Eine Führungskraft die bereits zu Anfang weiß, wie sie den Konzern ausrichtet und dann wider besseren Willens daran festhält ist keine gute Führungskraft. Führen bedeutet etwas behutsam zu testen und immer wieder auf dem Weg zu korrigieren. Wer meint man können einen Unternehmenserfolg auf der grünen Wiese planen der irrt.
Auf welche falschen Pferde hat er denn gesetzt? Auf das alte B Logo? Ja. Aber hatte er nicht Recht behalten, dass außerhalb der Fliegerei die anderen Modelle mehr Beachtung benötigen? Oder woher kommen die Wartelisten bei den Kronen?
Es hat mir noch nie alles gefallen, was Breitling auf den Markt wirft. Das wird's auch nie. Das tun aber alle Hersteller. Sie bedienen einfach verschiedene Käufergruppen. Jetzt ist natürlich der Kern her gegangen und hat eine andere Käufergruppe angesprochen als die bisherige maskuline etwas Klischee behaftete Zielgruppe. Es ist klar, dass diese (zu der ich mich auch zähle) die Nase rümpft und die Entscheidungen als nicht richtig empfindet. Glaub mir, die Schwingen auf meiner Navitimer sind für mich heilig.
Anders herum gefragt: Gibt es bei Breitling Modelle die mich weiterhin ansprechen und den Haben-Will-Faktor auslösen? Klares ja. Heute habe ich mir meine nächste Breitling vom Konzi abgeholt.
Tun mir die Modelle weh, die mich als Käuferkreis nicht ansprechen? Nein.
Und ob der nun in einer oder mehreren Boutiquen bei Kaffee und Kuchen eine Zwiebel verkaufen will ist, mit Verlaub, irrelevanter Mumpitz. Das ist doch ein völlig von der Produktpalette losgelöster Vertriebsansatz. So etwas kommt und geht. Das testet man einfach an Testfilialen aus. Sei es der Lidl oder McDonalds, das machen alle gleich.
Und wenn wir schon beim Vertrieb sind, dann darf Werbung nicht fehlen. Ja, wir leben in 2019. Ja, Shitstorms kosten mal schnell ein paar Millionen und können einen Marke insbesondere bei jungen Käuferkreisen schnell beschädigen. Und ja, würde Breitling wieder einen Werbespot senden bei dem 3 Sekunden die Kamera in Vollbild auf die Hupen eines Models gehalten wird, wäre dieser Shitstorm greifbar nahe. Ich finde es auch schade, denn als Flugbegeisterter und Fallschirmspringer waren mir die Spots immer lieb und gerne. Aber sie wären heute aus der Zeit gefallen. Wer so etwas heute noch dreht, der spielt mit dem Markenimage russisch Roulette. Kein verantwortungsbewusster CEO wird so etwas noch zulassen.
Jedenfalls bin ich auf die nächsten Jahre gespannt. Es verändert sich was. Und wer Veränderungsprozesse kennt, der weiß, dass diese Abwehrhalten gegen die Veränderung dazu gehört und ganz menschliche Züge hat. Im beruflichen Umfeld habe ich oft solche Prozesse als FK begleiten dürfen. Und ja, es ist wirklich ein gutes Zeichen, wenn solche Widerstände aufkommen. Sie zeigen an, dass die Veränderung auch den notwendigen Tiefgang haben. Dagegen ist es aber nicht klar ob die Veränderung zum gewünschten Ziel führt. Das weiß man immer erst nach ein paar Jahren.
Wer nur immer das macht, von dem er schon weiß, dass es notwendig ist und auch "common sense", der wird nie erfolgreich und auch nie innovativ sein. Nur die Innovation fehlt mir etwas. Wobei ich nochmal betonen möchte: Der Deal mit Tudor war so eine. Aber Kern gibt ja auch offen zu, dass er eher auf die Historie der Marke abzielen möchte. Das finde ich schade und auch einen Fehler. Man darf sich selbst feiern. Nur es zum Selbstzweck machen ist mir etwas befremdlich.
Viele Grüße
Jan