Frage zu Kalibern grundsätzlich...

Zitat von Soomi

Könntet Ihr mir vielleicht mal erklären wo auch die technischen Unterschiede (Ganggenauigkeit etc.?) liegen oder sprechen hier wir nur über die Verarbeitungsqualität und "verbauten" Materialien ? Wiki etc. geben da leider nicht viel her ?

Grundsätzliche Gedanken:

Zitat von Thomas Ernst

In der Grossserienfertigung werden Brücken, Kloben, Platinen, Hebelchen, Rädchen und anderer Krimskrams grundsätzlich mal aus Metall-Bändern ausgestanzt. Da Stanzwerkzeuge eine begrenzte Standzeit haben müssen sie regelmässig nachgearbeitet bzw. ersetzt werden.

Hier haben wir also schonmal eine Aufgabe für die Qualitätskontrolle die die Kleinteile in Klassen von A1, A2, A3, B1, ... bis Tonne aufteilt.

Hinterher erfolgt dann - je nach Bauteil - eine Weiterbearbeitung in Form von Bohren und/oder Spanabheben. Auch diese Werkzeuge haben Standzeiten was sich unmittelbar auf die Präzision der Teile auswirkt. Das selbe läuft mit Trieben welche aus Stangenware gedreht werden.

Wohlgemerkt, noch war nicht mal die Rede vom Material. Ob da nun ein besser polierbarer/härtbarer Stahl für den Trieb, schlichtes Messing oder Berylliumbronze für das Rädchen benutzt wird, ist wieder ein anderes Thema. Top-Stanzteile werden im Öfelchen bei 180° einen Tag lang entspannt, der Ramsch für den Billigheimer halt nicht.

Beim Montieren des Uhrwerks gibt es noch genügend weitere Variationen. Die wichtige Justierung des Höhenspiels der Räder (durch präzises Justieren der Lagersteine) kann man so oder so machen, je kleiner die Toleranz desto höher der Preis.

Schlussendlich kommt es noch auf das Material und Paarung der Hemmungsteile an. Das Elastizitätsmodul der Spirale muss möglichst exakt zum Trägheitsmoment passen. Spiralen und Unruhen werden vorab schon in Klassen eingeteilt und dann entsprechend kombiniert. ferner muss die Unruh so gut wie möglich ausgewuchtet werden, dies übernimmt ein Laser. Hier zeigen sich gewaltige Differenzen zwischen Topkalibern und Standardware.

Grundsätzlich ist es so dass ETA liefert was der Kunde bestellt, solange die Stückzahl und der Zahlungseingang stimmt. Daher kann man auf gar keinen Fall irgendwelche Werke untereinander vergleichen solange man die Spezifikation auf dem Auftrag nicht kennt.

Ich hab im Moment grade ein 7750 eines Grenchener Herstellers auf dem Tisch dass über alle Lagen nur um 1s differiert und eine Amplitude von 330° wie aus dem Bilderbuch hinlegt. Sowas kostet richtig Geld und ist in Low Budget Ware nicht zu bekommen, egal ob die Schrauben blau und die Streifen aus Genf sind oder nicht.

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Zu den Folgen von Qualitätsstufen am Beispiel ETA:

Zitat von Ralf

Eine Uhr darf soviel vor- oder nachgehen, wie Lieferant und Kunde vertraglich vereinbart haben. Wenn sie nichts vereinbart haben, darf der Gang im Prinzip beliebig sein. Jedoch sind die meisten Uhrmacher bereit, Gangabweichungen bei höherwertigen Werken, die deutlich zweistellige Werte (in s/d) betragen, als Mangel anzuerkennen und nachzuregulieren.
n Fakt, das es bei ETA nicht DAS 2824 und DAS 7750 gibt, sondern zu jedem Kaliber eine breite Spanne unterschiedlicher Varianten, die sich deutlich in der Genauigkeit unterscheiden hatten wir in diesem Forum schon zigfach. Insofern ist die zweite Frage so gar nicht sinnvoll.

