Nicht direkt das, was man sonst so hier liest, aber aus meiner Sicht doch berichtenswert scheint ein Erlebnis, das ich am vergangenen Montag auf Dienstreise (nein, ich war nicht Mitglied der Entourage unserer Kanzlerin!) in der "Ewigen Stadt" hatte:
Auf einigen vorhergehenden Reisen war mir ein Ladengeschäft mit Schmuck und gebrauchten Luxusuhren in der Nähe von Santa Maria Maggiore auf dem Esquilin aufgefallen: Im letzten Sommer noch hatte ich mir die Nase am Schaufenster plattgedrückt, weil da eine vollgoldene Vacheron 222 in Jumbo-Größe zum günstigen Kurs angeboten wurde.
Diesmal war ich vorbereitet und hatte eine recht gute Speedsonic "Lobster" dabei, die ich in Zahlung geben wollte.
Natürlich gab es die 222 nicht mehr, dafür standen andere Köstlichkeiten bereit. Angetan hat es mir schließlich eine GMT-Master mit schwarzer Lünette und Oyster-Band aus 1985 mit wunderschön karamelligen Indices.
Also an der Tür geklingelt, die Sicherheitsschleuse überwunden und gleiches mit der Sprachbarriere versucht. Der Inhaber, geschätzt in der zweiten Hälfte der Sechziger und offenbar seit langen Jahren im Geschäft, lässt sofort die Rolette aus dem Fenster holen, zu der eine Box, aber keine Papiere gehören.
Ich präsentiere derweil die Lobster. Er fragt, was ich mir als Verrechnungsbetrag vorstelle. Ich sage ihm, dass ich vor einiger Zeit 1500 Euronen gezahlt und zwischenzeitlich je zwei Verlängerungsglieder und neue Exemplare der großen Bandglieder, die ans Gehäuse anstoßen, besorgt habe.
Er - und das hat mich wirklich geschafft: "So eine neue Omega kann ich als Händler bei einem Neupreis von 1500 Euro für etwa 800 einkaufen. Da die Ihre gebraucht ist und Sie keine Papiere haben, kann ich allenfalls 450 Euro anrechnen."
Es ist mir definitiv nicht gelungen, glaubhaft zu machen, dass die Lobster älter als seine GMT ist und einer der großen Klassiker im Omega-Vintage-Bereich. Kann man sich das vorstellen, dass ein Gewerblicher mit Spezialgebiet Vintage keine Speedsonic Lobster kennt?
Und mein Hinweis, man könne doch mal im Internet recherchieren, brachte nur ein Schulterzucken hervor: So etwas habe man nicht!
Nach kurzer Schockstarre gelang es mir mit knapper Not, mich zu empfehlen und samt Lobster das Weite zu suchen...
Noch immer nicht vollständig erholt, aber auf dem Wege der Besserung
Thomas
Thomas