenprüfung angewandt und das goldene Siegel auf dem Gehäuseboden bestätigt dieses in einer ansprechenden Form.








    Die Gehäuse sind auch in der Politur unterschiedlich.


    Die Lünette der AP ist poliert, wogen das Gehäuse eine mattierte Randausführung hat. Hier setzt die Master Control voll auf Glanzpolitur.


    Man sieht auch, dass der Durchmesser der Krone bei der AP recht klein gehalten ist und diese keine AP-Prägung trägt. Die Krone der JLC ist deutlich größer und mit dem JLC-Logo versehen.







    Am Band der AP befindet sich eine Dornschließe wogegen bei der JLC eine Faltschließe ihren Dienst leistete.


    Ich habe an beide Uhren ein Alligator Fullcut in Oceanblau von RIOS1931 montiert, wobei das Band an der AP einen Stärkenverlauf von 3,5 auf 2 mm und bei der JLC von ca. 5 auf 3 mm hat.


    Die Bandstärke habe ich der Flachheit der Uhren entsprechend ausgewählt.




    Was jetzt noch fehlt sind die obligatorischen Wristshots, wobei ich hier die Uhren aber nicht als Duo am Arm getragen haben.








    Vielen Dank fürs Reinschauen und Durchhalten bis zum Ende.

  • ...elementar wäre hier noch anzumerken, dass das JLC 889 lange Jahre
    bei AP z. B. in der Royal Oak, Ref. 14790 eingebaut wurde. Nachfolger wurde
    dann das eigene, derzeitige Kaliber 3120 (AP Diver, AP RO 15400, etc....)

    • Offizieller Beitrag

    ...elementar wäre hier noch anzumerken, dass das JLC 889 lange Jahre
    bei AP z. B. in der Royal Oak, Ref. 14790 eingebaut wurde. Nachfolger wurde
    dann das eigene, derzeitige Kaliber 3120 (AP Diver, AP RO 15400, etc....)

    ... und wenn wir schon bei den Details sind: VDO hatte JLC nicht komplett übernommen, sondern erst nur einen Minderheitenanteil und dann Mitte der 1980er Jahre die Mehrheit. Als die Familienaktionäre endgültig ausgestiegen sind, konnte/wollte man die Anteile nicht komplett stemmen, deshalb kam AP als Minderheitsaktionär ins Spiel - bis zur Übernahme durch Richemont hielt AP 40% der JLC Anteile und konnte deshalb 2000 auch richtig mit absahnen. Richemont zahlte 2,8 Mrd. CHF für LMH und dazu nochmal 280 Mio. CHF für den fehlenden Anteil an JLC (dazu kamen noch Lizenzen für verschiedene Werke).


    Dieser Deal hat AP dermaßen saniert, dass die bis heute relativ unabhängig von den Schwankungen des Marktes agieren können - das Festgeldkonto ist gut gefüllt...


    Gruß,
    Christian

  • Vielen Dank für den tollen Vergleich, Wilhelm :wink:
    Ich habe deine Fotos der Uhren schon oft angeschmachtet, beide sehr begehrenswert :sabber:


    Die AP habe ich bislang noch nie wieder gesehen, du dürftest da der einzige sein, der solch ein seltenes Stück
    in Foren zeigst. Wunderschönes Werk, tolles Blatt! Trotz 2 Zeiger ein echter Hingucker.


    Die MC ist wohl neben der Reverso DER Klassiker von JLC. Die "alte" 37er ist und bleibt da auch die harmonischste.
    Da passt einfach alles zusammen.


    Weiterhin viel Freude an den Schmuckstücken.

  • Zwei phantastische Uhren, beide zum :verneig::verneig::verneig:



    Mir gefällt die AP besser, wohl weil sie so dünn ist und noch dressiger...
    (und ich bin ohnehin ein AP-friend)

  • Jetzt möchte ich mich doch für die konstruktiven Beiträge bedanken. :gut::gut:


    Ja, allen Meinungen und Kommentare kann ich zustimmen.


    Die Audemars Piguet ist für mich, auch bedingt durch die römischen Ziffern, definitiv die elegantere Dresswatch.
    Dagegen ist die Master Control, besonders bei Verwendung einer anderen Bandfarbe, durchaus auch als elegante Casualwatch tragbar.


    Wenn ich einmal wieder Zeit finde, werde ich Fotos machen, die das auch bildlich darstellen.


    Bilder sagen ja bekanntlich mehr als tausend Worte.


    Bis dahin. :wink: