AHOI, Du NOMOS! Eine seeeeeehr ausführliche Vorstellung!!!

  • In den Jahren 1906 bis 1910 existierte in Glashütte eine Uhrenfirma namens Nomos-Uhr-Gesellschaft, Guido Müller & Co., die Schweizer Uhren importierte. Danach versah sie sie mit dem prestigeträchtigeren und profitableren Zusatz „Glashütte/Sachsen“ und vertrieb diese. Dies war der renommierten Firma A. Lange & Söhne ein Dorn im Auge und sie ließ diese Geschäftspraxis gerichtlich unterbinden. So musste die ursprüngliche Firma Nomos 1910 den Geschäftsbetrieb wieder einstellen.


    1990 kam der Düsseldorfer Roland Schwertner auf die Idee, die Marke NOMOS wieder zu beleben und meldete diese in Glashütte an. Es sollte zwei Jahre dauern, bis er seine erste Kollektion vorstellen konnte. Diese bestand aus den Modellen Tangente, Orion, Ludwig und Tetra, allesamt klassische Dresser.


    Eines dieser Modelle faszinierte mich von Anfang an, die Tangente und so wurde ich zum einen Fan der Marke NOMOS, zum anderen jedoch ein großer Fan dieser einen Uhr, die im Mai 1990 von der Designerin Susanne Günther entworfen wurde.


    Das Design dieser Uhr ist so klassisch und klar, dass es mich nicht mehr los ließ. Als großer Fan der Lehre des Bauhaus war das klar, folgte doch die Tangente der reinen Lehre von Gropius, die auf das Jahr 1925 zurückging.


    Ich wusste, dass ich diese Uhr eines Tages besitzen musste, doch war ich 1992 Student und damals kostete die Uhr fast 800 DM, was für mich ein komplettes Monatseinkommen war. Es dauerte daher fünf Jahre, bis ich sie dann endlich kaufen konnte.


    Ich bestellte sie damals bei einem Uhrenhändler, den ich nur vom Telefon kannte. Die Anzeige hatte ich in der Chronos oder dem Uhrenmagazin gefunden. 790 DM kostete mich die Uhr (der Listenpreis war zu diesem Zeitpunkt 970 DM). Ich fand das damals ziemlich mutig, zu Zeiten, als das Internet noch nicht alltäglich war.


    Und nach einigen Tagen erhielt ich ein Paket mit dieser Uhr:



    Da hatte ich meine erste Tangente. Sie wurde fortan meine Begleiterin für’s Büro und zum Anzug.


    Meine Leidenschaft für die Tangente war geboren. Es folge der normalen Tangente daher eine Tangente Sport Datum und eine Tangente Datum Gangreserve. Die Tangente Sport erwarb ich ganz normal bei meinem Konzi.



    Dieser machte mich darauf aufmerksam, dass man bei NOMOS nunmehr an einem Test teilnehmen könne. Man könne einen der Prototypen eines neuen Modells mit Gangreserve testen. Die Frage im Anschluss war, ob ich vielleicht Lust hätte, eine diese Uhren zu testen und so folgte die Gangreserve Prototyp:



    Das war eine tolle Aktion, da man die Uhr zu einem sehr guten Preis bekam und sich nur verpflichten musste, nach Ablauf des Tragetests ein Protokoll zu füllen, in dem man die Gangwerte eintrug, die Pro’s und Con’s aufzählte sowie persönliche Anmerkungen machte. Die Uhr durfte man dann zurückgeben und bekam sein Geld zurück oder man entschied sich, die Uhr zu behalten. Dann musste sie zum Check nach Glashütte zurück und kam mit frischem Band und frischer Garantie postwendend zurück. Sie blieb.


    Dann kam das Jahr 2004 und der Tangente Overkill sollte erfolgen. NOMOS entschied sich, eine Sonderserie aufzulegen, der Name Super 30: 30 Modelle, die jeweils zu 100 Exemplaren verkauft wurden sowie ein 31. Modell, das verlost wurde. Ich war im Tangente-Wahn und versuchte mit aller Macht, an möglichst viele Versionen zu kommen. Über diverse Konzis und viel Reisetätigkeit kam ich zunächst an drei Modelle:



    (Matschgrün)



    (Unterwasserblau)



    (Kohlrabenschwarz)



    (Kohlrabenschwarz nah)



    (Kohlrabenschwarz Rückseite)



    (Kohlrabenschwarz Verpackung)


    Die Uhren waren wirklich liebevoll gemacht und toll verpackt. Es war vor allem etwas völlig Neues, dass dieser Designklassiker plötzlich neu und farbig interpretiert wurde. Ich war begeistert.


    Aufgrund meines guten Drahts zu einer Verkäuferin eines großen NOMOS Konzis kam dann ein Viertes hinterher, das nicht frei verkaufte 31. Modell: Sonnengrau!



    (Sonnengrau)



    (Sonnengrau nah)


    Diese Uhr war natürlich das Highlight für mich, da sie extrem schwer zu bekommen war. Alle Uhren kosteten zu diesem Zeitpunkt übrigens 560 EUR. Das war der Listenpreis, den ich anstandslos für jedes Modell zahlte.


