Hallo liebes Forum,
nachdem die Vorstellung des GST Perpetual Calendar ein Vielzahl von Anfragen
und ein durchaus positives Feedback ausgelöst hat präsentiere ich Euch heute das zweite Review zum Thema GST-Linie.
Es handelt sich um die Ref. 3715 GST Chrono-Rattrapante die eine ebenso schöne wie interessante IWC Sportuhr ist.
Der Rattrapante-Mechanismus ist ja schon aus legendären Uhren wie dem Flieger-Doppelchrono Ref. 3711 / 3713 oder dem Portugieser Chrono- Rattrapante bekannt.
Es handelt sich um ein Modul, dass auf das IWC7922/79320-Chronokaliber auf der Rückseite aufgesetzt wurde. Es entstand das IWC Kaliber 79230.
Wie ich finde, so zeigen diese Uhren die Meisterschaft der IWC, selbst ETA-basierte Uhrwerke durch Zusatzmechanismen und Verfeinerung derart aufzuwerten,
dass man sicher im Fall der IWC nicht von einem reinen ETA-Einschaler reden kann!
Immerhin ist dieses ETA Grundkaliber ebenso, wenn auch durch ein Modul des Ewigen Kalenders (siehe Review Ref. 3756) und durch den
Minutenrepetitionsmechanismus ergänzt, in der Ref. 3770 Grande Complication zu finden.
Man sollte also genau hinschauen, bevor man abfällig von ETA-Einschaler spricht.
Denn die Entwicklung derartiger Zusatzmechanismen ist sicher ähnlich herausfordernd und anspruchsvoll verglichen mit der Entwicklung eines eigenen Uhrwerkes.
Nun aber zum eigentlichen Review:
Die Ref. 3715 wurde im Jahr 2001 zusammen mit der Ref. 3756 eingeführt und war ebenso, wie der Name schon sagt, ein Teil der 1998 lancierten GST-Reihe,
aus der teilweise bekannte und begehrenswerte Uhren hervorgegangen sind wie z.B. der GST Aquatimer Ref. 3536, der GST Perpetual Calendar Ref.3756 oder
die GST Deep One Ref. 3527 von 1999!
Die Ref. 3715 mit Stahl in Verbindung mit verschiedenfarbigen Zifferblättern und Titangehäuse mit schwarzem Blatt.
2001 gab es zunächst die Variante in Titan mit schwarzem Blatt sowie die Stahluhren mit rhodiniertem und saumon (lachs-)farbenen Zifferblatt:
(Quelle: IWC)
Wer sich noch an das erste Review der GST-Linie erinnert der weiss, dass es beim
Ewigen Kalender die gleiche Zifferblatt-Farbkombination gab.
Ab 2002 wurde das saumonfarbene Blatt durch die Varianten weiß. schwarz und blau ersetzt bzw. ergänzt. Die Uhr mit rhodiniertem Blatt sowie die Titanvariante
gab es bis zum Schluss, genau wie beim Ewigen Kalender auch, unverändert weiter.
Hier ein Bild der ab 2002 angebotenen Varianten der Ref. 3715
(Quelle: IWC)
Im Jahr 2004 wurde die Ref. 3715 letztmalig im Katalog angeboten.
Die Uhr kostete damals 17.309,10 DM oder 8.850 Euro (2001) und zuletzt 9.050 Euro (2004). Das im Jahr 2004 lancierte Sondermodell „Jan Ullrich“ kostete 9.600 Euro
(in der IWC Preisliste aus 2004 ist bei dieser Uhr ein Zahlendreher im Preis passiert, dort steht 6.900 Euro (siehe hier).
Nun aber, nach all den einführenden Worten und der doch eher trockenen Theorie zur GST-Linie und dem GST Chrono-Rattrapante, mein Review zu dieser Uhr,
in den natürlich auch wieder eigene Erfahrungen in „Live-Handling“ der Uhr mit eingeflossen sind:
1. Gehäuse und Band:
Das Gehäuse dieser Uhr ist natürlich das bekannte und kantige GST Gehäuse mit einer schier riesigen Glasfläche. Der Durchmesser liegt bei 43 mm und
die Höhe der Uhr bei 16,9 mm.
Auch bei dieser Uhr sind Gehäuse und Band gewohnt hochwertig und sauber verarbeitet. Polierte und satinierte Flächen wechseln sich ab und dadurch wirkt
die Uhr für eine Sportuhr sehr edel. Dieser Eindruck variiert je nach Zifferblattfarbe erheblich. den sportlichsten Eindruck macht die Titanvariante (s.u.)
