Paneraibande:
Nach meinen ersten beiden threads (Herstellung von Schliessen und Herstellung eines Baseball-Bandes) dachte ich mir,
dass eventuell die Herstellung der momentan sehr beliebten
Ammobänder dem Einen oder anderen interessieren könnte.
Natürlich gibt es verschiedene Techniken und möchte hier meine vorstellen.
Unter Ammobänder versteht man Uhrbänder, die aus alten, zumeist Schweizer Militärleder,
wie beispielsweise Patronentaschen, Armeegürtel oder Werkzeugtaschen, hergestellt sind.
Ganz wichtig ist es, dass originales Militärmaterial, am besten mit Schweizer Armeestempel und Jahreszahl verarbeitet wird.
Ich habe das Glück, dass jemand aus meiner Verwandtschaft in der Schweiz lebt und Zugang zu solchen Ledermaterial hat.
Gelegentlich erhalte diese begehrte Stücke.
Ammorohmaterialien:
Hier kann man schön den originalen Stempel der Schweizer Armee und des Sattlers erkennen:
Die Arbeit kann beginnen:
Grobes Zuschneiden:
Das Problem dieses alten Materials ist zumeist der Zustand des Leder selbst:
dickes hartes und oft nicht saubere Teile. Ich sortiere brauchbares Material aus und zerschneide dieses grob in
Streifen ca.30mm x . 170mm und reinige das Leder und öle das erste mal.
Leder schleifen:
Das zu dicke Leder (oft über 5mm) wird vom Lederfachmann mittels Spezialmaschine auf ca. 3mm exakt herunter geschliffen.
(leider durfte ich dort keine Fotos machen)
Schleifen der Biegestellen:
An den Stellen an denen später das Leder so umgebogen wird, dass die Teile Ihre Endmasse
erhalten (beispielsweise das kurzes Stück 80mm und langes Stück 135mm) zeichne ich das entsprechend an und schleife das Leder etwas ein.
Leder einweichen:
Da das Leder zumeist zu hart ist, weiche ich die einzelne Stücke ca. 2 Tage in Wasser ein.
In Form bringen:
Das Leder wird entsprechend umgebogen und mit Klammern fixiert und ca. 2 Tage lang getrocknet.
Das kurze Teil hat bereits das Endlängenmass von ca. 80mm (+-2mm) und das lange Teil etwas Überlänge.
Einölen:
Da das Ammoband später schön geschmeidig und weich und somit bequem zu tragen ist, öle
ich das Rohleder mehrmalig ein (ca. 3-5 mal und zwischendurch einpolieren per Hand).
(Da das Einölen nicht so spannend ist und später genauer beschrieben wird hier keine Fotos)
Rohzuschnitt:
Die einzelnen Ammoteile und Lederrückseitenteile werden grob mit Skalpell zugeschnitten.
Ich habe mich hier für Naturleder als Innenseite entschieden (natürlich gibt es andere Varianten wie beispielsweise
weiches braunes dünnes Kalbsleder). Das Leder sollte ca. 1,5mm dick sein. Somit ergibt sich eine Gesamtstärke von knapp unter 5mm.
(Und weils schön scharf ist muss man bluten)
Schleifen:
An den Stellen wo die Lederteile zusammen geklebt werden, schleife ich das Leder entsprechend ab um einerseits eine raue Fläche
zu erzielen und andererseits um das Leder dünner zu bekommen. Dasselbe natürlich auch für das Trägerleder
Kleben:
Die entsprechenden Stellen (1 mal beim langen Teil und 2 mal beim kurzen Teil) werden mit
Kleber versehen, getrocknet und zusammen gefügt. Damit später die Bolzen durchgeführt werden können,
lege ich einen Rundstahl ein und verbinde die Stellen mit festen Hammerschlägen (zu Freude meines Nachbarn).
Anschleifen:
Die Stellen die nun mit dem Trägerinnenleder verklebt werden sollen werden wieder mit der
Schleifmaschine aufgerauht und mit Kleber eingestrichen und getrocknet.
Zusammenkleben:
Das Ammoleder und der Innenteil werden und mit festen Hammerschlägen zusammen gefügt.
Die Rohform für das kurze und lange Teil ist somit fertig.
[
Exakter Zuschnitte:
Mit Hilfe einer Schablone werden der kurze und der lange Teil mit scharfen Skalpell zugeschnitten.
Ich verbrauche pro Band mindestens eine Klinge.
Kanten brechen:
Die scharfen Kanten werden mit Spezialwerkzeug gebrochen.
Stanzen der Löcher:
Ich stanze nach exakten Anzeichnen die entsprechenden Löcher für die Schliesse beim kurzen und langen Teil.
Löcher für Nähte:
Mit Schablonen bohre ich exakte Löcher die ich später beim Nähen brauche. In diesem Fall habe ich mich
für eine relativ einfache Naht entschieden. Dasselbe für die Schlaufe.
Kanten bearbeiten:
Meiner Meinung nach müssen die Kanten eines Ammos schön verbrannt werden. Mit Spezialschleifscheiben
verbrenne ich die Kanten sodass diese schön rund und glatt werden.
Mit einer Polierscheibe poliere ich diese grob vor.
Kantenbehandlung:
Mit einem Spezialkantenbearbeitungsmittel werden die Kanten eingelassen, getrocknet und dann mit weichen Tuch einpoliert.
Diesen Vorgang wiederhole ich mindestens 3 mal.
Durchgangsbohrungen:
Um ein definiertes Loch für die Bolzen zu bekommen, bohre ich mit einem 2mm Bohrer nach.
Lederölen:
Und wieder öle ich das Band mehrmalig ein. Zwischendurch wird zuerst per Hand mit weichen Tuch und später
mit Polierscheibe poliert bis das Band weich ist und eine schöne Farbe bekommt.
Das Einölen und polieren wird solange wiederholt bis das Band die gewünschte Farbe bekommt und
das Band richtig weich und somit bequem zu tragen ist. Dabei werden natürlich auch die gestanzten Löcher
mit eingeölt.
Nähen:
Ich verwende hochwertige gewachste Nähte und nähe mit 2 Nadeln gleichzeitig.
Bei den nachfolgenden Fotos kann man verschiedene Arten von Nähten sehen.
An der Rückseite wird das Ende der Naht verbrannt sodass kein Knoten unangenehm
Beim Tragen zu spüren ist.
Es geht doch nichts über einen sauberen Arbeitsplatz:
Das Ergebnis: das fertige Ammo
Beispiele von Ammo Rohmateralien:
Beispiele von mir gefertigten Ammos:
Vielen Dank und für Anregungen und konstruktiver Kritik bin ich offen. Bei Fragen schickt mir bitte eine PN oder mailt mir an maddog@aon.at
maddog