Guten Abend, liebe Watch-Lounger!
Nun, eigentlich hätte ich hier jetzt gerne – quasi als Rückblick auf den ersten Bond mit Daniel Craig – meine Omega Seamaster Planet Ocean 007 Casino Royal vorgestellt. Doch es kam anders. Aber der Reihe nach. Nach meiner Zeno Jumbo wollte ich mir zum einhundertsten Geburtstag die ultimative Uhr kaufen. Doch welche konnte das sein? Mir war klar, es müssen nur drei Zeiger sein. Mehr ist nicht nötig. Leuchten sollte Sie. Und eine satte Größe sollte das Teil auch besitzen. Tja, und ein bisschen was außergewöhnlich sollte es dann bitte auch sein. Just zu dieser Zeit lief Casino Royal in den Kinos mit Chris Cornell’s „You know my name“ – neben Shirley Bassey’s „Goldfinger“ wohl der beste Bond Titelsong aller Zeiten. Und da war dieses Schaufenster in Hamburg mit dieser Uhr. Unvergessen, der Dialog zwischen Vesper Lynn und Bond: „Rolex?“ „Omega.“ „Wunderschön.“ Ich also hin zum Konzessionär meines Vertrauens, Uhr anlegen, zögern, mit der Familie zur erneuten Anprobe wieder kommen usw. Ihr kennt das. Endlich der Kauf. Die Freude war groß. Tag für Tag trug ich meine 007. Erfreute mich an den leuchtenden Indices, der eleganten und doch markanten Form. Doch an meinen Handgelenken hinterließ das Schicksal bereits seine Spuren. Ich vertrug das Material des Bodendeckels, die Gravur, die Lackierung oder alles zusammen an dieser speziellen Uhr nicht. Wir mussten uns trennen. Doch ich fand mein Quantum Trost – bei einer etwas anderen Omega.
Die Omega Seamaster Railmaster Aqua Terra XXL ist seitdem meine treue Begleiterin, auch wenn ich nicht gerade im Dienste Ihrer Majestät unterwegs bin. Zwar würde ich niemals nie zu einer Sportuhr zum Jacket sagen, doch es gibt doch Anlässe, die ein gewisses Understatement am Handgelenk erfordern. Zugegeben, die Uhr ist mit 49, 2 mm Durchmesser nicht gerade klein und mithin auch schwer zu übersehen. Dennoch rutscht Sie erstaunlich gut unter die Manschette und geht im Verborgenen ihrer Bestimmung nach, die Zeit nach Schweizer Chronometer-Norm zu messen. Für Jeden Agenten ein Graus ist allerdings das braune Lederband, das im Sommer dazu neigt zu färben und Spuren zu hinterlassen. Ein Stahlband für diese Uhr gibt es leider nicht, da muss man dann auf die 41 mm Variante Seamaster Railmaster Chronometer ausweichen.
Hinter dem Caliber Omega 2201 verbirgt sich bei der Railmaster kein Co-Axial Manufakturwerk, sondern ein bewährte Unitas-Werk der Großserien-Manufaktur ETA. Es ist durch den Glasboden sehr schön anzuschauen. Die absolute sekundengenaue Präzision vermisst man allerdings schmerzlich – der fehlende Sekundenstopp verlangt von Träger eine gewisse Gelassenheit im Umgang mit der Zeiteinstellung. Es hilft, dabei an den Ausspruch von Einstein zu denken, sinngemäß zitiert: "Zeit ist relativ. Eine Sekunde mit einer schönen Frau verfliegt im Nu. Eine Sekunde auf einer heißen Herdplatte währt ewig." Das Leuchten bei Nacht ist schier unglaublich. Dagegen ist die Planet Ocean nur ein kleines Licht.
Zur Historie dieses Modells habe ich unter diesem Link ein paar interessante Details und Infos gefunden: Die historische Omega Railmaster CK 2914 von 1957 war Teil der Strategie Omegas 3 „Master“-Uhren auf den Markt zu bringen. Die Speedmaster mit Zeitmessfunktion für Rennfahrer oder sportlich ambitionierte Menschen, die kurze Zeitspannen messen wollten. Die Seamaster, die für die professionellen Taucher gedacht war. Und die Railmaster für Ingenieure, quasi ein Vorläufer der Rolex Milgauss bzw. IWC Ingenieur in punkto Magnetfeldschutz des Uhrwerkes. Die Optik des Zifferblattes, die Form des Gehäuses usw. nehmen quasi die Linien der frühen 60er Jahre auf. Trotz ihrer Größe stimmen die Proportionen von Gehäuse, Zifferblatt und Zeigern. Mattierung und polierte Flächen ergeben ein schönes Lichtspiel.
Fazit: So sehr ich die Planet Ocean auch misse, die Railmaster ist für mich eine Ecke klassischer, zeitloser und irgendwie interessanter. Man sieht die Uhr eben nicht an jeder Ecke. Oder anders gesagt: Chris Cornell im Aston Martin zu hören – unvergleichlich. Sagen zu können: "Mein Name ist Glasen, Hasso Glasen. Und diese Bahncard ist meine Lizenz zum Sitzen." – unbezahlbar.
Danke für's Lesen.
Viele Grüße
Hasso – you know my name – Glasen
PS: Bilder? Klar, doch: