SIHH 2012 - die Neuheiten der IWC - bitte alles zu dem Thema hier rein! Ab dem 16.01. um 10 Uhr auch mit allen Neuheiten in Bildern!

Zitat von Braschlitz

So seh´ ich das auch. Bei Panerai oder Breitling ist das nicht anders als bei IWC.

Nicht jede Marke hat eine Fertigungstiefe wie z.B. Rolex.

... die eigentliche Frage ist doch, ob Fertigungstiefe automatisch mit Qualität korreliert (oder was immer eine "gute" Uhr ausmacht). Natürlich haben Swatch, Citizen, Seiko (und auch Rolex) eine höhere Fertigungstiefe, aber sind die Uhren deshalb "besser" (was immer das individuell ist) als eine Lange, die noch nie ein Gehäuse selbst gebaut haben? In meinen Augen geht das völlig am eigentlichen Punkt vorbei. Es ist einfach unter ökonomischen und auch unter Qualitätsgesichtspunkten unsinnig, wenn man 5000 Gehäuse selber baut, anstatt sie von einem anerkannten Spezialisten zu kaufen. Gleiches gilt für die Keramik-Bearbeitung etc.

Es ist auch historisch einfach unsinnig, dies mit Qualität gleichzusetzen - diese ganze "Inhouse"-Geschichte ist nichts anderes als eine Marketing-Story und hat die rationale Grundlage wie "bei Fernsehquoten zählt nur die Zielgruppe von 14-49 Jahre" - letzteres hat sich damals Freund Thoma schlicht aus der Nase gezogen. Warum? Weil sein Laden in dieser Dimension topp da stand. Genauso ging es auch noch der ersten Phase Post-Quartz-Krise: eine Firma wie Patek hat sich halt überlegt, wie können wir uns vom Wettbewerb absetzen? Und schwupp, wurde plötzlich das "Manufakturwerk" zum non-plu-ultra und die APs, Vacherons etc. haben dumm geguckt. Nur: Noch in den 70er Jahren hat es keine S.. gekümmert, auch bei Patek nicht...

Mein altes Lieblingsbeispiel: Welche der ersten Generation der Stahl-Sportuhren hatte noch ein "Manufakturwerk"? Die Royal Oak - nö, die Nautilus - nö, die 222 - nö. Nur die IWC Inge 1832. Und: Hat es ihr geholfen? Oder ist sie deshalb die bessere Uhr als dieser "Einschaler-Plunder" von Patek oder AP? Ich glaube, das zeigt die Absurdität des Arguments. Kein Uhrenfreund, der über plattes Marketing-Gesabbel hinausgeht, wird auch nur ansatzweise den ikonischen Status einer RO in Frage stellen - und dass das Werk von JLC kam, kann in diesem Zusammenhang eher als Qualitätsmerkmal gewertet werden.

Und auch vor 50 oder 100 Jahren wurden z.B. Gehäuse extern zugeliefert. Auch bei IWC übrigens. Insofern ist sowohl Fertigungstiefe genauso wie Manufaktur in meinen Augen ein Marketing-Popanz. Z.B. die Ultra Thins von Vacheron aus den 50er Jahren sind fantastische Uhren - die Fertigungstiefe mag da aber sogar unter einer Sinn gelegen haben (wobei die Wertschöpfungstiefe sich natürlich ganz anders darstellt).

Ein Kasper-Branding wie Top Gun (GSG9, Navy Seals, etc. pp.) macht eine Uhr nicht besser - es sei denn, irgendwelche Erfahrungen aus Extrembedingungen fließen tatsächlich in die Uhr mit ein. Fertigungstiefe macht eine Uhr auch nicht besser - es sei denn, sie stellt eine überlegene Qualität sicher. Und da können wir in der Dimension Handwerkskunst uns sicherlich einigen, dass z.B. ein 2120 eine ganz andere Liga ist, als alles was Citizen, Rolex etc. produziert. In der Dimension "Produktionseffizienz" dagegen sind wir uns auch alle einig, dass z.B. Seiko oder Rolex hier sicherlich nahezu optimale Systeme entwickelt haben. Wobei allerdings nicht jeder diesen Kostenvorteil weitergibt, den die automatisierte Produktion von hohen 6- oder 7-stelligen Stückzahlen ermöglicht.

Am Ende sind Armbanduhren des Luxussegments kein utilitaristisches Gut, wo die Funktions-/Preis-Ratio entscheidet, sondern rein hedonische Güter - "gefällt mir", "gefällt mir nicht" sind da als Entscheidungskriterien ungleich relevanter, als jeder Maschinenstandort. Rational ist der Kauf z.B. einer IWC im Vergleich zu einer 150,- Euro Seiko relativ unsinnig. Nur wenn einem die einen Uhren gefallen und die anderen nicht, hilft einem das nicht weiter. Ich kauf mir doch keinen Luxus-Gegenstand, um dann argumentieren zu können: "Da habe ich jetzt die vernünftigste Wahl getroffen". So wähle ich nur Staubsauger, Wasserkocher und Winterreifen aus...

Gruß,
Christian