"A Rolex retailer since 1924, Bucherer boasts annual sales of almost CHF2 billion, with almost two-thirds of that from the sales of Rolex and Tudor watches.
As a result, Bucherer is the largest retail partner for Rolex, accounting for almost 10% of Rolex’s estimated CHF10 billion in turnover."
Ich würde denken, dass bei dieser Entscheidung verschiedene Komponenten eine Rolle gespielt haben, z.B.:
Die Absicherung eines bestehenden Vertriebskanals, der vom Volumen her hoch relevant ist. Wenn Bucherer als Familienunternehmen weitergeführt worden wäre, hätte Rolex vermutlich nichts gemacht. Hier war aber durch die fehlenden Erben klar, dass ein Verkauf kommen muss. Wer kann den Laden kaufen? Große Player wie LVMH (haben das bei Tiffany ja schon gezeigt), Kering oder Richemont (die mit Watchfinder schon einen Multibrand-Reteiler im Gebrauchtmarkt haben). Das kann nicht im Interesse von Rolex sein. Zweite Option wären andere große Händler wie WoS oder die 2-3 großen asiatischen Ketten - auch das wäre für Rolex gefährlich, da sich die Marktmacht verschieben könnte. Dritte Option wäre ein Private Equity Player und auch das wäre problematisch, da die sehr hart an der Bottom Line arbeiten würden und das dann z.B. zu noch mehr Bundle Deals (Rolex nur wenn man xy Euro für Schmuck etc. ausgibt) führen würde, auf die Rolex auch keinen Bock hat. Insofern: Sichern und selber kaufen.
Dann ist es vermutlich auch einfach ein gutes Investment - die Wilsdorf Stiftung muss ja ihr Geld auch irgendwie sinnvoll anlegen. Und angesichts des Hypes dürften selbst die großen Investitionen in das Wachstum bei Rolex dafür nicht reichen. Und warum dann nicht in einen Bereich investieren, den man kennt und durch den man schöne Synergien heben kann. Haben sie in der Vergangenheit ja auch immer wieder gemacht (bei Zulieferern).
Relevante D2C-Option sichern: ich glaube zwar nicht, dass Rolex jetzt alle Prinzipien über Bord schmeißt, aber dem D2C-Hype können sie sich auch nicht ganz entziehen. Und sowas mit einem Dickschiff wie Rolex selbst aufzubauen, ist unheimlich schwierig. Auch Rolex kann nicht zaubern und auf Schlag 50 Top Locations verfügbar haben - nun haben sie das aber und können entspannt abwarten. Wenn der Retail-Markt zusammenbricht, weil unabhängige Konzis verschwinden, haben sie zwei starke Marken, um die Lücken zu füllen und entsprechende Expertise im Haus - denn Uhren bauen und Uhren verkaufen sind schon verschiedene Sachen.
Und letztlich würde ich sogar ein wenig "Schweizer Nationalstolz" am Werk sehen - als Stiftung kann sich Rolex ja ein wenig Emotion erlauben und da passt es schon, wenn der größte Luxusuhrenhersteller (Schweiz) dafür sorgt, dass auch der größte Luxusuhrenhändler in Schweizer Händen bleibt und insbesondere nicht nach Nahost oder Fernost verkauft wird.
Was das jetzt für die anderen Retailer heißt, bleibt abzuwarten. Ich würde denken, dass sich in den kommenden Jahren erstmal nichts ändert. Aber als Wempe, Rüschenbeck und Co. würde mir das schon dramatisch Sorgen bereiten.
Auf der anderen Seite gibt es schon seit Jahren im Juwelierbereich einen sehr klaren Trend: Weg von den Uhren, hin zum Schmuck - der übrigens deutlich umsatz- und margenstärker ist als Uhren. Und vor allem hat man da nicht die Abhängigkeit von wenigen großen Playern. Dieser Trend dürfte sich jetzt nochmal massiv verstärken...
Gruß,
Christian