• Ja, ich habe schon einiges über das Kaliber Beta 21 von mir gegeben. Seit vielen Monaten sammele ich Informationen über dieses Uhrwerk und über die allgemeine Entstehung der Uhrenelektronik in der Schweiz.


    Hier und da findet man mal Informationen. Ein allumfassendes Werk habe ich leider noch nicht gefunden, sodass ich mich entschlossen habe, selbst einen kleinen Aufsatz zu verfassen. Ich war bemüht einen allgemeinen Bericht zu verfassen. Allerdings greife ich manchmal das Thema Omega auf. Zum einen um es etwas weniger theoretisch zu gestallten. Zum anderen um meine neue Uhr vorzustellen.


    Im Jahr 1962 wurde die Centre Electronique Horloger (CEH) in Neuchatel (Schweiz) gegründet. Der Zweck dieser Vereinigung war die Entwicklung eines hochpräzisen, elektronischen Uhrwerks. Viele Schweizer Uhrenbauer wie z.B. Rolex, Patek Philippe, IWC, Jaeger le Coultre und Omega waren an diesem Projekt beteiligt. Aus heutiger Sicht erscheint solch eine Kooperation unter Konkurrenten vielleicht etwas merkwürdig. Man muss diese aber im Kontext der frühen 1960er Jahre sehen. Die Elektrotechnik erlebte einen wahnsinnigen Aufschwung. Es gab zu dieser Zeit bereits Elektronik im Uhrenbau. Aber eben keine Schweizer Uhrwerke dieses Typs. Omega, Longines, IWC u.a. setzten Werke unter Bulova-ESA-Lizens ein. Ab dem 16. Oktober 1960 wurden Stimmgabeluhren –zunächst nur von Bulova selbst- verkauft. Stichwort: „Accutron“. Der Physiker Max Hetzel nutzte die hohe Schwingungszahl einer Stimmgabel um hohe Gangpräzision zu erreichen. Ein Prinzip, welches die CEH auch aufgriff. Die Schweizer nutzen den sog. Piezoeffekt, der das Zusammenwirken von Mechanik und elektrischer Ladung beschreibt.


    Im Jahre 1966 konnte das erste Quarzprototypenwerk der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Man nutzte die oben beschriebene Eigenschaft des Minerals, die zustande kommt, wenn man es Strom aussetzt. 1967 reichte die CEH ihren Patentantrag für den Quarzschwinger in der Schweiz ein.


    Bedauerlicherweise gelang es den Schweizern nicht, ihren Forschungsvorsprung zu nutzen. Die Japaner gewannen das „Wettrennen“, als Seiko am 25. Dezember 1969 mit der Astron Quartz die erste Quarzarmbanduhr der Welt verkaufte.


    Die erste Uhr mit dem Basiswerk Beta 21 wurde am 10. April 1970 verkauft. Die bekanntesten Vertreter der Beta-Zunft sind wohl die Rolex Quartz-Date Referenz 5100, Patek Philippe Referenz 3597, IWC Referenz 3203 mit dem Kaliber 2001 sowie die Electroquartz von Omega. Grundsätzlich stellte die Ebauches S.A. die mechanischen Teile und den Quarzresonator her. Omega fertigte den Mikromotor.


    Hier nun etwas für die Augen! Meine „neue“ Omega Constellation Electroquartz, Referenz ST 3 9 6 .0807 (ST=Stahl, 3=Herrenuhr mit Metallband, 9= Elektronische Uhr, 6: Wasserdicht & Datum). Diese Referenz wurde von 1973 bis 1978 hergestellt.
    Die Uhr stammt aus den USA, sodass ich einige Zeit auf sie warten musste. Beim Zoll lag sie auch ein bisschen. Wie ihr seht, sieht die Uhr ganz gut aus.



    Angetrieben wird der Zeitmesser vom Kaliber 1301, welches das zweite Werk von Omega ist, das auf dem Beta 21 basiert.
    Ein an Fäden aufgehängter Quarzkristall schwingt hier unter Stromeinfluss mit einer Frequenz von 8.192 Hz (2 hoch 13).



    Heute ist die Standardfrequenz 32.768 Hz (2 hoch 15). War der Quarz beim Beta 21 noch stabförmig, so ist er in modernen Quarzuhren wieder stimmgabelförmig.


    Der Sekundenzeiger tickt hier nicht, er läuft gleichmäßig über das Zifferblatt, was von einem einzigartigen Summen begleitet wird. Eine Quecksilberbatterie liefert die benötigte Energie für mindestens ein Jahr.



    Diese läuft über einen Magnetverstärker (Transduktor) und versetzt den Quarz (Resonator) in Schwingungen. Diese werden von einer winzigen Schaltung unterhalten, gezählt und in Zeiteinheiten unterteilt. Diese Schaltung besteht aus 110 elekronischen Bauteilen!



    Ein elektromechanischer Vibrationsmotor untersetzt die Schwingungen um sie an das Zeigerspiel zu übertragen.



