Liebe Lounger, ich weiß, das Thema ist wahrscheinlich schon hundert mal rauf und runter diskutiert, ich will aber als Würdigung einen kurzen Abriss meines Testes hier loswerden:
Oft habe ich ja nun gelesen, dass diese "Fakediskussionen" häufig mit dem Fazit enden: wenn man es nicht probiert hat, Fresse halten... Also habe ich mir die Mühe gemacht, es zu probieren, um dann die Fresse aber ganz weit aufreißen zu können...
Zunächst die Basis: aus den Sporties zählen zu meiner Sammlung 16700, 16753, 14060, 14000, Tudor 79260 (Tiger in weiss), nur um die wichtigsten Meilensteine zu nennen.
Dann habe ich mich aufs Glatteis gewagt:
1. Ich kaufte eine Marshmellow C Nettuno III als Vergleich zu 14060.
Die gesamte Uhr wirkt gegenüber der Krone irgendwie blingbling. Das Zifferblatt glänzt, das massive Band ist zwar schwer und soll den Eindruck von Wertigkeit vermitteln, es trägt sich aber auch genauso schwer und hakelig. Die Taucherverlängerung innerhalb der Schließe drückt diese weit nach oben, so dass man hinten häufig hängen bleibt mit der Uhr. Das Zifferblatt ist aufgeräumt (da stark angelehnt ans Original), die Lünette rastet zwar sauber aber ohne qualitativen Eindruck. Wie lange der gefüllte SL-Punkt da bleibt, wo er hingehört, kann ich nur vermuten, da er nicht gekapselt ist. Die Gangwerte sind ganz ordentlich, wie eigentlich von Eta gewohnt.
Fazit: Jeder mag das Klapperband der 14060 schlecht reden, im Vergleich zu Nettuno ist es aber vom Tragen her ein Traum, da halbmassiv und die Kastenschließe, wenn auch nur gebogen, im Deatail wesentlich besser gearbeitet. Die Lünettenrastung hat bei der Krone Safecharakter und vermittelt einen richtig wertigen Eindruck. Für ich glaube zur Zeit ca. 500,- € für die Marshmellow ist die Uhr in meinen Augen zu stark ans Original angelehnt, wobei es dieses um Welten nicht erreicht. Das Gehäuse und Band wirken massiv aber lieblos, denn wenn man beide Uhren nebeneinander legt, kriege ich bei der 14060 noch immer Herzklopfen .
2. Ich kaufte eine Steinhart Ocean GMT (im Vergleich zu 16700).
Auch hier das gleiche Spiel bei Band und Gehäuse. Alles sehr schwer und massiv aber ohne Charme, vom Trageverhalten ist das Oysterband an der 16700 in den Augen einiger vielleicht klapperiger, aber wesentlich angenehmer zu tragen. Das Zifferblatt der Steinhart wirkt größer und bulliger, dafür aber unschärfer. Wofür benötigt man an einer GMT-Uhr eigentlich 300m Wasserdichte und einen Leuchtpunkt bei 24h. Nun gut, der Tragetest hat auch hier einige Schwachstellen aufgedeckt, welche ich von der Krone nicht kenne: Der 24h-Zeiger bei der Steinhart ist nach dem Verstellen nie genau positionierbar, da er Spiel hat. das Würde mich auf Dauer krank machen. Das rot des Zeigers wirkt irgendwie ins rosa gehend, die Farbgestaltung der Pepsilünette bei Steinhart ist ebenfalls gegenüber dem Original 16700 sehr hart und es passt nicht zum 24h-Zeiger. Zumal, das kann man eigentlich leicht beheben, auf dem Zifferblatt einige Staubkörnchen waren. Die Lünette ist verglichbar der Marshmellow Lünette zu grob gearbeitet, die riesigen Zahlen darauf wirken billig. Ich empfinde das Drehverhalten der 16753 selbst ohne Rastungen ganauer und angenehmer als bei der Steinhart. Auch hier muss ich das Fazit finden: Es wirkt zwar alles klobig, groß und massiv an der Steinhart, als Klon aus Sub und GMT kommt sie aber bei weitem nicht an die Verarbeitungsqualität und den Charme der 16700 heran.
3. Ich kaufte eine Katastrophe : Kemmner Pepsi Diver. Diesen Diver habe ich sogar für den Test auseinander gebaut, da ich die schlechte Qualität nicht fassen konnte, zumal es ja wohl die Forumsuhr aus dem Nachbarforum ist...