Um noch mal die Werte aus den Fabrikanten-Informationen zu nennen:

ETA2824-2
Maximale Abweichung aller x Lagen bei Vollaufzug
Standard 30s/d bei 2 Lagen
Elabore 20s/d bei 3 Lagen
Top 15s/d bei 5 Lagen

Isochronismus zwischen Vollaufzug und 24h abgelaufen
Standard ±20s/d
Elabore ±15s/d
Top ±10s/d

ETA7750
Maximale Abweichung aller x Lagen bei Vollaufzug
Standard n.n. s/d bei 2 Lagen
Elabore 20s/d bei 3 Lagen
Top 15s/d bei 5 Lagen

Isochronismus zwischen Vollaufzug und 24h abgelaufen
Standard n.n. s/d
Elabore ±15s/d
Top ±10s/d

Das entscheidende Kriterium ist also nicht das Kaliber, sondern die Qualitätsstufe

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Daher der Einsatzzweck:

Zitat von Thomas Ernst

Standard = Für Billiguhren
Elaboré = Wie Standard aber mit Müsterchen eingeritzt
Chronometré = Ab hier wirds brauchbar
Chronometré Top = Brauchbarer und teurer ...

Die beiden letzten gibts auch als

Soigné = Fein verziert
Super Soigné = Super fein ...

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Gruß
Hiob

Zitat von Soomi

als Neuling hoffentlich erlaubt ? Habe hier im Forum gelesen, dass z. B. in die AP´s ja wohl ein bisserl "Dump" Kaliber verbaut werden (Minikaliber wurde glaube ich mal hier geschrieben), wenn ich mich jetzt richtig eingelesen habe, gibt es ja wohl "einfache" Standardkaliber (ETA etc.) die wohl massenhaft in Großserie hergestellt werden und in diversen Uhren Ihren Dienst z. B. auch in meiner Daytona etc. auf der anderen Seite z. B. PP (lt. Forum) wohl "Highend"kaliber aus der eigenen Manufaktur !

Weder in einer AP noch in einer Rolex werden ETA-Kaliber verbaut. Bei AP sind es ausser den eigenen Manufakturkaliber noch JLC-Kaliber und Chronomodule von spezialisierten Fremdherstellern (keine ETA's).
Rolex verbaut nur (noch) Manufaktur. Also in Deiner Daytona steckt ein Rolexkaliber. Ausser die Uhr hat eine 5stellige Ref.-Nr. Dann wäre es ein modifiziertes Zenith El Primero.

@ roni: Das war mir schon klar, aber ich dachte, wir fangen mal beim Urschleim an, und nehmen ETA als Beispiel.

Zitat von Soomi

als Neuling hoffentlich erlaubt ? Habe hier im Forum gelesen, dass z. B. in die AP´s ja wohl ein bisserl "Dump" Kaliber verbaut werden (Minikaliber wurde glaube ich mal hier geschrieben)........

Minikaliber trifft es nicht, es gibt u.a. bei AP ultraflache Kaliber (2121, 2120/2802, 2120/2808), alle basieren auf dem Grundkaliber 2120, und das extraflache 2385 (Basis Frederic Piguet 1185).

Zitat

.... wenn ich mich jetzt richtig eingelesen habe, gibt es ja wohl "einfache" Standardkaliber (ETA etc.) die wohl massenhaft in Großserie hergestellt werden und in diversen Uhren Ihren Dienst z. B. auch in meiner Daytona etc. auf der anderen Seite z. B. PP (lt. Forum) wohl "Highend"kaliber aus der eigenen Manufaktur !

Was ist ein High-End-Kaliber???
Bezieht sich der Ausdruck auf Finissage oder Ganggenauigkeit und -stabilität.
Meist meint man die optische Veredelung und ohne Namen nennen zu wollen gibt es Manufakturen, die Finissieren, daß einem die Augen übergehen, aber in punkto Ganggenauigkeit gibt es da bestimmt bessere Adressen.
Gruß

Hiob