Hallo an Euch alle,
unter dem Thread : " Beurteilung eines Gangprotokolls " ist das vor bezeichnete Thema untergegangen, das nach
meiner Einschätzung einen ganz eigenen Stellenwert besitzt.
Unterläßt man beim Auto fällige Inspektionen, kann das fatale Folgen haben. Bei Neuwagen kann das unter Umständen sogar zum Garantieverlust führen.
Bei IWC - Uhren spricht der Hersteller lediglich Empfehlungen zu den " Wartungsintervallen " aus.
So heißt es z.B. in der Garantieurkunde meiner Mark XV : " Lassen sie deshalb Ihre IWC von Zeit zu Zeit reinigen und ölen, am besten bei einer Service-Stelle oder direkt bei
uns in Schaffhausen."
In der Bedienungsanleitung für diese Uhr steht :" Wir empfehlen deshalb, an Ihrer Uhr ca. alle 4 Jahre einen Unterhaltsservice durchführen zu lassen. "
In dem Buch : " Die Uhren von IWC 2009/10 " steht auf Seite 257 oben : " Mechanische Qualitätsuhren sollten nach ungefähr fünf Jahren einer Revision unterzogen werden.
Und weiter : " Bei einem einwandfrei funktionierenden Werk kann man ruhig etwas länger warten. "
Noch verwirrender und undurchsichtiger wird das Ganze, wenn man die Aussagen und Meinungen angeblich erfahrener Uhrmachermeister mit einbezieht.
Meine Mark XV (zur Erinnerung 7 1/2 Jahre alt) und noch nicht revidiert, ging aus meiner Sicht bisher immer einwandfrei, wobei ich mögliche Gangabweichungen nicht bewußt wahrgenommen habe.
Im Zusammenhang mit dem ursprünglich geplanten Verkauf wurde mir die versäumte Revision zum Vorwurf gemacht. Der tatsächliche Wert könne erst nach erfolgter
Revision kalkuliert werden.
Wie Euch bekannt ist, bin ich danach initiativ geworden und habe meine Mark XV zuerst am 27.04.2010 einem Uhrmachermeister bei WEMPE in Düsseldorf vorgelegt.
Dieser hatte das zitierte Gangprotokoll angefertigt und dringend zu einer Revision geraten.
Seine Aussage u.a. : "es sei nicht auszuschließen, dass die Lager bald trocken liefen und einige Teile bereits Schaden genommen hätten."
Aufgrund dessen hatte ich mich zu einer sofortigen Revision entschlossen, zumal ich die Uhr jetzt auch behalten wollte.
Vor Abgabe meiner Uhr habe ich diese noch unmittelbar zuvor einem Uhrmachermeister bei BUCHERER in Düsseldorf vorgelegt.
Das nachfolgende Ergebnis :
BUCHERER Kö am 04.05.2010
Zifferblatt oben
- 001 s / d 291 0,1ms 00 s
Krone unten
- 003 s / d 259 0,3 ms 01 s
Zifferblatt unten
-001 s / d 280 0,0 ms 01 s
führte zu der Aussage, dass sich die Uhr, von üblichen Tragespuren am Gehäuseboden abgesehen, in einem sehr guten Zustand befände, die Gangwerte nicht besser sein könnten und auch die Frequenzmessung gradlinig ohne nennenswerte Auslenkungen verlaufen sei.
Mein Einwand, dass meine Uhr bereits 7 1/2 Jahre alt sei, hatte ihn zwar erstaunt, aber keineswegs dazu veranlaßt, eine Revision als zwingend erforderlich zu erachten.
Mit dieser Aussage konfrontiert, geriet WEMPE in spürbare Erklärungsnot und fertigte durch einen anderen Uhrmachermeister ein neues Gangprokoll an, das wie folgt aussieht :
WEMPE Kö am 04.05.2010
Rate : -001 -002 -008
Beat Error : 0.1 0.3 0.1
Amplitude : 296 260 260
Danach war von einer dringend erforderlichen Revision keine Rede mehr, man stelle mir eine Entscheidung darüber anheim.
Nachgefragt, würde bei WEMPE in HH der Gehäuseboden nicht aufgearbeitet, weil beim Abschleifen die Gefahr bestünde, dass die Gehäusenummer beschädigt bzw. unleserlich würde.
Zudem sei der Übergang von der satinierten Bodenplatte zu dem polierten Rand technisch nicht zu bewältigen.
Zu dem in Aussicht gestellten Festpreis von 320,00 € befragt, gelte dieser nur, wenn keine Ersatzteile verbaut werden müßten.
Dies ließe sich naturgemäß erst nach dem Öffnen der Uhr feststellen. In einem solchen Falle würde mir ein Kostenvoranschlag über die Mehrkosten unterbreitet.
Nebenbei habe ich dann noch den Mängeleintrag : "Bleibt stehen" auf dem Kundenbeleg kritisiert, weil dies nicht zutreffend sei.
Man müsse einen Mangel aufführen, weil sonst kein Beleg ausgedruckt werden könnte, war die lapidare Antwort.
Entgegen meiner ursprünglichen Absicht, die Uhr bei WEMPE in HH revidieren zu laasen, habe ich nach alledem darauf bestanden, meine Uhr zu IWC bzw. Richemont nach München einzusenden.
Vielleicht kann man dort die kleinen Kratzer am polierten Gehäuserand beseitigen und den blank gewordenen Boden neu satinieren.
Insgesamt betrachtet habe ich aufgrund der geschilderten Erfahrungen überhaupt keine klare Linie erkennen können. Das beginnt mit den schwammigen Aussagen des Herstellers und gipfelt in völlig diametralen Aussagen von Uhrmachermeistern, von unterschiedlichen Gangprotokollen ganz zu schweigen.
Wie verlässlich ist das alles ? Wie geht Ihr damit um ?
Ich
bin gespannt auf Eure Antworten.
Freundliche Grüße
Horst