weiter geht´s mit Teil 2
Nun zu den Alleinstellungsmerkmalen der 5402 (A, B u. C):
Zifferblatt ausschließlich in anthrazit erhältlich, schmale Zeiger, schmale Indexe. „Doppelindex“
bei der 12, und das AP-Logo unten oberhalb der 6 - auf Taillenhöhe.
Die Schriftzüge „Audemars Piguet“ und „Automatic“ befinden sich wohl proportioniert untereinander im oberen Drittel des Zifferblatts.
Der Abstand vom Zifferblattmittelpunkt zum Schriftzug „Automatic“ und der Abstand vom Zifferblattmittelpunkt zum AP-Logo sowie die Flucht des Schriftzugs „Automatic“ und des „AP-Logos“ zu den Indexen 10 und 2 bzw. 7 und 5 sorgen für eine perfekte Harmonie des Zifferblattes.
Keiner der Nachfolger konnte dieses stimmige Zifferblattdesign je erreichen.
Bei der aktuellen 15202 wurden durch das nach oben gewanderte AP-Logo, das umrandete Datumsfenster, die kürzeren, breiteren Indexen und Zeiger sowie die beschriftete Minuterie (Zahlen an den Indexen), die ursprünglichen Proportionen entscheidend verändert.
Oft sieht man im Übrigen revisionierte 5402, die mit den breiteren Zeigern der 15202 ausgestattet wurden. Ebenso wurde die Krone der 5402 (ursprünglich ohne AP-Logo) durch die Krone der 15202 (mit AP-Logo) ersetzt. Das liegt darin begründet, dass diese Orginalteile der 5402 bei AP nicht mehr erhältlich sind. Glücklicherweise ändert das nichts am stimmigen Gesamtbild der Uhr.
Des weiteren wurde die Krone aufgrund ihrer integrierten Dichtung i.d.R. im Rahmen einer Revision getauscht, so dass in vielen Fällen die serienmäßig erst später zum Einsatz gekommene
Krone mit AP-Logo (ursprünglich ohne Logo) anzutreffen ist.
Im Vergleich zur 15202 kam das Jubileé-Modell (zum 20-jährigen Jubiläum) aufgrund des Verzichts auf die Umrandung des Datumsfensters, schmalen Indexen und dem Weglassen der Zahlen an den Indexen deutlich näher an die ursprüngliche Optik der 5402.
Es zeigt sich, dass im Zusammenspiel mit den zuvor geschilderten Details der Plazierung des AP-Logos durchaus eine entscheidende Bedeutung zu kommt. Somit ist der Kultstatus der Serien A, B und C der 5402 durchaus nachzuvollziehen.
Innerhalb dieser drei Serien gab es geringfügige Änderungen, wie z.B. bei der Schließe. Diese waren bei frühen A-Serien innen mit „G F“ signiert (Gay Frères / Design und Herstellung von Ketten und später auch Armbändern für Uhren). Außen war die Schließe mit „Audemars Piguet“ oder „AP“ signiert. Des weiteren kamen eine Zeit lang
(späte A-Serien?) modifizierte (verstärkte) Endlinks zum Einsatz.
Die einzige wirklich bedeutende Änderung bezieht sich auf das Werk. Damit wären wir schon beim Kaliber 2121, dass bei der 5402 zum Einsatz kam.
Aufgrund der geringen Bauhöhe des Kalibers wurde die Stabilität des Rotors durch vier in der Platine gelagerte Rubinrollen unterstützt, auf denen der Zentralrotor mit Goldsegment und Beryllium-Ring kreist. Beim Kaliber 2121 kam ursprünglich eine Gyromax-Unruh zum Einsatz, die aber zeitweise durch eine Ring-Unruh mit Rückerzeiger ersetzt wurde, um Berührungen der Unruh mit dem Unruhkloben oder dem Rotor zu unterbinden (diesbezüglich war es teilweise zu Problemen mit der Gyromax-Unruh gekommen).
Eine Konstruktionsänderung des Unruhklobens durch AP erlaubte später wieder den Einsatz der Gyromax-Unruh bei diesem Kaliber.
