AUDI A1

  • 04.07.2011 spiegel online

    Audi A1 1.2 TFSI
    Der Shootingstar, den keiner kaufen will
    Von Jürgen Pander


    Ab wann wird aus Premium Geldschneiderei? Diese Frage stellen sich seit kurzem wohl auch Vertriebsverantwortliche des Ingolstädter Autobauers Audi. Denn der Kleinwagen A1 ist offenbar überteuert. Er verkauft sich jedenfalls nicht wie erhofft. Wir fuhren das Basismodell.


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    "Goldenes Lenkrad", "Car of the Year", "Die besten Autos 2011" - an Auszeichnungen für das kleinste Audi-Modell mangelt es nicht. Auch wurde das Auto kürzlich sogar geadelt: Belgiens König Albert II. besuchte die Fabrik im Brüsseler Stadtteil Forest, wo der A1 seit gut einem Jahr gebaut wird. Anlass war das hunderttausendste Modell, das dort an jenem Tag vom Band lief. Hunderttausend Autos binnen eines Jahres, das klingt gar nicht schlecht. Das Problem ist nur, dass gebaute Autos auch verkauft werden müssen.



    Und dies gelingt mit dem Audi A1 offenbar noch nicht wie vom Hersteller erhofft. Nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamts wurden im vergangenen Jahr (der A1 kam im September auf den Markt) 8440 Modelle neu zugelassen, in diesem Jahr bis einschließlich Mai 11.140. Damit läge man noch im ursprünglichen Plan, zwischen 20.000 und 25.000 Exemplare des A1 im ersten Jahr in Deutschland loszuschlagen. Allerdings meldete "Manager Magazin Online" erst vor wenigen Tagen, dass rund ein Drittel der Neuwagen so genannte Eigenzulassungen sind - Autos also, für die noch kein Geld zurück an Audi geflossen ist.


    Warum verkauft sich der A1 so schleppend? Am Auto kann es eigentlich nicht liegen. Der Wagen sieht modern und stämmig aus und schrumpft die reduziert, klare Audi-Linie auf 3,95 Meter Länge. Äußerlich gibt es an dem Auto nichts auszusetzen - außer man trifft auf ein Modell, bei dem der Kunde aus den etwa 800 Farb- und Dekorvarianten, in denen sich ein A1 bestellen lässt, eine allzu verwegene Kombination gewählt hat. So etwas kommt eben vor, wenn Hersteller schon ab Werk entsprechende Individualisierungsmöglichkeiten anbieten.


    Im Innenraum geht es natürlich weiter mit der Vielfalt der Farben und Formen. Das von uns gefahrene Modell jedoch entpuppte sich als geschmackssicheres Neutrum. Außen einfarbig silbern lackiert, drinnen vor allem schwarz und stylisch. Nach Kleinwagenmaßstäben sind Cockpit und Armaturen großartig, es gibt aufwändige Details wie die verchromten Türgriffhebel, den Schaltknauf, die dreidimensional gestaltete Lenkradnabe oder die auffälligen Luftausströmer. Allein für Kleinigkeiten gibt es zu wenig Ablagemöglichkeiten. Trotzdem übertrumpft der A1 den erklärten Erzkonkurrenten Mini in Sachen Inneneinrichtung eindeutig.


    Was das Platzangebot betrifft, begegnen sich die beiden wieder auf Augenhöhe. Der A1 ist genauso wie der Mini im Prinzip ein Zwei-Plus-Zwei-Sitzer. Der Einstieg in den Fond ist trotz der nach vorn rutschenden Vordersitze eng, und sitzt man erstmal in Reihe zwei, wird es kaum besser. Wer ein Auto mit brauchbarem Fond sucht, sollte warten, bis das fünftürige Modell auf den Markt kommt.


    Ein Stadtauto mit der Abstimmung eines Sportwagens


    Auch bei der Abstimmung des Fahrwerks orientierten sich die Ingolstädter am Urmeter aus München. Die Mini-Vermarkter werden nicht müde zu betonen, ihr Auto fahre sich wie ein Go-Kart. Gemeint ist damit, dass es nur minimalen Federkomfort bietet und die Lenkung auf kleinste Bewegungen reagiert. So ähnlich ist es auch beim A1: Der Wagen rappelt deftig über Unebenheiten, und wer mal wieder richtig zupacken möchte, sollte über Kopfsteinpflaster fahren. Andererseits macht diese knackige Art des Autofahrens großen Spaß, wenn der Fahrbahnbelag glatt und der Beifahrer tolerant ist.


