Neuer Chef - neuer Wind?!

  • Die Marke A. Lange & Söhne hat ja seit Anfang des Jahres einen neuen CEO namens Wilhelm Schmid.
    Dieser gab nun in einem Interview der Wirtschaftswoche gegenüber an, dass er es sich durchaus
    vorstellen könnte, die Uhren von A. Lange & Söhne auch über das Internet zu vertreiben.
    Sicher noch nicht kurzfristig, dazu steht man wirtschaftlich derzeit wieder zu gut da, aber mittel-
    bis langfristig sei das eine realistische Option!
    Diese Nachricht erstaunte mich schon ein wenig, da ich gerade eine eher konservativen Marke wie
    Lange so eine Absicht (noch) nicht zugetraut habe.


    Ich finde dieses Thema sehr spannend, habe aber noch so meine Probleme mit dem Kauf von
    Luxusprodukten im Netz. Immerhin fehlt da ja das Kauferlebnis, wie man es z.B. beim Konzi
    hat.
    Was denkt Ihr?



    Gruß!


    Sascha

  • Also ich finde ALS und Internet passt nicht zusammen. Ausser man gibt den Konzischnitt an den Endkunden weiter LOL!
    Apropos, beim Konzi gibts ja ab und an doch ein paar Punkte Nachlass, das wirds direkt bei ALS uebers Netz dann wohl eher nicht spielen....

  • Da bin ich aber mal gespannt wie die Konzis darauf reagieren.


    Wenn der Preis dann auch noch günstiger ist . . .


    Es wird die Uhr beim Konzi begutachtet, zur Probe getragen, über den Preis verhandelt, Informationsmaterial mitgenommen und dann über das Internet gekauft.



    :grb:



    Zum Service geht man dann wieder zum Konzi, weil es bequemer ist.



    :maul:

    • Offizieller Beitrag

    Außer man macht es nach alter Ebay Manier und gibt einfach einen Preisvorschlag ab :rolleyes:


    Eigentlich ist diese Aussage doch ein Schlag ins Gesicht für jeden Konzi der diese Uhren/Marke führt.
    Denn wie bereits erwähnt streift Lange&Söhne dadurch selbst die Händlermarge ein.

  • Moin,


    Von AL&S hört man ja immer die gleiche Leier wenn man das Thema Verkäufe und Positionierung nachfragt.
    Trotzdem wurden noch bis vor 2 Jahren regelmässig immer wieder Mitarbeiter aus Sachsen in die verschiedenen Richemont Ableger in der Schweiz beordert. ;)
    AL&S hat ja in den letzten Jahren ein Knaller nach dem anderen auf dem Markt gebracht und im Bereich der Haute Horlogerie bestimmt keine Probleme diese Uhren gut zu verkaufen.


    Eine Lange Uhr aus dem Netz?Wozu? Wo glaubt Herr Schmid dafür einen Markt zu sehen?
    Ich kann dieser Überlegung nicht folgen.
    Fakt ist. AL&S hat es in den letzten Jahren sträflich vernachlässigt ihre Boutiquen weltweit an die neuralgischen Stellen zu platzieren.
    Der Markt ist schon mal futsch. Die Messe ist gelesen, auch nicht durch eine ad hoc Internetverkaufsaktion.


    Ich kann mir nicht vorstellen dass das 'Flair' einer Lange man im Netz verkaufen kann.


    Dazu gehören für mich holzgetäfelte Verkaufsräume mit hochwertiger Auslegeware, Kristalllüster und zeitgenössische Gemälde aus der Hochzeit sächsischer Bau und Kunstkultur.
    Perfekte geschultes Personal und immer einen kompetenten Uhrmacher in der Boutique sind selbstverständlich.
    Gerade die Modellausrichtung der letzten Jahre schliessen für mich einen Verkauf via Netz aus.

  • Ausser man gibt den Konzischnitt an den Endkunden weiter LOL!