    Die maximale Gangabweichung beträgt monatlich 5 Sekunden. Damals ein beeindruckender Wert, der mit einem sog. Delta-Test (einem von Omega entwickelten Messinstrument) kontrolliert wurde.


    Das Werk weißt folgende Gravuren auf:
    3491045X, CEH, B21, OMEGA 1301 THIRTEEN 13 JEWELS UNADJUSTET -SWISS-.
    Anhand der Individualnummer des Werkes ist ersichtlich, dass die Uhr um 1972/73 hergestellt wurde. Somit habe ich eine frühe Uhr dieser Referenz.



    Leider gelingt es mir nicht, das Werk besser einzufangen. Aber glaubt mir es ist top und sehr sauber.


    Was meiner Meinung nach noch erwähnenswert ist, ist die ungewöhnliche Art der Datumsverstellung. Hierzu ist es nötig die Krone gedrückt zu halten und vor und zurück zu drehen. Lässt man die Krone wieder los, springt sie durch eine Feder wieder automatisch in die Nullstellung. Der automatische Datumswechsel erfolgt über eine Schnellschaltung um Mitternacht.


    Das silberfarbene Zifferblatt ist mit aufgesetzten Indexen versehen, die zur Blattmitte abfallen. Diese Keile bilden mit dem konzentrischen Changieren der Blattlackierung und dem aufgesetzten Omega-Schriftzug herrliche Lichteffekte. Um die Ablesbarkeit zu verbessern, wurden der Stunden- und Minutenzeiger schwarz lackiert. Farblich passend präsentieren sich die Minutenstriche sowie die Schriftzüge „Constellation“, „ELECTROQUARTZ“ und „f 8192 Hz“. Bei der 12 befindet sich ein rot hinterlegtes Omega-Symbol, bei der 6 eine rote Datumsanzeige. Das Glas ist Mineralglas.



    Das Edelstahlgehäuse hat die Referenz 196.0014, die Maße 37 x 44mm und ist mit einem recht groben Schliff versehen. Die Kanten sind poliert. Der Boden ist vierfach verschraubt, sodass die Uhr 3atm wasserdicht ist. Die Sternwarte mit den acht Sternen steht für die Constellation-Linie.




    (Fotos Altbestand)


    Das integrierte Band hat die Referenz ST1210/202. Es gab noch zwei andere Referenzen, nämlich die ST1216/001 bzw. ST1216/002. Dieser Bandtyp wird über die Jahre nicht “schwabbelig“, wie man es beispielsweise von Rolex-Bändern kennt. Hier nimmt der Abstand zwischen den Gliedern zu, das Band bleibt trotzdem fest.



    1974 kostete solch eine Electroquartz in der Schweiz CHF 1.150,--, DEM 1.393.94 oder EUR 712,21 (Wechselkurs 1974). Eine Datejust in Stahl mit Jubiband schlug damals mit DEM 980,-- zu Buche.


    Noch etwas zur CEH: Die Aktiengesellschaft fusionierte 1983 mit der Laboratoire Suisse de Recherches Horlogères (LSRH). Die Rechtsnachfolgerin ist die CSEM (Centre suisse d´électronique de microtechnique).


    Zum Schluss noch alle elektronischen Schwestern gemeinsam:


    Gruß,
    Andreas


    Suche folgende Omega Seamaster f300hz:

    [SIZE=7]Quelle: Omegamania.com[/SIZE]

    Einmal editiert, zuletzt von a.lyki ()

  • Super Bericht, danke für die Mühen!


    OT: Wird mal wieder Zeit für ein Treffen!

    Gruß
    Andreas
    :yourself:
    _________________________________________________________________________


    "Der einzige Weg, eine Versuchung los zu werden, ist, ihr nachzugeben."


    (Oscar Wilde, englischer Schriftsteller (1854 - 1900))

  • sehr schön und verständlich geschrieben, schönen dank für diesen ausflug in die vergangenheit!

    Grüße - Gerd... :wink:


    Sascha, Unvergessen!:blume:


    Kein Instagram, kein Facebook. Kein TikTok, kein anderes Gedöns, das ist ja wie ein Gefängnisausbruch! Herrlich!

  • Guten Morgen!


    Wie einigen bekannt, macht das Datum bei diesem Kaliber oft Probleme. Was muss ich sehen, als ich heute morgen aufstehe? Datum ist weiter! :jump:


    Nur die Schnellverstellung habe ich noch nicht probiert. Kommt noch, schließlich hat der Monat nur 28 Tage.

  • Heute hatte ich mein "Certificate" in der Post!


    Ihr dürft mir gratulieren! Ich habe wohl die erste Quarzuhr die es gab.


    Herstellungsdatum 1937, ausgeliefert wurde sie allerdings am 17. Oktober 1973 in die USA!


    Ach ne, jetzt muss ich da schon wieder anrufen... :bash:

  • Top Bericht!!!! Vielen Dank...und vielleicht frägst Du mal bei der WOSTEP nach Fachbüchern bzgl. der Beta Quartze....die haben dort ne riesige Uhren-Literatur-Bilbliothek und u.U. auch ein allumfassendes Werk ;)


    http://www.wostep.ch/