Da sieht man dann auch sehr schön die Unterschiede in der jeweiligen Landesphilosophie im Füllerbau:
- die Deutschen machen Technik - ein 149er, ein M800, ein LAMY 2000, das sind technische Produkte. Dass MB seit einigen Jahren auch Design-Artikel produziert, ist eigentlich eher dem Fakt geschuldet, dass sie inzwischen auf dem Weltmarkt unterwegs sind. Hier merkt man auch klar die wesentlich regionalere Klientel von Pelikan.
- bei den Japanern hast Du die höchst-feine Kunst der Herstellung - die Oberflächen eines Namiki oder eines Master of Pen sind unerreicht. Aber ganz klar: für den Hausgebrauch gibt es hochwertige Normalprodukte. Ganz weit vorne für mich eben der Pilot Capless.
- und dann die Italiener - einfach nur W-U-N-D-E-R-S-C-H-Ö-N... aber dafür technisch teilweise nicht so der Bringer.
Mein Lieblingsbeispiel in dem Falle für mich der Capless:
1. Japan.
Der Pilot Capless - eigentlich ein verkappter Kugelschreiber. Wenn man oben drückt, wird der komplette Inhalt vorgeschoben und drückt dabei einen gefederten Deckel nach unten. Passt, ist dicht, hält ewig, ist preiswert, raus damit.
2. Deutschland.
Der LAMY Dialog - schon aus dem Stand 4x so teuer, dafür aber inklusive deutschem Over-Engineering. Durch drehen des Korpus wird die Schreibeinheit nach vorne geschoben, wobei eine halbkugelförmige Kalotte die Öffnung frei gibt, durch welche die Feder nach vorne gleitet. Gleichzeitig wird der hier zu sehende Clip versenkt, so dass er beim Schreiben nicht stört. Das Ding ist konstruktiv gaaaaaanz weit vorne - aber eben sauteuer...
3. Italien.
Der Stipula Da Vinci - hier als Battaglia di Anghiari, einem nicht mehr erhaltenen Kunstwerk von Leonardo nachempfunden. Die fein verlaufenden Linien im Ebonit machen jeden einzelnen einzigartig. Hier wird durch drehen des Korpus die Feder ebenfalls nach vorne gefahren - allerdings wird dabei auch eine einfache Klappe verdreht, die vorne eine halbmondförmige Öffnung freigibt, durch welche die Feder rausfährt. Ich hatte mehrere Modelle aus unterschiedlichen Materialien, keiner davon war auch nur annähernd dicht zu bekommen - nach 1 Tag waren die Kisten regelmäßig eingetrocknet. Ein fürchterlicher Pfusch... aber optisch zum niederknien...
Funfact: das Bild von Leonardo war damals für den Salone dei Cinquecento des Palazzo Vecchio in Florenz gedacht - da das Mistding aber nicht rechtzeitig fertig wurde, hat man damalige Heizgeräte (offene Feuer) hingestellt, damit der Rotz schneller trocknet... Ergebnis: das Gegenteil passierte, der Sabber lief wieder die Mauer runter... irgendwie bezeichnend...