Bye-Bye Toolwatch

  • Seit 1988 trage ich hochwertige Uhren an meinem Handgelenk. Im Laufe der Jahre und Jahrzehnte kamen und gingen unter anderen Omega, Panerai, Rolex, Corum, JLC, Tag Heuer und einige andere. Eine Konstante in all der Zeit bleibt jedoch die Marke Breitling, vielleicht weil meine erste Luxusuhr damals eine Chronomat Referenz 81950 war. In Bi-Color, mit Bordeaux-rotem Zifferblatt und goldenen Totalisatoren. Ab und zu, wenn ich mich an die "good old eighties" erinnern möchte, hole ich sie aus meinem Bankschließfach und verbringe ein verlängertes Wochenende mit ihr am Handgelenk. Im September 2019 war es wieder soweit, eine neue "Dayli Watch" - oder sagt man "Dayli Beater"- sollte den Weg an mein Handgelenk finden. Die Uhr, die mich für eine längere Zeitspanne quasi 24/7 während meiner Arbeitswochen am Handgelenk begleiten soll, hat- unabhängig von der Marke- zusätzlich zur reinen Zeitanzeige folgende Kriterien zu erfüllen: Datumsfunktion und Drehring mit 60min-Einteilung. Funktional gesehen eine klassische Taucheruhr also, obwohl ich diese Uhr höchstens beim Duschen trage. Das Design muss dabei aber eben gerade nicht "ultrarobust durch möglichst klobig" sein. Das Datum auf der Uhr möchte ich nicht missen, da ich es beruflich tagtäglich benötige und ein (dann zwangsweise noch häufigerer) Blick auf mein Smartphone dafür tabu sein soll. Schließlich erfahre ich dann gleichzeitig auch die (genaue) Uhrzeit und dies wäre ein weiterer Grund, gar keine Uhr mehr im Alltagsleben zu tragen. Währet den Anfängen, sozusagen. Die als Drehring ausgeführte Lunette dagegen hilft mir, meine Uhr als Messinstrument für Parkzeiten, Ankunfts-und/oder Abfahrtszeitpunkte oder sonstige Zeitspannen zu nutzen. Sie ersetzt beim Joggen auch die Plastik-Sportuhr. Länger als 40-60min bin ich selten unterwegs und die Zeiten, wo ich meine Dauerläufe auf die Sekunde genau in meinem "Lauftagebuch" vermerkt habe, sind längst vorbei.

    Ich war also auf der Jagd in jenem September vor gut drei Jahren, als ich sie in der Auslage eines Konzessionärs im Rheinland entdeckte: Breitling Superocean- oder unsexy: A17366021B1S1. Da Breitling schon immer sehr kreativ-chaotisch in den Modellbezeichnungen seiner Uhrenmodelle war, werde ich sie nun Superocean`19 nennen- SO19- um sie von ihren Vorgängern-und Nachfolgern zu unterscheiden. Sicher kannte ich die SO-Modellreihe schon seit langem, mein ältester Breitling-Katalog datiert auf das Jahr 1969 zurück- aber bislang hatte mich immer irgendetwas an dieser Toolwatch gestört- bei der direkten Vorgängervariante war es das nach meinem Empfinden zu überladene Zifferblatt und der zu hohe Anteil an polierten Flächen. Mein Dayli-Beater soll (überwiegend) satiniert sein und nicht jedem anderen schon auf fünf Metern Entfernung signalisieren "Bling-Schau her-Bling-ich habe eine (neue) Luxusuhr-Bling am Handgelenk-Bling..." Ein weiteres Kriterium ist die Ablesbarkeit unter allen möglichen Bedingungen. Schnell und einfach. Und genau diese Vorrausetzungen erfüllt die SO19 in nahezu idealer Weise:

    Hier mit nachgerüstetem Lederband eines Drittanbieters. Pure Funktion. Eine Toolwatch eben. Perfekt ablesbar. Im hellen wie im dunkeln. Ich liebe Uhren, die so stark mit Leuchtmasse ausgestattet sind, dass man, wenn man nachts aufwacht, kein Licht benötigt, um -notfalls unter der Bettdecke- die Uhrzeit ablesen zu können. Mattes Zifferblatt, matter Drehring- eine Uhr, wie geschaffen für den täglichen Einsatz im Auto, bei Kunden, im Büro, abends beim Sport usw. Dazu in der 42mm-Variante auch für schmalere Handgelenke tragbar, beruhigende 500m wasserdicht und trotzdem nicht klobig, sondern sehr angenehm in den Proportionen.

    Rund drei Jahre bleibt sie sich treu, eine zuverlässige, immer ihre Aufgaben verrichtende Dayli-Toolwatch.

    Nur die Marke Breitling verändert sich: anstatt etwas zu sein, geht es Breitling nun darum, etwas darzustellen:

    Wer braucht noch ein Datum? 200m Wasserdichtigkeit reichen doch auch!(?) Mehr Glanz, mehr Lifestyle. mehr Urlaubs-Feeling an der Cocktailbar, Das will uns die Superocean nun anscheinend vermitteln. Dazu eine mehr als selbstbewusste Preisgestaltung: 4550€ am Kautschukband!- Zum Vergleich: eine Tudor Pelagos 42mm in Titan mit Titanband, Feineinstellung, Heliumventil und Datum sowie hauseigenem Manufakturkaliber mit 70h Gangreserve wird für 4400€ angeboten. Was genau rechtfertigt also diese Preisgestaltung? Gerade in Zeiten, in denen man sich noch viel intensiver überlegt, ob und wenn ja wofür man sein Geld denn nun ausgeben will? Ich bin auf jeden Fall von der SO22 enttäuscht. Es fehlt nun eine echte Toolwatch im Breitling-Katalog. Als Capsule-Kollektion in Nachfolge der SO´57 hätte ich die Uhr ja noch verstanden. Aber als anscheinend ernstgemeinter Ersatz für die SO19? Mag sein, dass sie sich besser verkauft als ihr Vorgänger- aber aktuell lümmelt sie doch auffällig oft in teils obskuren Farbkombinationen in den Auslagen der Konzessionäre herum:


    Für mich heißt es also nun Abschiednehmen von einer Breitling als Dayli - Beater. Bye bye Toolwatch also...

  • Kann ich jetzt nicht nachvollziehen, liegt aber wahrscheinlich daran, dass ich keine meiner Uhren hergeben könnte.

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    Mit den besten Grüßen von Der Tom



    :opa: Ich lebe weit über meine Verhältnisse, aber noch lange nicht standesgemäß :opa:


    What watch? Ten watch. Such much? :rolleyes::rolleyes::rolleyes: