Die Erfindung des Mountain-Bikes

  • Vor langer, langer Zeit -es müssen so an die 15 Jahre her sein- war ich im Forum der Zeitschrift BIKE aktiv.


    Eines schönen Tages verfasste ein Member ein Thema: "Die Erfindung des Mountain-Bikes".


    Das ganze war so farblos und furztrocken geschrieben, daß ich mich genötigt sah,
    selbst etwas zu diesem Thema zu verfassen.
    Leicht ironisch versteht sich.


    Die sechs Geschichtchen von damals habe ich nun wieder auf meinem PC entdeckt.


    Hier mal die Nummern 1 und 2 :




    Die Erfindung des Mountain-Bikes




    Es wird üblicherweise angenommen, dass sich das Mountain-Bike aus dem gemeinen Strassenrad anfangs der siebziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts entwickelt hat.


    Dass dem so nicht ist, möchte ich euch hier und heute kundtun:


    In grauer Vorzeit trafen sich die beiden Neandertaler „Obbo“ Und „Bobbo“ einmal mehr zur Jagd auf den tasmanischen Tiger.


    Ja!!!
    Der lebte –ob ihr es glaubt oder nicht- damals noch im Neandertal.
    Er war ein cleveres Bürschchen, wie ihr gleich sehen werdet, und hatte natürlich sofort die böse Absicht der beiden Burschen erkannt. Laut genug waren sie ja .


    Aber was tun?


    Unser Freund befand sich an höchster Stelle in einem licht bewaldeten Abhang. Das bedeutete, er sass in der Falle. Um nun zu entkommen, musste er –ob er wollte , oder nicht- irgendwie an seinen beiden Jägern vorbei.


    Er schaute sich um, und plötzlich hatte er DIE Erleuchtung:


    Wo ein (Neander)Berg, da auch ein (Neander)Tal!
    Man muss nur schnell genug sein!


    Dort drüben lagen doch zwei flache Baumscheiben!
    „Zwei Räder hab´ ich nun. Die werde ich mit ein paar Ästen, Harz und Bast zu einem Bergrad zusammenbauen“.


    Gedacht, getan. Und als ihn unsere beiden Neandertaler fangen wollten, radelte „Tasmani“ in bester Downhillmanier vom Neanderberg ins Neandertal.





    Die Entwicklung des Mountain-Bikes




    Nachdem unser „Tasmani“, der tasmanische Tiger aus dem Neandertal den ersten Downhill-Parforceritt der Weltgeschichte hinter sich gebracht hatte, legte er sich in seiner neandertalersicheren Höhle zum Winterschlaf nieder.
    Diese Höhle war allerdings für sein Gefährt zu eng, so dass er es draussen abstellen musste.


    Als nun Obbo und Bobbo, die beiden Neandertaler, keuchend und prustend an der Höhle angekommen waren, liessen sie ihre Wut darüber, dass sie „Tasmani“ nicht erkälten, ääähhh, ich meine natürlich kalt machen konnten an dem armen Bergrad aus.


    Doch plötzlich hielt Bobbo inne, da er schlagartig erkannt hatte, welches Potential (oder neu: Potenzial) in diesem Gerät steckte.
    Das Ding konnte man ja nicht nur zur Flucht sondern auch zur Jagd benutzen.
    Ganz abgesehen davon: welchen Eindruck konnte man(n) damit bei der holden Weiblichkeit schinden!


    „Ei verbibbsch“, sagte er (seine Vorfahren hatten aus Sachsen „riebergemachd“), „nu wolle mer mal gugge, ob mer das Dingens nüscht sälbr brauchn genn “.
    Und Obbo meinte: „ Ha du Hannaseggl, des heddsch doch glei saga kenna, no hedda mr´dean Gebbl (Fahrrad) ed zemagschlaga!“
    (Und nun ratet mal, wo Obbo´s Vorfahren früher einmal beheimatet gewesen waren).


    Sie bauten „Tasmani´s“ Bergrad wieder auf, wobei sie das erste Holzschweissgerät der Welt benutzten.


