Review Vintage Doxa Sub 300 Professional

  • Erfahrungen mit einer Vintage Doxa

    Nachdem Stollimaus einen perfekten Erfahrungsbericht mit seinem neuen T-Graph abgeliefert hat, möchte ich dies in ähnlicher Weise mal für eine meiner Vintage-Subs probieren, auch vor dem Hintergrund, dass die alten Doxas hier im Forum m. E. viel zu kurz kommen. Ich habe mich für die Sub 300 entschieden, meine Lieblings-Doxa übrigens.




    (Sub 300 mit Originalwerbung 1967)



    Allgemeines über die Sub 300 (no T)

    Dieses allererste Sub-Modell wurde 1967 der Öffentlichkeit vorgestellt und blieb so leider nur ein Jahr im Programm, bevor es dann durch das 300T-Modell mit dickerem Gehäuse, Mineralglas und größerem Stundenzeiger abgelöst wurde. Wie auch bei späteren Modellen gab es neben der orangen Professional- auch eine schwarze Sharkhunter- sowie eine silberne Searambler-Variante. Jeweils für den amerikanischen Markt auch noch mit dem US-Divers-Logo und Feet-Skala. Der Preis betrug damals 150 US$. Eine vergleichbare LIP-Blancpain kostete um 120 US$ und eine Rolex Submariner um 220 US$.


    Obwohl sie von Anfang an ein großer Verkaufserfolg war, haben aufgrund der kurzen Bauzeit und dem Einsatz als echte Toolwatch bis heute nur wenige überlebt. Entsprechend froh war ich, als ich vor etwa drei Jahren eine komplette Sub 300 Professional im Originalzustand erwerben konnte. Gehäuse und Originalband befanden sich in einem Top-Zustand ohne Macken oder tiefe Kratzer. Ebenso das Plexiglas, das jedoch viele feine Haarrisse aufwies. Aufgrund des guten äußeren Zustandes kann man annehmen, dass die Uhr nur selten bestimmungsgemäß eingesetzt wurde. Vermutlich hat sie den Großteil ihres Lebens vergessen in irgendeiner Schublade überdauert.


    Unter dem Glas sah es jedoch schlechter aus: Die Farbe des Zifferblattes war an einigen Stellen abgeplatzt und neben der fehlenden Tritiumeinlage wiesen die Zeiger Rost auf. Es folgte eine gründliche Aufarbeitung dieser Teile mit perfektem Ergebnis. Die fachmännische Überprüfung des Werkes ergab außer Ölen keinen weiteren Handlungsbedarf.


    Die Restaurationskosten von Blatt/Zeigern waren zwar schon extrem, aber bereut habe ich es bis heute nicht, allein schon wegen des hervorragenden Ergebnisses. Sie ist so gut wie neu, abgesehen von der Tatsache, dass sie leider nicht mehr tauchfähig ist. Da keine Originalteile wie Krone oder Glas mehr zur Verfügung stehen, kann die ursprüngliche Druckfestigkeit nicht mehr hergestellt werden. Mit Standardteilen erreicht sie aber eine „einfache“ Wasserdichtigkeit, was mir aber vollends genügt.




    (Sub 300 Professional)



    Gehäuse

    Das oben gebürstete und an den Flanken polierte Gehäuse der 1967er ist noch relativ flach (11 mm incl. Glas) und liegt bequem am Handgelenk an. Die Gehäusehöhe stieg bei den Folgemodellen, was auch den Tragekomfort m. E. maßgeblich negativ beeinflußte. Die sonstigen Außenabmessungen aller Vintage-Subs blieben jedoch während der gesamten Produktionszeit unverändert (Breite: 41 mm, Länge: 43 mm, Hornabstand 20 mm).


    Auf dem verschraubten Bodendeckel sind keinerlei Beschriftungen oder Seriennummern vorhanden, nur das damalige Segelboot-Logo mit Doxa-Signatur in einem Ring, ähnlich einer Medaille.