    Als Letzte im Bunde folgte dann die Tangente Kleinkredit, die bei Wempe zum 100. Geburtstag der Chronometerwerke nur mit einer 0% Finanzierung erwerbbar war. Das fand ich irgendwie lustig, also kam sie. Sie unterschied sich durch ein „%“-Zeichen bei der „6“ von der Serien-Tangente.



    (Kleinkredit)



    (Kleinkredit Verpackung)


    Somit waren in der Spitze acht Tangenten bei mir.


    Meine Affinität zu dieser Uhr ging so weit, dass mit meine Frau sogar einen Kuchen in der Form backen musste.




    Er war übrigens sehr lecker. Die Backmischung kam direkt aus Glashütte von NOMOS selbst.


    Dann kam die Zeit, in der die Uhren plötzlich immer größer wurden und die Tangente war mit ihren mageren 35mm Durchmesser plötzlich viel zu klein für mich. Also gingen alle Tangenten den Weg des Irdischen... Sie wurden verkauft.


    Alle...?


    Nein, eine – die Erste – blieb natürlich. Allerdings wurde sie nicht mehr getragen, weil sie mir im Kreise der großen Uhren einfach nicht mehr zeitgemäß erschien. Die Leidenschaft für das Design blieb aber.


    2010 bekam ich dann einen Tangente(n)-Rückfall. Da wurde der Tangomat GMT vorgestellt. Wieder schaffte ich es, in den Kreis der Tester des Prototypen aufgenommen zu werden und so kam wieder eine neue Tangente ins Haus:



    Diese testete ich ausgiebig und gab sie dann an NOMOS zurück.


    Aufgrund der Größe hatte ich zu diesem Zeitpunkt eigentlich mit NOMOS abgeschlossen. Ich verkaufte auch die letzte Tangente, meine Erste, weil ich sie nicht mehr trug. Das war 2011. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich sie 14 Jahre. Ich kann damit sagen, dass es die Uhr war, die es am längsten von allen bei mir ausgehalten hat.


    FUNKSTILLE!


    Im Jahr 2013 kam dann die AHOI Auf den Markt. Als ich sie zum ersten Mal auf den Pressefotos sah, dachte ich mir, dass sie jetzt bei NOMOS verrückt geworden sind. Was sollte bitte dieser komische Schnabel an der Flanke, in dem die Krone gefangen war? Aber die Größe von 40mm war interessant. Endlich gab es eine Tangente, die größentechnisch meiner absoluten Mindestanforderung entsprach und wasserdicht war sie auch noch.


    Also fing ich, sie mir schön zu gucken. Auf der Munichtime im November 2013 hat das noch nicht geklappt. Da störte mich der „Schnabel“ noch sehr, aber je länger ich die Uhr betrachtete, desto besser gefiel sie mir und der Wunsch, wieder eine Tangente zu besitzen, überwog. Ich ging auf die Suche und fand sie bei Chrono24. Dort hatte jemand aus Düsseldorf inseriert und wollte sich von Einer trennen, die er in einem Preisausschreiben einer bekannten Boots-Zeitung gewonnen hatte. Wir wurden uns schnell handelseinig und letzte Woche habe ich sie dort abgeholt.


    Nach einer Unterbrechung von fast drei Jahren bin ich jetzt wieder tangentiert. Und jetzt genug des Textes, Bilder:



    Zusätzlich zur Holzbox gibt es jetzt einen großen Briefumschlag.




    In ihm findet sich das komplette Zubehör zur Uhr. Sie wird mit einem zweiten Band aus Shell Cordovan und einem sehr wertigen Bandwechselwerkzeug ausgeliefert.




    Montiert ist im Auslieferungszustand ein Flechtband, wie ich es von meiner Kommunionsuhr aus den 80ern kenne. Sehr witzig!






    Ich finde die Uhr wunderschön. Sie ist eine moderne Interpretation eines Design Klassikers, den ich mittlerweile in einer Reihe mit Rolex Submariner, Omega Speedmaster und PP Calatrava sehe.


    Last but not least, der Wrist-Shot. Mit 40mm absolut tragbar für einen sportlichen Dresser:



    Danke für’s Reinschauen. Ich hoffe, es war nicht zu viel!



    Gruß,


    Oliver

  • Witzig - Tangomat Testuhr war auch mal in meinem Besitz und weil sie so schön war, kam das gleiche Modell
    auch noch mit Ruthenium-Blatt dazu.



    Irgendwann waren sie mir dann doch wieder zu klein und mussten mich leider wieder verlassen.



    Trotzdem - tolle Uhren und viel Spaß mit der Ahoi :blume:

  • Sehr schön geschrieben, man sammelt/fiebert/leidet förmlich mit!
    Das Design ist zeitlos und klassisch schön, wie es sich für eine Ikone gehört! :gut::blume:

    Grüße - Gerd... :wink:


    Sascha, Unvergessen!:blume:


    Kein Instagram, kein Facebook. Kein TikTok, kein anderes Gedöns, das ist ja wie ein Gefängnisausbruch! Herrlich!