    Doch was sollten sie nun jagen?
    Eumel, Bömmel, Salember oder Kuselakappen?
    Wie bitte? Ihr wisst nicht, was das für Tiere waren?
    Nun ja, ich auch nicht.


    Deshalb einigen wir uns am Besten darauf, dass sie auf Hasenjagd gingen.


    Und tatsächlich, hüpfte so ein Bunny vorbei.


    Obbo schnappte sich das Bergrad, trat in die Wurzelholzpedale und raste los.
    Plötzlich versperrte ihm ein Mammut-Stosszahn den Weg.
    Doch Obbo hatte einen solchen Affenzahn drauf, dass selbst eine Vollbremsung nicht ausgereicht hätte.
    Und überdies hatte Obbo gar keine Bremsen.


    Also ging er kurz vor dem Hindernis in die Knie, riss kurz aber kräftig am Lenker (der im Übrigen aus dem Oberschenkelknochen eines Bömmel hergestellt war), so dass man behaupten kann:
    Obbo, der Neandertaler ist der Erfinder des Bunny-Hop.



    Liebe Grüße, Frank ;)

  • Und hier noch Teil 3:




    Das archäologische Geheimniss hinter dem Wissen um die Erfindung des Mountain-Bikes.




    Woher weiss man aber nun so genau Bescheid über die Erfindung des Mountain-Bikes, werdet ihr euch schon gefragt haben?


    Wenn ihr versprecht (grosses Pfadfinder-Ehrenwort!) niemandem davon zu erzählen, werde ich es euch sagen.


    Die „Geheime Gesellschaft zur Weiterentwicklung des Mountain-Bikes“
    (kurz: GGzWdMB mbH & Co.KG) der drei Forscher Dr. Dr. Flori Meadowman, Dr.-Ing. Pit Think und Professor Fraulinger hatte eben eine bahnbrechende Erfindung gemacht.
    Auf der Suche nach den Auswirkungen von Kerben und Körnerpunkten an Sattelstützen bezüglich deren Haltbarkeit hatten sie so nebenher den Vergangenheits-Fernseher (VHF) erfunden.


    Dieses Gerät war versuchshalber auf die Zeit vor ca. 130 000 Jahren eingestellt.


    Der Bildschirm flackerte auf, und plötzlich konnten sie im 16:9-Format und mit
    500 Herz-Technologie einen Salember in vollem Tempo vorbeigaloppieren sehen,
    gefolgt von einem kleinen Häschen.


    Und wer kam hinterher?
    Natürlich, ihr wisst es schon: Es war Obbo, der Neandertaler mit den schwäbischen Vorfahren.


    Er befand sich in voller Fahrt, die Zunge schleifte am Vorderrad, speicheltriefend in Erwartung eines saftigen Bratens, als der kleine Hase plötzlich einen Haken schlug.


    Im Eifer der Jagd hatte Obbo nicht bemerkt, dass sich vor ihm ein Abgrund aufgetan hatte. Und ungebremst (wie auch sonst; die Bremsen waren noch nicht erfunden) stürzte er in die unten vorbeifliessende Düssel.
    Als er wieder auftauchte, fluchte er erst einmal: „ Bluadige Hennakebbf nomol, ha so a Scheissdregg!“
    Er meinte nämlich, das Bergrad verloren zu haben.
    Aber da hatte er nicht mit „Tasmani´s“ Erfindungsgeist gerechnet.
    Dieser hatte nämlich eine Art Moos auf die Wurzelholz-Pedale geklebt, so dass das ganze Bergrad an Obbo´s haarigen Fuss-Sohlen hing.


    Pit Think meinte, seine Kollegen anschauend: „Dagegen können wir unser Clickies vergessen“.


    Inzwischen war Obbo wieder untergegangen, hatte aber –bedingt durch seinen neandertaler-mässigen Unterwasserantritt das rettende Ufer erreicht.
    Erschöpft sank er zu Boden und bemerkte nicht das nächste Unheil, das sich ihm von hinten näherte…..