    Träum weiter ;)


    Dazu gehören für mich holzgetäfelte Verkaufsräume mit hochwertiger Auslegeware, Kristalllüster und zeitgenössische Gemälde aus der Hochzeit sächsischer Bau und Kunstkultur.
    Perfekte geschultes Personal und immer einen kompetenten Uhrmacher in der Boutique sind selbstverständlich.
    Gerade die Modellausrichtung der letzten Jahre schliessen für mich einen Verkauf via Netz aus.


    Hohe Ansprüche - Bei einer Manufaktur wir ALS aber auch mehr als berechtig :gut:

  • Im Grunde muss ja erst mal eine Stufe vorher angegangen werden - Kundenkontakt, Information und Beratung des Kunden via Online-Medien. Hier kann man doch eine wunderbare Vorarbeit leisten und damit das echte "Erleben" vorbereiten. Allerdings will Lange hier ja keinen Cent in die Hand nehmen ... dann wird alles anderen im Reich "Online" auch nichts. Aber wenn man sich auch nicht helfen lassen will, muss man sich nicht wundern.

  • Im Grunde muss ja erst mal eine Stufe vorher angegangen werden - Kundenkontakt, Information und Beratung des Kunden via Online-Medien. Hier kann man doch eine wunderbare Vorarbeit leisten und damit das echte "Erleben" vorbereiten. Allerdings will Lange hier ja keinen Cent in die Hand nehmen ... dann wird alles anderen im Reich "Online" auch nichts. Aber wenn man sich auch nicht helfen lassen will, muss man sich nicht wundern.


    So isses Marcus. Recht hast du. Letzten Endes macht lange doch so wie es ist gutes Geschäft und wahrscheinlich interessiert sie wie auch die meisten Kunden von Lange das ganze Internet herzlich wenig...

  • Es gibt Produkte die sich aus ihrer eigenen Art heraus nicht besonders gut für den online Verkaufsweg eignen.
    Bei Lange zählt das Einkaufserlebnis beim Konzi für die werte Kundschaft sehr viel.... mit dem jetzigen Image und Preisgestaltung
    ist dieser Vertriebsweg nichts für sie.....

  • Nun, ich glaube auch, dass man den Begriff "Verkaufen" etwas erweitern sollte.
    "Verkaufen" umschreibt ja nicht nur den Vorgeng des Besitzerwechsels "Geld gegen
    Ware".
    Es fängt schon wesentlich früher an, z.B. bei der Informationsbeschaffung und
    Meinungsfindung der potentiellen Kunden.
    Hier bietet das Internet, wie Marcus schon treffend bemerkt hat, absolute Alleinstellungsmerkmale
    gegenüber allen anderen Medien!
    Interaktion bietet nämlich sonst nur der Kontakt zum Konzessionär.
    Die heute noch viel genutzte Werbung in Zeitschriften z.B. erreicht weit weniger als es PR
    im Internet kann.
    Zudem ist das Netz rund um die Uhr von nahezu jedem belebten Ort der Welt aus
    zugänglich.


    Die heutigen Kunden der hochwertigen Marken kommen aus einer Zeit, in der an das Internet
    nicht zu denken war. Übrigens trifft das auch auf viele Leute innerhalb der Marken zu...! :rolleyes:
    Daher spielt das Thema Internet noch immer nicht die Rolle, die es könnte!
    Streng genommen verkaufen die Marken ihre Produkte ja schon über das Netz!
    Nein, nicht über die diversen Grauhändler! Sondern über reich bebilderte Beiträge und den Info-Austausch
    in Foren wie diesem hier (... oder sollte ich eher sagen über die Weitergabe der Infektion mit dem
    Uhren-Virus bzw. der damit verbundenen Begeisterung?!) Sowas fesselt die Menschen tausendmal mehr
    als irgend eine Printwerbung!


    Die künftigen Kunden von Luxusprodukten werden sämtlich Internet-Natives sein und für diese
    Menschen ist das Netz natürlicher Teil des Lebens. Ohne geht es nicht mehr.
    Und das wird unseren Blick auf das Thema "Vertrieb über das Internet" in den nächsten Jahren
    erheblich verändern!


