Da im anderen Loungesektor gerade nach Pulsuhren gefragt wird, hier eine Kurzvorstellung der Polar V800.
Besitze das gute Stück auch erst seit Kurzem, daher kann dies hier kein umfassender Bericht zum kompletten Leistungsumfang sein. Zu den diversen Sportfunktionen finden sich in Internet auch schon allerlei gute Infos, daher fangen wir mal mit den Dingen an, die woanders eher nicht zur Sprache kommen.
Wie die interessierte Sportlerfraktion es sich bereits denken kann, handelt es sich bei der V800 um einen Sporttracker in Tradition der Pulsuhren, wie sie Polar bereits seit Ewigkeiten produziert. Treu geblieben sind sie daher auch ihrem Konzept der Herzfrequenzmessung per Brustgurt. Diese Funktion klammere ich allerdings erstmal aus, da ich den H7 Sensor (noch) nicht besitze. Neu gegenüber den steinalten Modellen ist der Wechsel hin zu BT als Übertragungstechnologie, so daß auch die Implementation diverser neuer Sensoren und Kompatibilität zu Smartphones etc. gewährleistet ist.
Der ganze optionale Sensor Kram interessiert aber jetzt erstmal nur am Rande, denn eigentlich ist das Ding schon fast in Richtung Smartwatch unterwegs und kann dank eingebautem GPS auch ohne weiteres Zubehör oder Handy direkt eingesetzt werden. Kommen wir daher zum Wesentlichen - der Uhr selbst.
Der erste Eindruck ist sehr positiv, denn die Kiste ist im Vergleich zu vielen anderen Sportuhren wirklich gut verarbeitet. Die Flanken des Gehäuses sind sehr schick in Metall gehalten, und das Display kommt mit Gorilla Glas daher. Die fünf Knöpfe wirken ebenfalls sehr edel, bieten vernünftige Druckpunkte und ein gutes haptisches Feedback, Wirklich schön gemacht.
Bei der Uhransicht kan man zwischen verschiedenen Ansichten wählen, auch eine analoge Imitation ist dabei sowie eine Version mit ultraübergroßen Zahlen. Da sollte etwas passendes für jeden Geschmack dabei sein, wengleich es hier nicht um einen Beautykontest geht. Das Display ist schwarz/weiss und auf Funktionalität getrimmt. Fancy Color Optik gibt es anderswo, dafür ist die Polar absolut hervorragend ablesbar, denn der Kontrast ist um Längen besser als bei vielen anderen typischen Vertretern. Ein Hintergrundbeleuchtung für Nachtläufe findet sich ebenso. Sehr gut gelöst.
Das vorgestellte Modell stammt aus einem jüngeren Revisionsbatch, wie man an der kleinen schwarzen Abdecklippe erkennen kann. Darunter befindet sich der Anschluss für das Ladekabel.
Bei früheren Versionen (und einigen anderen Polaruhren) gab es Beschwerden über Korrosionsanfälligkeit der Buchse, da z.B. beim Schwimmen Wasser eindringen und zum Verlust der Konnektivität mit dem Stecker führen konnte, im Falle von Salzwasser wurden sogar Schäden an der Batterie gemeldet. Daher hat Polar den Anschluß nun extra geschützt. Heavy Duty U-Boot Technologie ist das nicht, aber vermutlich erfüllt es den Zweck.
Heavy Duty dagegen ist der Eindruck, den das Armband vermittelt - und dies ist das erste Ärgernis an der Polar.
Im Gegensatz zu vielen Berichten im Internet, die den Tragekomfort über den grünen Klee loben, bin ich nur mittelmäßig begeistert. Das liegt zum einen am Kautschukband. Polar wollte da sicherlich alles richtig machen - und hat es für meinen Geschmack trotzdem versiebt.
Zum einen ist der Bandanschluss proprietär (wenngleich Ersatzbänder beim Hersteller für19 Euro erhältlich sind und auch in Eigenregie gewechset werden können). Mal eben ein NATO dran wird vermutlich nicht gehen, zumindest nicht so einfach.
Und dies wäre für meinen Geschmack mehr als sinnvoll, denn das Band zickt in mehreren Sektionen rum:
Stabil ist es, keine Frage, und es wird sich unter keinen Umständen vom Arm lösen, auch bei Haiangriff vor Hawaii beim Ironman oder auf dem 8000er in Nepal.
Dafür ist es aber ein einziges Gezeter, das Ding umzuschnallen und wieder zu lösen, denn Polar hat da m.E einfach zu viele Sicherungen eingebaut.
1. Die Schließe wirkt wie ein Ratschenverschluss einer LKW Ladungssicherung. Geht garantiert nicht auf (auch wenn man es will) und lässt sich geschlossen nicht so einfach nachjustierten. Fein einstellbar ist es allerdings schon, da die Rasterungen recht praktikabel sind.
2. Das Band ist angeblich so konzipiert, daß man es auch über Kleidungsstücken, Neo, Winterjacke etc . verwenden kann. Dies ist quasi der Gegenentwurf zu den Uhren mit integriertem optischen Pulssensor, wie z.B. bei der Garmin Forerunner Serie, welche auf direkten Hautkontakt angewiesen sind. Gut und schön, aber dadurch ist das Band ultralang (auf einer Webseite wurde es als Größe M - XXXL ausgewiesen, dem kann ich nur zustimmen, andere Größen gibt es m.W. nicht).
Das wiederum führt dazu, daß das Bandende im normalen Berieb zwangsläufig übersteht.