    (Gehäusevergleich v. oben: Doxa Sub 300, Sychron Sub 300T, Reedition Sub 750T)



    Krone

    Die verschraubbare Krone des 1967er Modells liegt, wie auch bei den späteren Modellen, bei der „3“ und ist besonders tief ins Gehäuse versenkt, was einen größtmöglichen Schutz vor Stößen bietet. Sie ist fein geriffelt, leicht zu bedienen und die äußere Wölbung mit „Doxa“ signiert.






    Glas

    Bei der Sub 300 verwendete man noch ein Plexiglas, das aber schon ein Jahr später durch ein moderneres, kratzfesteres Mineralglas ersetzt wurde. Um einen bündigen Abschluß des planen Glases mit der Lünette zu erreichen, wurde das Gehäuse höher (und damit schwerer) gemacht.



    (Synchron Sub 300T, ca. 1980)



    Meiner Meinung nach verleiht aber gerade das gewölbte Plexiglas der Uhr den besonderen Vintage-Look. Es ist zwar kratzanfälliger, kann aber leicht poliert und im schlimmsten Fall billig ganz ausgetauscht werden.





    Lünette

    Sie ist relativ dünn gehalten und lässt sich trotz des Alters noch soft drehen. Sie weist auch keinerlei opt. Mängel auf, lediglich die Gravuren musste ich neu mit Farbe versehen (Der „Farb-Schwund“ ist ein typisches Doxa-Problem, leider auch heute noch!!!). Der äußere Durchmesser beträgt 38 mm.



    Ziffernblatt/Zeiger


    Schon damals sorgte die Kombination von orangem Ziffernblatt, schwarzen Zeigern und grüner Leuchtfarbe für eine einmalig gute Ablesbarkeit zu jeder Tages- und Nachtzeit sowie über und unter Wasser.


    Das Blatt selbst mißt 25 mm im Durchmesser (später 27 mm). Die Leuchtindices sind schmaler als bei den späteren Modellen. Bei der „6“ das Tritium-„T“, noch ohne den Zusatz für die Strahlungsintensität „<25 mc“.
    Auch ist der Stundenzeiger der Sub 300 nicht so breit wie bei den Folgemodellen, was mir optisch harmonischer erscheint. Die ‚Kachel’ am Sekundenzeiger war damals auch noch nicht mit Leuchtfarbe belegt.






    Uhrwerk

    In dem 1967er Modell tut ein ETA2472 seinen Dienst, ein Standard-Werk aus den 50er Jahren, das seine Robustheit schon über viele Jahre hinweg bewiesen hatte, bevor es für die Sub vorgesehen wurde. Es ist stoßgesichert mit 17 Steinen gelagert, schwingt mit 18.000 A/h, ist beidseitig aufziehend, hat keinen Sekundenstopp und keine Datumschnellschaltung, d. h. das Einstellen erfolgt durch eifriges Hin- und Herkurbeln an der Krone.


    Das Werk hat eine Gangreserve von 46+ Stunden (mehr als die meisten Standard-ETAs heute) und weist beim Tragen einen leichten Nachgang auf. Der Datumswechsel erfolgt langsam zwischen 0 und 2 Uhr.


    In den Synchron-Modellen wurde es später durch das ETA2783 abgelöst, das eine ähnliche Performance hatte, jedoch zusätzlich eine komfortable Datumschnellschaltung beinhaltete.



    (ETA2472-Werk mit Rückendeckel)



    Band

    Das Originalband im „Reiskorn“-Design bedient auf geniale Weise die Erfordernisse des Tauchsports: In einer herkömmlichen Faltschließe befindet sich ein Ratschenmechanismus, der es ermöglicht, das Band in Sekundenschnelle auf verschiedene Handgelenkweite zu verstellen. Mittels eines kleinen Druckknopfes kann der Mechanismus leicht wieder entriegelt werden. (Diese Idee ist bei der neuen 5000T noch weiter perfektioniert worden). Zusätzlich befindet sich rechts und links der Schließe jeweils ein flexibles Element für kurzfristige Ausdehnungen. Die äußeren Bandglieder sind gebürstet, die inneren poliert und werden mit verschraubten Stiften zusammengehalten. Die ganze Konstruktion weist insgesamt ein relativ großes Spiel in alle Richtungen auf, was jedoch bei der flachen und leichten 300 problemlos ist.


