Goldene Herbststrahlen - IWC Taschenuhr Ref. 5205

    • Offizieller Beitrag

    Liebe IWC-Freunde,


    anlässlich von Post Nummer 1000, auch hier nochmal etwas besonderes. Ich bin ja bekanntermaßen ein Grenzgänger, was die IWC-Geschichte angeht. Von knapp 100 Jahre alten Taschenuhren über Klassiker der Vor-/Nach-Quartzkrisen-Zeit, den Ikonen der späten Blümlein-Ära bis hin zu Modellen aus der Richemont und - Jehova - aus der Kern-Zeit bis hin zur aktuellen Kollektion.


    Bei dieser Bandbreite muss man natürlich Schwerpunkte setzen. Ein Fokus hatte ich vor einiger Zeit mal vorgestellt, nämlich die GST-Reihe (und deren Aquatimer-Nachfolger). Der zweite Schwerpunkt ist etwas komplett anderes und wesentlich spezieller. Die Eckpunkte:


    - Taschenuhr
    - Lépine
    - Dreizeiger
    - ab 1945
    - Klassische Brückenwerke


    Schon speziell, hat aber einen großen Vorteil: Da gibt es nicht so viele, zum Sammeln also ein realistisches Gebiet - und der Geldbeutel wird auch (minimal... :rolleyes: ) geschont.


    Innerhalb dieses Segments gab es zwei unterschiedliche Phasen: Von der Nachkriegszeit bis zum Beginn der Quartzkrise brachte IWC immer wieder ganz minimalistisch-nüchtern gestaltete Frackuhren in Gold und Stahl heraus, deren Zifferblätter entweder einen Calatrava-Stil hatten oder noch schlichtere Stabindices. Diese Uhren waren die Nachhut der Taschenuhr als echte Trageuhr, z.B. für Abendveranstaltungen.


    Mit Beginn der Quartzkrise änderte sich der Ansatz und das Design: Durch Quartz wurden Taschenuhren von der Technologie von gestern zu einer von vorgestern. Entsprechend sollten neue Taschenuhren nicht mehr mit Alltags-(Armband-)Uhren konkurrieren, sondern wurden komplett in den antiken Liebhaber-Bereich abgeschoben. Daraus erwuchsen Dinge wie Komplikationen, skelletierte und gravierte Werke und vor allem eine Rückbesinnung zu eher historischen, römischen-barocken Zifferblättern und Zeigerspielen. Diese Uhren waren dann das letzte Aufgebot der Taschenuhren, bis sie 2007 komplett verschwanden.


    Zwei Highlights aus der zweiten Generation hatte ich in letzter Zeit hier vorgestellt - die Ref. 5305, besonders durch ihren Glasboden mit Sprungdeckel, und die Ref. 5201, die letzte Taschenuhr, die IWC im Programm hatte.


    Heute folgt nun ein Highlight der ersten Generation, auch hier ein Modell, das diese Periode von Taschenuhren bei IWC abschloss: Die Referenz 5205. Diese Uhr war nur kurze Zeit Anfang der 70er Jahre im Programm und fiel dann der Quartzkrise zum Opfer. Besonders an dieser Uhr ist (ähnlich wie bei ihren Vorgängern Ref. 244 / Ref. 5202 aus den 60er Jahren) das Zifferblatt: Golden und mit einem wunderschön schimmernden Sonnenschliff - eine Taschenuhr, wo das Zifferblatt optisch mit den Werken mithalten kann.


    Das Datenblatt hatte ich ja bei der Vorstellung der 5305 schon gezeigt:



    Das hatte Folgen :G - ein paar Emails, ein schneller virtueller Handschlag und plötzlich war ich stolzer Besitzer einer Ref. 5205. Übrigens dieselbe Uhr, die mir noch vor einem Jahr durch eBay-Legasthenie durch die Lappen gegangen war. Aber es gibt ja noch Leute, die der Jugend eine zweite Chance geben ;) .


    Diese Uhr dürfte in der ersten Hälfte der 70er Jahre ausgeliefert worden sein, das Werk wurde 1972 produziert und stammt aus dem vorletzten Produktionslauf, den IWC von den 95x-Werken gebaut hat - Kal. 952, also mit Stoßsicherung und vernickelt.


    Bilder dieser Werke habe ich ja schon öfters gezeigt - wer es nicht mehr sehen kann, muss da jetzt einfach durch :G :

















    Gruß,
    Christian

  • Hallo Christian,

    diese TU ist Deiner 5205 ähnlich, zumindest das Ziffernblatt und das Uhrwerk. Da die Uhr sehr dünn ist, müsste es ein 95er sein. Sie wurde 1970 gekauft. Wenn Du mehr über dieses Modell weißt, dann würde ich mich über Deine Antwort freuen. Übrigens, Deine Beitrage hier haben mich zum Kauf dieser Uhr inspiriert.

