Liebe Uhrenfreunde,
nachdem ein Gewittersturm das wochenendliche Grillen jäh beendet hat, bleibt nun Zeit für den vierten Teil meines Abgesangs auf die Taschenuhr...
Das Ende der Taschenuhr - Teil 1
Das Ende der Taschenuhr - Teil 2: Omega De Ville
JLC: Das Ende der Taschenuhr - Teil 3: JLC Frackuhr Kal. 818/2
...möchte ich an dieser Stelle die Zenith Frackuhr Kal. 2530 vorstellen:
Heute ist Zenith ja den meisten nur noch als Chrono-Marke ein Begriff - das legendäre El Primero überstrahlt da vieles in der aktuellen Kollektion, wie auch in der Vergangenheit des Unternehmens. Auch bei mir fanden sich Zeniths bisher nur als Chronographen ein, zunächst in einer eher klassischen Form als El Primero Class Chrono:
Neuzugang: Der Chrono-Klassiker - Zenith El Primero Chronograph
Aktuell dann der Baumgartner-Chrono mit der Zehntelsekunde:
Neuzugang mit Hindernissen - Zenith Stratos Striking 10th
Nun wurde das El Primero erst 1969 vorgestellt, zu einer Zeit also, als Zenith bereits auf mehr als 100 Jahre Uhrenbau zurückblicken konnte. Und in dieser Zeit hatte Zenith nur sehr am Rande mit Chronographen zu tun, sondern mit möglichst präzisen Dreizeigeruhren - zunächst als Taschenuhren, später dann als Armbanduhren. Und gleichzeitig leitet das El Primero zunächst eher den Niedergang ein, denn einen großen Aufschwung: Anfang der 1970er Jahr gehörte Zenith zu den ganz großen Herstellern, auf Augenhöhe mit Omega oder Rolex was die Produktionszahlen anging. Doch die Quarz-Krise traf das Unternehmen besonders hart, so dass der gleichnamige amerikanische Mutterkonzern schließlich sogar die Einstellung der Produktion mechanischer Uhren beschloss - zudem sollten alle (nun ja obsolet gewordenen) Werkzeuge und Formen entsorgt werden.
Leitende Mitarbeiter, allen voran Charles Vermot, haben den Befehl von oben schlicht ignoriert und die Werkzeuge und Formen versteckt. Und das ist kein Urban Myth - jedem Uhrenfreund sei diese fantastische Foto-Reportage von James Dowling (timezone) sehr ans Herz gelegt:
The Attic, a trip to watchmaking's past
Ich habe diesen Bericht schon mehrfach verlinkt, wer ihn noch nicht kennt: Das ist eine Lesebefehl! - die Story gehört zu den besten der jüngeren Uhrengeschichte, ist absolut authentisch und kein PR blabla .
Der Rest ist dann bekannt, 1978 kam die Wiedergeburt, zunächst als Zulieferer für Ebel, dann wieder mit eigenen Uhren und schließlich 1987 der Vertrag mit Rolex für die erste Automatik-Daytona.
Aber zurück in die Zeit vor dem El Primero, denn aus dieser stammt die vorgestellte Taschenuhr. In diesen Jahren galt Zenith eher als eine konservativ-verstaubte Marke, quasi am anderen Ende der Coolheits-Skala wie zu Nataf-Zeiten
Diese Frackuhr ist wiederum praktisch eine Taschenuhr-Version eines gängigen Armbanduhr-Designs. Typisch für eine Frackuhr ist sie mit ca. 41 mm Durchmesser und unter 10 mm Höhe eher klein und schlank. Als Werk hat man ein Kal. 2530 verwendet, ein relativ modernes Werk (Bauzeit 1964-67), dass deshalb schon vergleichsweise groß war (25,6 mm Durchmesser), eine lange Gangreserve hatte (49 Stunden) und mit 21.600 A/h die traditionellen Slow-Beater mit 18.000 A/h bereits hinter sich ließ.
Das Edelstahlgehäuse war ein Merkmal für das Preissegment - auch damals zielte man mit dieser Uhr eher auf preisbewusste Kunden, das war also nicht die Liga der in dieser Reihe vorgestellten IWC oder JLC, sondern vergleichbar mit der Omega De Ville TU. Dies schlägt sich auch in den heutigen Preise nieder, die im gerade dreistelligen Bereich liegen.
Soweit zur Geschichte, nun ein paar Bilder:
Das war es jetzt zunächst einmal mit dem modernen TU-Vierling:
Die Bilder vom Werk folgen gleich noch.
Gruß,
Christian