3. Weiter nach oben schieben kann man die Sicherung leider nicht, weil man dort schon im Bereich der Bandintegration ist und die gegebene Breite eine Positionsänderung nach oben nicht zulässt.
Jetzt könnte man argumentieren, mit zu kleinen Handgelenken hat man halt Pech gehabt. Aber wenn man mal die üblichen Bilder im Netz durchforstet, findet man diesen "Bug" nahezu überall.
Dieses Detail wird nur selten erwähnt, kann einem den Spaß aber ganz schön verderben.
Daß ich mit der Ansicht nicht ganz alleine stehe, beweist ein Posting im Triathlon Forum, in dem sich jemand ebenfalls darüber beschwert und auch gleich das Problem aufzeigt :
Das abstippende Ende ist immer im Weg, vor allem wenn man z.B. einen Pullover auszieht. Noch schlimmer ist es bei eng anliegenden Sachen, beispielsweise einem Neoprenanzug beim Triathlon - geht für meinen Geschmack gar nicht.
Bin schon soweit das Ende abzuschneiden auch wenn es nicht schön aussieht, werde aber vll. erstmal ein Ersatzband bestellen und es dann am alten ausprobieren.
Auf die nächste Sicherung müsste man dann verzichten, was mir völlig egal wäre :
4. Auf dem Bild sieht man im oberen Bereich noch eine kleine Erhebung ganz am Rand, welche ebenfalls dazu dient, daß das Band unter keinen Umständen herausrutschen kann.
Schön gedacht, leider führt es dazu, daß die Fummelei noch heftiger wird, weil das Band ohnehin schon stramm eingefädelt ist. Daher hätte ich keine Skrupel, dort die Schere anzusetzen, zumal...
5. ..... der gut sichtbare rote Punkt nicht nur ein optischer Akzent ist, sondern ebenfalls Druck von oben auf das Band ausübt.
Dieses multiple Sicherungssystem ist bestimmt gut gemeint gewesen, aber m.E. schon paranoid und dadurch wenig praktisch. Fairerweise mus gesagt werden, daß man sich nach einigen Tagen durchaus daran gewöhnt und die Bedienung mit etwas Übung und ein paar Tricks einfacher und schneller wird.
Wenn wir schön beim Meckern sind -> Tragekomfort :
Die Uhr sieht für einen Sportwecker wirklich edel aus. Das leicht geschwungene Design macht schlank und wirkt formschön. Trotzdem ist die Uhr ein Klopper, genau wie viele andere
Uhren dieses Segments, wie z.B. die Tom Tom Cardio. Durch die schmale Linie wirkt sie durchaus elegant, aber in y-Richtung ist das Ding die reinste Tellermine. Sie versteckt die Länge sehr gut durch die Farbaufteilung und das Zusammenspiel mit dem Metallgehäuse, welches für sich alleine betrachtet durchaus zierlich ist. Bei genauerer Betrachtung sieht man jedoch, daß der "Motorraum" noch deutlich größer ist und bis in den Bereich des Bandanschlusses ragt. Die Länge bewegt sich daher irgendwo zwischen einer 50mm Flieger Nav B und einer Haftmine , nur eben mit sehr schlanker Hüfte. Dei Bauhöhe ist auch nicht gerade ohne, wenngleich es da noch hefitigere Modelle gibt. In z-Richtung macht da das erwähnte das Bandende aber den größeren Ärger.
Ich beschreibe das hier so ausführlich, um einen Gegenpol zu einigen Reviewern zu setzen, die tatsächlich behaupten, die Uhr wäre so elegant, daß man sie sogar zum Anzug tragen könne. Aber bitte, Jeder wie er´s mag.....
Jetzt ist aber auch gleich Schluss mit der Motzerei, nur ein Punkt noch :
Die V800 kann auch als AKtivitätstracker im Alltag dienen. Auf die Details können wir ein anderes Mal eingehen, der Funktionsumfang ist gigantisch. Hinsichtlich des Tragekomforts sei in dem Zusammenhang nur die Schlaffunktion erwähnt. Man kann tatsächlich die Schlafdauer und -qualität überwachen, was sogar erstaunlich gut funktioniert, alle Achtung. Allerdings bin ich sicher, daß ich die Uhr nicht dauerhaft beim Schlafen tragen werde. Dafür ist sie für mich einfach ein zu fetter Bolide.
So jetzt haben wir aber wirklich alle negativen Punkte abgearbeitet, die mir bislang aufgefallen sind.
Denn alles andere funktioniert wirklich hervorragend. Der GPS Tracker ist eine Wucht, die Darstellung genial und die Aufarbeitung in der Polar Flow Software klasse gemacht.
Über die Sinnhaftigkeit und Aussagekraft des Aktivitätstrackers im Alltag kann man viel philosophieren, die Sportfunktionen an sich sind aber so umfassend und professionell umgesetzt wie bei kaum einem anderen Modell.
Der Funktionsumfang ist schlicht unfassbar, so daß man sich in die Angebotespalette erstmal einarbeiten muss, um etwas wirklich Aussagekräftiges darüber schreiben zu können.
Daher vertagen wir die Detail auf später. Bisher gibt es da aber keinen Grund zur Klage.
Und das Wichtigste zum Schluss, ganz nach dem Motto "Quatsch mich nicht voll und langweile nicht mit Details - was bringt der Scheiß ? "
Was es bringt ? Ich war seitdem jeden Tag Laufen!