    Viele Grüße



    • Offizieller Beitrag

    Sehr schöne Taschenuhr, Glückwunsch :gut: :blume:


    Diese Uhr ist tatsächlich aus der gleichen Zeit wie meine Ref. 5205 von oben - bei Deiner Uhr handelt es sich um eine Ref. 5202, wie sie im Katalog von 1972 hier auf der rechten Seite abgebildet ist:



    Erkennbar am angeschrägten Gehäuse und dem charakteristisch geformten Pendant. Die 5202 ist dabei die flache Version mit einem Kaliber 952, es gab diese Uhr auch in "dick" als 5202 mit einem Kaliber 972.


    Beim Zifferblatt gab es diverse Varianten, wobei das Zeigerspiel und der Sonnenschliff allen Versionen gemein zu sein scheint. Das Layout Deines Blattes siehst Du links auch im Katalog aufgeführt, da wurde dann munter kombiniert. Die Teilenummer des versilberten Zifferblatts ist 95316 und da wurde fast immer mit den Baton-Zeigern ausgeliefert,



    Viel Freude mit der IWC TU!

    Christian

  • Vielen Dank Christian für die so schnelle und informative Antwort! Ich freue mich darüber, mich endlich heute hier angemeldet zu haben. Meine zweite IWC TU hast Du mit Deiner Antwort auch schon gestreift. Sie hat ein matt-goldenes Ziffernblatt, ohne den Sonnenschliff. Sie könnte ein paar Jahre früher entstanden sein, hat aber schon die Stoßsicherung, also ein 972 Werk. Beide Uhren traue ich mich nicht zu öffnen, da die Deckel recht stramm sitzen und ich nichts unnötig, nur wegen meiner Neugierde, zerkratzen möchte. Von der zweiten etwas größeren Uhr (45 mm) habe ich das Werk ohnehin auf einem Foto vor dem Kauf gesehen. Die Werke von IWC sehen schon sehr schön aus. Ein Uhrentraum von mir ist schon seit 2003 die Portugieser 1993 jubilee in Gold, doch bisher konnte ich mich nie durchringen, so viel Geld für eine Uhr aufzubringen, zumal es ähnliche Werke in viel preiswerteren IWC TUen gibt.

    Liebe Grüße

    • Offizieller Beitrag

    ... schönes Duo, die passen gut zusammen :gut:


    Betrachtet man nur die "Materialkosten", dann sind solche Nachkriegstaschenuhren kaum zu schlagen, gerade wenn man goldene Uhren kauft - da liegt man preislich meist nicht so weit weg vom Goldpreis. Und wenn man diese Uhren schon vor einigen Jahren gekauft hat, dann übersteigt allein der heutige Goldwert die Anschaffungskosten.


    Trotzdem habe ich den Kauf der 5441 nie bereut, denn das ist eine extrem schöne Uhr, die zu heutigen Hype-Zeiten immer noch noch vergleichsweise günstig ist (gerade im Quervergleich mit modernen Uhren der bekannten Marken). Und man trägt sie eben doch öfters, als eine Taschenuhr.


    comp_DSC_0885-02_zpsacfc591b.jpg


    comp_DSC_0889-03_zps3ab14474.jpg


    Die Jubiläums-Portugieser kommt einer perfekten Uhr schon ziemlich nah...


    Gruß,

    Christian

  • ... ist alles absolut richtig. Es ist schön, dass diese IWC "nur" die fast perfekte Uhr ist. Absolute Perfektion erzeugt in mir nie die eigentlich gewünschten Emotionen, das bezieht sich nicht nur auf Zeitmesser. Viel Freude weiterhin an dieser traumhaften Jubiläumsuhr.

  • Hallo Christian,

    gerne würde ich Dir noch folgende Fragen zu Deiner Portugieser Jubilee stellen: Sind die originalen Zeiger der goldenen Variante aus massivem Gold oder vergoldet? Die Zeiger Deiner Uhr haben eine tolle Längsstruktur, sind sie original? Ich meine mich zu erinnern, dass es Probleme mit dem Anlaufen der Zeiger gab.

    Viele Grüße von Armin

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Armin,


    diese "Struktur" auf den Zeigern bei meinen Fotos sind nur Spiegelungen - das sind die Sonnenblenden des Balkons, die sich da gefangen haben. Beim Material der Zeiger bin ich spontan überfragt, müsste ich mal schauen, ob das irgendwo steht. Ich hatte bisher keine Probleme mit angelaufenen Zeigern, kenne aber solche Fälle - das lässt sich aber relativ leicht beheben. Hier gibt es ein vorher-nachher Bild nach einer Reinigung der Zeiger:


    https://forum.watchtime.ch/viewtopic.php?t=71209&start=45


    Gruß,

    Christian

  • Guten Morgen Christian,


    wie echt und auch zu den Zeigern passend diese zufällige Spiegelung wirkt, beeindruckend. Die Info mit den Goldzeigern ist nur interessehalber, da ich weiß, dass bereits die frühen Lange und Söhne Uhren extrem fein gearbeitete Zeiger aus hochkarätigem Gold haben.


    Einen schönen Tag

    Armin