Durch die Vulkanasche - Grosse Fliegeruhr gelandet...

    • Offizieller Beitrag

    ... so, nach über 5 Jahren mal ein kleines Update zu meiner Großen Fliegeruhr Ref. 5002:


    Unter Uhrenfreunden gibt es ja verschiedene Spezies: Zum Beispiel die "Treue Seele", die wohl überlegt und nicht allzu oft eine neue Uhr kauft, diese dann aber auch bis ans Ende ihrer Tage behält und trägt. Oder im Gegensatz dazu den "Flipper", der Uhren nach wenigen Jahren, Monaten oder in Extremfällen sogar nur Tagen :eek: schon wieder abgibt. Und natürlich Mischformen, die mal so und mal so agieren - zu letzterer Gruppe würde ich mich zählen: Mein Negativ-Rekord waren 9 Tage (bei einer 3504), andererseits habe ich Uhren, die schon über 90 Jahre bei mir (bzw. meinen Vorfahren) aushalten.


    Wenn Uhren einen länger durchs Leben begleiten, dann stellt sich irgendwann die leidige Frage nach Revisions-Kosten und -Intervallen. Angeregt von einer kurzen Übersicht in der aktuellen Chronos, die mal versucht haben, für gängige Modelle die aktuellen Service-Kosten zusammenzustellen, hier ein kleiner Einblick in die Unterhaltskosten einer IWC Große Fliegeruhr Ref. 5002:


    Meine Uhr stammt aus 12/2002 und hat folglich noch das alte "Slow-Beat"-Werk mit 2,5 Hz bzw. 18.000 A/h. Dieses Werk ist jetzt nicht unbedingt als übermäßig robust und ganggenau bekannt, hat aber durch das ruhige Ticken unheimlich viel Charme.


    Der erste komplette Service für diese Uhr wurde im Dezember 2008 fällig - die Basiskosten für die Revision lagen damals bei rund 600 Euro, allerdings hatte der Vorbesitzer noch eine Macke ins Glas gehauen, dazu wurden Krone (kostet bei der BP extra) und Zeigerspiel getauscht und ein neues Büffel-Lederband wurde auch geordert. Die Gesamtrechnung lag entsprechend bei rund 1.000 Euro.


    Ich habe die Uhr knapp 1,5 Jahre später übernommen. Damals waren die Gangwerte sehr gut (ganz leicht im Plus, um ca. +2s/Tag), das Aufzugsverhalten war aber eher träge - ich bin jetzt nicht so ein Bewegungswunder, trotzdem war das sicher nicht optimal.


    Diese Werte blieben für weitere ca. 4,5 Jahre ziemlich konstant, wobei die Uhr natürlich nicht so intensiv getragen wird bei mir (ich wechsel sehr oft und die Konkurrenz ist groß...). Um den Jahreswechsel 2014/15 fiel mir auf, dass die Gangwerte schlechter werden - das setzte sich über die folgenden Tragephasen fort, im April waren es dann knapp -1s/Stunde. Ein sicheres Zeichen für eine erforderliche Revision :( ...


    Die Uhr ging deshalb über Wempe nach München zu IWC für einen großen Service, allerdings ohne Gehäuseaufbereitung - ich trage meine Uhren so pfleglich, dass das auch nach Jahren nicht notwendig ist. Die ursprünglich befürchtete Bearbeitungszeit (3+ Monate) konnte deutlich unterschritten werden, ich hatte die Uhr schon nach etwas über einem Monat wieder zurück :gut:


    Die Kosten haben seit dem letzten Service etwas angezogen und lagen jetzt bei 740 Euro für die Revision, was einer Preisteigerung von ca. 3,5% p.a. entspricht, also deutlich niedrigere Steigerungen als bei den Listenpreisen der Uhren in den letzten Jahren. Inklusive Austauschteilen (Krone, Zeiger) lag der Gesamtpreis bei rund 850 Euro. Geld genug, aber wenn man es umrechnet, sind das ca. 1% vom Neupreis pro Jahr der Nutzung - der Listenpreis der 5002 lag 2002 bei 10.000 Euro, der heutige Listenpreis der 5009 liegt bei 13.500 Euro.


    Wichtiger als die Kosten ist aber: Was hat es gebracht? Nimmt man die (natürlich noch mit Vorsicht zu genießenden) Erfahrungen der ersten Tage nach der Revision, hat es sich auf jeden Fall gelohnt: Die Gangabweichung ist praktisch nicht messbar - am Arm ziemlich genau +-0s/Tag, nur beim Ablegen geht sie 1-2 Sekunden ins Plus. Besonders gut getan hat die Revision dem Aufzugsverhalten: Vorher reichte mein normales Trageverhalten (ca. 10 Stunden am Tag im Büro getragen) nicht mal für den Erhalt der Gangreserve, jetzt gewinnt die Uhr im gleichen Profil pro Tag über einen Tag Gangreserve hinzu :gut:


    Fazit: Die 5000er Kaliber sind sicher keine Dauerläufer, die 10 oder 15 Jahre ohne Service durchhalten - man muss diesen Uhren wirklich regelmäßig (also alle 5-7 Jahre) eine Revision gönnen. Dann kann man aber auch noch nach Jahrzehnten selbst beim gefürchteten Slow Beat-Werk wirklich exzellente Gangwerte erzielen. Die dafür notwendigen 900-1000 Euro muss man dafür aber mental rechtzeitig einplanen - oder halt vorher flippern ;) ...


    Gruß,
    Christian


    P.S.: Neue Fotos kann ich keine bieten - die Uhr sieht halt auch noch exakt so aus wie vor 5 Jahren (inkl. Band) ;) :



  • Hallo Christian.


    Ich hatte im Rahmen einer Revisionsanfrage mal von einem Uhrmachermeister von Wempe die Auskunft erhalten, das IWC bei Revisionen diese Werke von 18.000 A/h auf die 21.600 A/H der Nachfolger umbaut, und zwar zwingend. Dem ist bei Dir jetzt aber offensichtlich nicht so, oder?


    Gruss, Frank

    • Offizieller Beitrag

    ... das kann ich Dir nicht genau beantworten - auf den Service-Unterlagen ist nichts vermerkt, wobei ich nicht sagen kann, ob das zwingend gemacht wird.


    Z.B. mein Da Vinci-Chrono wurde bei einer Revision von einem Kal. 89360 technisch auf ein Kal. 89361 umgerüstet - das wurde aber explizit auch im Reparatur-Bericht aufgeführt. Ich weiß auch, dass bei den Pellaton-Werken (insb. Kal. 8000) wohl immer auf Keramik-Paddel umgestellt wird, um das Problem mit dem Abrieb zu vermeiden.


    Bei dieses Kalibern wurden aber im Prinzip nur einzelne Teile 1:1 ersetzt - die Umstellung der Frequenz ist aber wohl etwas komplizierter, da müsste man doch deutliche Veränderungen im Assortiment vornehmen (zumindest eine andere Unruhspirale, oder :grb: ). Da wäre ich jetzt nicht sicher, ob das einfach so gemacht wird bzw. machbar ist.


    Optisch kann ich keinen Unterschied sehen und im Vergleich zu einer 18.000 A/h Taschenuhr höre ich auch keinen Unterschied - wobei beides wohl auch nicht ganz einfach wäre.


    Gruß,
    Christian