    Liebe Grüße, Frank ;)

  • Na ja, kein Rennradfahrer......aber so ähnlich:




    Das Unheil




    Obbo lag also erschöpft am Ufer der Düssel, als sich plötzlich die Sonne verdunkelte.
    Weil er die Augen geschlossen hatte, bemerkte er dies jedoch nicht sofort.


    Unsere drei VHF-Seher waren zur Salzsäule erstarrt:
    Auf dem Bildschirm des Vergangenheits-Fernsehers sahen sie, wie sich einer der wolkenkratzergrossen Kuselakappen vorsichtig dem Neandertaler näherte.


    „Helft ihm doch“ schrie Bine Schmitz, die Sekretärin und Testfahrerin der
    „GGzWdMB mbH & Co. KG“.
    Aber wie sollten sie das bewerkstelligen?
    Nein, ihnen waren die Hände gebunden. Taten- und Atemlos mussten sie mit ansehen, wie sich eine riesengrosse rosarote Zunge aus dem Maul des Untieres um Obbo samt Bergrad wickelte.


    Professor Fraulinger konnte nicht anders. Atemlos kommentierte er:
    „Leute, ein Sattel mit einem Bezug aus Kuselakappen-Zungenleder, das wäre doch genial“!


    Sechs Augen starrten ihn entgeistert an!


    Währenddessen hatte der Kuselakappe unseren Neandertaler zum Maul geführt, und wollte ihm gerade den Kopf abbeissen, als das Untier durch ein markerschütterndes Quietschen dermassen erschrak, dass er Obbo schlagartig fallen lies.


    Dieser, mittlerweile im Radeln geübt, hüpfte auf den Sattel seines Rades, der aus einem kindskopfgrossen Flusskiesel gearbeitet war.
    (Dass er sich dabei gewaltig die Kronjuwelen prellte, bemerkte er im ersten Moment nicht).


    Nur auf und davon, das war jetzt seine Devise.


    Was aber war geschehen?
    Bobbo, der zweite Neandertaler hatte sich in der Zwischenzeit ein eigenes Bergrad gebastelt, und angeregt durch Obbo´s Probleme beim Anhalten gleich eine Scheibenbremse mitkonstruiert.


    Die Scheibe bestand aus Feuerstein, der Bremssattel war aus dem Markknochen eines Eumel gefertigt, und die Bremsbeläge waren aus Leder.


    Die Bremse funktionierte prächtig, aber sie gab Geräusche von sich, die einem den Darm verknoten konnten. (Verzeiht meine Ausdrucksweise).


    Er hatte zwar eine Lösung für dieses Problem schon parat, sie aber –gottseidank- noch nicht angewandt:
    Ein wenig Schlamm oder Sch…. auf der Belagrückseite angebracht, könnte wohl die Geräusche verhindern.


    So aber hatte das Gequietsche Obbo´s Leben gerettet.



    Liebe Grüße, Frank ;)

  • Und hier noch die letzten beiden Teile:



    Die Manipulation


    Obbo war also gerettet, der Kuselakappe in die Flucht geschlagen und die beiden Neandertaler wieder beieinander.


    Unsere drei Helden der Neuzeit, Flori, Pit und der Professor sassen noch voller Spannung da, aber in ihren Köpfen rauchte es schon gewaltig.
    Sie wollten in das Geschehen eingreifen, manipulieren, mitgestalten.


    Aber wie? Aber wie?


    Sie diskutierten, wälzten den Dubbel und stöberten im Internet.
    Langsam nahm eine Idee Gestalt an:
    In fieberhafter Eile und mit hochroten Köpfen machten sie sich ans Werk.
    Die Motoren der verschiedensten Bearbeitungsmaschinen summten, Rauch vom Schweissgerät schwängerte die Luft und es roch stark nach Harzen und Klebern.


    Doch bald war es soweit:
    Der NTM ( Neander-Taler-Manipulator) war fertiggestellt.
    Mit diesem Gerät war es möglich, Personen durch die Zeit reisen zu lassen.
    Doch selbst konnten –und wollten- die drei Herren unmöglich ihre Plätze verlassen.
    Sie waren immerhin die Rettungsmannschaft für den Notfall. Und ein wenig ängstlich.


