Wie es zur Entstehung der Kaliber 5000-Familie kam...!

  • Hallo liebes Forum,


    haben beim stöbern einen interessanten Bericht von Kurt Klaus zur Entstehung der Kaliber 5000-Familie gefunden.
    Einige Mitglieder hier im Forum haben ja solche Uhren. Vielleicht ist ja die Geschichte ganz interessant...!?



    Die Entstehung der Kaliber 5000-Familie


    Der Grundstein zu dieser neuen IWC Kaliberfamilie wurde Ende der Dreissigerjahre gelegt, also schon vor über sechzig Jahren!


    Da war eben die Geschichte von den Kaufleuten aus Portugal, die nach Schaffhausen zu IWC kamen und die genaueste und best ablesbare Uhr wünschten.
    Zu dieser Zeit erreichten Taschenuhren immer eine viel bessere Ganggenauigkeit als die kleineren Armbanduhren und so entstand die Idee, ein Armbanduhrgehäuse
    zu bauen, so gross, dass ein Taschenuhrwerk darin Platz fand. Die Idee wurde auch realisiert und die überdimensionierte Armbanduhr ging in Produktion für den Markt
    in Portugal. Ja, und so war es eben die Portugieseruhr.


    Für das Innenleben der Uhr wurde ein völlig neues, nach den letzten Technologien konstruiertes Werk verwendet, das Kaliber 98. Typisch IWC: Dieses Taschenuhrwerk
    ist heute, nach über sechzig Jahren, immer noch in Produktion!


    So um 1990 kam ein Besucher in die IWC mit einer alten „Portugieser“ am Handgelenk. Wir standen um ihn herum und sagten: die ist so einmalig schön,
    die sollten wir wieder machen. Und tatsächlich beschloss die Geschäftsleitung, ein limitierte Serie dieser Uhr zum 125igsten Geburtstag der IWC nochmals aufzulegen.
    Die Gehäuse wurden nach alten Konstruktionsplänen hergestellt und das Werk Kal. 98 erhielt die Erweiterung 982, was besagt, dass in der Zwischenzeit eine
    Stosssicherung für die Unruh eingebaut wurde.


    Auch das Zifferblatt wurde nach der dazumaligen Methode produziert, die arabischen Zahlen wurden aus dem Material der Grundplatte herausgeprägt.
    Die Jubiläumsuhr bescherte der IWC einen Riesenerfolg und wurde zur Grundlage der heute so beliebten „Portugieser-Linie“.


    Die nächsten zwei Modelle waren die „Portugieser Rattrapante“ und die „Portugieser Automatic“.


    Aber dann ging ein lange gehegter Wunsch von uns Konstrukteuren in Erfüllung, nämlich: ein von Grund auf neues IWC Automatic-Werk zu entwickeln.


    Eines Tages sagte Denis Zimmermann, unser dienstjüngster Konstrukteur so leichthin:


    Wir könnten doch ein Werk bauen, so gross wie ein Taschenuhrwerk, aber mit automatischem Aufzug. Dann hätten wir eine „Portugieser Automatic“!


    Und noch einmal typisch IWC:
    Also gut, dann macht euch halt an die Arbeit, aber wenn schon so gross, so soll es wenigstens ein Achttagewerk sein!


    Das war damals „typisch Günter Blümlein“.


    So begannen annähernd fünf Jahre Entwicklungs- und Konstruktionsarbeit.
    Denis Zimmermann mit seinem Wissen aus vier Jahren Uhrmacherschule und nochmals vier Jahren Ingenieur - Schule und ich selber mit meinen bald vierzig Jahren
    Erfahrung bei IWC und all dem Gedankengut, das mir Albert Pellaton unauslöschlich eingeprägt hatte.


    So stellten wir uns ein Pflichtenheft auf mit allem, was die Uhr enthalten soll und was sie „können“ soll.


    Hier die wichtigsten Punkte:


    - Werkdurchmesser genau gleich wie der des Taschenuhrwerkes, nur etwas dicker wegen des automatischen Aufzugs.
    - Ein möglichst grosses Federhaus für eine lange Gangdauer.
    - Die lange Gangdauer erfordert eine Gangreserveanzeige.
    - Das Räderwerk wollen wir so anordnen, dass eine Sekundenanzeige sowohl exzentrisch wie bei Taschenuhren, wie auch aus dem Zentrum möglich ist
    (Im Hinterkopf schwebte uns schon eine grosse Fliegeruhr vor).
    - Wir wollen Werkteile aus bestehenden Uhrwerken wenn möglich wiederverwenden: zB Aufzugsteile, die komplette Baugruppe Hemmung – Unruh sowie der automatische
    Aufzugsmechanismus „Pellaton“ aus dem berühmten Kaliber 8541.
    - Wir mussten eine ausgewogene Kombination finden aus maximal erreichbarem Kraftvorrat, Grösse der Unruh und deren Frequenz und der maximalen Gangreserve.
    - Das Werk soll nicht nur funktionell einmalig, sondern auch besonders schön sein. Dazu gehört auch eine dem Werkdurchmesser entsprechende grosse Unruh.
    - Für die Zukunft soll auch eine Datumsanzeige schon zu Beginn der Konstruktion vorgesehen werden.
    - Ueberhaupt soll das neue Werk ein Basiswerk sein und die Möglichkeit bieten, immer wieder neues darauf aufzubauen entsprechend der bei IWC intern verwendeten Bezeichnung „Systems Engineering“.
    - Wie ein roter Faden muss durch die ganze Entwicklungsarbeit der Gedanke mitgehen: Neueste Technologie verbinden mit Tradition und langjähriger Erfahrung!
    - Probus Scafusia.


    So machten wir uns also auf den langen Weg, all dies in die Tat umzusetzen.
    Und diesen Weg werde ich Ihnen im nächsten Kapitel hier am gleichen Ort beschreiben.


    (Quelle: IWC)


    Gruß!


    Sascha