Wer kennt meine IWC-Uhr?

  • Guten Tag,
    ich bin hier in diesem Forum neu. Mich haben die tollen Beiträge, besonders über die Funktion der Automatik, begeistert.
    Nun habe ich eine IWC-Uhr geerbt und dadurch hat mich auch das Uhr-Virus erfasst. (Aber leider keinerlei Kenntnisse)


    Da ich die Uhr nicht öffnen möchte (damit auch keine Daten habe) und auch kein Bild bei google von ihr gefunden habe, die Frage an die Kenner:


    Kann mir jemand etwas zu dieser Uhr sagen? Baujahr, Typ, Uhrwerk, ...


    Mein Vater hat sie wahrscheinlich in den 70er-Jahren in Schaffhausen (Händler??) gekauft. Sie ist sehr gut erhalten und ich habe meine Freude an ihr.


    Vielen Dank schon im Voraus über Infos.


  • Danke für die Info.


    Nur gibt es von Portofino viele Bilder, jedoch keins mit dieser Art der Beschriftung.


    IWC geschwungen und Schaffhausen gerade. Und unten nur Swiss statt Swiss-made.


    ????


    Kann mir da jemand Infos geben.


    Danke

    • Offizieller Beitrag

    Hallo G-V,


    Deine Uhr müsste eine IWC Ref. 3205 sein, ein Modell aus den 70er Jahren, das zeitlich vor der Portofino-Reihe liegt, die aber später das Design aufgegriffen hat.


    Die Uhr wurde von ca. 1977 bis 1981 gebaut und kostete in Stahl bei der Einführung 795,- DM, 1979 waren es dann 895,- Euro.


    Das Datenblatt zur Uhr findest Du hier:



    Beim Zifferblatt kann es je nach Baujahr leichte Abweichungen geben, insbesondere beim Logo, hier nochmal eine andere Version (inkl. Werksfoto):


    http://www.standop.net/Uhren/IWC/Galerie/downloads/3205.pdf


    Aus heutiger Sicht eine eher unscheinbare und relativ kleine Uhr. Allerdings mit einer Besonderheit: Das Werk ist ein IWC Kal. 3254, das ein leicht modifiziertes Jaeger-LeCoultre Kal. 889 ist. Das ist schon eine sehr gute Qualität und wurde auch in sehr viel teureren Uhren (auch von AP oder VC) verbaut. Das Nachfolge-Kaliber ist das JLC 899, das heute z.B. in den JLC Master Control, aber auch immer noch in den Dreizeiger-Versionen der Vacheron Constantin Overseas zu finden ist. Dadurch ist die Uhr auch vergleichsweise flach. IWC hat dieses Kaliber u.a. in der Yacht Club II, in der Mark XII, der kleinen Portugieser und sogar der Deep One verbaut - auch das alles sehr respektable "Geschwister".


    Besonders gefragt ist die 3205 heute nicht mehr, aber trotzdem noch eine "gute" Uhr. Die kann und sollte man also durchaus in Ehren halten, gerade wenn es ein Familienerbstück ist.


    Gruß,
    Christian

  • Hallo Christian,


    vielen Dank für die Infos! Interessant, dass es wohl heute kaum noch dieses Zifferblatt-Design gibt. Auch deine Bilder sind ja etwas abweichend. Lohnte es sich in dieser Zeit so oft Änderungen vorzunehmen?


    Für mich als nur wenig "Verrückter" schon eine schöne Uhr. Ich finde gerade die schlichte Form edler als heutige "dicke" und auffällige Uhren.


    Sie läuft perfekt und will sie noch lange tragen.


    -> Vielen Dank auch für die nette Begrüßung.

    • Offizieller Beitrag

    ... Lohnte es sich in dieser Zeit so oft Änderungen vorzunehmen? ...

    ... naja, ich glaube, Du hast da wahrscheinlich eine falsche Vorstellung, wie es zu diesen kleinen Abweichungen kam - es war sicher nicht so, dass sich da jedes Jahr neu ein Designteam hingesetzt hat mit der Idee: "Welche Kleinigkeit können wir denn noch am Zifferblatt der Ref. 3205 ändern, um die Absatzzahlen zu optimieren".