    Alle Augen richteten sich auf Bine Schmitz.


    An Intelligenz und Fitness den drei Forschern weit überlegen (was diese mittlerweile zähneknirschend zur Kenntnis genommen hatten) und Radl-technisch überaus versiert, war sie die ideale Versuchsperson.


    Es brauchte keine grosse Überredungskunst, denn auch an Mut mangelte es Bine nicht.
    Der NTM wurde auf sie eingestellt, und „schwupp“ hatten unsere Neandertaler Besuch.


    Allerdings war die Reaktionszeit der Neandertaler wesentlich kürzer, als die von Bine Schmitz. Innerhalb von Sekunden-Bruchteilen erkannten die beiden die Sachlage, sahen Bine mit gierigen Augen an und schleiften sie an den Haaren –hastenichtgesehen- in eine schmale Schlucht mitten im vorzeitlichen Urwald.


    Der Vergangenheitsfernseher flackerte und der Bildschirm wurde dunkel.


    Was soll ich sagen, das war genauso wie beim so genannten Free-TV:
    Wenn´s am spannendsten ist, kommt Werbung……








    Die Rettung


    Wie geht die Geschichte nun weiter?
    Professor Fraulinger, Dr.-Ing. Pit Think und Dr. Dr. Flori Meadowman hatten in Windeseile Ihren Vergangenheitsfernseher repariert.
    Und was sahen sie?
    Bine Schmitz sass friedlich mit Obbo und Bobbo zusammen am Lagerfeuer und sie diskutierten heftig über die Feinabstimmung des Glockenklanges einer Fahrradklingel, die aus einer Miesmuschel hergestellt war.


    Pit fragte: „ Wie geht denn das? Vor kaum zwei Stunden haben diese beiden Kerle unsere Bine brutalst verschleppt.
    Und jetzt dies?
    Flori meinte: „Freunde, habt ihr den eingebauten Vergangenheits-Recorder vergessen? Es war doch nur die Leiterplatte des Flux-Illusionators defekt.
    Kommt, wir spulen einfach zurück.


    Kaum eingeschaltet sahen sie folgende Szene:
    Obbo schleifte Bine an den Haaren hinter sich her, Bobbo geiferte vor lauter Gier.


    Als sie am Fahrradständer vorbeikamen in dem unsere vorzeitlichen Protagonisten ihre Bergräder deponiert hatten, lachte Bine plötzlich.


    Obbo sagte konsterniert: „was geits denn do zom Lacha“ .
    Das aber erheiterte Bine noch mehr: „Erstens mal, hat sich der schwäbische Dialekt im Laufe von 130 000 Jahren nicht um das kleinste Fitzelchen einer Nuance verändert.
    Und das sage ich als badische Fachfrau.
    Zweitens kann ich euch sagen, dass ihr mit solchen ungefederten Gurken bei einem Weltcup oder den olympischen Spielen keinerlei Chance hättet. Obwohl….“
    Dabei betrachtete sie die gewaltigen Oberschenkel und Waden der Beiden.


    Damit war der Bann gebrochen.


    So sassen dann die drei noch stundenlang bei dem einen oder anderen Krug vergorener Eumelmilch am Feuer, erzählten sich Witze aus der untersten Schublade und simpelten Fach über Schaltungen und deren Namensgebung. Sollte man sie „Orangutano“ oder besser „Shimpanso“ nennen?


    Und sie wurden schliesslich ein Herz und eine Seele, bevor Bine in die Neuzeit zurück reisen musste.




    Wie gesagt, das ist jetzt schon etliche Jahre her, daß ich das geschrieben habe.


    Die Namen der "neuzeitlichen" Protagonisten habe ich damals ein wenig verfälscht. Es gab -und gibt- sie immer noch und sie sind immer
    noch in der Mountainbike-Szene aktiv.
    Zumindest der Name der badischen Sekretärin und Bergfahrerin sollte nicht allzu schwer zu erraten sein.



    Liebe Grüße, Frank ;)