Die Krone ist verschraubt und kann in zwei Positionen herausgezogen werden:
1. Rastung: Verstellen des Datums und des Wochentags (je nachdem, ob man rechts
oder links herum dreht)
2. Rastung: Sekundenstopp und Einstellen der Uhrzeit
Das Besondere dieser GST ist sicherlich der zusätzliche Drücker bei „10 Uhr“.
Dies ist der Split Second (oder Rattrapante-) Drücker.
Mit dieser Uhr ist es möglich Zwischenzeiten zu messen.
Wenn man den Chronografen startet, dann laufen die beiden großen Sekundenzeiger aus dem Zentrum der Uhr mit.
Hier eine Abbildung, auf der man die beiden Zeiger übereinander sieht:
Stoppminuten werden auf dem Hilfszifferblatt bei „12 Uhr“ angezeigt, die gestoppten Stunden bei „3 Uhr“
bei „neun Uhr“ findet Ihr die kleine Sekunde der Uhr.
Ausgangssituation:
Hier laufen, nach Beginn des Stoppvorganges, beide Stoppsekundenzeiger übereinander:
Wenn man währen dem Messvorgang nun den Drücker bei „10 Uhr“ betätigt, dann bleibt einer der Sekundenstoppzeiger stehen. Man kann nun
z.B. die Zwischenzeit in Ruhe notieren und dann, mit einem weiteren Druck auf den Drücker bei „10 Uhr“, die Sekundenstoppzeiger wieder zur Deckungsgleichheit bringen.
Die sonstigen Chronografenfunktionen (Start/Stopp bei „2 Uhr“, Nullstellen bei „4 Uhr“) sind wie bei jedem anderen Chronografen auch ausgeführt.
Die Chronografendrücker sind nicht verschraubt und halten doch 12 bar Wasserdruck stand. Sie lassen sich leichtgängig und mit präzisem Druckpunkt bedienen.
Besonders schön anzuschauen ist der gravierte und verschraubte Bodendeckel
der Uhr.
Mehr zum GST Gehäuse findet Ihr im Review des GST Perpetual Calendar.
Die Uhr wiegt in der Edelstahlausführung 190 Gramm und in Titan 139 Gramm.
Am Handgelenk sitzt diese Uhr auch bei kleinem Umfang (ich habe 16,5 cm) sehr gut. Das Band passt sich gut an und bildet ein Gegenpol zum Gehäuse, so dass
die Uhr nie kopflastig wirkt. Unter die Hemdmanschette passt sie, auch wenn es dann ein wenig spannt!
Mit dem Velcro-Klettband sieht das aber ganz anders aus. Damit wird die Kopflastig und ein lockeres Tragen der Uhr führt unweigerlich zu einem „Schlackern“ der Uhr.
Besser sieht es da bei der Benutzung des Kautschukbandes der späteren Aquatimer
Ref. 3538 usw. aus. damit bekommen diese Uhren eine sehr sportliche Anmutung und sie lassen sich mit diesem Band speziell im Sommer sehr gut tragen.
Dank der Gehäuseähnlichkeiten der GST und der AT kann man die Bänder nach Belieben variieren.
Das Design des Gehäuses setzt sich dann am Armband mit den polierten Mittelgliedern und satinierten großen Gliedern so fort.
Vielen ist das Band der GST-Serie wohlbekannt, da es den genial einfachen IWC-Bandmechanismus besitzt, den man noch heute an den aktuellen Uhren finden kann.
Eine Erläuterung zu diesem Mechanismus findet Ihr in den Classics und im Review der Ref. 3756
Das Uhrwerk
(hier mal in Einzelteilen…)
Im GST Chrono-Rattrapante Ref. 3715 tickt das Kaliber IWC 79230.
Es ist kein Unbekannter im IWC Portfolio! Versah es doch früher schon seinen Dienst z.B. im Doppelchronografen Ref. 3711 / 3711 usw. .
Auch heute noch findet man dieses Kaliber im Top Gun Doppelchrono.
Basis für dieses Uhrwerk war das ausgereifte Valjoux 7750.
Auf dieses Werk wurde der 1992 erstmals im Doppelchrono eingesetzte Rattrapante - Mechanismus auf der Unterseite aufgesetzt.
Das ist wieder sehr praktisch, da die IWC so auch ohne geeignetes eigenes Werk zur damaligen Zeit eine solche Uhr bauen konnte und zum anderen dieses Modul,
auf alle erdenklichen Werke aufsetzen konnte.
Das Rattrapante-Modul im Detail:
(Quelle: IWC)
Dieser Mechanismus ist in der aktuellen Ausgabe der "WATCH International" No.4 Dezember 2009
in den Top 10 der IWC Innovationen auf Platz 3 gekommen.
Weiter geht´s in Teil 2!