    Luxus-Autos, Häuser und sonstige Immobilien, Edel-Klamotten und teure Lederwaren gibt es schon
    offiziell im Netz. Warum nicht auch Uhren?
    Der Kunde konfiguriert seine Uhr online (mit weitaus emhr Möglichkeiten als bisher), kann dabei
    persönliche Beratung nutzen und holt die Uhr dann in einer Markenboutique ab oder lässt sie sich
    schicken. Ganz nach Belieben. Und das spezielle Erlebnis bekommt er dann eher über die individuelle
    Betreuung in den Communities z.B. in Form durchaus realer Events für Kunden.
    Das ist prägender als jeder (machmal auch frustrierende) Kauf bei einem Konzi.


    Ich bin sehr gespannt, was da noch so alles kommen wird! Wir sind schließlich Teil des Ganzen!



    Gruß!


    Sascha

  • Hohe Ansprüche - Bei einer Manufaktur wir ALS aber auch mehr als berechtig


    Apropos 'hohe Ansprüche'
    Auf den letzten beiden Besuchen des Genfer Salons durfte ich auch die hervorragende Gastfreundschaft von AL&S geniessen.
    Von der persönlichen Begrüßung vom Chef (J. Schaper / F. Krone) war die Führung, immer von kompetenten Uhrmachern des Hauses begleitet , perfekt.
    In sehr kurzer Zeit wurde technisches Know How basierend auf der Geschichte alter Meister in diesem Gewerbe sehr faszinierend vermittelt (war ja auch niemand aus der PR Abteilung da ;) )
    In München auf der Munich Time hingegen fährt man mit Dummies (Lange 31 Tage Werk) auf, und auf die Frage warum die Zeitwerk nicht läuft auf einer Ausstellung wie der Munich Time, erzählte mir man auch, ' dies sei ein Vorserienmodell und läuft noch nicht nach den Vorstellungen des Hauses' :( Chapeau (konnte man sich wirklich nicht vorstellen, dass potenzielle Kunden gerade wegen diesem Model mal auf der MT vorbei schau'n)
    Daran kann man schon erkennen wie groß die Lücke zwischen dem Produkt und dem Kunden ist.
    Ganz in der Tradition veralteter Strukturen überlässt man den Endkunden dann doch lieber den Konzessionären.


    Sorry, aber bei diesen Produkten können die Ansprüche nicht hoch genug sein.

  • Genau so She ich das auch! :gut:


    Dien Ansprüche an den Service, zu dem ich auch die Beratung zähle, sollten der Marke und
    den Produkten entsprechen!
    Bisher scheint aber der Großteil der Kunden derartiger Luxusprodukte initial ausschließlich
    über die Optik bzw. das Design zu gehen.
    Technik ist da eher etwas für's Auge (daher bieten mittlerweile nahezu alle guten Uhrenmarken
    transparente Böden an) denn für das Verständnis!
    Daher kann man solche Kunden auch mit Dummies ködern.
    Ich selber habe in der Lange Boutique in DD schon Dummies (z.B. der Zeitwerk und des Jahreskalenders)
    in die Hand bekommen wohingegen Wempe schräg hinter der Frauenkirche schon die funktionierenden
    Uhren vorzeigen konnte.
    Der Kunde wird immer informierter und fordert künftig sicher immer tiefer gehende Beratung.
    Schließlich ist die etwas altmodische und "langsame" Mechanik einer der Hauptgründe für Viele,
    sich in unserer schnelllebigen Zeit, in der man immer mehr nicht versteht, eine so teure Uhr zu kaufen.
    Saus diesem Grund müssen sich künftig Marken und Einzelhandel umstellen. Das Argument "... die steht
    Ihnen aber gut...!" wird dann nicht mehr reichen!
    Auch hier kann das Internet punkten! Schöne Animationen wie z.B. ein Flug durch ein Uhrwerk machen
    die Technik wieder verständlich, schaffen Kenntnis und Respekt für die Detail- und vor allem Handarbeit
    und somit Faszination. Und genau das ist es, was Luxusprodukte u.a. attraktiv macht.


