Hallo liebes Forum!
Wenn ich an die IWC denke, dann fällt mir sofort eine ganz bestimmte Uhr ein. Vielleicht geht es Euch ja ähnlich…!?
Bei mir ist es stets die IWC Deep One Ref. 3527, welche für mich die perfekte IWC-Uhr darstellt.
Nach außen hin zurückhaltend und funktionell, ausschließlich auf die Erfüllung des Zweckes ausgerichtet, für den
sie geschaffen wurde: zum Tauchen.
Innen drin jedoch mechanische Detaillösungen, wie sie pfiffiger und aufwändiger kaum sein könnten.
Aber hier stand noch die Funktion sowie die Realisierung dieser im Vordergrund und nicht kaufmännische Überlegungen.
Und so entstand eine Uhr, die für mich eines der prägnantesten Stücke in der IWC
Geschichte darstellt. In diesem Artikel werde ich versuchen, die verschiedenen, hier im Forum schon über die Deep One
existierenden Artikel in ein systematisches Review zu integrieren und damit die Faszination der Funktion (ähnlich wie beim
Review über den Pellaton- Aufzugsmechanismus) zu transportieren. Immerhin tragen viele diese Funktionen täglich mit sich
rum, ohne zu wissen, was hier im Detail abläuft. Für Diejenigen, die an dem „Wie“ interessiert sind ist dieser Artikel gedacht.
In der Reihe der IWC Taucheruhren, begonnen mit den Referenzen 812 und 816
(später Ref. 1812 und 1816) mit hauseigenem Kaliber (60er und 70er Jahre des 20. Jahrhunderts) sowie der von 1980 bis 1997 gebauten
und von F.A. Porsche entworfenen IWC Porsche Design Ocean 2000 Ref. 3500 bis 3524 und deren Nachfolgerin, der von 1997 bis 2004
gebauten GST Aquatimer Ref. 3536 nimmt die IWC Deep One Referenz 3527 einen wichtige Zwischenstellung zwischen der Vergangenheit
und dem neuen Design der Aquatimer-Linie (von 2004 – 2009) ein.
Von der GST Aquatimer Ref. 3536 nahm sie das Gehäuse und das Band inkl. dem
genialen Bandmechanismus.
Jedoch verzichtete sie auf die außen liegende Lünette und bekam die innen liegende Lünette, welche an die Aquatimer der 60er und 70er Jahre
erinnert und in der folgenden AT-Serie (2004-2009) weiterleben sollte.
Hier das Basismodell der nachfolgenden, ab 2004 hergestellten AT-Linie, die Ref. 3538 Aquatimer Automatic 2000:
Mittlerweile, im Jahr 2010, ist die IWC der Tradition des radikalen Designwandels bei der AT-Linie konsequent gefolgt und ist auch wieder zu außen
liegenden Lünetten zurückgekehrt. leider jedoch nicht zum aufwändigen Mechanismus der Ocean 2000 und der GST Aquatimer, bei denen man die
Lünette zum Verstellen herunterdrücken musste. Heute ist die Lünette mit einem Safirglaseinsatz versehen.
Die Idee zu Deep One kam Richard Habring, damals bei der IWC tätig, angeblich bei einem Segeltörn im Jahr 1995 und im Gespräch mit Tauchern, die
sich eine Uhr mit Tiefenmessmechanismus gewünscht hatten.
Nach einiger Zeit des Nachdenkens und der Zustimmung durch den damaligen Chef der IWC, Günther Blümlein, wurde diese Uhr ganz im Sinne des Slogans:
„Die IWC, der Ingenieur unter den Uhrenmarken!“ entwickelt und im September 1999 auf den Markt gebracht.
Es entstand eine 42mm im Durchmesser und 14,4 mm in der Höhe messende Taucheruhr im Titangehäuse, die bis 100 Meter (10 bar) wasserfest ist.
Mit 125 Gramm ist die Uhr sehr leicht.
In der Uhr fand ein Rohwerk von Jaeger LeCoultre, einer Schwester der IWC im damaligen VDO-Mannesmann Konzern, auf Basis des Kal. JLC 891
(welches wiederum auf dem bekannten JLC Kal. 889 basiert) mit kleiner Sekunde Verwendung. In der Deep One heißt es Kaliber IWC8914.
Die Uhr wurde 1999 für 10.600 Euro (gut 21.000 DM) angeboten und bereits zum Zeitpunkt der Präsentation auf der Messe in Basel sollen Vorbestellungen
vorgelegen haben, welche die Produktion auf zwei Jahre ausgelastet hätten (Quelle: Chronos Sonderheft „Sport 1999“).