Ob eine eindeutige Zuordnung der mit Ring-Unruh ausgelieferten Uhren über den Serienbuchstaben und ein bestimmtes Nummernband möglich ist, bleibt fraglich. Ebenfalls ist nicht auszuschließen, dass zu einem späteren Zeitpunkt (z.B. bei Reklamationen) evtl. ein Austausch des Klobens samt Unruh bei AP vorgenommen wurde.
Wahrscheinlich ist jedoch, dass alle A-Serien grundsätzlich mit der Gyromax-Unruh ausgeliefert wurden und frühestens innerhalb der B-Serie die geänderte Ausführung von Kloben und Unruh erstmals montiert wurde (belastbare Aussagen hierzu liegen mir nicht vor).
Im folgenden wollen wir uns mit dem Designkonzept und den daraus resultierenden, stilprägenden Elementen der Royal Oak beschäftigen:
Entsprechend den Erinnerungen des Designers Gérald Genta entstand der Entwurf auf Wunsch des damaligen Geschäftsführers von Audemars Piguet in einer Nacht, damit den Vertriebschefs der Firma AP am darauf folgenden Tag ein neues Designkonzept vorgestellt werden konnte.
Dieser erste Entwurf der Royal Oak war bereits sehr nah an der endgültigen Version. Besonders provokant war sicherlich die mit 6 Schrauben fixierte Lünette, denn bis dato war man stets bemüht technische Bauteile einer Uhr zu verbergen. Gérald Genta hatte sich diesbezüglich von dem verschraubten Sichtfenster eines glockenförmigen Taucherhelms inspirieren lassen.
Die verschraubte, achteckige Lünette wurde zu einem der stilprägenden Elemente der Royal Oak, auch wenn die im folgenden beschriebene Lösung der Verbindung zwischen Lünette und Gehäuse gegenüber dem ersten Entwurf etwas moderater ausfiel.
Zum Einsatz kommen 8 Sechskantschrauben aus Weißgold mit Schlitz , die in die entsprechenden sechseckig ausgefrästen Aussparungen in der Lünette eingelassen werden und durch den Dichtungsblock und den Gehäusekorpus mit Hülsenmuttern verbunden werden. Die Hülsenmuttern (ebenfalls mit Schlitz) werden von der Rückseite des Gehäuses durch die entsprechenden Löcher eingeführt und mit den Sechskantschrauben verschraubt.
Beim Zusammenbau ab Werk werden die Schrauben so in die Lünette eingesetzt, dass die Schraubenschlitze auf der Lünette einen Kreis bilden.
Wenn man die zuvor beschriebene Verbindung von Lünette und Gehäuse betrachtet, wird klar, dass man auf die Schlitze der Sechskantschrauben durchaus hätte verzichten können. Ein Indiz dafür, dass man bei AP damals durchaus bereit war, von der damaligen Sichtweise im Hinblick auf die technischen Bauteile der Uhr bewußt ein Stück weit abzurücken.
Leider hat das zuvor beschriebene Verbindungs-/Konstruktionsprinzip nicht jeder Uhrmacher begriffen, so dass den Weißgold-Schräubchen immer wieder zu Leibe gerückt wurde, was dann unwiderruflich Spuren hinterlassen hat.
Spuren hinterlassen hat die Royal Oak bei vielen Uhrenliebhabern, denn rückblickend und zugleich Bezug nehmend auf die aktuellen Uhrenkollektionen lässt sich abschließend folgendes sagen:
Einige Uhrenfreunde haben sich nicht unvermittelt mit dem Design der Royal Oak anfreunden können. Aber die meisten haben sie zumindest immer mit Respekt aus der Ferne betrachtet und oftmals nie wirklich aus den Augen verloren. Dies mag auch daran liegen, dass bis heute der Auftritt der Royal Oak, ob nun 5402 oder 15202, stets selbstbewusst aber unprätentiös war - eine Wohltat im Vergleich zu manchem aktuellen Modell!
Gruß
Stephan