Diese Uhr ist die mit Abstand schlechteste im Test gewesen . Auch hier ist erstmal alles sehr massiv und blingbling. Das Zifferblatt ist aber billig lackiert (dadurch spiegelt alles wie blöd) mit Einschlüssen im Lack und die aufgeklebten Indexe von Kleber verdreckt. Das Gehäuse und Band macht unter den drei Testkandidaten den aber besten Eindruck, obwohl die Verschraubung des Bandes (beidseitig) zu viel Spiel hat, so dass es immer am Band so aussieht, als seinen Schrauben lose obwohl sie fest ist. Das Gangverhalten war (o.k., es war eine neuwertige gebrauchte Uhr...) mit minus 20s sehr denkwürdig, obwohl die Amplitude o.k. war. Also, den Deckel auf und ran ans 2824-A2 – ich fass es nicht: Ja, es ist ein 2824-A2, aber noch die 17 steinige Variante ohne Sekundenstopp. Wenn eine Vintageuhr will, kaufe ich eine. Aber mit dieser Version des 2824-A2 (ich dachte eigentlich die 17 steinige Version sei eingestellt) kann man eigentlich keine Werbung machen: unfinissiertes Auftreten, Oberflächen verkratzt, Schraubenköpfe unsauber, Gangverhalten ohne Feinverstellung schwerlich regelbar... Im Gehäuse von 43mm-Durchmesser wirkt dieses Werk winzig. Der fette Werkhaltering kann da auch nicht wirklich einen guten Eindruck verleihen, da dieser ich weiß nicht wo gefräst wird, aber man sollte mit ihm vorsichtig umgehen, wenn man keine Metallsplitter im Finger haben möchte. Außerdem wird der Werkhaltering einfach um das Werk gepresst und dann wirkt die gesamte Bauart durch den Druck des Deckels beim Verschließen gegen den Werkhaltering nach unten gedrückt... Sensationell, ohne Schrauben gehts mit nem Metallhaltering also auch...
Auch hier das Fazit: Für neu mehr als 230,-€ ist die Uhr eine Katastrophe. Von weitem optisch ganz annehmbar, aber wenn man die Details näher betrachtet, eine volle Katastrophe, welche ich nicht einen Tag am Arm tragen würde. Diese Uhr habe ich nicht mal mehr wieder zusammengebaut, sondern das Eta ausgebaut und eingelagert (vielleicht benötigt man irgendwann mal ein Ersatzteil für dieses Werk...) und den gesamten Rest einfach weggeschmissen (ich weiß es klingt komisch), aber ich war nach Sichtung des Zusammenbaus richtig wütend, wie man in meinen Augen so schlechte Qualität überhaupt funktionsfähig zusammenkriegt. Kann ja durchaus möglich sein, dass schon mal jemand an der Uhr gebastelt hat. Die Prinzipien wie das lackierte Blatt mit Blasen und Einschlüssen und die verklebten Indexe und der tolle Werkhaltering sind katastrophal im Vergleich zu 14060 .
So, nun habe ich alle drei Kandidaten getestet und ich kann hoffentlich mitreden. Die ersten beiden Uhren habe ich jeweils nach ca. 3 Tagen Tragen jeweils für den gleichen Preis wieder verkauft wie ich eingekauft hatte, die Kemmner (hier aus dem Sales Corner) wie schon beschrieben demontiert und vernichtet, da ich diese Uhr nicht mal weiter verkaufen wollte, denn ich hatte zu große Sorge, das dann Reklamationen vom Käufer kommen würden . Der Verlust beläuft sich damit auf 130,-€ für die Kemmner, als der Reichtum an Einsicht ist für mich unschätzbar: Keiner, aber auch wirklich keiner der drei Testkandidaten kann den Kronen das Wasser reichen. Wenn ich Schulnoten verteilen sollte, würde ich der Steinhart eine 2-, der Marshmellow eine 3- und der Kemmner eine glatte 6 geben. Für mich steht fest, dass ich keine der drei Uhren in der Sammlung haben möchte, wobei ich nicht nur Kronen sammle sondern auch IWC Ocean 2000 und 500, Yacht Club, Omega Seamaster 300 etc. mein eigen nenne.
Heute morgen beim Schreiben dieses Beitrages trage ich gerade die 14060 Tritium und ich bin sehr froh, genau diese Krone zu besitzen und den Rest an "angelehnten" Uhren nicht mehr zu besitzen...
Würde man den Neupreis aller drei Uhren zusammenrechnen, so bekommt man wahrscheinlich schon eine gute 16030, an der Mann dann wirklich Spass haben kann...