Von der nur sehr aufwändig im Atelier für Komplikationen montierten Deep One wurden letztlich zwischen 1999 und 2002 wohl nur um die 500 Exemplare hergestellt.
Ein Grund hierfür könnte in der, im Vergleich zu Komplikationen mit Edelmetallgehäuse, eher geringen Wertschöpfung der Uhr gelegen haben. Sie ließ sich also nicht
wirtschaftlich genug herstellen. Die Einstellung der Uhr fiel, ob zufällig oder nicht, in das erste Jahr der Zugehörigkeit der IWC zur Richemont Luxury Group.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt…!
Hier nun einige Ansichten der Uhr:
Der Bodendeckel:
Und nochmal:
Zwei Seitenansichten:
Der Vergleich mit der GST Aquatimer Ref. 3536-001 zeigt einen gar nicht so großen Höhenunterschied, obwohl die Deep One wesentlich
mehr Mechanik „intus“ hat!
Auffällig an der Uhr sind die drei Kronen:
Die verschraubte Krone bei „drei Uhr“:
trägt das Fischsymbol als Zeichen für die Wasserfestigkeit und dient, wie bei anderen Uhren auch, dem Einstellen von Datum (Kronenposition 2 mit
Schnellschaltung), der Uhrzeit (Kronenposition 3 mit Sekundenstopp) sowie dem Aufziehen der Uhr (Kronenposition 1).
Die nicht verschraubte Krone bei „zwei Uhr“:
dient zum einen dem Verstellen der innen liegenden Tauchlünette (durch drehen entgegen dem Uhrzeigersinn wird sie Lünette gleichsinnig gedreht).
Hier eine IWC-eigene Grafik zu diesem Mechanismus
Zum anderen kann diese Krone auch gedrückt werden. Diese Funktion dient dem Nullstellen des
Schleppzeigers der Tiefenmessanzeige.
Die dritte Krone bei „vier Uhr“:
verfügt über kleine Bohrungen und sie mündet direkt in die Bourdon Röhre (auch Bourdon Feder genannt), dem Herzstück des
Tiefenemessmechanismus! Die zweite Funktion dieser Krone dient dem Justieren der Tiefenmesszeiger.
Diese sind auf einen Umgebungsdruck von 1013,25 Millibar bei 15 Grad, also auf Normbedingungen, voreingestellt.
Wenn man nun z.B. in großer Höhe (Bergseetauchen) oder bei niedrigen Temperaturen (Eistauchen) tauchen geht, dann ist es
notwendig, die Tiefenmesszeiger „auf Null“ zu stellen. Und dies geschieht durch das Drehen an der Krone bei „vier Uhr“.
Hier mal ein Bild aus der US-Patentschrift der IWC, auf dem Ihr den technisch sehr
aufwändigen Aufbau der Krone (man beachte alleine die ganzen Kronen…) erkennen könnt:
Ebenfalls bemerkenswert ist, dass die IWC dieses Patent erst im Jahr 2002, dem Jahr der Einstellung der Deep One in den USA eingereicht hat!
Doch später mehr zu dieser Patentschrift.
Im Folgenden möchte ich Euch den Tiefenmessmechanismus näher erläutern:
Auf den nächsten Abbildungen werdet Ihr sehen, wie die Anzeige der Tauchtiefe
von statten geht:
Hier der Ausgangszustand. Beide Tiefenmesszeiger stehen bei null Metern Tauchtiefe:
Nun tauche ich ab auf ca. 35 Metern Tauchtiefe und beide Zeiger wandern mit in diese Tiefe.
Jetzt tauche ich auf und der Schleppzeiger bleibt bei den gut 35 Metern stehen.
Der Tiefenmesszeiger zeigt mir die aktuelle Tauchtiefe (20 Meter) an:
Auf diesem Bild sieht man den Zustand nach dem Austauchen.
Der Tiefenmesszeiger steht bei null Metern Tauchtiefe, der Schleppzeiger bleibt bei gut 35 Metern. Nun kann man den Logbucheintrag machen usw. .
Wenn man den Schleppzeiger zurücksetzen will, dann reicht ein Druck auf die Krone bei „zwei Uhr“ (siehe oben):
Auf diesem Bild seht Ihr an der Krone bei „vier Uhr“ die Prüfpumpe montiert, ich habe diesen Tauchgang ja nur auf dem Trockenen simuliert.
Jetzt sind beide Tiefenmesszeiger wieder deckungsgleich und ein neuer Tauchgang könnte starten:
Es geht weiter im Teil 2 dieses Artikels!
Gruß!
Sascha