    Gruß!


    Sascha

  • Den Verkauf über das Internet kann ich mir durchaus erfolgreich vorstellen, wenn gleich hierzu noch die eine oder andere Vorarbeit geleistet werden müsste. Z.B. noch mehr (unverbindliche) Touchpoints für potentielle Kunden, um die Uhren mal an den Arm zu legen, auch das ein oder andere App mit Detailinformationen und technischen Features ist sicherlich hilfreich.


    Der Verkauf über das Internet ist ja bereits erfolgreich, wenn auch (derzeit noch) meist im Zweiten/Grau-Markt. Die Mehrzahl der Käufer ist vermutlich nicht aus Europa, aber dies paßt doch gut in den Trend.


    Zahlen aus 2009 sprechen eine deutliche Sprache (Marktanteil nach Wert; schweizer Uhren):


    Hong Kong 16,30% + China 5,29% + Singapore 5,37% + Japan 5,79% = Asien 32,75% (Tendenz steigend) Wo kaufen denn eigentlich die Inder ein? ...
    USA 11,8% (Schwächer als die Jahre zuvor; allerdings bekommen die auch eine nicht unerhebliche Menge an "Grauware" aus Hong Kong, zu mitunter unschlagbaren Preisen rübergeschoben ... :eek: )
    Wieviele der derzeitigen Verkäufe in Europa gehen wohl ebenfalls an Asiaten, die auf der Durchreise sind?!


    Wo kaufen eigentlich die sogenannten Emerging Markets - Afrika, Indien, Latein Amerika, ...?!


    Neue Kunden werden auch neue Vertriebswege mit sich bringen. Der Reifegrad der Märkte ist sehr unterschiedlich und innerhalb der Märkte gibt es kaum Homogenität was die (potentiellen) Kunden angeht.
    Junge Reiche aus den Emerging Markets kann ich mir z.B. sehr gut als potentielle Internetkunden vorstellen - für den Premium- u. Luxusuhrenmarkt. Was die eigentliche Haute Horlogerie angeht habe ich noch meine Bedenken.
    Die "Einstiegsuhren" bei Lange sollten aber durchaus möglich sein ...


    Wir können hier diskutieren so viel wir wollen, dass "Glück" der Uhrenhersteller liegt Kurz- u. Mittelfristig nicht bei uns deutschen Kunden. Wie dies Langfristig aussieht kann ich nicht vorhersagen.
    Sicher ist aber, das wir inzwischen eine anspruchsvolle Kundschaft geworden sind und das bei geringen Umsatz-/Gewinnerwartungen auf Seiten unserer lokalen Händler :rolleyes:


    Noch ein kurzer Kommentar zu einigen vorherigen Kommentaren: Niveaulos :motz: (Einzeln muß ich diese wohl nicht wiederholen)


    Danke Sascha für den Versuch eine interessante Diskussion anzuregen. Danke an die konstruktiven Beiträge.

  • Naja sagen wir, dass Lange eher diskret Werbung macht. Nicht so laut und bunt
    wie andere Marken (würde ja auch nicht passen!), aber durchaus wirkungsvoll.
    So engagiert sich Lange auch passiv in der englischsprachigen Internet-Community
    in Form von Events für Collectors v.a. in Asien, aber auch in Glashütte.
    Davon bekommt man öffentlich nicht viel mit, aber es läuft sehr effektiv!


    Und die Andeutungen von Herrn Schmid sind doch nur logisch wenn man die Entwicklung
    des Marktes und des Internet so beobachtet.
    Besser man fängt jetzt an, sich mit dem Thema zu beschäftigen, als dass man in Zukunft
    von der Entwicklung überholt wird.


    Gruß!


    Sascha