    In der Phase, insbesondere in den Jahren 1977/78, war IWC mehr tot als lebendig und manchmal nur Wochen entfernt von der Insolvenz. Und dies ging in der Zeit fast allen Herstellern so, auch den Zulieferern. Man kann davon ausgehen, dass die meisten der Unterschiede daher kommen, dass schlicht ein anderes Unternehmen die Zifferblätter gefertigt hat. Vielleicht weil der alte Zulieferer pleite ging oder ihm das Risiko zu groß war, für IWC zu arbeiten - und dann musste wieder eine neue Vorlage erstellt werden.


    Man kann auch gut sehen, dass die Blätter um 1980 einfacher wurden, oft wurde dann z.B. das Logo nicht mehr appliziert sondern nur flach gedruckt, auch an der Type wurde munter gebastelt. Wenn man sich einen Katalog aus der Zeit anschaut, war es bei den Armbanduhren schon ziemlich bitter - da war die große Mehrheit Kernschrott, der heute zurecht vergessen ist. Dazwischen ragte noch tapfer die Ingenieur Jumbo in allen Varianten weit heraus (wie ein Beckenbauer bei der 3. Herren von Glückauf Wanne-Eickel...), mit Abstand folgte die Yacht Club II und dann kam eigentlich schon die Ref. 3205. Der Rest waren dann eigentlich meist Plunder, viel Quarz und viel Verzweiflung... insofern hatte Dein Vater da schon einen Blick für Qualität, unter 100 Modellen eines von den 10 ausgewählt, die noch Substanz hatten.


    Gruß,
    Christian

  • Nochmals vielen Dank für so viel Infos. Für mich als Laie ist auch das Bild vom Innenleben von c.95 sehenswert.


    Ich habe mal mit einem Inflationsrechner im Internet den heutigen Preis einer Portofino von 3.000,- € auf 1977 zurückrechnen lassen. Da kommen ca 2.500 DM heraus. Da hat mein Vater aus heutiger Sicht ja ein Schnäppchen gekauft.


    Und das es eine sehr schöne Uhr ist KEINE FRAGE. Ich trage sie auch täglich. Ich bin ja selbst auch im besten Alter 50+. Passt also gut zusammen.


    Auf dem Bild von C.95 sah ich eine Einstellmöglichkeit. Meine Uhr geht ca 3 Sek am Tag vor. Lohnt es da die Uhr zu öffnen und einzustellen. Ich bin sowieso im Jan bei einem befreundeten Uhrmacher, daher technisch wohl kein Problem?
    Und wieviel müsste man da verstellen? Gibt es da Erfahrungen.


    Gruß
    G-V

    • Offizieller Beitrag

    ... richtig, eine konstante Abweichung von +3 Sekunden am Tag ist schon ein sehr guter Wert, selbst für eine neue Uhr. Durch die Lagerung des Rotors auf Keramik-Kugellagern ist das Werk auch sehr verschleissarm. Ich würde eine Werksrevision nur machen, wenn die Gangwerte deutlich schlechter werden oder deutlich schwanken. Auch eine stark verkürzte Gangreserve ist ein Warnzeichen.


    Worauf Du achten solltest ist die Wasserdichte: Dichtungen von Uhren werden mit der Zeit porös, will man mit einer Uhr unbesorgt schwimmen gehen, muss man die Dichtigkeit jährlich prüfen lassen (macht jeder gute Juwelier kostenlos) und ggf. alle ca. 2-5 Jahre die Dichtungen wechseln lassen. In deinem Fall ist das ja keine Uhr zum Wassersport, ich würde nur etwas darauf acht geben, die Uhr nicht unnötig zu "bewässern" (also z.B. nicht unter dem Wasserhahn abzuspülen).


    Ein Wechsel der Dichtungen (inkl. Krone) kostet bei dieser Uhr ca. 100 Euro, wenn man es z.B. bei Wempe machen lässt.


    Gruß,
    Christian