    Flott vorwärts kommt man mit dem A1 übrigens schon mit der Einstiegsmotorisierung, dem 1,2-Liter-Benzindirekteinspritzer-Turbomotor mit 86 PS. Die Maschine wird, wenn man sie fordert, zwar etwas knurrig, treibt das Auto aber ausreichend zügig und agil voran. Start-Stopp-Automatik und Bremsenergierückgewinnung sind serienmäßig an Bord, der Durchschnittsverbrauch liegt bei 5,1 Liter. Wir kamen allerdings nicht einmal in die Nähe dieses Werts. 8,0 Liter meldete der Bordcomputer am Ende der Testphase - und zwar keineswegs aufgrund von Drehzahl- oder Tempoorgien, sondern weil der Wagen meist voll besetzt war.



    Vielleicht würde schon ein Sechsgang-Schaltgetriebe beim Spritsparen helfen, doch leider gibt es den Basis-A1 lediglich mit einer Fünfgang-Box. Die immerhin ist so fein und geschmeidig abgestimmt und erfordert nur minimale Handbewegungen, dass jeder Gangwechsel eine Freude ist.


    Ein Kleinwagen für deutlich über 16.000 Euro


    15.800 Euro kostet der Audi A1 1.2 TFSI in der Grundausstattung - er ist damit das billigste Exemplar der Baureihe. Doch schon unser Testwagen war erheblich teurer, was unter anderem am Metalliclack (plus 480 Euro), an den Alurädern (1750 Euro), an der Klimaanlage (900 Euro) und an den in Wagenfarbe lackierten Außenspiegeln (70 Euro) lag - und damit sind noch längst nicht alle aufpreispflichtigen Details aufgezählt, die sonst noch in dem Auto steckten.


    Audi braucht den A1 als Stückzahlbringer, wenn das ehrgeizige Ziel, bis zum Jahr 2020 per anno mehr als zwei Millionen Autos weltweit zu verkaufen, erreicht werden soll. Derzeit liegt der Auto-Ausstoß der Ingolstädter bei gut der Hälfte. Dass die Audi-Leute das Preis-Problem erkannt haben, zeigt die jüngste Preisrunde: Während die Preise für alle anderen Modellreihen leicht anzogen, blieb beim A1 alles beim Alten.

  • :pony: So, dann oute ich mich mal. Ich habe einen A1 bestellt und freue mich :jump: darauf ihn in ca. 2 Wochen mein Eigen nennen zu dürfen.


    Ich gebe dir auch in vielen Punkten Recht. Jedoch stimmt es, dass so gut wie niemand das Auto in der Grundausstattung nimmt. Ebenso dürfte der kleinste Motor - der im VW Polo ja 105 PS leistet - für viele nicht die erste Wahl sein. Alles in allem gab es für mich einige Argumente, die mich quasi zum A1 getrieben haben.

    • ich wollte einen Kleinwagen mit hochwertiger :gut: Verarbeitung - nur finde ich den Mini :grb: sagen wir höflich: "innen weder schön noch gleichwertig"
    • ein für mich wesentlicher Aspekt ist das Gefühl, dass mir das Auto vermittelt - beim A1 hat´s einfach gepasst
    • mein Kleiner sollte über ein DSG-Getriebe oder ähnliches verfügen - für den Fahrspaß :kiki:
    • da ich zu ~ 80% alleine und zu ~ 15% zu zweit fahre, reicht mir ein 2+2 Sitzer völlig aus
    • ein gutes Soundsystem :bernd: ab Werk war ein "must have" ebenso wie Xenons, Panoramadach, ...
    • ich wollte ein Auto, mit einem dichten Service- oder Händlernetz, da ich Erfahrungen gemacht habe :flag: wie wichtig dies ist


    Über den Preis bzw. die Preisgestaltung brauchen wir hier doch nicht zu reden ;) Audi nimmt die Preise, die die Kunden zu zahlen bereit sind - ebenso wie BMW, Mini, Rolex, Breitling, Omega, AP, ....


    Sobald Audi die Modellpalette erweitert hat - analog zum Mini - wird man sehen, ob die Rechnung der Chefs aufgeht.

    :kaffee: Gruß, Rainer


    Ich habe alle meine fünf Sinne beisammen: Unsinn, Blödsinn, Schwachsinn, Wahnsinn und Irrsinn :opa:



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