    Das mit der Zeit dicker werdenden Gehäuse und das damit steigende Gewicht und der höhere Schwerpunkt überforderten die Bänder der Folgemodelle. Die Federn in den Flex-Gliedern leierten schnell aus. Als logische Konsequenz montierten dann die meisten Besitzer andere stabilere Bänder und die originalen verschwanden im Müll. Daher sind diese heute noch seltener als die Uhren selber und erzielen bei Online-Versteigerungen Höchstpreise!





    Zusammenfassung


    Die Sub 300 (no T) war der Beginn einer Legende, die mit Unterbrechung (von ca. 1985–2000) bis heute andauert und interessante Modelle hervorgebracht hat (z. B. Conquistador, T-Graph).


    Mit dem noch relativ flachen Gehäuse läßt sie sich bequem am Originalband tragen und ist auch nach über 40 Jahren mit gutem Gangverhalten voll alltagstauglich. Das verbaute ETA-Standardwerk ermöglicht einfache Wartung und Reparatur durch einen guten Uhrmacher und garantiert für einen problemlosen Lauf noch für viele Jahre.





    Ich hoffe, dieses kurze Review hat Euch gefallen und ein wenig Interesse für die Doxa-Vintage-Modelle geweckt.


    Gruss
    Holger

  • Hallo Holger,


    erstmal Glückwunsch zu dieser fantastischen vintage Sub! :blume:


    Die meißten alten Sub´s, die man so sieht, sind ziemlich abgerockt. Aber die hier... perfekt (restauriert)! :respekt:


    Und du hast Recht, das flache Gehäuse in Verbindung mit dem gewölbten Plexi verleihen dieser Doxa unheimlich
    viel Charme. Und das alte Band, auch wenn´s klapprig ist, trotzdem :gut:


    Schöne Review, danke!

  • :verneig::verneig::verneig::sabber::sabber::sabber::ohnmacht::ohnmacht::ohnmacht:



    boah goil - nur ein wort


    goil


    danke für den ausführlichen bericht
    und die tollen bilder. es ist sehr selten
    eine so gute vintage zusehen.
    wenn ich diese original ricebänder sehe
    :verneig::verneig::verneig:


    einfach genial

    [align=center] :danielmuc:


    Nix!!!
    :danielmuc:
    Ich lebe zwar über meine Verhältnisse, aber immer noch unter meinem Niveau....
    .. und yes sir i am a diver-holic


    :leicafan:
    [align=center]

  • Glückwunsch, :blume:
    wirklich ein sehr tolles Gerät :sabber: und eine schöne Review. :respekt:
    Hab die erste noch nie so detailliert betrachtet :lupe: .


    Obwohl ich glaube das ich die " Dicke " noch etwas besser finde.


    Ich mags halt gerne massiv oder anders gesagt, bei einer Uhr darf es ruhig etwas mehr sein.


    Bin trotzdem schon ein wenig neidisch....


    Gruß Stulli

  • Hallo Bernie,
    ein Review zur Doxa-Synchron Sub 300T Professional ist schon in Vorbereitung. Von den Teilen habe ich zwei. Weiss noch nicht, welche von beiden ich nehme. Eine liegt noch bei meiner Uhrmacherin zum Glaswechsel.
    Ebenso plane ich noch ein Review meiner PreSub Doxa Skindiver (von ca. 1960) evtl. mit Vergleich zur Rlx 5508.
    Berichte kommen im Laufe des Sommers.
    Hattest Du nicht auch mal ein Projekt, diese Sub mit dem Kreuz auf dem Bodendeckel? Wie geht'der denn so?
    Gruss
    Holger


  • Holger dem Projekt gehts gut, die Realisierung gestaltet sich aber schwieriger als gedacht, daher werd ich wahrscheinlich erst mal mich um einen anderen Patienten kümmern bis ich eine vernünftige Lösung gefunden habe.


    Bin mal auf das Doxa/Rolex Review gespannt. Die Non Crown Guard Rolex Subs sind auch so Taucheruhren-Klassiker wo noch ein Traum von mir wären.


    Gruß Bernie :wink: