Liebe IWC-Freunde,
die Weihnachtszeit ist ja eine Zeit der Einkehr und Besinnung, man blickt zurück auf das Jahr und zieht Bilanz. Und sie ist eine gute Gelegenheit, Fehler aus der Vergangenheit wieder gut zu machen.
Im Laufe der eigenen Uhrenleidenschaft gibt es ja meist ein relativ durchgängiges Kommen und Gehen von Uhren - das Budget ist beschränkt, man findet immer noch etwas tolleres, spannenderes, selteneres und so werden Uhren aus dem Bestand ab und an ersetzt. Meist trifft es dabei Uhren, die einem inzwischen entbehrlich erscheinen, die man irgendwie über hat oder die relativ einfach wieder zu beschaffen sind, falls man später seine Meinung wieder ändern sollte.
Und dann gibt es (hoffentlich) seltene Fälle, wo man eine Uhr weggibt, obwohl keiner dieser Punkte gegeben ist. Das führt dann über kurz oder lang zu erheblichen Reuegefühlen und der Frage: "Wie um alles in der Welt konntest Du diese Uhr gehen lassen???".
Glücklicherweise bin ich davon bisher weitgehend verschont geblieben, aber einmal hat es mich doch bitter erwischt: Vor einiger Zeit hatte ich meine IWC Ingenieur 666 AD vorgestellt - die perfekte Uhr (gerade aus der IWC Revision zurück), als perfektes Paket (Box, Papiere, Reiskornband) zu einem ziemlich perfekten Preis. Damit ihr ein Gefühl für das Elend bekommt, darum geht es:
Die erste Generation - IWC Ingenieur 666 AD
Vor gut einem Jahr musste diese Uhr gehen - nicht aus einer Laune heraus, sondern weil ich kurzfristig eine große Anschaffung außerhalb meiner normalen Preisklasse finanzieren musste, meine 5240:
Für mich die schönste Uhr, die IWC je gebaut hat - und dafür musste man dann halt Opfer bringen. Leider trifft es in solchen Momenten keinen Ramsch, sondern wirklich gute Sachen, denn nur durch die kann man kurzfristig spürbare Beträge mobilisieren. Damals mussten einige Uhren gehen, meine 5001, ein Portugieser Chrono, ein paar kleinere Sachen - und auch die 666 AD ging an den Verkäufer zurück. In der Hoffnung, sie vielleicht bei Gelegenheit wieder zurückzukaufen.
Nach einer Weile hatte sich das Uhrenkonto wieder erholt - doch leider war die 666 AD schon wieder weiter gezogen . Ich habe sie zufällig später bei einem anderen Uhrenfreund ausfindig machen können - aber der hatte natürlich (aus nachvollziehbaren Gründen) kein Interesse an einem Verkauf.
Was tun? Eine erste Strategie:
Schön lügen. Eigentlich war sie zu klein, die fehlende Schnellschaltung des Datums nervte, der perfekte Zustand hielt einen vom Tragen ab und für Vintage war sie doch zu perfekt. Klappte nicht...
Zweiter Anlauf:
Ersatzbefriedigung. Z.B. eine JLC Master Control ist in der 37mm Variante sehr ähnlich und auch durchaus günstig zu bekommen. Gelang mir dann auch, führte aber nicht zum gewünschten Ergebnis...
Dritte Idee:
Ersatzbeschaffung. Gleiche Uhr nochmal, das kann ja nicht so schwer sein. Ist es auch nicht, nur leider ist sie dann entweder nicht so perfekt, nicht so komplett oder preislich nicht annähernd im ursprünglichen Rahmen.
Am Ende kam mir die Idee, eine ähnliche Uhr zu holen, die aber ausreichend unterschiedlich zum alten Modell war, um nicht ständig damit verglichen zu werden. Zwei Ansätze gab es dafür: Ohne Datum, anderes Blatt/Material oder den Nachfolger.
Das Nachfolgemodell 866 ist zwar schön, aber rar und ziemlich teuer. Das Blatt gefiel mir eigentlich vom Layout sehr gut. Blieb noch die Variante "ohne Datum" oder "Gold". Und da hat dann am Ende einfach der Zufall entschieden, bei der ersten Gelegenheit habe ich zugeschlagen - und das ist dabei herausgekommen: Eine IWC Ingenieur 766 AD
Die Ref. 766 ist eine "Sparbrötchen"-Variante, d.h. das Gehäuse ist nur aus 14k Gold und der Bodendeckel ist aus Stahl:
Dadurch war die Uhr spürbar günstiger als die massive 18k Variante, die es sogar mit einem massiven Goldband gab:
(c) IWC / http://www.frizzellweb.com/larry/ingenieur/Ingenieur2.html
Von oben ist der Stahlboden nicht zu sehen und nur Fachleute erkennen es an dem etwas helleren Goldton:
Anders als meine ursprüngliche 666 AD ist diese Uhr noch etwas mehr im "Vintage"-Gewand: Zifferblatt und Zeiger sind noch original und haben entsprechend ein wenig Patina.
Aber auch diese Uhr ist ansonsten in einem perfekten Zustand, da sie vor einigen Jahren bei IWC einen kompletten Service hatte:
Das Plexi hat zwar ein paar kleinere Kratzerchen, sorgt aber für das echte Vintage-Gefühl:
Die 766 AD gab es nur am Lederband - im Moment habe ich ein matt-schwarzes Band verbaut, aber ein matt-dunkelbraunes Band zum Wechseln ist schon bestellt.
Die Uhr ist übrigens von 1966, also aus der zweiten Ingenieur-Generation mit dem Kal. 8531. Also ein paar kleinere Verbesserungen zum Vorgänger, aber noch ohne Sekundenstopp oder Datumsschnellschaltung - damit muss man leben. Das wird dadurch erleichtert, dass das Werk auch nach gut 50 Jahren immer noch exzellente Gangwerte aufweist: mit einer täglichen Abweichung von ca. 5 Sekunden würde sie vermutlich sogar die Chronometer-Norm packen
Leider ist das Licht hier im Norden nicht wirklich für Fotos geeignet - aber wenn hier mal die Sonne durchkommen sollte, werde ich nochmal vernünftige Bilder machen. Solange dürfte die Uhr diesmal auf jeden Fall bleiben
Gruß,
Christian